binnen weniger Stunden in Asche. Die freiwillige Feuerwehr Vaihingen konnte ihre Tätigkeit nur auf die Rettung der nebenanstehenden Scheuer, sowie einer anderen Lagerhalle, die leer war, beschränken. Der Schaden ist bedeutend. Die Entstehungsursache ist unbekannt. ,

Horgenzell OA. Ravensburg, 22. März. In der Wirtschaft zum Baumgarten hat ein 50 Jahre alter Dienstknecht von Jllwangen ein viertel Liter Schnaps, der ihm von einem andern bezahlt wurde, mit den Worten:Das ist ja nur Wasser!" mit einem Zug ausgetrunken und dem Trunk, aller­dings mit Zwischenpausen, ein weiteres Viertel folgen lassen. Als sich die Folgen dieses unvernünf­tigen Schnapsgenusses einstellten, wurde der Knecht in den Stall hinausgeführt, um dort seinen Rausch auszuschlafen; der Schlaf in den der Mann ver­fallen war, war offenbar kein natürlicher, denn als man nach einigen Stunden nach dem Knecht schaute, fand man ihn als Leiche.

Friedrichshafen, 23. März. Vor einigen Tagen wurde bei einer im 3. Stock untergebrachten Mädchenklasse ohne Vorbereitungen der Feuerdrill geübt. Um die Wirkung im Ernstfälle zu erproben, stürzte plötzlich eine andere Lehrkraft mit dem Schreckensruf: Feuer, Feuer, es brennt! in die Schulklasse, und richtig entstand auch alsbald eine nicht unerhebliche Panik. Die 9- bis 10jährigen Mädchen drängten sich alle zur Schultüre und fingen an zu schreien und zu weinen, eines wollte gar zum Fenster hinausspringen. Der Lehrer hatte Mühe die aufgeregten Kinder wieder zu beruhigen. Obgleich bei uns noch keine solche Katastrophen wie jüngst in Amerika vorkamen, so gibt obiger Vorgang immerhin zu denken.

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Neuenbürg, 25. März. Welch reiches Maß von Liebe und Hochschätzung der am letzten Sonntag in Stuttgart verstorbene Kommerzienrat Ferdinand Schmidt in unserem Enztal sich erworben hatte, davon legte das heutige Leichenbegängnis am Sterbe­ort beredtes Zeugnis ab. Nicht nur eine Deputation der Beamten und der Arbeiter der Sensenfabrik, die Abgeordneien der bürgerl. Kollegien von Neuenbürg und Gräfenhausen, sowie die Vertreter des Schützen- und des Turnvereins, sondern dazu noch eine statt­liche Anzahl persönlicher Freunde und Bekannter aus Stadt und Bezirk fanden sich vormittags 11 Uhr auf der stillen Höhe des Pragfriedhofes ein, wo in dem von freundlichem Grün umrahmten Grabe die sterbliche Hülle des Entschlafenen ihre Ruhestatt finden sollte. Um 10 Uhr war eine kurze Trauer­andacht im Sterbehaus vorausgegangen, worauf sich die Leichenbegleitung in einem langen Zug von Wagen in Bewegung setzte. Auf dem Friedhof

Die Häuslichkeit.

Skizze von Käthe Treller.

I) - (Nachdruck verboten.)

Wo gehst du hin, Franz?" fragte Frau Elbing ihren Mann, der nach dem Abendbrot sich erhob und den Hut nahm.

»Ich gehe aus", war die Antwort.

Aber sage mir doch, wohin?"

Ist das nicht einerlei, Marie? Ich komme schon zur gewohnten Stunde nach Hause."

Die junge Frau schwankte einen Augenblick, ob sie eine Sache, die ihr schon lange am Herzen lag, aussprechen sollte. Eine flüchtige Röte überzog ihr hübsches Gesicht und ihre Zaghaftigkeit niederkäm­pfend, sagte sie schüchtern:

Es ist mir durchaus nichl einerlei. Kann ich dich hier zu Hause nicht haben, so ist mir doch we­niger bange, wenn ich weiß, wo du bist."

Törichtes Gerede!" sagte er unfreundlich,ein Unglück wird mir wohl nicht gleich passieren."

Woher weißt du das so bestimmt? Wenn du nicht hier bist, weiß ich nicht, was dir geschehen kann."

Ich bin vernünftig genug, um Gefahren aus dem Wege zu gehen."

Du legst meine Worte falsch aus, Franz! Liebte ich dich nicht so innig, so wäre ich weniger besorgt. Bist du in der Fabrik, ist mir nie bange; bleibst du aber die langen Abende weg, so muß ich immer Nachdenken, wo du wohl sein magst; dann wird mir bange und ich fühle mich einsam und unglücklich! Ach, lieber Franz, bleibe doch we­nigstens dann und wann ein paar Stündchen des Abends bei mir!"

