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Zolltariffrage werden wir jedenfalls in der von ihm veranstalteten Wähleiversammlung vernehmen und haben dort Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit ihm.

Wir möchten aber doch diesen verärgerten Politikern gegenüber die Frage erlauben: Ist bis jetzt irgend ein Schaden durch Schrempfs Haltung entstanden? Weiß irgend je­mand, wie die künftigen Handelsver­träge auSsehen werden?

Abgesehen von den Mindestzöllen auf Getreide die im wesentlichen schon in den Jahren 188792, also zu Bismarcks Zeiten, in Kraft waren hat dieNeichsregierung völlig freie Hand mit den Zollsätzen herabzugehen bis auf d en Nullpunkt. ^

Hat Schrempf nicht sein Mandat fleißig und gewissenhaft ausgcübt? Ist er nicht bei allen wichtigen Beratungen und Abstimmungen in Berlin gewesen? Hat er es nicht mit seinen Ver­pflichtungen ernst genommen und hat er nicht stets seine Wähler von dem Gang der Reichstagsver­handlungen unterrichtet?

Wir fragen ferner: Hat Schrempf nicht in großen nationalen Fragen seine echt deutsche Gesinnung bewiesen? Wie mannhaft und unerschrocken ist Schrempf z. B. für die Interessen der Deutschen in Ungarn und Polen eingetreten! Er hat sich nicht gescheut, der R e i ch s r e g i e r u n g in dieser Sache gründ­lich d i e W a h r h e i t z u s a g e n.

Wie wir wissen, ist diese mannhafte Haltung Schrempfs in nationalen Fragen von der Haupt­

leitung des Alldeutschen Verbandes in zahlreichen Zuschriften anerkannt worden.

Hat Schrempf nicht unermüdlich für dieVeteranen und deren Hinterbliebenen gesorgt? Hat Schrempf nicht jederzeit ein warmes Herz für die Bedrängten und Bedrückten gezeigt?

Ist es deshalb gerecht, ihn ungehört zu verdammen? Wenn er hier den Wählern Bericht erstattete, so glänzten die verärgerten Herren gewöhnlich durch ihre Abwesenheit.

Haben in früheren Jahren die Bauern und Handwerker, die Kaufleute und kleinen Händler nicht auch für die großindustriellen Vertreter unseres Wahlkreises gestimmt? Warum sollen nun nicht umgekehrt die Industriellen, welche bereits sehr hohe Schutzzölle genießen, auch einmal für den Mittelstand eintreten?

Welche Wirkung würde es nun haben, wenn tatsächlichviele konservative und liberale Wähler" (oben waren cs nureinige"!) sich der Abstimmung enthalten wollten? Wir hätten dann die Freuden einer Stichwahl mit der demokratischen oder sozial­demokratischen Partei durchzukosten.

Vom ruhig besonnenen Standpunkt aus möchten wirdeshalb der national gesinn­ten Wählerschaft empfehlen, sich von dieser Aergerpolitik nicht anstecken zu lassen. Kleine Differenzvunkte gibt cs ja in jeder Partei und wir möchten den Abgeordneten kennen lernen, der es allen recht machen würde. Selbst in der zielbewußten sozialdemokratischen Partei zeigen sich gewisse Unterschiede in den Anschauungen der Führer. Wir sind der Ansicht, es sollte in dem

Wahlkampf nicht so sehr das Trennende, son­dern das Gemeinsame in den Anschauungen der Wähler verwandter Parteien zum Ausdruck kommen. Das gemeinsame Ziel aber der rechts­stehenden Parteien besteht in der Stärkung und dem Ausbau der deutschen Einheit und Größe in nationalem Sinn. In diesem Punkt ist Schrempf stets Schulter an Schulter mit der deutschen Partei gestanden.

Mit der beabsichtigten Wahlenthaltung werden die Herren ihrem im 2. Wahlkreis (Cannstatt, Waib­lingen, Ludwigsburg, Marbach) im harten Wahl­kampf ringenden und vollständig auf die Unterstützung der Konservativen und Laucrnbündler angewiesenen Freund, Prof. Dr. Hieber, keine guten Dienste leisten. TerSchwäbische Merkur" hat dafür gesorgt, daß die Kundgebung in möglichst weiten Kreisen bekannt wurde. Wir bezweifeln, daß Prof. vr. Hieber aber seinen Freunden hiefür dankbar sein wird.

Wer der Ueberzeugung ist, daß derbedräng­ten, mit mancherlei Not und Schwierigkeiten kämpfenden Landwirtschaft Unterstützung zu Teil werden muß", wer eintreten will für die Erhaltung eines kräftigen deutschen Mittelstandes, für den Handwerker und Kaufmann, wer will, daß der 7. R e i ch s t a gs w a h l k r e i s wie bisher national vertreten sein soll, der lasse sich nicht durch augenblickliche und hereingetragene Ver­stimmungen verwirren, sondern gebe am Wahltag seine Stimme unserem seitherigen Wohl be­währten Abgeordneten

Friedrich Schrempf.

Viele Wähler.

Primt-AMge».

Jur MerchslaAswahl.

Um jedem Mißverständnis vorzubeugen erkläre ich hiemit, daß ich nicht zu denvielen konservativen Wählern" gehöre, welche im Wochenblatt Nr. 87 Stimmenthaltung bei der kommenden Wahl empfehlen. Da ich kein Mitglied des Wahlkomites für Herrn Schrempf bin, noch mich an Wahlreisen beteilige, mochte die Meinung auskommen als stehe ich gleicbgiltig bei Seite. Ich halte es für den schlechtesten Rat der von unserer Seite ausgehen kann, jetzt Waylcnthaltuug vorzuschlagen. Welcher Wähler der freisinnigen oder sozial­demokratischen Seite, wird in jede« Hinficht mit seinem Kandidaten einig gehen? aber er hält das Interesse seiner Partei so hoch, daß er persönliche Wünsche und Neigungen zurückhält und sich dem Ganzen unterordnet.

Wenn denvielen konservativen und liberalen Wählern" Herr Schrempf nicht genehm ist, so hatten sie Zeit genug einen ihnen passenden Kandidaten aufzustellen; nachdem sie dich versäumt, macht es nach meiner und anderer Konservativen Meinung einen zum mindesten eigentümlichen Eindruck, wenn sie nun öffentlich erklären, wir haben keinen Kandidaten, deshalb enthalten wir uns der Wahl. Das heißt so viel: ich sehe lieber Herrn T im Reichstag als Herrn Schrempf.

Ich denke kein wahrhaft konservativer Wähler wird sich von dieser Auf­forderung beeinflussen lassen, sondern es geradezu für seine Pflicht halten von dem ihm zustehendcn Wahlrecht Gebrauch zu machen und seine Stimme Herrn Schrempf zu geben der in gewissenhaftester Weise seine Abgeordneten­pflicht erfüllt.

Friedrich Gundert.

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