liegen die Verhältnisse nicht viel besser. Dieses einsehend wurde nun von den bürgerl. Kollegien einstimmig der Bau einer neuen Wasserversorgungsanlage mit Pumpstation unter Verwendung von Quellen im sog. Kuhbachtal beschlossen.
Göppingen, )27. Juni. Fünf lebende Generationen waren hier in der Familie Greiner vertreten, und zwar alle in der weiblichen Linie. Es lebten Ur-Urgroßmutter, Urgroßmutter, Großmutter. Mutter und Kind nebeneinander. Jetzt ist das älteste Glied der Familie, die 93 Jahre alte Ur-Urgroßmutter gestorben, und damit ist die älteste Generation aus jener Familie, die in dieser Zahl von Generationen im Lande wohl einzig dastand, ausgeschieden.
Sau lg au, 2. Juli. Die Scheuer samt Stallung des Bauern Otto Nassal in Oberweiler, Gmde. Laubach, ist vollständig niedergebrannt. Auch ein Pferd und zwei Ochsen, sowie sämtliche Futtervorräte sind dem Feuer zum Opfer gefallen. Es gelang der Feuerwehr, die schwer bedrohten Nachbargebäude zu retten.
Prinz Heinrich-Touren-Fahrt, 2200 km. Der Neckarsulmer Viercylinder Motorwagen 20 Uk. der Neckarsulmer Fahrradwerke A. G. Königl. Hoflieferant Neckarsulm, hat bei dieser Fahrt glänzend abgeschnitten, nachdem der Fahrer Nr. 141 C. Schmidt ohne jeden Defekt am Ziel innerhalb der vorgeschriebenen Zeiten eintraf; auch die Schnelligkeitsprüfung in Schleswig-Holstein mit einem 63 Kw-Tempo bei einem Wolkenbruch und aufgeweichten Straßen und die Bergfahrtprüfung bei Bacharach mit einem 35 Km-Tempo bei 8 °/v Steigung ist als ein vorzügliches Resultat zu bezeichnen. Das Resultat des Neckarsulmer Motorwagens ist deshalb noch besonders hervorzuheben, weil der Wagen eine vollständig reguläre Type, wie sie in Serien für den praktischen Gebrauch gebaut wird, darstellt, währenddem sonst von den meisten Fabriken spezielle langhubige Renntypen und Karosserien gefertigt wurden.
Auf der vom 6.-13. Juni in Tuttlingen abgehaltenen Fachausstellung für das Wirtsgewerbe wurden die altbewährten Sprudel Geroldstein und Ueberkingen, sowie der natürliche Göppinger Sauerbrunnen mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet. Die Car oler-Quellen erhielten die silberne Medaille.
Stuttgart. lLaudesproduktenbSrse.1 (Bericht vom 29. Juni.) Von der abgetaufenen Woche ist folgendes zu berichten: Ihren günstigen Einfluß auf das Wachstum der Pflanzen aller Art haben Witterung und Temperatur auch weiterhin beibehalten und Wasserstand sowie Rhein- srachten sind ebenfalls ziemlich unverändert geblieben. So- dann ist noch zu erwähnen, daß die nach Europa verschifften Mengen an Getreide uud Mehl wieder etwas zugenommen, die sichtbaren Weizenvorräte in Nordamerika dagegen sich abermals verringert haben. Die maßgebenden Handelsplätze des Weltmarkts verkehrten in flauer Tendenz, welche sich in der Hauptsache auf die Saatenstandsmeldungen stützt. — Mehlpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 32 Mk. 50 Pfg. bis 83 Mk. 50 Psg., Nr. 1: 81 Mk. 50 Psg. bis 32 Mk. 50 Psg., Nr. 2: 30 Mk. 50 Psg. bis 31 Ml. 50 Psg., Nr. 3: 29 Mk. 50 Pfg. bis 30 Mk. 50 Pfg., Nr. 4: 28 Mk. — Pfg. bis 29 Mk. — Pfg. Kleie 10 Mk. — Pfg. bis 10 Mk. 50 Pfg. (ohne Sack).
