Wolff und Käß sprachen sich für den Antrag Keil und die Ziff. 1 des Antrags Maier aus, lehnten es aber ab, sich jetzt auf eine bestimmte Reichssteuer festzulegen, letzteres ebenso der Referent, ferner Rem- bold-Aalen, der entsprechend dem Zentrumsantrag im Reichstag ein bestimmtes Einkommensminimum nicht über 900 Mk. als Bedingung der Beihilfen­gewährung für alle Veteranen beantragte; hiegegen sprachen sich Kraut, Käß, Maier-Blaubeuren und Wolfs aus, wenn sie auch sachlich damit sympathisierten. Bei der Abstimmung wurde der Antrag des Re­ferenten einstimmig, der Antrag Rembold und Ge­nossen mit 7 (Zentrum, Sozialdemokratie) gegen 6 Stimmen, die Ziff. 1 des Antrags Maier einstimmig angenommen. Die Ziffer 2 des Antrags Maier mit 11 gegen 2 Stimmen (Deutsche Partei) abgelehnt.

Stuttgart, 20. März. Die Nachricht vom bevorstehenden Rücktritt des Finanzministers Dr. von Zeyer wird vom Staatsanzeiger bedingungs­weise bestätigt, indem festgestellt wird, daß Herr von Zeyer mit Rücksicht auf sein vorgerücktes Lebens­alter sich allerdings in den Ruhestand zu begeben beabsichtige, daß über den Zeitpunkt des Rücktritts jedoch noch nichts entschieden sei.

Stuttg art, 20. März. Die Verkehrseinnahmen der deutschen Eisenbahnen im Monat Februar ds. Js. betrugen aus dem Personenverkehr 40 371268 Mark, aus dem Güterverkehr 126 262 701 Mk., ins­gesamt 166 633 969 Mk., 12 299 757 Mk. mehr als im Vorjahr. Die Steigerung entfällt mit 2 560 390 Mark mehr auf den Personenverkehr und mit 9 739 367 Mk. auf den Güterverkehr.

Stuttgart. Zum Journalistenstreik im Reichstag. Im Namen des württembergischen Journalisten- und Schriftstellervereins hat der Vor­sitzende des Vereins dem Verein Berliner Presse telegraphisch die lebhafteste Freude und Genugtuung über das geschlossene Vorgehen der Berliner Kollegen gegenüber der Beleidigung aus der Mitte des Reichs­tags ausgedrückt.

Stuttgart, 20. März. Auf dem Arbeits­markt blieb die Abnahme des Andranges, die der Februar gewöhnlich zu bringen pflegt, auch in diesem Jahre nicht aus. Wenn der Andrang auch noch bedeutend höher war, als in der Parallelzeit des Vorjahres, so hat doch die Spannung gegenüber 1907 nicht mehr weiter zugenommen. An den öffentlichen Arbeitsnachweisen des Deutschen Reiches kamen, soweit Berichte vorliegen, nämlich auf je 100 offene Stellen im Februar d. I. 151,7 Arbeit­suchende, gegen 158,9 im Januar d. I. und 120,7 im Februar 1907.

Stuttgart, 21. März. Der Einbrecher Kauf­mann, der in der Nacht vom 30. zum 31. Dez. v. I. in der Goldwarenfabrik von Hugo Böhm in Gmünd für etwa 100000 Mk. Gold- und Schmucksachen entwendet hatte, ist heute in Berlin von seinem Schicksal ereilt worden. Der Kriminal­polizei ist es gelungen, den gefährlichen Dieb mit noch zwei Helfern, als er eben einen Teil seines Raubes absetzen wollte, festzunehmen. Wieviel von dem Geraubten wieder beigebracht werden kann, ist noch nicht ermittelt worden.

Lenz kühl und naß,

Füllt Scheuer und Faß.

Ebenso auch der nunmehr folgende:

Frühlingsregen Bringt Segen.

