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^ 49.

Neuenbürg, Freitag den 27. März 19V8.

66. Jahrgang.

«unSschau.

Berlin, 25. März. Unter der Ueberschrift Zur Reise des Kaiserpaares" weist dieNordd. Allg. Ztg." auf die lebhaften Sympathiekundgebungen hin, die in Italien, besonders in Venedig, der An­kündigung der Monarchenbegegnung folgten. Diese Begegnung vollziehe sich in der alten Dogenstadt unter dem Zeichen herzlichen Einvernehmens. Ihrem Verlauf folge das deutsche Volk wie die italienische Nation mit lebhaftem Interesse und sie sehen darin eine weitere Bürgschaft für die Fortdauer der Bundes­genossenschaft der beiden Völker.

Venedig, 25. März. Kaiser Wilhelm, die Kaiserin, Prinz August Wilhelm, sowie Prinzessin Viktoria Luise sind 11 Uhr 30 Min. eingetroffen und am Bahnhof von König Viktor Emanuel, dem Minister des Aeußern, Tittoni und den Spitzen der Behörden empfangen worden. Die Herrscher um­armten und küßten sich zweimal mit großer Herz­lichkeit. Der Kaiserin und der Prinzessin Viktoria Luise wurden vom Bürgermeister von Venedig Sträuße überreicht. Nach der Begrüßung begaben sich die Fürstlichkeiten unter begeisterten Zurufen der Volksmenge zum Frühstück. Die Fahrt zum Palazzo Reale erfolgte in prächtig geschmückten Staatsgondeln, deren Ruderer teils historische, teils phantastische Kostüme trugen. Die Paläste am Großen Kanal sind mit Teppichen und Fahnen reich dekoriert. Das italienische Geschwader hat über die Toppen geflaggt.

Venedig, 26. März. Der Kaiser begab sich vormittags 10 Uhr mit dem König von Italien, der ihn an Bord der Hohenzollern abholte, im ita­lienischen Königsboote zu Besichtigungen. Die Kaiserin machte eine Gondelfahrt und besichtigte die Paläste Giovanelli und Martinengo. Auch Prinz August Wilhelm und Prinzessin Viktoria Luise unternahmen am Vormittag Besichtigungen. Mittags folgte der Kaiser einer Einladung der Gräfin Morosini zur Tafel.

Berlin, 26. März. Zu dem beigelegten Kon­flikt zwischen Journalistentribüne und Reichs­tag ist noch eine große Anzahl von Sympathie­kundgebungen und Glückwünschen für die siegreiche Durchführung der Demonstration eingegangen.

Berlin, 26. März. In dem Maschinenraum der Siemens-Schlickert-Werke erfolgte heute durch Explosion einer Dynamomaschine ein Unfall, bei dem 10 Personen ernste Verletzungen erlitten.

110 Millionen Dollars, eine Summe, die beinahe genügen würde, um den Panamakanal zu bauen, sind während des Jahres 1907 von den Rückwanderern aus den Vereinigten Staaten nach ihrer Heimat mitgenommen worden. Schätzungs­weise Berechnungen, die der Norddeutsche Lloyd auf Grund von Angaben, welche Schiffsagenten, Geldwechsler und andere kompetente Persönlichkeiten gemacht haben, aufgestellt hat, ergaben, daß der Durchschnittsbetrag, der von den Rückwanderern mit heimgenommen wurde, zirka 200 Dollars betrug. Legt man diese Zahl den 550 045 Rückwanderern des Jahres 1907 zugrunde, so kommt die enorme Summe von 110000 000 Dollars heraus.

. Rettung des Heidelberger Schlosses. Aus Heidelberg wird gemeldet, daß die badische Regierung auf das seit Jahren die Bevölkerung be­unruhigende Projekt des Wiederaufbaues der Heidel­berger Schloßruinen nun endgültig Verzicht geleistet hat. Nur für notwendige Sicherungsmaßregeln werden laufende Mittel im Staatsetat eingestellt werden.

Steele a. d. Ruhr, 26. März. Der arbeits­scheue Bergmann Johann Flug erstach seinen Schwager und Vormund. Der Mörder flüchtete, konnte aber in Essen verhaftet werden.