Frau von Wenkhaus, eine kleine, zierliche Dame, stand mit echauffiertem Gesicht inmitten ihres Salons und hielt ihren beiden Töchtern eine eindringliche Rede.
„Er kann Universitätsprofessor werden, und er braucht keine Kaution! Bedenkt das!" schloß sie mit Nachdruck.
Marion, die jüngere der Schwestern, wiegle sich mit hochmütiger Nonchalance in ihrem Schaukelstuhl.
„Glücklicherweise", sagte sie, „handelt es sich ja nicht um mich. Er schmachtet ja Eva an."
Eva, die ältere und schönere, stand vor dem Spiegel und befestigte sich einige La France-Rosen in ihren lichtbraunen Haarwellen.
„Allerdings", nickte sie und lächelte ihrem Spiegelbild zu.
„Herr Dr. Aßmuth", meldete das Mädchen.
Einen Goetheband im Arm und im Herzen selige Hoffnung, so betrat Georg Aßmuth den Salon und wurde von der Dame des Hauses mit größter Liebenswürdigkeit empfangen.
Auch Eva, an deren reizendem Spiegelbild sein erster Blick gehangen, reichte ihm lächelnd die Hand — „Willkommen, Herr Doktor" — während Marion kaum merkbar den Kopf neigte.
„Sie glauben nicht, mein lieber Herr Doktor", sagte die Mama am Teetisch, „wie wir uns auf Tasso freuen. Meine Töchter, zumal Eva, interessieren sich ungemein für die Klassiker."
Dr. Aßmuth überhörte diese Worte, da ihm Eva soeben den Kuchenteller bot mit holdem Lächeln und
vLiMlschles.
Neuenbürg, 30. Juni. Die Erdbeere, die erste Gabe, die uns die gütige Natur aus dem Füllhorn ihres alljährlichen Fruchtsegens auf den Tisch legt, ist reif. Schon der Anblick der köstlichen Frucht mit ihrem verlockenden Rot und ihrem duftigen Aroma reizt zum Genüsse derselben und es dürfte wenige Menschen geben, die sich aus einem reichlichen Erdbeerengericht „nichts machen". Doch können sich viele den Luxus eines sättigenden Erdbeerenmahls nicht leisten, da der Preis derselben für sie ein etwas hoher ist. Wem es aber immer möglich ist, sich die Wohltat des Erdbeerengenusses zu verschaffen, der versäume dies nicht; denn die Erdbeere ist nicht allein eine sehr schmackhafte, sondern vor allem eine der Gesundheit sehr dienliche Frucht. Sie reinigt das Blut, wie kaum ein anderes Mittel und schon mancher, dessen Gesundheit nicht so recht fest war, hat sich mit Erdbeeren kuriert. Besonders zu empfehlen sind Erdbeeren allen denjenigen, die an Verdauungsstörungen leiden. So sehr der Genuß der Erdbeere zu empfehlen ist, ebenso sehr muß zum Anbau derselben geraten werden. So mancher könnte sich ein schönes Stück Geld holen, wenn er sich entschließen könnte, eine Erdbeerpflanzung anzulegen. Wer aber nur ein kleines Gärtchen sein nennt, der mag nicht versäumen, die Erdbeeren für seinen Hausbedarf selbst zu ziehen. Der Aufwand hierfür ist ein sehr geringer, den Nutzen und den Gewinn aber, den ihm die kleine Mühe einbringt, wird er am besten selbst aus dem Resultat der Anpflanzung erkennen lernen.
