mögliche amtskörperschaftliche Förderung zu teil wer­den zu lassen. Nach dem Stand der Dinge ist heute kein Zweifel mehr darüber, daß das Werk in ab­sehbarer Zeit zur Ausführung kommen und damit eine elektrische Zentrale geschaffen werden wird, wie unser Land kaum eine zweite besitzt.

Daß die Hühnerzucht in unserem Lande noch eine schöne Einnahmequelle für die Landwirtschaft ergibt, wenn der Eierverkauf in richtige Bahnen ge­lenkt wird, beweist folgender Abschluß, der alle Be­achtung verdient und der zu reger Nacheiferung an­spornen sollte. Die Hohenlohe'sche Molkerei Barten st ein betreibt seit einigen Jahren als Nebenzweig den Absatz der von den Mitgliedern angelieferten frischen Tagestrinkeier. Der Ein- und Verkauf geschieht nicht nach Stückzahl, sondern nach Gewicht. Es wurden im Belriebsjahr 1907: 49 258 Stück oder 5454,2 Pfund Eier abgeliefert und hier­für 3 537 Mk. 60 Pfg. an die Mitglieder bezahlt. Daraus berechnet sich im Durchschnitt das Pfund auf 64,3 Pfg. oder ein Ei auf 7,18 Pfg. Die be­zahlten Preise bewegten sich pro Pfund zwischen 50 Pfennig und 1 Mk. Das sind gewiß Preise, die eine Rentabilität der Eierproduktion gewährleisten und schließlich das alte Vorurteil beseitigen dürften: Wer sich hält viel Federvieh, der kommt ums Geld, er weiß nicht wie!"

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Neuenbürg, 9. Februar. Der vom Vorstand unseres Schwarzwald-Bezirksvereins für den gestrigen Abend im Saale zumBären" angekündigte Licht­bildervortrag ging unter erfreulich zahlreichem Besuch von statten. Wenn uns bisher in Lichtbildern die Schönheiten unseres Schwarzwalds sowohl, wie die großartige Alpenwelt, die ebenso interessanten wie strapaziösen Touren auf die Berge mit Eis und ewigem Schnee vorgeführt wurden, so war es diesmal eine lieblichere, klimatisch bevorzugte Gegend mit ewig tiefblauem Himmel, die uns Hr. Lehrer Egger hier aus seinen Reisen dahin in seinem in­teressanten Vortrag zeigte. Er führte uns in leben­diger, überaus anschaulicher Weise hinab an die Paradiesischen Gestade der oberitalienischen Seen, wo man unfern Winter mit seinen Schrecken, aber auch seine Freuden nicht kennt. Wenn bei uns der Schnee unter unfern Füßen vor Kälte knirscht, so blüht und grünt es dort unten wie bei uns im Vorsommer. In den blauen Fluten spiegeln sich herrliche Villen mit ewiggrünen Parks, in denen Cypressen, Pinien, alte Steineichen, Kastanien, Libanonzedern und andere seltene Nadelbäume, Magnolien, Oleander, Palmen stehen und uns ein irdisches Paradies Vortäuschen. Hier blüht und reift die Orange und Zitrone. Hier finden wir Pflanzen, die bei uns der Gärtner in seinen Ge­wächshäusern mühsam Heranpflanzen muß, als hohe Bäume und Sträucher wieder. Kamelien- und Oleanderbäume blühen in allen Gärten wie bei uns der Hollunder in manchen Dörfern hinter den Häusern. Hier herrscht ein ewiger Frühling; denn auch im Sommer wird die Hitze des Südens durch die kühlen Dünste, die aus dem Wasser aufsteigen, gemildert. Der größte und vielleicht auch der schönste der oberitalienischen Seen, der Gardasee, hat das wärmste Klima; denn er liegt am tiefsten, nur 65. in über dem Meer. Dieser tiefen Lage entspricht auch die Vegetation, die der an der Riviera zwischen Nizza und Genua oder der um Neapel und Sorrent ähnlich ist. Nach Norden ist er durch die Alpen gegen die kalten Nordwinde geschützt, während er den warmen Lüften des Südens offen steht. Dieser See wurde in 120 z. T. sehr schönen Licht­bildern vorgeführt. Die Bilder waren teils von Leipzig, der Umtauschstelle des deutsch-österreichischen Alpenvereins, teils von Hrn. Fabrikant Wizemann in Pforzheim. Der Apparat war von Hrn. Hof­photograph Blumenthal in Wildbad. Leider ver­sagte mehrmals die Beleuchtung des Apparats. Der hiesige Schwarzwaldverein besitzt zwar eine Lampe, die dem Verein von der Firma W. Reißer in Stutt­gart geschenkt wurde. Doch genügt die Lichtstärke nicht, und bei der Hausleitung im Bären war es nicht möglich, mehr Ampere anzuschließen. Die Rundfahrt um den See begann in Riva, das noch zu Oesterreich gehört. Weiter nördlich ist der Luft­kurort für Lungenkranke, Arco, wo viele Rekon- valenszenten und Kranke, die unserem Winter aus dem Wege gehen wollen, den Winter zubringen. Hier ist eine schöne protestantische Kirche, und auf dem protestantischen Friedhof schlafen viele, die hier Hilfe und Linderung gesucht haben, den ewigen Schlaf unter Palmen und Cypressen. Hinter Arco steht der steile Schloßberg mit einer malerischen

