Ladner im Gesamtbeträge von 2450 Mk. wird zur Ausführung genehmigt. Die Weiterführung der Dohle rc. bis zur Hauptstraße beim Hotel Schund wird für spätere Jahre in Aussicht genommen. Gemäß 8 91 der Vollzugsverfügung zur Gemeinde­ordnung ist der Gehalt des Stadtvorstandes neu zu regeln. Der Gehalt wird auf jährlich 6000 Mk. festgesetzt mit Vorrückung um jährlich 100 Mk. in 2 jährigen Dienstaltersstufen bis zum Höchstbetrag von weiteren 1000 Mk.; desgleichen wird der Ge­halt des Stadtpflegers mit Rücksicht auf die große Geschäftslast der Stadtpflege von den Gemeinde­kollegien einstimmig auf 3900 Mk. festgesetzt mit Vorrückung um jährlich 100 Mk. in 2jührigen Dienst­allersstufen bis zum Höchstbetrag von weiteren 600 Mk. Sämtliche Gebühren sowohl des Stadtvor­stands als des Stadtpflegers fließen in die Stadt­kasse. Die Abgabe von elektrischer Kraft an die Badverwaltung für 150 Glühlampen in das Kur­theater und für 2 Bogenlampen auf dem Kurplatz, ebenso für 2 elektr. Aufzüge im Hotel Klumpp und für ca. 200 Glühlampen mit einem Gesamtftrom- bedarf von ca. 16 Pferdekr. wird genehmigt. Stadt­schultheiß Bätzner weist darauf hin, daß durch diese Neuanschlüsse die stüdt. Elektrizitätswerke beinahe wieder an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit an­gelangt sind. Beschlossen wird ferner, dem Lehrer Böttinger in Sprollenhaus, welcher die Anwalts­stelle vertretungsweise versehen hat, 240 Mk. als Belohnung auszusetzen. Weiter wird beschlossen, die Herstellung eines neuen Stegs, des sog. Metzger­stegs beim Gasthaus zum Rößle, nach dem vom Stadtbaumeister vorgelegten Voranschlag mit einem Aufwand von 3500 Mk. und die Vergebung der Brücke an die Firma W. Luig in Illingen auf Grund des eingereichten Angebots zu genehmigen und den Stadtbaumeister mit der sofortigen Inan­griffnahme der Arbeit zu beauftragen. Genehmigt wird noch die Vergebung der Lieferung eines neuen Regeneratorofens mit 6 Retorten in der städt. Gas­fabrik um die Summe von 1820 Mk. an das Gas- und Wasferleitungsgeschäft Stuttgart.

Wildbad,20. März. Die überwiegende Mehr­zahl der hiesigen Kassenmitglieder der Bezirkskranken­kasse Neuenbürg hat durch Eingabe vom 24. Jan. 1908 an den Gemeinderat die Bitte gerichtet, das Ausscheiden der Versicherungspflichtigen der hiesigen Stadt aus der Bezirkskrankenkasse zu veranlassen und für sämtliche Gewerbezweige und Betriebsarten der hiesigen Stadtgemeinde eine gemeinsame Orts- krankenkasse zu errichten. Die Gemeindekollegien halten die Errichtung einer gemeinsamen Ortskranken­kasse für die hiesige Stadt für wünschenswert und für im Interesse der hiesigen Arbeitgeber und Ver­sicherten gelegen; sie haben daher in der Sitzung vom 6. d. Mts. einstimmig beschlossen, zunächst die hiesigen Arbeitgeber über das Gesuch der Kassen­mitglieder zu hören und im Falle, daß sich die Mehrzahl der Arbeitgeber ebenfalls für das Aus­scheiden aus der Bezirkskrankenkasse aussprechen sollte, gemäß § 47 Abs. 2 der Vollz.-Verfügung zum Krankenversicherungsgesetz den Antrag zu stellen, das Ausscheiden der Angehörigen der hiesigen Stadt aus der Bezirkskrankenkasse gemäß §§ 4750 der genannten Vollz.-Verfügung zu genehmigen und das Weitere zu veranlassen und ferner den Stadtvorstand zu ermächtigen, die zur Errichtung einer gemeinsamen Ortskrankenkasse in der hiesigen Stadt.erforderlichen Schritte einzuleiten.

