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Es ist insbesondere auf größeren Viehmärkten, welche mit Vieh aus entfernteren Gegenden befahre n werden, das zu Markt gebrachte Vieh an den Ein­gängen zum Marktplatz Stück für Stück zu unter­suchen. Tiere, welche bei dieser Untersuchung sich nicht als ganz unverdächtig erwiesen haben, dürfen zu dem Markte nicht zugelassen werden.

Pischek.

Bekanntmachung

betr. die Bezirksrindviehschau.

Tie Bezirksrindviehschau für den Oberamts­bezirk Calw findet am

Freitag, den 26. Juni 1903, vorm. 8 Uhr, auf dem Brühl in Calw

statt.

Zugelassen werden zu der Schau Zuchttiere des Rote«- und Fleckviehs, nämlich a) Farre«, sprungfähig, mit 26 Schaufeln, d) Kühe, erkennbar tragend oder in Milch, mit höchstens 3 Kälbern.

Preise können bei der Schau in nachfolgen­den Abstufungen Anerkannt werden, a) für Farre« zu 140, 120, 100, 80 d) für Kühe zu 120, 100, 80, 60, 40

Tie Höhe, sowie die Zahl der Preise jeder Abstufung wird erst bei der Schau selbst unter Berücksichtigung der Beschaffenheit der vorgeführten Tiere endgiltig festgesetzt.

Es werden nun diejenigen Landwirte, welche sich um Preise bewerben wollen, aufgefordert, ihre Tiere mindestens 10 Tage vor der Schau, also spätestens am 16. Juni ds. Js., bei dem K. Oberamt unter Benützung der von diesem und dem Oberamtstierarzt zu beziehenden Anmeldescheine anzumelden und spätestens bis zu der oben an­gegebenen Zeit auf dem Musterungsplatz aufzustellen.

Verspätet angemeldete Tiere sind zur Teil­nahme an der Prcisbewerbung nicht berechtigt.

Farre« müssen bei der Schau mit Nasen- ri«g versehen sein und am Leitstock vorgeführt werden. Fairen ohne Nasenring werden zurückge­wiesen.

Für den Fall, daß eine entsprechende Anzahl von Tieren nicht zur Anmeldung kommt, behält sich die K. Zentralstelle für die Landwirtschaft vor, die Schau auSfallen zu lassen.

Calw, 5. Mai 1903.

K. Oberamt.

Bo elter.

Tagesnemgkeiten.

-r. Neubulach, 5. Juni. Den Vertretern der Kirchspielsgemeinden ist cs gelungen eine Lehrerin des Schwäb. Frauenvereins zu Abhaltung eines sog. Wanderkochkurses zu gewinnen. Znr Zeit wird nun die Kochschule unter der be­währten Leitung der Lehrerin Frl. Frida Härter mit 14 Mädchen in einem Privathans abgehalten und ist cs eine Freude zuzusehen wie die in Partleen geteilten Mädchen ihren Obliegenheiten nachzukommen suchen. Tie bereiteten Speisen dienen zum Mittags­tisch für die Mädchen und haben sie hiefür einschl. des Lehrgelds 20 für den bei einer Tages- bcschäftigung von etwa 6 Stunden 6 Wochen dauernden Kurs zu bezahlen. Es ist hiebei naxnent-

lich Mädchen, die zu Hause bleiben müssen, auch Gelegenheit geboten sich recht nette Fertigkeiten im Kochen anzueignen, auch sich sonst für den späteren Haushalt Kenntnisse zu erwerben. Der Ausschuß des landw. Bezirksvereins mit dem Vorstand Hrn. Regierungsrat Voclter folgte heute mit noch vielen Gästen aus Anlaß einer Wandcrversammlung hier der Einladung zu einem von der Kochschule bereiteten Mittagessen, das im Gasthaus zum Adler gegeben wurde; allseitig war man über die gute Zubereitung der Speisen befriedigt und wurde die Ausbildung der Mädchen im Kochen für nötig anerkannt. Möch­ten dem mm eisten KochkurS im Bezirk Calw noch recht viele folgen.

Unter-Gruppenbach, 5. Juni. Letzten Mittwoch abend wurden die hiesigen Bürger durch Androhung eines Brandes in Schrecken versetzt. Ein Straßenwart brachte ein Stück Stein von der Straße auf dem geschrieben stand3. Juni nachts wird das Pfarrhaus brennen 1903". Das Pfarr­haus wurde in dieser Nacht bewacht, eS hat sich aber kein Brandstifter gezeigt. Die angestcllte Unter­suchung ergab, daß ein 12 Jahre alter Schulknabe diese Worte geschrieben hatte.