Ruine. Noch viel mehr als Arco ist Gardonne- Riviera eine Winterstation für die internationalen Winterkurgäste, zu denen die Deutschen das größte Kontingent stellen. Der obere Teil des Sees steckt wie ein norwegischer Fjord tief zwischen himmelhohen, steilen, senkrechten Bergwänden, in welche im obersten Teil die Ponalestraße eingesprengt ist, ein Meister­werk der Straßenbaukunst. Der untere Teil des Sees verbreitert sich nach und nach in der lom­bardischen Tiefebene und hat hier einen mehr meer­ähnlichen Charakter. Der Gardasee bedeckt eine Fläche, die ziemlich größer ist als unser Oberamt Neuenbürg. Einer der schönsten Punkte am See ist die Gardainsel, die einem römischen Fürsten ge­hört, der hier vor einigen Jahren sich einen groß­artigen Palast in maurischem Stil errichten ließ. Ein anderer schöner Punkt ist die Halbinsel Sar- miona, die sich 5 km weit in den See vorstreckt, und von deren Spitze man den schönsten Ueberblick über den See hat. Am südlichen Ende ist Desen- zano. In der Nähe wurde am 24. Juni 1859 die große Schlacht bei Solferino geschlagen unter dem Oberbefehl Napoleons 111. Die Niederlage kostete Oesterreich ganz Oberitalien, das nun an Italien siel. Auf dem Schlachtfeld steht nun eine Gedächt­niskirche und ein 74 m hoher Turm, eine italienische Ruhmeshalle. Am andern Ende ist Peschiera, eine kleine Festung. Von den Plätzen der Ostseite ist weniger zu berichten. Die Glanzpunkte sind hier die Landspitze San Vigilio und Malcesine. Es waren herrliche Bilder, die sich vor den Augen der Zuhörer und Zuschauer abrollten, und wohl in jedem wurde der Wunsch wach, diese paradiesischen Gegenden mit eigenen Augen zu sehen. Hr. Apo­theker Bozenhardt, erfreut darüber, daß auch aus der Mitte der Vereinsmitglieder ein schöner Vortrag geboten worden ist, brachte hiefür in warmen Worten den Dank des Vereins zum Ausdruck. Nächst dem Vortragenden selbst hat der immer rührige Vereins­vorstand an dem Gelingen des Abends das größte Verdienst. Er scheut keine Arbeit und Mühe, um den Mitgliedern des Vereins Schönes zu bieten. Dank gebührt auch den beiden HH. Lutz und Hrn. Braun­wart, die ihre Zeit und Kraft zur Verfügung stellten und mit Hrn. Bozenhardt den Apparat bedienten. Auch dieser Abend hat trotz der so verlockend ge­schilderten Gegenden Oberitaliens das Interesse der Zuhörer an ihrer schönen Heimat erhöht, denn der Redner verstand es, in seinem gewandten Vortrag öfters eine anschauliche Parallele zu unseren land­schaftlichen Schönheiten zu ziehen, die zu Gunsten unseres Schwarzwalds ausfielen. Wald heil!