Dachte ich's mir doch, daß das das Ende vom Liede sein würde natürlich, ich soll die Abende bei dir zubringen I"

wurden die Leidtragenden empfangen von den Klängen des Osterchorals:Jesus, meine Zuversicht". Der amtierende Geistliche, Stadtpfarrer Gerok von der Markuskirche, hielt die Grabrede, ausgehend von der Schriftstelle Mark. 4, 29:Wenn die Erde aber die Frucht gebracht hat, so schicket er bald die Sichel hin, denn die Ernte ist da". Nachdem der Geistliche mit Gebet und Einsegnung geendet, wurde eine ganze Reihe ehrender Kranzspenden seitens der Getreuen aus der alten Enztalheimat am Grabe niedergelegt. Den Anfang machte Fabrikdirektor Loos, der im Namen der Beamten, Meister und Arbeiter der Sensenfabrik ein letztes Zeichen dank­barer Pietät dem Verewigten widmete, indem er die edle Gesinnung und die große Herzensgüte des all­geliebten Chefs hervorhob und daran erinnerte, wie sich diese treffliche Charaktereigenschaft sonderlich in der tatkräftigen Förderung der Wohlfahrtseinricht­ungen der Sensenfabrik allezeit betätigt habe. Im Namen der bürgerlichen Kollegien, sowie der ge­samten Einwohnerschaft Neuenbürgs rief Stadtschult­heiß Stirn demEhrenbürger" der Stadt ein warmes Wort dankbaren Gedenkens nach. Im Auftrag des Schützenvereins sprach Kaminfegermeister Herbster; der Turnverein entbot durch Sensen­schmied L. Gauß demWohltäter" seinen letzten Gruß. Den Gefühlen der Gräfenhäuser Mitbürger gab Schultheiß Kircher von Gräfenhausen Aus­druck, indem er betonte, daß in Kommerzienrat Schmidt die Gemeinde Gräfenhausen einen ihrer besten, friedlichsten und geschätztesten Bürger verloren habe. Erfreulich war es, wahrzunehmen, wie eine Reihe früherer Neuenbürger es sich nicht hatten nehmen lassen, dem teuren Toten die letzte Ehre zu erweisen. Wir erblickten u. a. Oberforstrat a. D. Graf v. Uxkull, Präsident v. Nestle, Präsident v. Hofmann, Ministerialrat Pfleiderer, Ober­steuerrat Moser, lauter frühere Neuenbürger. Das Gefühl, einen schmerzlichen, tiefgehenden Verlust er­litten zu haben, war und ist in allen Kreisen, die dem Entschlafenen näher treten durften, ein allge­meines, aber nach dem alten Spruche:Nie ver­gißt, wer vermißt", wird auch das Andenken des edlen Mannes fortleben und nimmer erlöschen.

DerSchw. Merk." widmet dem Hrn. Kommer­zienrat folgenden Nachruf: Neuenbürg, 24. März. Die Trauerkunde von dem am Sonntag abend in Stuttgart erfolgten Ableben eines unserer besten Männer, des in weiten Kreisen beliebten und hochgeachteten Kommerzienrats Ferdinand Schmidt rief hier und in der Umgebung lebhafte Teilnahme hervor. Mit ihm ist ein Mann aus dem Leben geschieden, der im Geschüftsleben sowohl, als auch auf den verschiedensten Gebieten des öffentlichen Lebens hervorragend tätig war und an dem die Stadtgemeinde Neuenbürg, ganz besonders die Firma Haueisen u. Sohn und deren Angestellte und Arbeiter

Kannst du mir das verdenken?" fragte die junge, blonde Frau mit sanfter Stimme.War ich doch so glücklich, wenn du vor unserer Verheiratung die Abende bei meinen Eltern mit mir verbrachtest, und jetzt würde mich deine Gegenwart noch mehr beglücken."

Damals war es eine andere Sache. Was hatten wir nicht alles zu besprechen! Unsere Ein­richtung, wie wir uns später das Leben gestalten wollten, und ach noch so viele andere Dingel"

Warum soll es denn jetzt nicht mehr so sein? Ich bin fest überzeugt, wir könnten ebenso froh zu­sammen sein, ebensoviel zu reden haben, wie da­mals. Ach, wie schön wollten wir beide unsere Häuslichkeit gründen!"

Haben wir denn die nicht?"

Nein, wir haben nur eine nette Wohnung sonst nichts."

Und das ist eben deine Häuslichkeit", fuhr Franz in belehrendem Tone fort.Das Haus ist die Welt des Weibes, darin muß sie ihre volle Befriedigung finden. All ihre Arbeit, ihre Pflichten liegen in dieser Häuslichkeit, den Mann ruft das Leben hinaus."

Ja, wenn Pflichten ihn rufen!" sagte Marie. Wir beide brauchen Erholung nach des Tages Arbeit, wir wollen uns doch fortbilden, uns näher kennen lernen, als es der kurze Brautstand gestattete. Wann fänden wir dazu sonst wohl Zeit, wenn nicht am Abend? Du sagtest früher:unser Haus wird unsere Heimat sein"."

Und ist es das nicht?"