London, 25. März. Große Erregung herrscht im politischen Lager Englands über die vernichtende Niederlage, die die liberale Regierungspartei gestern

bei der Ersatzwahl in Perkham, einer Vorstadt Londons, erlitten hat. Die Majorität der Libe­ralen bei der letzten Wahl betrug erheblich über 2000 Stimmen. Gestern erhielt die Konservative Partei eine Majorität von beinahe 3000 Stimmen, so daß also 5000 Stimmen der Regierung verloren gegangen sind. In allen Ersatzwahlen, welche seit Antritt der jetzigen Regierung stattgefunden haben, sind die Liberalen mit großer Mehrheit geschlagen worden und die gestrige Abstimmung wird überall als ein Beweis dafür angenommen, daß die jetzige liberale Regierung die Sympathien des Landes verloren habe. Diese Annahme dürfte zutreffend sein und es darf mit Sicherheit angenommen werden, daß die Konservative Partei bald am Ruder sein wird.

Boulogne, 25. März. Während der Uebungen eines Bataillons des 8. Infanterie-Regiments fielen zwei Schüsse, wodurch ein Offizier und ein Soldat schwer verwundet wurden. Die sofort eingeleitete Untersuchung führte zur Verhaftung zweier Soldaten. Man vermutet, daß diese aus Rache auf die beiden Verwundeten geschossen haben.

Ueber das Automobil-Unglück in Helio- polis bei Kairo schreibt unser Landsmann, der dabei gewesen, weiter, daß es bis zur Zeit mehrere Opfer gefordert hat; etwa zwölf Personen liegen schwer verwundet in verschiedenen Spitälern. Bei einigen ist der Zustand noch immer zweifelhaft, je­doch hofft man sie am Leben zu erhalten. Das Unglück wurde nach den bisherigen Feststellungen dadurch hervorgerufen, daß von dem ersten, das Ziel passierenden Wagen, ein Kissen zur Erde fiel. Ein Polizeisoldat wurde, als er das Kissen weg­nehmen wollte, von dem elend dahersausenden zweiten Wagen ersaßt und überfahren, wodurch das Auto aus seinem Kurs geworfen wurde und mit voller Geschwindigkeit in die Volksmenge hineinfuhr. Das Unglück rief in Egypten eine ungeheure Aufregung hervor, die Zeitungen greifen den Automobil-Klub aufs Schärfste an und schreiben die ganze Schuld der mangelhaften Vorbereitung zu.

Württemberg.

Stuttgart, 25. März. Im Anzeigenteil des Staalsanzeigers" erläßt das königl. württembergische Finanzministerium ein Preisausschreiben unter den in Württemberg ansässigen oder geborenen Archi­tekten zur Erlangung von Entwürfen für die zu erbauenden K. Hoftheater in Stuttgart. Ein­ladung zur Beteiligung ist auch an eine beschränkte Anzahl im Theaterbauwesen erfahrener, deutscher Architekten ergangen.

U.-U. Stuttgart, 24. März. Am kommenden Sonntag findet in Gegenwart des Königs und der Königin die Feier der Einweihung der neuer­bauten evangelischen Markus kirche (beim Fangelsbachfriedhof) statt. Die Weiherede hält Stadtdekan, Konsistorialrat Ke es er,' die Festpredigt Stadtpfarrer Gerok (Sohn des -f Prälaten), wäh­rend Prälat v. Berg-Ludwigsburg das Schlußwort spricht; verbunden mit der Feier ist eine Taufe. Nachmittags 34 Uhr ist die Kirche zu allgemeiner Besichtigung geöffnet. Der Erbauer der Kirche ist Oberbaurat Dolmetsch; mit der neuen Kirche sind in Stuttgart (ohne Cannstatt und Untertürkheim) 19 evangelische und 4 katholische Kirchen, wozu noch die russische, englische und reformierte Kirche, sowie die Synagoge treten.

U.-L. Stuttgart, 24. März. Die württ. Staatseisenbahnverwaltung läßt die Frage der Ein­richtung elektrischer Staatseisenbahnen ein­gehend durch ihre Techniker prüfen; ihr Interesse an der Sache bekundete sie neulich auch durch Teil­nahme des Verkehrsministers, Eisenbahnpräsidenten, Vorstands der Bauabteilung und vieler sonstiger höherer Eisenbahnbeamten an 2 bezüglichen Vor­trägen des Professors Veesenmeyer von der technischen

Hochschule. In Baden ist man schon einen Schritt weiter, insofern in dem dieser Tage erschienenen Eisenbahnbaukreditgesetz die Einführung des elek­trischen Betriebs auf der Wiesentalbahn gefordert wird; die Ersparnis gegenüber dem Dampfbetrieb ist auf 32 492 Mk. jährlich berechnet, wozu noch manche sonstige Vorteile, so namentlich die Befrei­ung von der Rauchbelästigung, treten.