Fast zwei Jahre unschuldig im Zuchthause. Am 1. Oktober 1906 wurde der verheiratete Fabrikarbeiter Ernst Klann von Barmen vom Schwurgericht zu Elberfeld wegen Notzuchtverbrechens aus 8 177 des Strafgesetzbuchs zu 5 Jahren 1 Monat Zuchthaus verurteilt. Die Verurteilung erfolgte auf Grund der bestimmten eidlichen Aussage des Mädchens, und Klann, der von Anfang an bis zum letzten Augenblick das Verbrechen bestritten hatte, wurde nach Siegburg ins Zuchthaus gebracht. Seine Frau und Kinder gerieten nun in Not, und ein Stück nach dem andern ihrer Habe wurde ihr aus dem Hause geschleppt und verkauft. Am letzten Samstag wurde Klann auf drahtliche Anweisung der Elberfelder Staatsanwaltschaft auf freien Fuß gesetzt, denn es hatte sich inzwischen herausgestellt, daß das Mädchen einen Meineid geschworen hat und Klann an dem Verbrechen völlig unschuldig ist. Am Montag fand sich Klann bei der Elberfelder Staatsanwaltschaft ein, um schleunigste Unterstützung und Entschädigung zu bitten, da er völlig mittellos ist und nicht sofort Arbeit finden kann. Gegen das Mädchen ist das Verfahren wegen Meineids eingeleitet worden.
Bauernregeln für Juli. Die erste Birn' bringt Margareth (13.), drauf überall die Ernt' angehl. — Nur im Juliglut werden Obst und Wein dir gut. — Was Juli im August nicht vermocht, wird auch im September nicht gar gekocht. — Sankt Kilian (8.) stellt die Schnitter an. — Wie der Juli
der Versicherung, daß nichts in der Welt über „Mohrenköpfe mit Schlagsahne" gehe!
Was war ihm Marions Hochmut, was die wortreiche Liebenswürdigkeit der Frau Mama? Georg Aßmuth sah nur das reizende Lächeln, das Eva für ihn hatte. „Wie ein Gebilde aus Himmels- höh'n" erschien sie ihm auch heute wieder — mit diesem Lächeln und den strahlenden Augensternen, mit dem weißen, fließenden Gewand und den La France-Rosen im schimmernden Haar. War sie nicht selbst die Verkörperung einer holden Dichterphantasie? Und er, der Glückliche, er durste ihr Tasso vorlesen!
„Ich freue mich ungemein. Ihnen die herrliche Dichtung vortragen zu dürfen", begann er und nahm den Goetheband. Seine Ansprache galt zwar allen drei Damen, seine Augen aber waren nur auf Eva gerichtet — und Eva lächelte! Das sagte ihm genug, mehr als Worte, mehr als der Redeschwall der Mama, mit dem sie ihn ihrer besonderen Hochachtung für Goethe und Tasso nochmals huldvollst versicherte.
— (S chluß f olgt.) —
(Freßkrankheit.) Unter diesem unschönen Namen versteht man eine Krankheit des Kanarienvogels, welche im Grunde Schnabelentzündung ist. Der Vogel frißt anscheinend unaufhörlich und scheint gar nicht satt werden zu wollen, bei näherer Prüfung jedoch entdeckt man, daß er die Körner lediglich aufgebissen und Inhalt und Schale am Boden ver-
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war, wird der Januar. — Fällt vor Jakobi die Blüte vom Kraut, auf keine guten Kartoffeln man baut. — Im Juli will der Bauer schwitzen und nicht hinterm Ofen sitzen. — Ist der Juli kühl und naß, dann bleibt Scheune leer und Faß. — Wenn gedeihen soll der Wein, muß der Juli trocken sein.
— Wenn's an Mariä Heimsuchung regnet, sind wir 40 Tage mit Regen gesegnet. — So golden die Sonne im Juli strahlt, so golden sich auch der Roggen mahlt. — Es donnert, es blitzt in einem fort, und drohend nah'n die Wolken dort, wer sich von jeder Schuld fühlt rein, den schrecket nicht der Blitzes Schein. — Dampft das Strohdach nach Gewitterregen, kehrts Gewitter wieder auf andern Wegen. — Dem Sommer sind Donnerwetter nicht Schande, sie nützen der Luft und dem Lande. — Merkt, daß heran Gewitter zieh'n, schnappt auf der Weid nach Luft das Vieh; auch wenn's die Nasen auswärts strent und in die Höh' die Schwänze reckt.