Neuenbürg. Fensterbriefe innerhalb des Deutschen Reiches sind vom 1. Februar als sogen. Fensterbriefe versuchsweise für den Postversand zugelassen, d. h. Briefe, bei welchen die Aufschrift nicht auf dem Umschlag, sondern auf der Briefein­lage angebracht ist und durch einen Teil des Brief­umschlags hindurchscheint. Voraussetzung ist jedoch, daß der durchscheinende Teil des Umschlags keinen störenden Glanz zeigt, die Anbringung einer gut­haftenden Schrift gestattet und einen festen Teil des Umschlags bildet.

** Pforzheim, 9. Febr. Gestern abend gegen 9 Uhr wollte das Zimmermädchen Agnes Rahm bei Kaufmann Anton Keinen durch den seit einem Vierteljahr aufgestellten Speisenaufzug Teller vom zweiten Stock in die Küche zu ebener Erde herunter­lassen, als das Drahtseil des Aufzugs riß Und dem Mädchen, das sich gerade vorbeugte, die Gesichts­haut dabei zerriß und das Kinn stark beschädigte. Die Verletzte mußte sofort ins Krankenhaus verbracht werden.

** Pforzheim, 9. Febr. In der Bijouterie­fabrik Adolf Eisenmenger konnte jüngst der 73jähr. Goldarbeiter Christoph Kühn aus Brötzingen sein Jubiläum 50jähriger ununterbrochener Tätigkeit in dem gleichen Geschäft feiern. Der Jubilar ist noch so rüstig, daß er heute noch ohne Brille seiner Arbeit nachgehen kann. Das ist gerade im hiesigen Goldarbeiter-Beruf eine große Seltenheit.

Pforzheim, 8. Febr. Der heutige Schweine­markt war mit 53 Stück Milchschweinen befahren, von denen alle, das Paar zu 2029 ver­kauft wurden.

Höfen a./Enz. ImChristlichen Kunstblatt" (herausgegeben von David Koch, Verlag von G. D. W. Callweg in München) ist folgende Beschreibung über das neue Schulhaus dahier enthalten, die verdient, auch in weiteren Kreisen bekannt zn werden:

Dort, wo schweigende Schwarzwaldtannen stehen, in der Nähe des altberühmten Wildbads, hat Theod. Fischer sein neustes Schulhaus gebaut.

Es soll ein Zeugedifferenzierter" Heimatkunst sein. Seitdem die Losung Heimatkunst in die Lande ging, haben die äü minoros die ganze Heimatkunst über ein und denselben Leisten geschlagen; und ein Dorfschulhaus sieht jetzt wieder dem andern gleich, ob es im Tal oder auf der Höhe, am Tannenwald oder auf lichter Höhe steht. Man hat die Theorie veräußerlicht und droht, schon wieder in ein Schema F. glücklich einzufahren. Wer das neue Schulhaus von Theodor Fischer sieht, wird auf den ersten An­blick in dem schweren, wuchtigen Bau in Sandstein- Basis den alten Meister des leichten, behaglichen Putzbaues kaum wieder erkennen. Wer näher tritt, grüßt freilich den Turm und die Dachfensterlein der Front als alte Bekannte.

Die zahlreichen Fenster, die von der Höhe ins Tal leuchten, sagen, daß sie Hüter eines Baues für Luft, Licht, Sonnenschein, Erkennen, Hellsehen sind. Das weite Tor, das wie ein Schloßtor die Fassade beherrscht, redet von deutschem Turnspiel. Dort hinein geht's zur Turnhalle. Das verträumte Fenster da oben im Giebelturm ist ein Lehrerstüblein und die gediegene Fensterreihe unter Dach gehört der Wissenschaft auf hoher Warte: es ist die Lehr­mittelbibliothek.