Schließlich sei auch des frohen Charakters der schönen Jahreszeit gedacht, von der es heißt:

Frühlingszeit

Liederzeit.

In ähnlichem Sinne äußern sich noch einige Reime, die sich oft zu Drei- und Vierzeilern aus- wachsen. Allein das Gebotene möge für diesmal genügen.

Zwischen dem Erscheinen der Tiere und dem der Vegetation muß eine gewisse Harmonie bestehen, sonst bringt die Zukunft wenig Erfreuliches. Ruft der Kuckuck z. B. im kahlen Wald, dann gibt es eine sehr schlechte Ernte. Läßt sich die Wildtaube sehen, bevor Blätter an den Bäumen sind, dann geben die Kühe nur schlechte Milch. Kommen die Vögel aus dem Süden mit langen Schwänzen heim, dann sind die Ernteaussichten keine schlechten. Auch am Eierlegen der Hühner, kann man die Sommer­aussichten ermessen. Legen sie mäßig im Frühling dauert es noch eine geraume Zeit, ehe es richtig warm wird; sind der Eier hingegen viele, dann ist die Macht des bösen Winters endgiltig und unab­änderlich gebrochen; so wird auch die Henne zum Orakeltier.

Der Frühling, der am 21. März auf die Erde gestiegen ist, ist ein Zauberer sondergleichen. Er !

Tübingen, 20. März. Von Kiel mußte der Uhrmacher Plambeck im Zwangswege hierher reisen, um sich wegen der vor einigen Monaten in einer Anzahl Städte und Ortschaften ausgeführten frechen Diebstähle, besonders von Uhren, zu verantworten. Das Gericht hielt gegen den verwegenen Dieb eine siebenjährige Zuchthausstrafe für angebracht.

Ulm, 19. März. Die bürgerlichen Kolle­gien beschäftigten sich in ihrer heutigen Sitzung mit der Durchführung des Gesetzes über die Gewerbe- und Handelsschule und beschlossen, die Schule auf 1. April 1909 zu eröffnen. Nötig sind hier 8 haupt­amtliche und 4 Handelslehrer. Das K. Mini­sterium des Innern hat die erst kürzlich in Kraft getretene Regelung des Ladenschlusses an Werktagen für ungültig erklärt, da die Anregung hiezu von der Stadtverwaltung anstatt von den Beteiligten ausgegangen ist und da die von ihr an die Laden- besitzek hinausgegebenen Fragebogen auch nach ihrer Beantwortung nicht als Antrag der Beteiligten im Sinn des Gesetzes anzusehen sind.

- Vom Bodensee, 19. März. Der Müllerknecht Karl Schüler aus Göppingen, der wegen zweier, in der Schweiz begangener Brandstiftungen zu 29 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, dann aus dem Gefängnis ausbrach und 5 Jahre bei der Fremden­legion diente, ist in Straßburg verhaftet worden. Er zündete s. Zt. im Kanton Appenzell eine Mühle an, wodurch 300 000 Franken Schaden verursacht wurden. Zur Beobachtung seines Geisteszustandes wurde Schüler in eine Irrenanstalt verbracht.

Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg, 23. März. Eine schmerzliche Trauerkunde durcheilt unsere Stadt. Einer unserer hervorragendsten Männer ist am gestrigen Sonntag abend in Stuttgart dahingeschieden. Von längerem schweren Leiden hat der Tod Hrn. Kommerzien­rat Ferdinand Schmidt erlöst. Mit ihm ist ein Mann dahingegangen, der auf den verschiedenste» Gebieten des öffentlichen Lebens tätig war. Eine Abordnung der bürgerlichen Kollegien wird dem verdienten Ehrenbürger unserer Stadt bei seiner Beerdigung am Mittwoch den 25. ds. in Stuttgart die letzte Ehre erweisen.

