):(Neuenbürg,26. März. (Einges.) Anläßlich der gestern hier stattgehabten Lehrlingsprüfung hat sich nachmittags nach Beendigung derselben eine Anzahl Lehrlinge in höchst unanständiger Weise benommen. Sie verschafften sich auf die Hüte und um den Leib farbige Bänder und verführten dann ein Geschrei und Gejohle, daß man glauben konnte, man lebe in der Rekrutenzeit. Auch spielten sich etliche als betrunken auf, wobei auch der vielfach übliche Markierus nicht fehlte. Ein derartiges ungebührliches Benehmen seitens der Prüflinge auf offener Straße liegt gewiß nicht im Interesse der guten Sache und der für den Handwerkerstand nützlichen Einrichtung; man sollte vielmehr erwarten, daß an einem solchen Tage die Bildung und Gesittung an den Tag gelegt wird. Wenn die Prüflinge in ihren Fächern ebenso tüchtig sind, wie in ihrem frivolen Auftreten, so kann es außer Zweifel sein, daß die Note „recht gut" lauten muß.
Wir entnehmen dem „Stuttg. Neuen Tagblatt" folgenden
Wildbader Brief.
Lustiges Vogelgezwitscher, das sich allerorten in der letzten Zeit auch in unserem Tal hören ließ, weckte die stille Freude, daß endlich der Himmel mit seinen Schneespenden ein Ende machen und lauere Lüfte auftun würde. Aber der Mensch denkt und der Himmel lenkt. Aufs neue beleuchtet der Morgen eine dichte Schneedecke, die auf der Höhe annähernd 2 Meter erreicht, immer wird der Bahnschlitten noch einmal in den Dienst gestellt, um den Verkehr zwischen den Ortschaften und Parzellen, zwischen Stadt und Land zu ermöglichen. Endlich wird es dann doch gelingen, das in diesem Winter vielbeschäftigte Verkehrsmöbel in die Ecke zu stellen und ihm seine wohlverdiente Ausspannung zu gönnen, endlich wird es doch Frühling werden. Auch in Wildbad freut man sich nicht wenig auf seinen Einzug. Die Saison rückt jetzt fühlbar in den Vordergrund des Interesses. Da und dort spürt man ihre Nähe, namentlich in den größeren Betrieben wird schon fleißig gerüstet, innen und außen wird für den Empfang der Gäste verschönert, an der Vollendung der Neubauten wird mit Hochdruck gearbeitet. Das Hauptinteresse galt diesen Winter natürlich der Fertigstellung der Bergbahn auf den Sommerberg und der Stuttgarter Wasserversorgungsfrage. Seit Aussicht besteht, den Betrieb der Bahn im Mai eröffnen zu können und die Wasserfrage für Wildbad dadurch günstig zu lösen, daß Stuttgart sein Wasser nicht im Enztal, sondern in einer andern Gegend gewinnt, fängt der Puls der erregten Enztalbewohner, speziell der Wildbader an sich einem normaleren Tempo zu nähern; ganz beruhigen kann er sich noch nicht. Einerseits macht die Ren- tablitüt der Bergbahn, wenigstens den Aktionären, noch einige Sorge, andererseits ist eben die Stuttgarter Wafferfrage immer noch nicht definitiv gelöst. — Seitens der Badoerwaltung ruhten diesmal die größeren Arbeiten in und an den Badgebäuden, bezw. auf dem dem Staat gehörigen Gelände. Privatgebäude wurden mehrere neu erstellt, einige umgebaut, in der Hauptsache für Zwecke der Kurgäste. Große Veränderungen nahm das Hotel Klumpp vor an seinem neuerworbenen Besitz, dem am Eingang der Anlagen gelegenen Hotel Bellevue, das sich nun äußerst komfortabel präsentiert. Im allgemeinen War die Baulust flau, sie wird sicher wieder reger
werden, wenn djsssen Herbst die Bätznerstraße in Angriff genommen wird, an der die Gelegenheit zum Villenbau sehr günstig ist. Auch die Lösung der Platzfrage für einen Neubau der seither auf dem Kurplatz stehenden evangelischen Kirche, die beschlossene Erstellung eines neuen Realschulgebäudes, die von seiten der Einwohnerschaft und der Badegäste mit Nachdruck geforderte Erbauung eines Kurhauses und ein zweifellos in Aussicht zu nehmendes neues Krankenhaus, sowie ein Vereinshaus, bedingen einen Aufschwung der Bautätigkeit für eine Reihe von Jahren und bedeuten eine vorteilhafte Beeinflussung des Erwerbslebens in Wildbad. Wenn dann noch gesorgt wird, woran nicht zu zweifeln ist, daß der Wintersport auch hier immer mehr seinen Einzug hält — an geeigneter Gelegenheit zur Ausführung desselben und an abwechslungsreichen, reizvollen Naturgenüssen fehlt es ja im Tal und auf den Höhen nicht — dann kommt für Wildbad eine Zeit, die jahraus jahrein im Zeichen der Blüte stehen wird.
