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^ 99 . Amts- und Anzeigcökatt für den Mezirk Halw. 78 . -ahrMz.

LrscheinungStage: Dienstag, Donnerstag, Sams­tag, Sonntag. JnsertionSpreiK 1V Pfg. pro Zeile fllr Stadt und Be-irkSorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Samstag, den 27. Juni 1903.

Abonnementspr. in d. Stadt pr. Viertelj. Mk. t.10 incl. Lrägerl. Dierteljährl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar­ortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10. Bestellgeld 20 Pfg.

Amtliche AeLarmtAKchrmgen.

Die Ortsbehörden

werden auf die in Nc. 16 des Regierungsblatts erschienene Bekanntmachung des K. Medt- zinalkollegirrms, Abteilung für die Staatsbanken - anstalten, betr. die Berpflegungsgelder der Slaatsirrenanstalten vom 10. d. Mts., hiemit besonders aufmerksam gemacht.

Calw, 25. Juni 1903.

K. Oberamt. Voelter.

Die Ortsbehörden

werden auf die Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, Abteilung für Feldbereini­gung, betreffend die Durchführung von Feld- bereinigunge» anstatt der Bornahme um­fangreicher Vermarkungen vom 28. Febr. 1902, wieder abgedruckt in Nr. 25 des Wochenblatts für Landwirtschaft vom 21. ds. Mts., wiederholt auf­merksam gemacht und angewiesen, jeweils nach Bornahme einer Grenzbefichtigung durch den Herrn Bezirksgeometer zur Erwägung der Frage der Durchführung einer Feldbereinigung statt einer oft mit hohen Kosten verbundenen nutzlosen Ver­markung die aufgestellten Grenzbesichtigungs- protokolle alsbald anher vorzulegen.

Calw, 26. Juni 1903.

K. Oberamt.

Vo elter.

Eagesneuigkeiten.

** Calw, 25. Juni. Der gestrige Tag brachte hiesiger Stadt eine Menge Gäste aus allen Teilen Württembergs. DerDeutsche Lehrer­verein für Naturkunde" (Abteilung Würt­temberg) hielt hier seine Landesversammlung ab. Die Teilnahme war über Erwarten groß. Etwa 250 Lehrer, dazu ein Teil der Nagolder Seminaristen nahmen an der Versammlung teil. Von 89 Uhr

hielt der Landesausschuß seine geschäftlichen Be­ratungen imAdler" ab. Von 9'/-II Uhr wurde die Ausstellung im neuen Schulhause besucht. Die Besucher waren ganz überrascht von der Fülle des Dargebotenen und von der geschmackvollen, übersicht­lichen Anordnung. Im Laufe des Tages wurde den hiesigen Lehrern, insbesondere Hrn. Jäkle für die Ausstellung viel Anerkennung zu teil. Im Ver­einshause begannen die Verhandlungen um '/,11 Uhr. Herr Dekan Roos, Hr. Rektor I)r. Waizsäcker, Hr. Handclsschuldirekter Weber, Hr. Bezirksschul­inspektor Stadtpfarrer Schmid, sowie verschiedene Lehrer des Lyceums und der Handelsschule beehrten die Versammlung mit ihrer Gegenwart; Hr. Stadt­schultheiß Conz ließ sich als dienstlich verhindert entschuldigen. Der Vorstand, Schullehrer vr. Lutz von Stuttgart, eröffnet« die Versammlung. Herr Bczirksschulinspcktor Stadtpfarrer Schmid begrüßte sie im Namen der Ortsschulbehörde und betonte, daß er mit den Bestrebungen des Vereins sich eines Sinnes fühle, da die Beschäftigung mit der Natur dem Menschen die reinsten Freuden biete. An den Rechenschafts- und Kassenbericht anschließend, fügten die betr. Referenten die Mahnung an, für die Ver­einssache zu wirken, damit er immer mehr auch das Interesse von Privaten erwecke. Der Verein zählt z. Z. in Württemberg 5000, in ganz Deutschland 25 000 Mitglieder. Der erste Vortrag,die natür­lichen Verhältnisse unseres Bezirks", wurde von Hrn. Jäkle gehalten. In sehr eingehender Weise be­handelte der Redner sein Thema; mit Bienenfleiß hatte er alles zusammengetragen, was den Vortrag zu einem abgerundeten Bild unseres Oberamts machte. Eingehender auf denselben einzugchen, ist des Raumes wegen hier nicht möglich. Da er von allgemeinem Interesse ist, dürfte er vielleicht später den Lesern ds. Bl. wörtlich mitgeteilt werden. Aus dem Vollen und Tiefen der Naturwissenschaft schöpfte Herr Scminaroberlehrer Köhler in seinem Vortrag: Der Tannenwald eine Lebensgemeinschaft." Er ging davon aus, daß heutzutage der Naturgeschichts­unterricht nicht mehr wie früher ein trockenes Syste­

