.ll»L

r: IUI

WML

MUL

cHÜroLW

'l. -

MW

EZ!

MMWHW

^s 98.

Amts- und Anzeigeölatt für den Bezirk ßakw.

78. Jahrgang.

LlschedmngStage: Dienstag. Donnerstag, TamS- tllg. Sonntag. JnsertionSnrclS 10 Psg. pro Zeile für Stadt und BezirkSorte; außer Bezirk IS Pfg.

Donnerstag, den 25. Hmn 1903.

Abonnementspr. in d. Stadt pr, Biertelj. Mk. l.10 incl, Trägerl. Bierteljährl. Postbezugspreis ohne Beftellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ortsverlshr 1 Mk.. f. d, sonst, Verkehr Mk. 1,10, Bestellgeld 20 Pfg,

Amtliche Kekanntrrrachrmgerr.

Die Ortsschulbehörden

derjenigen Gemeinden, in welchen ein Bedürfnis vorliegt, den Unterricht in der gewerblichen Buch- und Rechnungsführung in den Lehr­plan der allgemeinen Fortbildungsschule aufzunehmen, wollen darüber bis 10. Juli d. I. an das Unter­zeichnete Bezirksschulinfpektorat berichten.

Calw, 23. Juni 1903.

K. gemein. Oberamt in Schulsachen: Voelter. Schmid.

Tagesneuigkeiten.

** Calw. Aus Anlaß der hier statt­findenden Landesversammlung desDeutschen Lehrervereins für Naturkunde" wurde im neuen Schulhause in verschiedenen Schulsälen eine Ausstellung veranstaltet, die nicht nur die Lehrer interessieren sondern die jedem Naturfreunde durch ihre Reichhaltigkeit und schöne Anordnung etwas Ansprechendes bieten dürfte.

Die Ausstellung ergänzt und illustriert die bei der Versammlung gehaltenen Vorträge:Der Tannenwald, eine Lebensgemeinschaft" und die geognostischen Verhältnisse des Bezirks Calw."

Ein großer Teil der Ausstellung ist darum dem Wald gewidmet. Ein richtiger Tannenwald mit allen einheimischen Nadelhölzern, mit seinen charakteristischen Pflanzen und Tieren ist im Schul­saale eingepflanzt. Hr. Kürschner Kolb und einige Privatleute haben ihre ausgestopften Tiere hiezu bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Auch die menschliche Betriebsamkeit im Walde kommt zur Geltung. Eine prächtige Sägemühle (von Hrn. Graser-Altburg) und ein Floß beleben das Schwarzwaldtal, ein Kohlenmeiler mit Köhlerhütte und eine Blockhütte zieren seine Höhen.

Wie die Erzeugnisse des Waldes, insbesondere das Holz, verwendet werden, das zeigenEichlers Stoffsammlung", die halb- und ganzfertigen Fabrikate

der Papierfabrik Höfen. Unsere sämtlichen Holzarten sowie die Torfmoorpflanzen des Schwarzwaldes find ausgestellt von Hrn. Lehrer Nagel- Agenbach. 80 verschiedene Holzarten, wie sie in der Industrie verwendet werden, sind von Hofpianofortefabrikant Herrn Fr. Günther in Kirchheim ausgestellt, eine prächtige Geweihsammlung von Hrn. Lehrer Jäkle-Calw.

Die Wände des Saales sind dekoriert mit den schönenLutz'schen Bildertafeln" und mit seinen Bildern unserer Haustiere. Ans langen Tafeln ausgelegt sind die prächtigsten Sammlungen unserer sämtlichen Farne, Moose, Pilze und Flechten von den HH. Lehrer Herrinann-Mürr, Seminar­oberlehrer Ko hier-Eßlingen, Lehrer Ober- meyer- Stuttgart (96 getrocknete P lze).

Eben diese Herren haben auch große Jnsekten- sammlungen (Käfer und Schmetterlinge) ausgestellt; prächtige Schaustücke exotischer Käfer und Schmetter­linge sind von Hrn. Goldarbeiter Olpp und Frau Käser zu sehen.

Mehr auf den II. Vortrag beziehen sich die Mineralien, die Hr. Bergrat Schüz aus seiner großen Sammlung zu diesem Zweck zusammen stellte. Sie zeigen uns olles, was der Schwarz­wald, insbesondere unser Bezirk, auf diesem Gebiete aufweist. Von Hrn. Praßler, Marmorschleiferei- Tcinach sind etwa 80 verschiedene Marmorstücke, von Hr. Lehrer Molter aus Idar a. d. N, präch­tige, ungeschliffene Achate (verkäuflich), von Hrn. Jäkle-Calw eine Muschelsammlung, von der Teinacher Brunnenverwaltung verschiedene Füllungen von Teinacherwasser ausgestellt, den Torf von Würzbach nicht vergessen. Interessante Gegenstände aus den Missionsgebieten haben Herr Olpp, Frau Käser und Hr. Gundert zur Schau gestellt.

In andern Lokalen finden sich die physikalischen Apparate und optischen Instrumente von Hrn. Hof­lieferant Spindler-Stuttgart (verkäuflich), sowie prächtige Bilderwerke ausgestellt von Hrn. Buch­

händler Häußler-Calw. Die Künstler-Steinzeich­nungen von Tcutner sollen in unserer Jugend Sinn fürs Schöne wecken, die Meiuhold'schen und Schreiber'- schen Bilder sind für den Anschauungsunterricht bestimmt; die prächtigen Photochrombilder zeigen uns interessante Ansichten aus Italien, aus der Türkei und aus Palästina.