Wildbad, 26. März. Herr Georg Rath hier kaufte von Frau Hanselmann We. deren Anwesen in der Olgastraße samt Inventar um die Summe von 165 000 Mk.
Dennach, 25. Mürz. (Einges.) Gestern haben sich als Ortsvorsteherkandidaten im „Hirsch" vorgestellt die HH. Fieß und Neuweiler. Beide machten bei der leider spärlich besuchten Wählerversammlung einen guten Eindruck. Zu wünschen wäre, daß sich die Bürgerschaft nicht in 3 Teile zerschlägt, sondern möglichst geschlossen den besten und tüchtigsten Bewerber wählt, womit den Interessen der ganzen Gemeinde am besten gedient wäre.
Pforzheim. Um allen Jrrtümern vorzubeugen und gleichzeitig verschiedene Anfragen zu beantworten, sei ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß die Gültigkeit der Kilometerhefte nicht, wie vielfach angenommen wird, bereits Ende März, sondern erst am 29. April abläuft.
Ettlingen, 22. März. Der „Maschinenfabrik Lorenz" hier wurde von der Firma Krupp in Essen ein Auftrag auf eine Spezialwerkzeugmaschine zuteil, die von so gewaltigen Dimensionen ist, daß sie ein Gewicht von ca. 110,000 Kilogr. aufweisen wird. Eine Vorstellung von dieser Riesenmaschine kann man sich machen, wenn man bedenkt, daß zu deren Versand 11 Eisenbahnwagen — ein ganzer Zug — nötig sein werden.
Unterreichenbach, 23. März. (Vieh- und Schweinemarkt.) Zugetrieben waren 71 Stück Großvieh, worunter 4 Paar Ochsen und 17 Stück Kleinvieh. Letztere fanden raschen Absatz; auch der Handel von Großvieh gestaltete sich lebhaft und sind die bisherigen Preise behauptet worden. — Auf dem Schweinemarkt waren 6 Körbe aufgestellt, mit schönen Milchschweinen Meißner-Kreuzung die 26 bis 32 Mk., die Lauser dagegen 48—52 Mk. pro Paar galten.
Pforzheim, 25. März. Der heutige Schweinemarkt war mit 134 Stück Äilchschweinen befahren, von denen alle, das Paar zu 26—30 verkauft wurden.
Oermischres.
Hannover, 25. März. Gestern früh erschoß der Rentier Meyer seinen schlafenden Sohn, den Studenten Hans Meyer. Der Vater tötete sich dann
durch einen Schuß in den Kopf. Meyer hat die Tat in geistiger Umnachtung ausgeführt.
Ueber eine sensationelle Erfindung, die in einer genialen Verquickung des Phonographen mit dem Fernschreiber sbesteht, wird aus Leipzig berichtet: Professor Lripa, der bekannte hiesige Elektrotechniker ist dieser Tage — zuerst vor einem kleinen Kreise von Gelehrten — mit einer Erfindung hervorgetreten, die von epochemachender Bedeutung und von vorläufig unabsehbarer Tragweite ist. Er hat nämlich einen Apparat konstruiert, bei welchem Phonograph und Fernschreiber aufs glücklichste Zusammenwirken, indem der Fernschreiber die Worte, die vom Schalltrichter des Phonographen aufgefangen werden, sofort deutlich sichtbar auf dem Papier festhält. Infolge dieses Apparates erweisen sich künftig bei parlamentarischen Versammlungen, Gerichtsverhandlungen, Vereinssitzungen rc. die Protokollführer als überflüssig. Die Membran des Phonographen, dessen riesiger Trichter in die Wand des betr. Raumes einzulassen wäre, ist derartig fein und empfindlich, daß auch das leiseste Flüstern in der entferntesten Ecke eines Saales oder Sitzungszimmers von ihr ausgenommen und an den elektrisch betriebenen Schreibapparat weitergegeben wird. Wir hoffen schon in den nächsten Tagen weitere Mitteilung über die hochbedeutsame Erfindung machen zu können, die bei allen Schichten der Bevölkerung regstem Interesse begegnen dürfte.