):( Neuenbürg, 23. März. Die auf Sams­tag abend im Rathaussaal anberaumte außerordent­liche Generalversammlung der Freiw. Feuerwehr war zahlreich besucht. Den Gegenstand der Tages­ordnung bildete die Abänderung des Z 5 Abs. 2 der Satzung, sowie die Neuwahlen. Der erste Punkt fand dadurch seine Erledigung, indem der Beschluß gefaßt wurde, daß künftig zur Vornahme von Be­schlüssen und Wahlen ein Drittel der Mitglieder des Korps (statt seither die Hälfte) erforderlich ist. Man hofft durch diesen Beschluß, die Aufhebung einer zweiten Versammlung zu erreichen. Die Neuwahlen brachten keine wesentlichen Aenderungen in der Be­setzung der Chargen, indem fast sämtliche noch im Korps verbleibende Mitglieder des Verwaltungsrats fast einstimmig wiedergewählt wurden. An Stelle des seitherigen aus dem Korps ausscheidenden Ad­jutanten wurde R. Ferenbach mit großer Mehr­erweckt und belebt und läßt die Säfte der zu neuem Schaffen sich rüstenden Natur kraftvoll steigen. Und schon deshalb soll er uns aus ganzem Herzen will­kommen sein!

Pariert. Bei einem vornehmen englischen Re­giment trat eines Tages ein gewöhnlicher Sterblicher als Offizier ein, der sich aber bald durch seine per­sönliche Liebenswürdigkeit größter Beliebtheit erfreute. Nur eine kleine Clique hielt gegen ihn zusammen, deren Anführer sich eines Tages mit folgenden Worten an ihn wandte:Ist es wahr, daß Ihr Vater nur Kaufmann ist?"Ja", antwortete der Gefragte seelenruhig,warum denn?"O, nichts", er­widerte der erste Offizier,es ist nur schade, daß er aus Ihnen nicht auch einen machte."Meinen Sie wie wirklich? Nun, die Meinungen sind ja verschieden, aber sagen Sie, was ist denn Ihr Vater?"Mein Vater? Nun, natürlich ein Gentleman."Wie schade, daß er aus Ihnen nicht auch einen machte", entgegnete prompt der andere.

Konnte es nicht zeichnen. Eine Lehrerin ließ in einer Zeichenstunde jeden ihrer Schüler das zeich­nen, was er oder sie sein möchte, wenn sie erwachsen wären. Am Ende der Stunde zeigte ein Mädchen eine leere Tafel.Wie?" sagte die Lehrerin, gibt es denn gar nichts, was Du sein möchtest, wenn Du groß bist?" Ach ja", antwortete die Kleine,ich möchte gerne verheiratet sein; aber ich weiß nicht, wie ich das zeichnen soll."

heit gewählt, während für den Zugführer und dessen Stellvertreter des 4. Zugs, welche infolge vorge­rückten Alters aus dem Korps ausscheiden, Friedr. Heiner als Zugführer und K. Rentier als dessen Stellvertreter gewählt wurden. Zum Führer der Magirusleiter wurde A. Kain er gewählt. Der Kommandant sprach zum Schluß noch die Hoffnung aus, daß das Korps unter der jetzigen Leitung allen Anforderungen gewachsen sein möge, um auf der Höhe der Zeit zu kleiden.

Neuenbürg, 23. März. Das am gestrigen Sonntag abend imBären" gegebene Konzert der Pforzheimer MusikgesellschaftLyra" hatte sich eines sehr guten Besuches auch von zahlreich hier anwesenden Pforzheimer Ausflügler« zu erfreuen. Die Kapelle spielte zuvor auf dem Marktplatz 3 schöne Musikstücke, was großen Anklang fand. Das Pro­gramm war sehr reichhaltig und wurde in schöner Abwechslung von Streich- und Militärmusik flott ! durchgespielt, so daß die einzelnen Stücke verdienter- j maßen mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurden. Hr. Kapellmeister Köninger hat sich hier mit seiner tüchtigen 22 Mann starken Kapelle aufs Beste ein­geführt. Wir wünschen der strebsamen Kapelle auch ferner besten Erfolg; sie wird, wenn sie wieder hier konzertiert, freundlichst ausgenommen werden.