— Gibt Ring oder Hof sich Sonn' oder Mond, bald Regen und Wind uns nicht verschont. — Sommers Höhenrauch in Menge, ist Vorbote von großer Winterstrenge. — Sind abends über Wies' und Fluß Nebel zu schauen, wird die Luft schön anhaltend Wetter brauen. — Ist Jakobi (25. Juli) hell und warm, macht zu Weihnachten den Ofen warm. — Wenn St. Annen (31. Juli) die Ameisen aufwerfen, so soll ein strenger Winter folgen. — Hundstage klar, furchtbares Jahr.
Erste Hilfe bei Hitzschlag. Ein Arzt gibt folgendes bekannt: Vorboten des Hitzschlages sind gewöhnlich: heiße Haut, trockene Zunge, beschleunigtes Atmen, Eingenommenheit des Kopfes, rasch auftretende allgemeine Schwäche, dunkel- oder bläulichrotes Gesicht. Die erste Hilfe bei Hitzschlag, welche noch vor Ankunft des Arztes eingeleitet werden muß, ist folgende: Unterbringung des Kranken an einem schattigen Orte, Lagerung mit erhöhtem Kopfe; rasche Abnahme aller beengenden Kleidungsstücke, wie Hemdkragen, Westen, Mieder, Gürtel; kalte Umschläge auf den Kopf, kalte Waschungen des Körpers, besonders der Brust; Zuführung von frischer Luft durch Fächeln; Trinken oder Einflößen von kaltem Wasser, von Wasser mit etwas Weinsäure oder Zitronensäure; bei schlechter Atmung künstliche Atembewegungen. Alkohol in jeder Form ist zu meiden. Es ist so rasch als nur möglich für ärztliche Hilfe zu sorgen, da schwere Fälle von Hitzschlag ohne entsprechende ärztliche Hilfe auch zum raschen Tod des Kranken führen können.
(Bereicherung der Mythologie.) Leutnant: „Wie gefällt Ihnen die Baronesse?" — Assessor: „An deren Wiege haben gewiß die drei Grazien gestanden!" — Leutnant: „Drei nur? Ein ganzes Armeekorps!"
(Der biedere Landmann.j Gast (im Bauernwirtshaus) : „Sagen Sie mal, das ist ja Margarine, was Sie uns hier vorgesetzt haben!" — Wirt: „Ja, sollte man mich denn mit der neuen Kuh schon wieder angeschmiert haben?"
streut hat. Das Tierchen ist durch die genannte Entzündung eben nicht in der Lage, den Samen zu verschlucken. Meinen Vögeln, wenn sie einmal an dieser Krankheit litten, habe ich in Milch geweichtes Eierbrot, was der Kanarienvogel gerne frißt, und auch bei dieser Krankheit herunterbringen kann, täglich zweimal frisch gereicht und zwar dies acht bis zehn Tage lang.
(Um emailliertes Kochgeschirr) wieder hell zu machen, ohne daß die Glasur darunter leidet, tut man für etwa 3 Pfennig Pottasche nnd ebensoviel Chlorkalk zusammen in den dunkel gewordenen Topf, gießt 3 Liter Wasser hinzu, und stellt den Topf eine Zeitlang an einen warmen Ort. Nach dem Putzen mit dieser Lösung ist das Geschirr wieder klar und rein.
(Kindermund.) Zur Belohnung für sein gutes Betragen wurde dem kleinen Fritz gestattet, als seine Eltern eine Gesellschaft gaben, sich mit zu Tische zu setzen. Er aß tapfer darauf los, da er sich mit Unterhaltung nicht aufzuhalten brauchte, denn seine Mutter hatte ihm klar gemacht, daß man artige Kinder wohl sieht, aber nicht hört. Als aber am Schluffe des Desserts eine Pause in der Unterhaltung eintrat, rief er: „Papa, kannst du raten, was ich unterm Tische habe?" — „Nein, mein Sohn", entgegnete sein Vater mit nachsichtiger Miene, „was ist es?" — „Leibschmerzen!" schrie der kleine Fritz vergnügt.