Zur Berufswahl. Ostern naht wiederum mit Riesenschritten heran und mit langem Hoffen schauen unsere Vierzehnjährigen dem Tag entgegen, an dem sie die frohe und sorgenlose Schulzeit mit dem ernsten Leben vertauschen. Was soll der Junge werden? Das ist das Problem, dessen Lösung den Eltern und Vormündern so viel zu denken gibt, denn bei den heutigen schwierigen Erwerbsverhältniffen ist es kein Leichtes, das Rechte zu treffen. Der Zweck dieser Zeilen soll sein, auf ein Gewerbe hin- zuweisen, welches trotz seiner enormen Bedeutung für das volkswirtschaftliche Leben noch immer nicht genügend gewürdigt wird. Es ist dies das Hotel- Gewerbe mit allen seinen, von anderen Gewerben so sehr abweichenden Eigenheiten, welche eine Aufklärung dem Fernstehenden gegenüber notwendig machen. Wie viele junge Leute treten als Kochoder Kellner-Lehrlinge in dieses Gewerbe ein, ohne die notwendigen Vorbedingungen in körperlicher oder geistiger Beziehung zu erfüllen. Diejenigen, welche diesen Berufszweig ergreifen wollen, mögen genau beachten, daß dafür eine eiserne Gesundheit und ein Heller, klarer Kopf notwendig ist, sollen sie nicht den an sie gestellten, oft übermäßigen körperlichen und geistigen Anstrengungen unterliegen. Für den, welcher in diesem Beruf hochkommen will, ist außerdem eine gute Schulbildung unerläßlich. Das letztere gilt hauptsächlich für den Kellner, welcher, sofern er bei den heutigen Verhältnissen Karriere machen will, fremde Sprachen und Sitten studieren muß und in der Ausübung seines Berufs mit hohen und zuweilen höchsten Personen aller Länder in Berührung kommt. Wer den Beruf des Kellners ergreift und die vorhergenannten Bedingungen nicht erfüllt, den erwartet eine traurige Zukunft. Der Biergartenkellner wird sein Los. Daher Eltern und Vormünder: Prüfet genau! Wägt ehe Ihr wagt! 6b. L.
klmtiich« Bekanntmachungen unS Privat-Kngsigen.
K. Höeramt Weuenöürg.
Kedaulltmichrng,
-etr. den Eintritt junger Leute in Unteroffizier« Borfchulen und Unteroffizierfchuleu.
Junge Leute, welche Neigung für den Unteroffizierstand haben, werden unentgeltlich in den Unteroffizier-Borschulen und in den Unterosfizierschulen für diesen Beruf ausgebildet. In die Unteroffizier-Vorschulen werden junge Leute im Alter von 15—17 Jahren, in die Unterosfizierschulen solche im Alter von 17—20 Jahren ausgenommen, wenn sie gewissen Aufnahmebedingungen entsprechen. Diese Aufnahmebedingungen, welche im Amtsblatt des K. Ministeriums des Innern Nr. 4 von 1906 bekannt gemacht sind, können auf den Rathäusern eingesehen Werden; auch ist das K. Bezirkskommando und das Oberamt bereit, nähere Auskunft darüber zu geben.
Die Freiwilligen aus Württemberg werden z. Zt. in die Unteroffizier-Vorschule in Neubreisach bezw. in die Unteroffizierschulen in Ettlingen oder Biebrich a. Rh. ausgenommen. Die Einstellung findet jährlich zweimal, im April und Oktober, statt.
Den 26. März 1908.
Oberamtmann Hornung.
Neuenbürg.
Kürste» und Pinselware»,
Jorgljgrcisbtsen, PiWiher«. -«-erlrdn
empfiehlt billigst
A. Weil, Drechsler.
Unterzeichneter verkauft wegen Entbehrlichkeit
me Kuh samt Kalb,
unter zwei die Wahl, oder eine 13 Wochen trächtige, alle drei noch jüngere und gewöhnt zum Fahren.
Joh. Georg Ruck,
Schömberg (Bühlhof).
K. Höerarnt Deuenöürg.
A« die Hkrrr« Orts»»rjikhkr.
Da in diesem Frühjahr wieder ein stärkeres Auftreten der Maikäfer zu erwarten ist, so werden die HH. Ortsvorsteher unter Hinweis auf den Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 24. März 1890 Nr. 3290 (Min -Amtsbl. S. 86) ersucht, sobald das Vorhandensein von Maikäfern in größerer Menge festgestellt ist, ungesäumt Einleitungen zum Sammeln zu treffen und über das Auftreten der Käfer und die zu ihrer Vertilgung getroffenen Maßnahmen sofort hieher zu berichten.
Den 25. März 1908. I. V.
Amtmann Gaiser.
Formulare
zu Aufnahme-Gesuchen ins Armenbad Wildbad
empfiehlt
die Buchdruckerei ds. Blattes.
Neuenbürg.
* Ein ca. 500 Liter haltendes, gutes
Giillcnfaß
hat zu verkaufen
Ehr. Bacher.