Der Bau ist ernst, ernst wie die Landschaft und die Leute, ernst wie die Tannenberge. Die Sil­houette des französischen Daches folgt dem Winkel des Bergzuges. Und dazu leuchten noch die weißen Wändflächen wie lebendige Kontraste zu allem über­schweren Ernste, der Lernen zur Last, Lehren zur Bürde und Wissen zur Sorge macht.

Einer von denen, die in dieser Schule zu lehren haben, sandte mir die Beschreibung, so, wie er mit dem Baue lebt. Wir werden aus den Worten fühlen, wie Theodor Fischer den Lehrern aus der Seele heraus bauen kann.

Am 29. Oktober 1907 wurde in Höfen a. d. E. das nach den Plänen des Prof. Theodor Fischer erbaute Schulhaus bezogen. Es ist in musterhafter Weise in seine Umgebung (Waldesdunkel, Berges­hang und Wiesengrün) hineinkomponiert und ragt von seiner stolzen Lage, wohin jeder Sonnenstrahl dringen kann, den die überragenden Berge dem Tale gestatten, wuchtig und massig und doch in feiner schlichter Linie in die Landschaft hinein. Zu ebener Erde des geräumigen Spiel- und Turnplatzes öffnet sich eine nach Süden schauende offene große Halle, deren Boden mit roten Plättchen belegt ist und deren Wände weißen Oelfarbanstrich tragen. Auf denselben da und dort zwanglos angebracht, geben allerlei Sprüche Zeugnis davon, was für ein Sinn und Geist in dem Geist herrschen soll. So lesen wir da:Kinder sind Rätsel von Gott und schwerer als alle zu lösen, doch der Liebe gelingts, wenn sie sich selber bezwingt." (Hebbel.)Ihr Väter, ziehet eure Kinder auf in der Zucht und in der Vermahn­ung zum Herrn" rc.

Die offene Südseite der Halle ist gegliedert durch einen massigen Pfeiler aus roh gearbeiteten Bunt­sandsteinblöcken, der die beiden in breitem Rund­bogen sich wölbenden Hallenbögen trägt. Aus der Halle heraus tut sich ein ganz entzückender Anblick auf zu den gegenüberragenden dunklen Tannenbergen zu dem lieblichen Tal und dem darin gebetteten Ort mit seinen schmucken Häusern und Villen.

In der Westseite der Halle befindet sich die Türe in das lichte, an Wänden und Fußboden mit blauweißen Plättchen belegte Schülerbad, wo ein Bassin mit Raum für 1020 Kinder und einer Brause die Jugend wöchentlich einmal, Sommer wie Winter, zum fröhlichen Bade lockt. In der Nordseite der Halle ist der Eingang zu den Heiz- und Kohlenräumen, von wo eine Niederdruck-Dampf­heizung wohlige Wärme in Korridor und sämtliche Räume des ganzen Hauses ausstrahlt. Auf der Ostseite der Halle führt ein kleines Pförtchen in das Treppenhaus des Baues, das den Zugang schafft zu den in der nordöstlichen Ecke des Erdgeschosses befindlichen Abortanlagen, die durch selbsttätige, alle fünfzehn Minuten eintretende Wasserspülung gereinigt werden und deren Ausspülicht in einer eigens angelegten Kläranlage einmündet. Letztere liegt entlang des östlichen Vorbaues, in welchem sich die schmucke Schuldienerwohnung befindet und der architektonisch besonders wirksam ist dadurch, daß durch ihn in das Ganze eine passende und aus dem Bedürfnis des Baues selbst herauswachsende Glie­derung kommt. Dieses Häuschen mit seiner ab­getrennten Verbundenheit mit dem Hauptbau gibt dem Anwesen jenes Besondere und Heimliche, das jeden Beschauer erfreut.

Schreiten wir nun von der Schuldienerwohnung aus auf dem 2 m breiten Asphalttrottoir nach Westen an dem Gebäude entlang, so erreichen wir die große