matisieren sei, sondern mehr die biologische Seite, das Zusammenleben der Lebewesen betone; so führte auch er den Wald als ein zusammengehöriges Ganze vor, dessen einzelne Glieder sich da zusammenfinden, wo ihnen die Lebensbedingungen günstig sind, um vereint ihre Existenz zu wahren. Der mit den neuesten Forschungen der Naturwissenschaft gut vertraute Redner erläuterte seinen Vortrag durch treffliche An­schauungsbilder. GroßerBeifall wurde beiden Rednern zu teil. An die Versammlung schloß sich ein ge­meinsames Mittagessen imRößle" an, wo sich bald auch eine fröhliche Lebensgemeinschaft bildete, wo Dank der vorzüglichen Küche alle Glieder ihre gegen­seitigen Interessen geltend machten. Herr Mittel­schullehrer Baß -Stuttgart Loastierte auf das Aus- ftellungskomite und auf denBezirksverein für Natur­kunde", Herr Oberlehrer Fr e u d en b er g-Heil- bronn auf den bewährten Vorstand I)r. Lutz; Herr Bezirksschulinspektor Schmid auf das fernere Ge­deihen des Vereins. Die folgenden Stunden waren dem Besuch der Ausstellung, der Besichtigung der Mineraliensammlung von Herrn Bergrat Schüz und verschiedenen Spaziergängen gewidmet, bis abends 6 Uhr die Gäste sich zu geselliger Unterhaltung wieder imBadischen Hof" zusammenfanden, wo der Lehrer­gesangverein einige Lieder sang. Nur zu bald ent­führten die Abendzüge die l. Gäste. OA-^"Calw, 26. Juni. Die Stichwahl yat'zu Gunsten Schweickhardt's entschieden. Auf die vereinigte Linke (Demokratie und Sozial­demokratie) fielen 9552, auf die Rechte 9111 Stim­men. Schrempf ist mit einer Minderheit von 438 Stimmen unterlegen. Die Abstimmung in den 4 Oberämtern ergab folgendes Resultat: Calw: Schrempf 2205, Schweickhardt 2597, Herreuberg: Schrempf 3454, Schweickhardt 1064, Nagold: Schrempf 2448, Schweickhardt 2005 und Neuen­bürg: Schrempf 1007, Schweickhardt 3806 Stimmen. Die Zahl der gültig abgegebenen Stimmen beirug 18662, bei der Hauptwahl 17192; cs haben dem­nach bei der Stichwahl 1470 Wähler mehr abge­stimmt. ^Sie Zahl der Wahlberechtigten beläuft

Nachdruck verboten

Ireiwissig arm.

Original-Roman v. Jda John-Arnstadt.

(Fortsetzung.)

Die, gnädiger Herr, sind nicht mehr da."

Als hätte er einen Schlag ins Gesicht erhalten, so erschrocken Krümelte Arnold zurück.Frau! fuhr er auf,wissen Sie das genau?"

So genau wie ich fünf Finger an der Hand habe. Im vorigen Sommer sind sie fortgszogen; es weiß kein Mensch nicht wohin. Ob cs dcr Lori zu ein­sam war in der ewigen Waldstille? Sie hatte ja wohl in der Hauptstadt ge­dient oder warum sie sonst fort sind? Ja, die Lori! Es war ein apartes Ding immer ang^zozen wie eine Prinzessin und Lackstiefelchen an den Füßen; aber hübsch war sie, bildhübsch, und gut, seelengut, Herr Premier. Und wie die mit der Alten tat! Als wäre die eine leibhaftige Fürstin. Ich bitte Eins! die war doch halt kein bischen.mehr, als die Lori selbst; ganz armer Lerche Kind."

Kannten Sie 'die Nichts?"

Na ob, gnädiger Herr! Die hat manche halbe Stunds auf meinem Bett­rand gesessen, als ich das Fieber hatte und mir den Wein und die gute Suppe öffelweise in den Mund gegeben. Und sie hatten cs doch auch nicht übrig, die Holdermanns."

Zweigbahn nach Haltestelle Z., Station B., Bad L., cinsteigen!" rief der Schaffner herein.

Wie im Traume, langsam, als habe er noch Stunden Zeit, arbeitete sich

Arnold in den schweren Pelz, drückte die Bibermütze auf den Kopf und hing sich dis Kuriertasche um. Das alte Mütterchen sah ihm verwundert zu im Vorüber­hasten und nickte:Glückliche Reise, gnädiger Herr Premier, und fröhlicheHeimkehr!"

Zerstreut erwiderte er den freundlichen Gruß.

Ach! wo war nun all die freudige Eile? Dahin! dahin! Keinen Zweck und kein Ziel mehr! Sie war ja fort, auf und davon, um deretwillen er über das Meer herübergekommen war; vielleicht schon mit einem anderen verheiratet, er hatte sie ja selbst freiggeben. Nun sing es von neuem an das Wandern! Ach und er war müde, lolmüde. Hier bleiben konnte er nichß keine Woche. Sollte er nicht lieber stehenden Fußes wieder umkehren? Ja, es war das beste. Doch Vater und Mutter? Sie noch einmal sehen, sprechen, ihren Segen mit hinaus­nehmen in die Wüste d.s Lebens, dann fort, fort, so rasch und so weit, als nur möglich. Mit diesem Gedanken bestieg und verließ er den Zug. Bad L., die letzte Station lag ja zu den Füßen der Brunncckshöhe; in einer Viertelstunde konnte er oben sein, wenn er rüstig ausschritt.

Er blickte hinauf, fast gleichgiltig, hoffnungslos, auch dort kein anderes Licht, als ein schwachschimmerndcr Schein aus dsn Bedientenstuben. Es war ja Mitter­nacht; doch selbst in den Schlafzimmern der Eltern lauter dunkle Fenster: waren sie in einen anderen Schloßflügel verlegt? Mechanisch verhandelte er mit einem Dienstmann, welcher sein Gepäck dem Portier übergcben sollte. Ec hätte getrost alles drüben kaffen können über dem Ozean, auch die Perlenschnur für seine einst seine Lori, <4^. Warum hatte er eine solche gewählt? Perlen bedeuten Tränen.

So lang, wie in dieser Nachtstunde war ihm der Weg da herauf noch nie­mals geworden. Selbst d§r,Himmel hatte keinen Stern für ihn; dunkel trübe