Die schöne, wohlgelungene Ausstellung ist zum größten Teil das Werk von Hrn. Schullehrer Jäkle hier, der durch hiesige und auswärtige Naturfreunde unterstützt wurde.

Ein Besuch derselben kann jedermann bestens empfohlen werden. Die Ausstellung bleibt noch bis Montag geöffnet und zwar Werktags von 35 Uhr, am Sonn- und Feiertag von 115 Uhr.

Alten steig, 22. Juni. Seit der Hebung von 5 Wohnhäusern durch Bauunternehmer Rück- gauer aus Stuttgart herrscht hier eine rege Bau­tätigkeit, die sich noch steigern wird, da an der neuen Straße von der unteren zur oberen Stadt und nach Altensteig-Dorf noch eine Reihe von Neubauten erstellt werden. Sämtliche an der Straße liegenden Grundstücke sind als Bauplätze angekauft worden. Mehrere stattliche Gebäude in diesem neuen Stadtteil waren während des vorigen Sommers von Luftkurgästen bewohnt. Die Lage ist sehr gesund und landwirtschaftlich reizend, der Wald ganz nahe. In Alten steig-Dorf wird die Kirche, eine der ältesten des Landes, gänzlich umgebaut.

Stuttgart. (Lohnbewegung.) Die Malergehilfen versammelten sich gestern abend zum drittenmal im Gcwerkschaftshaus und kamen zu dem Beschluß, ihre Forderungen sofort an die Meister zustellen und bis Mittwoch abend die Antwort darauf zu verlangen. Der Zentralvor­stand der Malerorganisation, Tobler-Hamburg, der zur gestrigen Versammlung erschienen war und in längerer Ausführung über die Lohnbewegung der hiesigen Maler sprach, vertrat die Ansicht, daß nach Lage der Verhältnisse ein günstiges Ergebnis in

Nachdruck verboten

IreiwMg arm.

Original-Roman v. Jda John-Arnstadt.

(Fortsetzung.)

Nach Hause!" riefen alle wie aus einem Munde.

Wenn cs sein kann, mein Chef. Die Bücher und was sonst noch zu tun ist, ordne ich diese Nacht noch."

Ah bah! Herr von Brunneck, es ist ja alles in bester, musterhafter Ordnung, und Ihre Stelle ist besetzt; morgen tritt mein Neffe in das Ge­schäft ein. Sie müssen nämlich wissen, daß mir der deutsche Konsul düse Zeitung schon vor einer ganzen Woche zugeschickt hat; doch Schweigen ist Gold. Ich schrieb hin und her und bereitete alles für Sie vor. Sie brauchen nur Ihre Effeckten zu packen und nebst ihrem fälligen Gehalt die kleine Gratifikation für die Nachtarbeit dieser Woche entgegen zu nehmen. Ha, ha! Jetzt geht Ihnen wohl ein Licht auf!? Sie hielten mich sicher für einen Kaufmann, als ich Sie wegen der Zucker- und Kaffee- und Reisangclegenheit mit doppelter Arbeit belä­stigte; es sollte eben alles abgeschlossen sein bis heute, auch die Jnveniur. Und nun, bitte, trinken Sie noch ein Glas mit uns. Auf eine sonnige Zukunft! Und erzählen Sie uns dabei Ihre Geschichte, so weit es Ihre Verhältnisse gestatten. -Pedro! Sekt und Gläser!"

*

* >?-:

Mitte Februar und 21 Grad Kälte! Das arme Wils, die hungernden, frierenden Vögel! In Scharen flüchteten die Tiere den Futtterplätzen zu, und

doch sterben ihrer Hunderte, bevor sie ein Obdach, ein Körnchen oder Hälmchen Streu erreichten. Ganz besonders war der Thüringer Wald bedroht, ganze Ort­schaften lagen von allem Verkehr abgeschnitten, die Eisenbahn unfahrbar vor Schnee, Flüsse und Seen fest zugefrorcn. Was vermag solcher Naturmacht gegenüber der ungeduldigste Menschengeist!

Da heißt es warten und abermals warten, wie so oft im Leben. Ach, und dem jungen Reisenden, welcher im Wartesaale des Bahnhofes I. so nervös auf und abrannte, ward es so schwer das Warten, eine halbe Stunde vor dem Ziele! Der nicht große Raum war zwar behaglich warm aber schlecht beleuchtet; die Pachtwirte solch kleiner Zweigbahnen muffen sparen wo sie können. Ec aber brauchte Licht so viel als möglich, denn cs war das Hangen und Bangen der Freude, der Sehnsucht und der Liebe, was ihn so ruhelos machte, und solches Glücksgefühl will die ganze Welt im Strahlenkränze sehen.

Mit ihm hofften auch manche auf den verspäteten Zug, dem erst die Strecke durch den Schneepflug sreigcmacht werden mußte. Männer, Frauen und Kinder saßen und lehnten müde umher, denn es war ja Schlafenszeit, nachts 12 Uhr.

Auch ein altes, gebrechliches Mütterchen, mit einem armseligen Bündelchen an der Hand, das sie behütete wie einen köstlichen Schatz, stand in der Nähe des Ofens. Just vor der Alten blieb der aufgeregte Reisende stehen, zum zehnten- odcr zwölstenmale Pelz und Reisetasche ausnehmend und mutlos wieder über dis erste, beste Stuhllehne hinschleudernd.

Haben Sie schon einen solchen Winter erlebt, Mütterchen?" fragte er und schob der vor Schwäche zitternden einen Stuhl hin, den sie dankend annahm.

Na ob, gnädiger Herr! Wenn man die Achtzig hinter sich hat! Sie sind