Mergentheim, 4. Juni. Aus Anlaß des am Sonntag hier beginnenden 13. württember- gischen BranertageS findet in der Turnhalle und in den auf dem Turnplätze hiezu erstellten Räumen eine Ausstellung von Maschinen für Braue­reien und verwandte Gewerbe statt, die bis jetzt schon recht reichlich beschickt ist. Für die bereits angemcldcten 200 Braucrcibesitzer sind zur Abwechs­lung mehrfache Vergnügungen wie Konzerte, italie­nische Nacht und Extrafahrt nach Würzburg in Aussicht gestellt. Möge auch die Witterung der nächsten Tage dem Brauertagc günstig sein.

Frankfurt a. M., 6. Juni. Heute Vor­mittag 9'/- Uhr begann das Wettsingen der letzten Gruppe, eine halbe Stunde früher als sonst. Auch das Kaiserpaar hatte sich früher eingefun­den. Gegen 1 Uhr wurde» die 12 zum engeren Wettbewerb zugelaffenen Vereine verkündet. Es waren: Sanssouci Essen, Männergesangverein Pots­dam, Sängerbund Crefeld, Concordia Aachen, Lie­dertafel München-Gladbach, Mannergesangverein Köln, Liedertafel Berlin, Lchrergcsangvercin Bremen, LehrergcsangvereinBer!in,MännergesangvereinEssen, Sängerchor des Turnvereins Offenbach und Con­cordia Essen. Hierauf hatte der Kaiser mit den Preisrichtern und den Dirigenten der 34 Vereine eine Unterredung. Alsdann gelangte der Stnnden- chor zur Ausgabe, die Sänger fanden sich wieder in der Halle ein, um mit diesem letzten Wettgesang zu beginnen. Um 5'/- Uhr erfolgte dann die Ver­kündigung des Endresultats. Es erhielten den Kaiser­preis der Berliner Lehrergesangvercin, den 2. Preis der Männergesangverein Köln. Tann kamen der Reihenfolge nach der Sängcrchor des Turnvereins Offenbach, Liedertafel Berlin, Männergesangvcrein Potsdam, Concordia Aachen, Lehrergesangverein

nach Villa Klara unbehelligt beschließen. Ob cs allein das interessante Vogelhaus mit den fremdländischen und einheimischen Bewohnern war, was ihn fast täglich hierherzog?

Das Innere der Villa hatte er noch nie betreten, nicht einmal den Garten selbst. Doch von seinem Fenster gegenüber, von der Viunneckshöhe her bleckte er so oft als möglich durch den Feldstecher herüber und nicht immer nach dem Vogel­haus, welches ihn das zweite und dritte Mal dazu bewogen, sondern einer fremden, jungen, schwarz gekleideten Fraucngcstalt nach, die gar oft langsamen Schrittes, mit blassem, gedankenvoll gesenktem Kopfe zwischen den Blumenbeeten daherwandelte.

Wer war die Dame?

Daß cs eine der vornehmsten, eins Aristokratin vom Scheitel bis zur Sohle sei, bewiesen ihre feinen, sicheren anmutigen Bewegung-» und Formen und von ihrem fabelhaften Reichtum hatte er durch seine Töchter gehört und keine Ruhe gehabt, bis Johann alles Erfahrensmögliche ausgekundschaftet hatte, denn noch nie hatte eine Dame dem alten Herrn so imponiert, wie diese bleiche, stille Erschein­ung mit dem schwarzen Haar und den rätselhaft sinnenden, melancholischen Augen.

Sie hatte den Herbst und den Winter im Süden verlebt, war sozusagen mit der ersten Schwalbe in Villa Klara eivgezogen und hatte dies Schönste aller Grundstücke für rin ganzes Jahr gemietet. Von da ab war ein neuer Stern über dem Hause aufgegangen, der des Reichtumes und feinen Geschmackes, und als hätten ihr gute Geister die Leidenschaft des Nachbar Barons für die gefie­derten Bewohner der Lüfte zugeflüstert, erhob sich eines Tages, zur unaussprech­lichen Freuds des alten Herrn, der lustige Eitterpa'ast wie durch Zauberei vor der Villa.

In der V'.lla stand der Name der schönen Fremden nicht; sie mochte dies

Bremen, Sängerbund Crefeld, München und Glad­bach und die drei Essener. Der Oberbürgermeister brachte ein Hoch auf das Kaiserpaar aus, worauf die Majestäten nach Wiesbaden obreisten.

Magdeburg, 6. Juni. Im Warenhaus« der Gebrüder Barrasch erkrankten gestern abend 9 Verkäuferinnen unter äußerst heftigen cholikartigen Erscheinungen. Die Mädchen mußten mittelst Droschke ins Krankenhaus geschafft oder in die elterliche Wohnung gebracht werden. Als Ur­sache der Erkrankung wird Genuß von Leitungs- Wasser angegeben, welches verboten war. Weitere Erkrankungen sind bisher nicht erfolgt.