Wildbad, 16. März. Die jährliche General­versammlung der hiesigen Vereinsbank fand gestern Nachmittag im Hotel Maisch hier statt. Es hatten sich hiezu 98 Mitglieder eingesunden, welche von dem Vorstandsmitglied, Hrn. Kaufmann Treiber, der die Versammlung eröffnete, willkommen geheißen wurden. Hierauf erstattete das Vor­standsmitglied, Hr. Stadtschultheiß Bätzner, den Rechenschaftsbericht der Bank, dem er einige Bemerkungen über die allgemeine Geschäftslage im verflossenen Jahre vorausschickte. Das hervor- tretendste Merkmal des letzten Jahres sei die ein­getretene Geldknappheit gewesen. Sie habe sich 1906 schon fühlbar gemacht, sich 1907 aber so ge­steigert, daß Diskont- und Zinssätze eingetreten seien, wie sie seit Bestehen des Reiches kaum da­gewesen seien. Die Reichsbank habe ihren Wechsel- Diskontsatz bis auf 7'/s, den Lombardzinsfuß auf 8 '/s °/o erhöht, der niedrigste offizielle Diskontsatz des ganzen Jahres sei 5^2 °/o gewesen. Die Ur­sachen dieser bedeutenden Geldteuerung liegen wohl nicht klar zu Tage, doch werden sie vor allem in den großen Anforderungen, die das Reich, die Bundesstaaten und Kommunen, bis herab zu den kleinsten Gemeinden, mit ihren Anlehensaufnahmen an den Geldmarkt fortwährend stellen und in dem

stetig steigenden Geldbedürfnis der Industrie gesucht. Hiezu sei noch im verflossenen Jahre die geschäftliche Krisis in Amerika gekommen, die einen umfang­reichen Geldabfluß nach Amerika zur Folge gehabt hätte. Erfreulich sei dabei gewesen, daß die In­dustrie im großen Ganzen bis gegen Ende des Jahres gut beschäftigt gewesen sei. Dies habe zwar seit einigen Monaten nachgelassen, was auch im jetzigen Diskontsatz zum Ausdruck komme, doch hoffe man, daß der Geschäftsgang mit Einsetzen der Früh­jahrsbautätigkeit wieder ein besserer werde. Die Badesaison des verflossenen Jahres müsse zu den mittleren gerechnet werden. Die Zahl der Kurgäste habe sich von 14800 im Jahre 1906 auf 15 707 erhöht. Es sei dies zwar ein kleiner Erfolg gegen­über den großen Anstrengungen, welche in den letzten Jahren zur Hebung der Frequenz unseres Bades gemacht wurden. Doch müsse immer wieder betont werden, daß derartige Bestrebungen nicht von heute auf morgen Früchte bringen können, solche werde man erst in einigen Jahren zu erwarten haben. Die in Kurzem in Betrieb kommende Bergbahn auf den Sommerberg werde zweifellos auch zur Hebung der Frequenz beitragen. Im wichtigsten Industriezweig unseres Bezirks im Holzhandel und Sägwerksgeschüft seien immer noch keine befriedi­gende Verhältnisse eingetreten. Die Klagen über das Mißverhältnis zwischen Rohmaterialpreisen und Fabrikatverkaufspreisen seien im verflossenen Jahre in verstärktem Maße aufgetreten und voll berechtigte. Seit einigen Wochen seien zwar die Rundholzpreise etwas zurückgegangen, doch dementsprechend auch die Verkaufspreise. Es scheine, daß die mittleren und kleineren Sägewerke, wenn nicht irgend etwas für sie geschehe, keiner rosigen Zukunft entgegengehen. Was die Vereinsbank selbst anbelange, so könne sie auf ein befriedigendes Geschäftsjahr zurücksehen. Die Umsätze haben sich gehoben und auch der Rein­gewinn habe trotz bedeutender Abschreibungen an den Wertpapieren des Reservefonds, eine Steiger­ung erfahren; die allgemeine Geldknappheit habe auch beim hiesigen Institut eine Anspannung der Kredite zur Folge gehabt, doch sei während des ganzen Jahres den sämtlichen Schuldnern der Bank nur ein Zinsfuß von 4^/2 °/o in Anrechnung gebracht worden. Es habe sich damit wieder gezeigt, daß sich gerade in Zeiten der Geldteuerung die Ge­nossenschaftsbanken als segensreiche Einrichtungen bewähren. In Notzeiten wirken die Genossenschafts­banken gewissermaßen als Talsperren, die das Geld der einzelnen Bezirke für die Bedürfnisse der eigenen Bewohner reserviert halten und vor dem Abfluß nach den Zentralen bewahren, von welch letzteren so wie so zu Zeiten der Krisen für ländliche Geld­bedürfnisse nichts zu erwarten ist. Hr. Kassier Ulm er trug hierauf den Rechenschaftsbericht vor. Nach demselben betrug der Umsatz im letzten Jahre 17 225 570 Mk. gegen 16 573 292 Mk. im Vorjahre. Die der Bank anvertrauten Gelder sind von 1913 924 Mk., auf 2 011343 Mk. gestiegen. Dem Reservefonds wurden 1860 Mk. zugewiesen, so daß sich derselbe jetzt auf 165 000 Mk. beziffert. Wie im Vorjahre wurde wieder eine Dividende von 6"/« verteilt. Bei den statutengemäß vorgenommenen Neuwahlen wurden die ausscheidenden Mitglieder wiedergewählt und zwar als Vorstandsmitglied Hr. Fr. Treiber, Direktor, mit 96 Stimmen, als Aufsichtsratsmilglieder die HH. Ehr. Kempf, Hotel­besitzer mit 89, Ehr. Schill, Bauunternehmer mit 87 und H. Großmann, Flaschnermeister mit 82 Stimmen. Anwesend waren 98 Mitglieder. Zum Schluß verlas Hr. Kassier Ulm er den Bericht des Hrn. Verbandsrevisors Schumacher, welcher sich wieder sehr anerkennend über die tüchtige und um­sichtige Geschäftsleilung der Bank aussprach. Nach Verlesung des Protokolls wurde die Versammlung geschlossen.