Die Handelskammer in Stuttgart hat den Entwurf zur Errichtung von Arbeitskammern als ungeeignet einstimmig abgelehnt.

Stuttgart, 21. März. (Die Bezeichnung Meister" eine Beleidigung.) Eine eigentümliche Entscheidung hat kürzlich ein Schöffengericht zum Kapitel Fabrik oder Handwerk getroffen. Ein Ein­wohner hatte einen ortsansässigen Geschäftsmann brieflich als Schloffermeister angeredet, während der so Angeredete sich laut Eintragung ins Handels­register alsFabrikant" bezeichnet. Der Fabrikant fühlte sich dadurch beleidigt und stellte Strafantrag mit dem Erfolg, daß der Absender des Briefes in eine Geldstrafe genommen wurde. Kläger und Be­klagter standen, was zur Klärung der gerichtlichen Entscheidung gesagt werden möge, allerdings schon längere Zeit auf dem Kriegsfuß, so daß der Ge­richtshof nach Lage der Verhältnisse zu der Annahme kam, der Absender des Briefes habe die Titulation Schlossermeister" in beleidigender Absicht angewandt. Immerhin mutet in einer Zeit, wo der Meistertitel gesetzlich geschützt ist und nur noch auf Grund offi­zieller Prüfung erworben werden kann, eine solche Klagbegründung seltsam genug an, zumal der Kläger tatsächlich früher Schlossermeister war. Der Verur­teilte legte Berufung ein.

Stuttgart. Eine wenig erfreuliche Erscheinung im württemb. Volksleben ist bekanntlich die außer­ordentlich große Säuglingssterblichkeit. Würt­temberg teilt sich mit Bayern in den zweifelhaften Ruhm, auf diesem Gebiet an der Spitze der größeren deutschen Bundesstaaten zu marschieren. Wie aus dem neuesten Band der Statistik des deutschen Reiches hervorgeht, betrug in Württemberg im Jahre 1906 die Zahl der im ersten Lebensjahr gestorbenen Kinder 20°/» aller Lebendgeborenen, während Bayern allerdings eine Quote von 22,7°/« aufweist. Der Reichsdurchschnitt stellt sich auf 18,5°/«, Preußen hat einen solchen von 17,8°/«. Von ausländischen Staaten haben eine größere Kindersterblichkeit als Württemberg Mexiko mit 30,8°/«, Rußland mit 27,2°/«, Ungarn mit 23,0°/», Oesterreich mit 21,5°/« und Rumänien mit 21,3°/«. Die geringste Kinder­sterblichkeit haben die australischen und südameri- nischen Staaten, sowie Algier. Bekannt ist, daß sich die Sterblichkeitsziffer bei den unehelich geborenen Kindern erheblich höher stellt, als bei den ehelichen; für Württemberg sind die entsprechenden Zahlen 27,9°/» und 19,3°/».

Tübingen, 22. März. Auf traurige Weife kam kürzlich das zweijährige Söhnchen des Bauern Leonhard Schweizer ums Leben. Dasselbe spielte mit Bohnen, von denen ihm eine in die Luftröhre gelangte. Da es den Bemühungen zweier Aerzte nicht gelang, den Fremdkörper zu entfernen, wollte die Mutter das Kind zur Operation nach Tübingen bringen, doch während der Eisenbahnfahrt starb es in ihren Armen. Der schwergeprüften Familie wendet sich allgemeine Teilnahme zu.

Vaihingen a. E., 24. März. Gestern Nacht um ^/i2 Uhr brach in der auf Markung Roßweg gelegenen Seemühle (Besitzer A. Beck) ein Brand aus, der sich ungemein rasch über den Dachstock des großen Gebäudes ausbreitete, in das Mühle und Wohnungen eingebaut waren und legte das Anwesen

Freudenstadt, 26. März. Kaum hat die Sonne angefangen, mit den Schneemassen im Schwarzwald ein wenig aufzuräumen, so schlägt das Wetter auch schon wieder um. Seit heute früh schneit es zur Abwechslung wieder einmal kräftig.