Auskunft über ein solches Projekt geben. Es wäre dies auch schon deshalb angezeigt, damit den vielen nebelhaften und nachgerade unleidlichen Auslastungen in verschiedenen Zeitungen das Master abgegraben würde.

Wie dasNeue Tagblatt" mitteilt, ist bei der gestrigen Konferenz das Jllertalprojekt des Pro­fessors Lueger behandelt worden. Mit diesem werden sich nun die Staatstechniker näher befassen. Die Stadt Stuttgart wird dagegen nach wie vor auf ihrem Enztalprojekt beharren. Die Einzelheiten der Verhandlung lassen sich im Augenblick nicht in weiterer Ausführlichkeit wieder geben. In der Haupt­sache hat es sich um eine rein informatorische Be­sprechung gehandelt, was ja schon dadurch bedingt ist, daß seitens der Stadt Stuttgart lediglich Ver­kaufsverhandlungen bis jetzt gepflogen worden sind, während ein Konzessionsgesuch von der Stadt noch nicht eingereicht ist.

DasStuttgarter Neue Tagblatt" bringt heute weiter folgenden Bericht: Den Hauptinhalt der Konferenz über die Stuttgarter Wasser­versorgung am Dienstag bildete ein Referat von Professor Dr. Lueger-Stuttgart über seinen neuen Vorschlag eines Jllertalprojekts. Lueger schlägt die Entnahme von Wasser aus dem Quellgebiet des Jllertal, südlich von Ulm, auf württembergischem Boden, etwa bei Oberkirchberg, vor und ist der Meinung, daß dieses Wasser sowohl nach seiner Güte als nach seiner Menge, die Enztalquellen über­treffe. Dieses Quellwasser aus dem Jllertal ist durch ein Pumpwerk auf die Höhe der Alb zu treiben, von dort aus geschieht die Zuleitung nach Stuttgart mit natürlichem Druck. Die Anlagekosten berechnet Professor Lueger auf 13 Millionen Mark, die Be­triebskosten auf nur wenig höher als die der Enztal- wasserleitung. Dies Jllertalprojekt stellt Professor Lueger in schärfsten Gegensatz zum Enztalprojekt; dieses letztere hat nach seiner Meinung alle Nachteile, ja er soll es sogar eingeradezu verderbliches Unternehmen" genannt haben. Professor Dr. Lueger hat in Pforzheim und Baden-Baden die Wasser­versorgungsanlagen ausgearbeitet, die bekanntlich beide aus Quellen des nördlichen Schwarzwaldgebiets ge­speist werden. Die Stimmung der amtlichen Kreise ist dem Enztalprojekt ungünstig. Der Minister des Innern hat, wenn die Annahme einer Gefähr­dung von Wildbads Thermalquellen zuträfe, die Nichtgenehmigung des Enztalprojekts in Aussicht ge­stellt; die Forstverwaltung, d. h. das Finanzmini­sterium, verweigert den Verkauf von Quellen in der Wildbader Gegend; das Medizinalkollegium (Ober­medizinalrat Dr. Scheurlen) u. der Geologe Professor Dr. Fraas sollen sich gleichfalls gegen das Enztal- projekt ausgesprochen haben. Es sei wiederholt betont worden, niemand wage es mit absoluter Sicher­heit auszusprechen, daß die Wildbader Thermalquellen durch das Wasserversorgungsprojekt der Stadt Stutt­gart nicht alteriert werden. Aus dieser Gesamt­stimmung der amtlichen Stellen heraus ist die schon gemeldete Beauftragung der Staatstechniker mit einer näheren Prüfung und Untersuchung des Luegerschen Jllertalprojekts erfolgt. Stuttgarts Stadtver­waltung verharrt auf dem Enztalprojekt, ohne aber Vorschläge anderer Art a limine abzulehnen, wenn sie mit den gleichen Kosten wie das Enztal­projekt gleich gutes Wasser in gleich großer Menge liefern; natürlich sollen nicht nur die Anlagekosten nicht größer sein, sondern auch die Betriebs- und Ueberwachungskosten, die mit der Entfernung wachsen und mit der Notwendigkeit künstlichen Drucks bedeutend steigen. Stuttgart begegnet dem oft gehörten Einwand, die Enztalquellen können Stuttgart nicht konstant mit der genügenden Wassermenge versorgen, mit der Feststellung, daß die Stadt meistens nur 150 Sekundenliter brauche, in wenigen Fällen 350 und ganz selten 500. Stuttgart hat in der An­gelegenheit genaue Berechnungen durch seine tech­nischen Beamten anstellen lasten, Zuziehung von Sachverständigen außerhalb der Stadtverwaltung fand bis jetzt nicht statt. Eine Einsichtnahme in die für das Enztalprojekt gewonnenen Unterlagen gestattet Stuttgart zur Zeit nicht; dazu sei es Zeit, wenn Konzessionsverhandlungen schweben, vorerst liege keine Veranlassung vor zur Publizierung. So kann man im wesentlichen die Konferenz .als ergebnis­los betrachten; es hat sich aber um informatorische Besprechungen gehandelt, die nun allerdings in einer Richtung Aufklärung gebracht haben: Die Stadt Stuttgart hat für ihr Enztalprojekt keinerlei staatliche Förderung zu hoffen. Gewiß gibt die Regierung zu, daß die Stuttgarter Trinkwasser­kalamität des Landes Interesse erheische, aber sie statuiert zugleich in der Befürchtung, die Wildbader Thermalquellen könnten durch die Stuttgarter Quell­