Pforzheim. Die gestern stattgehabte Sub­mission zur Herstellung des Hauptsammelkanals der Südstadt ergab wieder einmal überraschende Resul­tate. Es offerierten: Maurer u. Colli Mk. 81592.50, Schneider u. Weber Mk. 89 832. , Robert König u. Alfred Crotti Mk. 94 511., Reinwald u. Schwehn Mk. 99453. . Gustav Mez Mk. 65 200.. Der Preisunterschied beträgt demnach nicht weniger als Mk. 34000.. Wer hat nun richtig gerechnet?

Pforzheim, 20. März. Eine merkwürdige Geschichte wird von dem württ. Orte Unterreichen­bach hierher gemeldet. Von Unterreichenbach wurde nämlich im Jahre 1879 ein 16 jähriges Mädchen, das zu Hause nicht gut tat, nach Amerika geschafft. Seit 1882 gab es dann von drüben kein Lebens­zeichen mehr, so daß nach dem Tode der Eltern 1901 das Aufgebotsverfahren eingeleitet, das Mädchen für tot erklärt und schließlich ihr Vermögensanteil

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den Anverwandten zugewiesen wurde. Aber jetzt hat sich die Totgeglaubte plötzlich gemeldet und von Amerika Vollmachten geschickt und fordert ihren An­teil. Die Ueberraschung der Beteiligten kann man sich denken. Eine Pforzheimer Familie schreibt in den Blättern ihre 11jährige Tochter aus, die seit dem 16. d. M. das Hausböswillig verlassen hat". Die Vermißte ist brünett, mit gewelltem Haar, Anflug von Sommersprossen, trägt rote Tellermütze, schwarz-weiß-roten Reformschurz und schwarz-weiß gestreiften Rock; sie verleugnet ihren Namen.