Wenn du so wenig hier bist? Was macht den Kindern das Haus lieb, wenn nicht die Nähe der Ellern? Wo kann des Mannes Himmel sein, wenn seine Frau ihm fehlt, und wo könnte eine Frau das Glück einer Häuslichkeit genießen, wenn der

viel verloren haben. Nach seinem Abgang vom Polytechnikum widmete sich Schmidt seiner praktischen Ausbildung im In- und Ausland mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit und Umsicht; 1865 trat er bei seiner Verheiratung als Teilhaber in die Firma Haueisen u. Sohn ein. An der Spitze des großen und verzweigten Unternehmens der hiesigen Sensenfabriken war er lange Jahre unermüdlich tätig und hat an dessen Entwicklung hervorragenden Anteil. Bei der Hundertjahrfeier der Sensenfabriken im Jahr 1903, bei welchem Anlaß er sich von der Geschäftsleitung zurückzog, trat seine markante Per­sönlichkeit mit dem hochherzigen, edlen und schlichten Charakter besonders hervor. Die Grundsätze seiner strengen Ehrenhaftigkeit und Rechtlichkeit, gepaart mit Milde und wahrer Herzensgüte, haben ihn bei seinen Angestellten und Arbeitern und allen, die mit ihm in Berührung kamen, außerordentlich beliebt gemacht. Seine hervorragenden Eigenschaften stellte er auch in den Dienst des öffentlichen Lebens. Der Handelskammer Calw gehörte er 30 Jahre ununter­brochen als Mitglied an und lange Zeit war er Mitglied des Gesamtkollegiums der Zentralstelle für Gewerbe und Handel. Ferner bekleidete er viele Ehrenstellen; so wurde er berufen in den Vorstand der Sektion 11l der Eisen- und Stahlberufsgenoffen­schaft und in den Vorstand der Genossenschaft selbst, in den Ausschuß der Versicherungsanstalt Württem­berg, der Württ. Privatfeuerversicherung und der Lebensversicherungs- und Ersparnisbank u. a. Mit ganz besonderer Hingabe verfolgte der Verstorbene die wirtschaftliche Möglichkeit des Ausbaus der schon frühzeitig vorhandenen Wohlfahrtseinrichtungen der Sensenfabriken. Diese ist anderen vorangegangen und umfaßte schon vor Jahrzehnten alle jene Zweige der Arbeiterfürsorge, welche durch die Reichsgesetz­gebung in jüngerer Zeit eingeführt worden sind bezw. noch angestrebt werden. Hervorgehoben zu werden verdient die große Opferwilligkeit des Verlebten, die er bei der Errichtung des Bezirkskrankenhauses, der Turnhalle und bei manchen anderen wohltätigen Veranstaltungen betätigte. Daß der Geber hiebei nicht besonders erwähnt sein wollte, entsprach so ganz seinem Wesen. Anläßlich der 100-Jahrfeier der Sensenfabrik wurden von dem Entschlafenen und seiner Familie erhebliche Summen der Bruder­büchse der Sensenfabrikarbeiter zugewendet. Ein lebhaftes Interesse hatte der Verstorbene jederzeit für die Deutsche Partei, ohne jedoch jemals eine Kandidatur, die für ihn aussichtsreich gewesen wäre, annehmen zu wollen. Die Stadtgemeinde Neuen­bürg hat die Verdienste des Verstorbenen bei der Hundertjahrfeier durch Verleihung des Ehrenbürger­rechts geehrt"; aus gleichem Anlaß hat ihn Seine Majestät der König durch Verleihung des Ritter­kreuzes erster Klasse des Friedrichsordens aus­gezeichnet. Ehre seinem Angedenken!

Mann immer weg ist? Du kannst dir nicht denken, wie traurig die langen Abende mir vergehen I Lieber Franz, willst du nicht wenigstens einige davon in der Woche bei mir zubringen?"

Ich meine, du hättest mich doch genug."

Würdest du dich nicht auch sehr einsam fühlen, wenn du allein sein müßtest?"

Durchaus nicht und du, als Frau, gehörst, wie gesagt, ins Haus."

Bedenke doch, Franz, vor unserer Verheiratung bin ich nie allein gewesen. Vater und Mutter waren da, Brüder und Schwestern, und wie heiter ver­brachten wir die Abende zusammen! Wie würde es dir gefallen, wenn ich jeden Abend ausginge?"

O, ich glaube, es würde mir schon gefallen."

Versuchen möchtest du es aber doch nicht?"

Warum nicht?"

Willst du nächste Woche alle Abende zu Hause bleiben und mich zu meinen Freundinnen gehen lassen?"

Gewiß, das will ich!"

Mit diesen Worten ging der junge Ehemann und saß bald im Kreise seiner Freunde.

Franz Elbing war ein fleißiger, strebsamer Mann, der seine Frau wahrhaft liebte, doch gleich sehr vielen Männern hatte er sich gewöhnt, den Abend außer dem Hause zu verbringen, und fand darin nichts Unrechtes. Er verstand unter Häus­lichkeit einen Ort, wo er essen, trinken und schlafen konnte wenn er alles bezahlte, hielt er seine Pflicht für erfüllt. Da Marie bis jetzt nicht den Mut gehabt, über diese Angelegenheit mit ihm zu sprechen, hielt er seine Frau für glücklich und zu­frieden und ahnte nicht, wie sie ihn vermißte.

(Schluß folgt.)