wasserleitung gefährdet werden, ein zweites Landes­intereste, das sie höher wertet als das Interesse an Stuttgarts guter Versorgung mit Trinkwasser; es sind lediglich finanzielle Gründe, die die Reqierung zu dieser Haltung bestimmen, sie fürchtet für die staatlichen Kapitalien, die in Wildbad investiert sind, falls die Thermalquellen ersaufen würden. Das ist das einzige Bedenken. Ist dieses nun wirklich wissen­schaftlich hinlänglich gegründet? Könnten Staat und Stadt nicht veranlassen, daß für diese einzige strittige Frage Sachverständige über Württemberg hinaus gehört würden? Denn wird die Ersäufungsgefahr der Thermalquellen verneint, dann hat unseres Wissens das Ministerium sonst kein Bedenken gegen die Durchführung des Enztalprojekts der Stadt Stuttgart.

Neuenbürg, 20. Febr. Die Enz zeigt seit 2 Tagen wieder einen beinahe vollen Wasserstand, nachdem sie längere Zeit an verschiedenen Stellen fast ausgetrocknet zu sein schien.

Nagold, 19. Februar. Eine 80jährige Schuh­macherswitwe hat sich aus Sorge, das Vermögen reiche ihr nicht mehr aus, in der Nagold ertränkt.

Alten,steig, 19. Febr. Der heutige Monats­markt wies zwar viele Besucher auf, dagegen war die Zufuhr an Vieh eine mäßige, weil auf dem hintern Wald der Schnee ziemlich dicht liegt. Der Handel aber gestaltet sich nach und nach lebhaft und es erfolgte ein reger Umsatz in Zugvieh und Rindern. Fettvieh ist fast gar nicht vertreten; es fehlten auch auswärtige Liebhaber hiefür. Auf dem Schweine­markt waren besonders Läufer begehrt und fanden rasch Absatz zu 4080 Mk. dem Paar nach, wäh­rend Milchschweine 1830 Mk. galten. Sowohl in den Vieh- als in den Schweinepreisen konnte ein Rückgang nicht wahrgenommen werden.

Pforzheim, 20. Febr. (Fund eines Riesen- Saphirs.) In der Edelsteinmine in Ratnapura auf Ceylon wurde ein enormer Saphir gefunden. Der Stein wiegt ein halbes Pfund und ist ohne Riß.

Vermischtes.

Ueber eine 1870 gegen Nizza geplante Unter­nehmung wird derKölner Zeitung" aus Kon­stantinopel geschrieben: In dem vierten Heft der Veröffentlichungen des hiesigen Deutschen Ausflug- veceins Gottfried Albert erzählt Sanitätsrat A. D. Mordtmann, einer unserer alten Herren der Kolonie, folgendes:Als der Krieg von 1870 ausbrach, traten Mitglieder der deutschen Kolonie in Verhandlungen mit einem hier angesiedelten italienischen Arzt Dr. Cipriani, einem intimen Freunde Garibaldis: der ehemalige Freiheitsheld sollte mit Unterstützung von deutscher Seite an der Spitze eines deutschen Frei­korps aufbrechen und seine Vaterstadt Nizza dem französischen Besitzer entreißen. Durch Vermittlung der Gesandtschaft erhielt das Konsortium in Berlin die erforderliche Beistimmung und die Anweisung der nötigen Subsidien. Hiermit ausgerüstet, begab sich ein Emissär nach Caprera, wo er von Garibaldi mit offenen Armen empfangen wurde. Während der Verhandlung kam jedoch die Nachricht von der Kata­strophe von Sedan und der Errichtung der Republik in Paris. Nun, meinte Garibaldi, damit ist der Krieg zu Ende.Er", unser Feind, ist beseitigt und Ihr werdet doch nicht die Republik bekriegen? In dem alten Schwärmer erwachten die Träume von derallgemeinen Republik", die nun bevorstehe, er trat an die Spitze der aus allen möglichen und unmöglichen Elementen zusammen gewürfelten Fremdenlegion und eilte der neuen Republik zu Hilfe."