Wien, 6. Juni. Ein Telegramm des Frem- dcnblattes bestätigt, daß Kaiser Wilhelm einer Einladung zu den Hcrbstjagden Folge leisten und bei dieser Gelegenheit seinem Bundesgenossen und kaiserlichen Freund in Wien einen Besuch abstatten wird.

B e i m W et t b e w erb zur Ausarbeit­ung von Plänen für eine Schutzhütte auf dem Hohenstaufen erhielten von 10 Bewerbern Architekt K. Maurer z. Zt. in Pforzheim den I. Preis und Hr. Architekt Hennings in Stuttgart (Er­bauer des Schwarzwaldhauses beim Spital in Cal w) den II. Preis.

(Bescheidene Bitte.) Minister (zum Bankier des Landesfürsten):Ich komme. Ihnen die erfreuliche Mitteilung zu machen, daß Sie ge­adelt werden. Ich gratuliere Ihnen, Herr von Silberstein! Silberstein (der den Vornamen Aron hat):Exzcllcnz, ich bin sehr erfreut, aber, offen gestanden, der Aron geniert mich! Legen Se noch e' Bisselche was zu; auf e' weich'sB" mehr oder weniger kann's Ihnen doch nicht ankommcn! Sagen Se: Baron Silberstein!" (Fl. Bl.")

Eingesandt M Reichstagswahl.

In derSamstagsnummer d.Bl. gebeneinige Wähler, die nicht auf einseitig agrarischem Stand­punkt stehen" ihrer Stellung zur Kandidatur Schrempf Ausdruck.

Der langen Rede kurzer Sinn ist der: Schrempf hat uns durch seine Haltung in der Zolltariffrage geärgert, er ist uns zu landwirtschafts- und hand­werkerfreundlich geworden, er gicbt Handel und Industrie Preis und tritt zu sehr für die Interessen des Mittelstandes ein. Mit den Demokraten können und wollen wir nicht gehen, deshalb verzichten wir diesmal lieber auf die Ausübung unseres Wahlrechts.

Wir bemerken dazu Folgendes: Wenn Schrempf die Interessen der 80"/o Kleingewerbetreib­enden und l a u d w irtsch aftli chen Wähler des 7. Wahlkreises mit Eifer und Nachdruck ver­treten hat, so war daseinfach seine Pflicht. Daß er der Großindustrie darum nicht feindlich gesinnt ist, wissen wir bestimmt. Die Begründung seiner Abstimmung in der

Jrcognito wohl teuer genug bezahlt haben. Nur daß sie eine Gräfin sei und mit ihrer kranken Mutier, einer Gesellschaftsdame, sowie zahlreicher Dienerschaft zugereist war, erzählte man sich überall unter allerlei geheimnisvollen Vermutungen. Auch die Dienerschaft der gräflichen Mieterin war angewiesen, ihre Mitteilungen nach außenhin nach Möglichkeit zu beschränken.

Bäcker, Schlächter und Kaufleute schickten auf schriftliche Bestellungen hm die Waren einfach nach Villa Klara und bekamen von der Wirtschafterin, einer Frau Flurschütz die Beträge pünktlich und ohne Abzug «usbezahlt; außerdem fuhr ein Livreckutscher jeden Morgen mit dwr Geschirr und einem Bedienten nach der Stadt, die Postsachen allzuholen und Einläufe zu machen; aber auch diese beiden sprachen nur von Villa Klara und Frau Flurschütz Jede zudringliche Frage nach der Herrschaft verstanden sie entweder gar nicht oder lehnten die Antwort unter irgend einem passenden Vorwände bestimmt ab.

Schließlich hatten sich die Geschäftsleute daran gewöhnt und alle doch un­nützen Nachforschungen aufgegeben; nur die Damen in der Stadt, die Kurgäste und der alte Baron von Brunneck, ein übrigens völlig gebrochener, fast kindisch gewordener Greis, belagerten nach wie vor das feine Broncegitter, leider ohne den hsißgewün schien Erfolg, denn sobald letzterer erschien, blieb das Grundstück wie ausgestorben und für dieübrige Welt" verschwanden der dahinrollende Fahr­stuhl mit der Gräfin-Mutter sowie die regelmäßig nachfolgenden beiden Damen stets, bevor man einen Forscherblick gewagt hatte, und Mosjö Spitz sorgte dafür, daß ein zweiter nicht folgte, sondern der Rückzug schleunigst angetrcten ward.

Jeden Verkehr mit Nachbarn und Kurgästen oder gar in der Stadt mieden die Bewohner der Villa Klara auf das Aergftlichste zum großen Verdruß derselben.

(Fortsetzung folgt.)