Eine Warnung für junge Mädchen. Die allgemein schlechte Geschäftslage, welche sicher noch längere Zeit anhalten, vielleicht sich sogar verschärfen wird, läßt es als dringend wünschenswert erscheinen, die jungen Mädchen vor dem Ergreifen derjenigen Berufe zu warnen, die in den nächsten Jahren keine günstigen Aussichten bieten. Dazu gehört in erster Linie der kaufmännische Beruf. Die sehr günstigen Verhältnissen der vergangenen 4 Jahre haben recht vielen Personen Gelegenheit gegeben, sich im Handel ihr Brot zu verdienen. War doch zeitweilig ein Mangel an Hilfskräften festzustellen. Jetzt zeigt es sich aber, daß der Beruf, namentlich der Konteristinnen, an Ueberfüllung leidet, die Zahl der Arbeitsuchenden ist in den Großstädten größer als die Menge der offenen Stellen, und als Folge muß das Sinken der Gehälter eintreten, wenn die Ueberfüllung andauert. Gewiß ist in Klein- und Mittelstädten von einem Ueberangebot noch nicht so viel zu merken, aber weibliche Angestellte pflegen be­kanntlich nur ungern ihre Vaterstadt zu verlassen, zumal wenn sie ein größerer Ort ist. Es gilt zu verhindern, daß die Zahl der jüngeren Kontoristinnen sich unmäßig vermehrt. Wie von allen Seiten er­klärt wird, dürfte es diesmal kaum möglich sein, alle Schülerinnen, die den Kursus in einer Handels­schule beendet haben, zum April einigermaßen gut unterzubringen, Herbst 1908 und das Jahr 1909 werden vermutlich keine besseren Verhältnisse bringen, und darum liegt es im Interesse aller jungen Mädchen, erst genau zu prüfen, bevor sie sich dem Handlungsgehilfenstande einreihen wollen.

Neuenbürg, 21. März. Dem heutigen Schweine­markt zugeführte 28 Stück Milchschweine wurden zu 2230 ^ das Paar verkauft. Handel flau.

OLi-rrrlschies.

Eine Frau mit militärischen Ehren beer­digt. Man schreibt: In Erding bei München ist die durch ihre Krankenpflege im Kriege 1870/71 hochverdiente Witwe des Bezirkstierarztes Gasteiger von den Veteranen mit militärischen Ehren und Musik zu Grabe geleitet worden. Gewiß ein sel­tener Fall!

Eine Wehrsteuer der Mädchen. DerNeckar­zeitung" wird vom Lande geschrieben: Musterungs­tag ist's heute, und wer's vorher nicht wußte, hat's heute schon in aller Frühe erfahren. Die Bürger, wurden durch Musik aus dem Schlafe aufgeweckt. Vor jedem Rekrutenhause spielt die Kapelle. Aber so eine von auswärts geholte Kapelle kostet Geld; abends folgt ein Rekrutenball, der auch die nötigen Moneten erfordert. Und diese könnte man später in der Kaserne doch auch wieder notwendig brauchen. Doch die angehenden Vaterlandsverteidiger wissen sich zu helfen. Von der Kapelle wird jedem im Rekrutenaller stehenden Mädchen ein Ständchen ge­bracht und diese Ehre muß mit einigen Reichsmarken in die Rekrutenkasse wieder wett gemacht werden. Von diesenEinkünften" werden die Kosten der Kapelle und des Rekrutenballes bestritten. Und das von Rechts wegen! Weil die 20jährigen Mädchen nicht auch den bunten Rock tragen, so müssen sie auf diese Weise ihre Pflicht dem Vaterlande gegen­über erfüllen. Und sie wird gerne erfüllt, da diese Steuer im Gegensatz zu anderen Steuern nicht als eine drückende empfunden und deshalb in liebens­würdigster Weise gegeben wird.

Eine bessere Gegend. In einem feinen Re­staurant in Rzeszow (Galizien) liest man folgendes: Aus öffentlichen Gesundheitsrücksichten wird höflichst gebeten, sich nicht in die Servietten zu schneuzen."

Aufgabe.

Ein Wildhändler verkaufte seinem Kunden eine Anzahl Hasen und Rebhühner für zusammen 14 Mark. Jeder Hase wurde durchschnittlich 3,25 Mark, jedes Rebhuhn, durchschnittlich 0,85 Mark gerechnet. Wieviel Hasen und wieviel Rebhühner hat der Kunde von dem Wildhändler gekauft?

Auflösung der dreisilbigen Charade in Nr. 42.

Germanen.