Die Ausnützung der motorischen Kraft der Mee/eswellen bezweckt eine Erfindung von John Hutchings in London. An den Schiffswänden befindliche Abteile stehen durch kommunizierende Röhren mit dem außerhalb befindlichen Wasser in Verbindung, so daß der Wasserspiegel in diesen Abteilen beim Schlingern des Schiffes sich abwech­selnd hebt und senkt. Diese Bewegung des Wassers wird durch Schwimmkörper nutzbar gemacht, indem diese eine Luftpumpe zur Erzeugung von Druckluft in Bewegung setzen. Ein bedeutende Arbeit kann natürlich hiermit nicht geleistet werden, die Luft­pumpe soll vielmehr nur die Menge des Wasser­ballastes regeln, der sich in dem untern Teile des Schwimmmkörpers befindet.

Feuer als Regenmacher. Auf die oft aus­gesprochene Ansicht, daß große Brände Regen ver­ursachen, geht R. Radan in einem Buche über Me­teorologie und Wettervorhersage ein. Er verzeichnet darin viele Fälle, in denen auf Brände tatsächlich große Regengüsse gefolgt sind, und meint, es wäre interessant über den Zusammenhang einmal Versuche

im großen Maßstabe anzustellen. Ein solcher Ver­such im denkbar größten Maßstabe ist nun im vorigen Jahr allerdings unfreiwillig ausgeführt worden. Es handelt sich um die gewaltigen Brände vom 27. August bis 3. September, die einen großen Teil der Waldbestände der Gironde vernichteten. Sie ereigneten sich in einer Zeit vollständig trockener Witterung, die vom 26. August bis zum 8. Sep­tember anhielt. Man kann hieraus den Schluß ziehen, daß der Zusammenhang zwischen Feuer und Regen nicht erwiesen ist, und daß es sich bei den in dem Buche des Franzosen angeführten Fällen nur um Zufälle handelt.

(Höflich.) Neuernannter Richter:Sind Sie schon vorbestraft?" Alter Gauner:Ich hatte bereits die Ehre, von Ihrem Herrn Papa wegen Mordversuchs verurteilt zu werden!"

(Praktische Neuerung.)Der Waftlbauer tut sie hart mit 'm Briefschreiben aber pfiffi' is er! Der schreibt 's Datum immer hinten hin, na' weiß niemand, wann er ang'fangen hat!"

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Berlin, 20. Febr. Der neue Schatzsekretär ist jetzt glücklich gefunden. Wie dieNordd. Allg. Ztg." hört, ist als Nachfolger des Reichsschatz­sekretärs Frhrn. v. Stengel der Unterstaatssekretär im Reichspostamt Geh. Rat Sydow in Aussicht genommen. Nach einer weiteren Mitteilung des offiziösen Blattes fand gestern mittag unter dem Vorsitz des Reichskanzlers eine vertrauliche Besprech­ung der stimmführenden Mitglieder des Bundesrats statt, deren Gegenstand in erster Linie die Lage der Reichsfinanzen und der bevorstehende Wechsel in der Leitung des Reichsschatzamts war. Der als Nach­folger v. Stengels in Aussicht genommene Unter­staatssekretär Sydow soll gleichzeitig zum Staats­minister und zum Mitglied des preußischen Staats­ministeriums ernannt werden.

Petersburg, 20. Febr. Im Stösselprozeß wurde heute das Urteil gefällt. General Stössel wurde zum Tode verurteilt, ohne Verlust der Ehrenrechte. General Fock erhielt einen Verweis. Die Generale Reiß und Smirnow wurden freigesprochen. Der Gerichtshof wird den Kaiser bitten, die Strafe Stöffels in 10 Jahre Festungshaft umzuwandeln in An­betracht der heldenmütigen Verteidigung der Garni­son von Port Arthur unter seinem Oberbefehl, sowie seiner persönlichen Tapferkeit.

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