Birke nfeld, 22. März. Am heutigen Sonntag fand hier im Saale z.Schönen Aussicht"

! die Gau-Versammlung des Enzgau-Sänger- bund es statt. Wie bei dem einladenden schönen Frühlingswetter zu erwarten stand, war der Besuch ein äußerst zahlreicher, so daß sämtliche Bundes­vereine mit ca. 250 Sängern als anwesend ver­zeichnet werden konnten. Zu Beginn der Verhand­lungen begrüßte Gauvorstand Becky-Birkenfeld die Erschienenen und gab sodann einen Bericht über den Stand des Gaues, aus welchem zu entnehmen ist, daß der Bund z. Zt. 17 Vereine mit 442 zur Gaukasse steuernden Mitgliedern zählt; neueingetreten ist der GesangvereinEintracht" Pfinzweiler, aus­getreten der VereinGermania" Schömberg. An das Verlesen der letzten Protokolle durch den Schrift­führer schloß sich der Bericht des Gaukassiers. Die Kasse, die zuvor geprüft und in Ordnung befunden wurde, hat einen befriedigenden Stand aufzuweisen. Zur Teilnahme am Wettgesang beim Gausängerfest in Obernhausen am 26. Juli d. I. meldeten sich vorerst nur 5 Vereine, weshalb der Termin zu weiteren Meldungen auf 1. Mai hinausgerückt wurde. Von den am Preissingen nicht teilnehmenden Ver­einen wird dringend gewünscht, durch Vortrag eines vom Preisgericht zu begutachtenden Spezialchors ihr Interesse an der Sache zu betätigen. Die Aufstell­ung des Programms zum Sängerfest wurde dem festgebenden Verein im Einvernehmen mit dem Gau-Ausschuß überlassen. Als Preisrichter gingen wiederum aus der Wahl hervor die HH.: Lehrer Ansel-Ludwigsburg, Oberlehrer Klotz-Eßlingen und Seminaroberlehrer Schäsfer-Nagold; als Er­satzmänner wurden bestimmt die HH. Mittelschul­lehrer Staiger-Stuttgart und K. Musikdirektor Koch- Stuttgart. Die nächste Gauversammlung im Frühjahr 1909 findet der Reihenfolge gemäß in Schwann

Adolf L'Arronge dankt für die Fülle der Gratulationen zu seinem 70. Geburtstag der Adressen, Briefe, Depeschen waren es beinahe 1000 an der Zahl durch folgende Verse:

An meine Gratulanten.

Wie gerne möcht' ich jedem sagen,

Der meiner liebevoll gedacht:

Ein Teil von meinem Glücksbehagen,

Auch du hast mir es zugebracht.

Doch mein Bemühen muß verzagen An der papiernen Uebermacht Bon Wünschen, vor mir ausgetragen Zu einem Wall von stolzer Pracht.

So laßt mich eines allen sagen:

Ein Feuer habt ihr angesacht,

Das mich durchglüht in alten Tagen,

Ihr habt mich wieder jung gemacht.

Mache.) Herr:Treiben Sie doch das Pferd besser an!" Kutscher:Darf nicht, ich bin Mit­glied des Tierschutzvereins." (Später, nach be­endigter Fahrt):Krieg' ich kein Trinkgeld?" Herr:Darf nicht, ich bin Mitglied vom Verein gegen das Trinkgeldgeben."

(Ein Danaer-Geschenk.) A.:Was hat denn der Bankier Goldstein seiner Tochter zur Hochzeit geschenkt?" B.:Ein Automobil." A.:Und wo hat das Paar die Flitterwochen verbracht?" B.:Im Spital!"

(Schlau.) Nazl (auf der Ausstellung):Schau, Alte, die Schreibmaschin' kost't 250 Mk. und die hier bloß 2001.. Dös is sicher eine mit der alten Orthographie I"