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als man sie weiter fragte, ob es wahr sei, wie Frau v. Elbe hier behauptete, daß Graf Moltke seine Gattin mit Füßen getreten habe, rief Gräfin Danckel- mann: „Das ist unmöglich!", und sie rief es mit einem so hinreißenden Ton von Wahrheit, daß jeder dieses „unmöglich" glauben mußte, der es gehört. Durch das Erscheinen dieser ehrwürdigen 70jährigen Dame im Gerichtssaal hat die große Tragödie der zwei Prozesse eine Art versöhnenden Abschlusses gefunden. Nach so viel Schmutz und Schande hat am Ende noch der Anblick einer edlen Frau die Seele erhoben; sie war die letzte Zeugin, sie hat das Schlußwort gesprochen und dieses Schlußwort der Schwester zeugt und bürgt laut und unwiderlegbar für die Ehre des Bruders.
Das Ergebnis des Hardenprozesses. Graf Moltke, der nach einem angeblichen Worte des Kaisers „gereinigt oder gesteinigt" aus dem Prozeß hervorgehen sollte, ist nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme so rein hervorgegangen, wie es vollkommener nicht gedacht werden kann. Es ist unzweifelhaft bewiesen, daß Harden trotz der wiederholten Aeußerungen über die Fülle des Materials, das er angeblich noch besitze, keine andern wirklichen Zeugen hatte als die sehr kranke und sehr voreingenommene Frau v. Elbe, die nicht einmal in ihrem Ehescheidungsprozeß dem Grafen Moltke den Vorwurf der Homosexualität gemacht hat. Auf ein solches Beweismaterial allein wird kein vorsichtiger und gewissenhafter Tagesschriftsteller gegen angesehene und makellose Personen so schwere und in ihrer Wirkung so tödliche Beschuldigungen erheben, wie es Harden in dem Bestreben getan hat, sich als großen Politiker, als Retter des Vaterlandes, als der getreue Eckard des Monarchen aufzuspielen. — Kopfschüttelnd fragt der unbefangene Zuschauer, wie all das möglich war, wie ein Schöffengericht vor 2 Monaten imstande war, den Grafen Moltke für homosexuell zu erklären, den Nachweis der Homosexualität für erbracht anzusehen. Endlich ist nunmehr nachgewiesen, daß das politische Gerede von "einer Kamarilla oder einem Grüppchen in der Umgebung des Monarchen ebenso haltlos wie Hintergrundlos war. Die eidlichen Zeugnisse des Grafen Moltke und des Fürsten Eulenburg haben die letzte Unklarheit in dieser Hinsicht beseitigt. Das ist das Ende des „größten Skandals der Neuzeit". Aber daß das Licht der Wahrheit nicht unter dem Scheffel geblieben ist, das gereicht nicht nur dem Beleidigten zur Befriedigung, sondern auch dem Rechtsgefühl des Volkes zur Stärkung. Recht muß eben Recht bleiben.
Berlin, 3. Januar. Urteil im Prozeß Harden. (Telegr.) Harden wurde zu 4 Monaten Gefängnis und Tragung der Kosten auch des ersten Prozesses verurteilt.
Berlin. 3. Jan. Die Verhandlung im Prozeß Harden würde heute vormittag 11 Uhr fortgesetzt. Harden ist erschienen. Zunächst nahm Oberstaatsanwalt Jsenbiel das Wort. Hierauf entschuldigt Harden sein' gestriges Ausbleiben und fährt fort, er habe im Hause Bismarcks die Eindrücke über den Eulenburgschen Kreis empfangen, die auf ruhigen, sachlichen und sehr häufig wiederholten Aeußerungen beruhten. Bismarck habe die ungünstigste Meinung über Eulenburg gehabt und häufig darauf hingewiesen, daß ein Teil seiner Gefährlichkeit auf sexual-physischen Momenten beruhe. Ein Mann wie Bismarck werde doch, ehe er ein so hartes Urteil fällte, geprüft haben, was vorliege. Auch die Gattin Moltkes habe auf ihn (Harden) einen absolut zuverlässigen Eindruck gemacht. Dann habe er die Ehescheidungsakten genau geprüft und sich sein Urteil gebildet. Er habe gar nicht die Absicht, nicht einmal das Bewußtsein der Beleidigung gehabt. Das erste Prozeßverfahren habe auch ihn nicht erfreut. Moltke sei dabei zu viel geschehen. Es habe sich in jedem Stadium für ihn um politische Motive gehandelt. Er habe nur dem Lande dienen wollen und solle nun dafür eingesperrt werden und die ungeheuren Kosten tragen. Das habe er nicht verdient. Er appelliere nicht an die Milde. „Wenn Sie," so schließt Harden, glauben, es sei notwendig und nütze dem Lande, so verurteilen Sie mich-!" Der Gerichtshof zieht sich alsdann zur Beratung zurück. Nach Wiedererscheinen des Gerichtshofs wird das Urteil verkündet, daß der Angeklagte zu 4 Monaten Gefängnis, Tragung der Koste» mit Einschluß der dem Nebenkläger erwachsenen notwendigen Ausgaben verurteilt worden. In der Begründung des Urteils wird der Einwand des Angeklagten aus Unzulässigkeit des gegenwärtigen Verfahrens als hinfällig bezeichnet. In materieller Beziehung hätten die mündlichen Verhandlungen ergeben, daß der Angeklagte den Grafen Moltke als homosexuell hingestellt habe. Der Angeklagte habe
die Ehre des Nebenklägers durch Nachrede verunglimpft und sei nach Z 185 zu bestrafen. Bei der außerordentlichen Schwere der Beleidigung könne aber von einer Geldstrafe nicht die Rede sein. Es könne auch der Verdacht nicht zurückgewiesen werden, daß bei den Veröffentlichungen Sensationslust mit im Spiele war. Die schärfste Rüge verdiene die Leichtfertigkeit, mit der der Angeklagte vorgegangen sei. Die Grundlagen der schweren Beschuldigungen seien einige Aeußerungen, die Fürst Bismarck in der Erbitterung gebraucht habe, ohne Bezug auf die geschlechtliche Seite, ferner Gerüchte uizd Mitteilungen der Frau v. Elbe, in deren Beurteilung der Angeklagte hätte vorsichtiger sein müssen.
Berlin. 3. Jan. Das Ereignis des heutigen Tages im Prozeß Moltke-Harden war unstreitig die Rede Hardens, die über zwei Stunden währte und nur von einer Pause von 10 Minuten unterbrochen wurde. Harden bekämpfte mit lauter, klarer Stimme alle gegen ihn erhobenen Beschuldigungen. Seine Rede war insbesondere an denjenigen Stellen von unverkennbarer Wirkung, wo er sich entschuldigte wegen feines allzu hitzigen Benehmens gegenüber dem Grafen Moltke im ersten Prozeß und wo er den Gerichtshof aufs dringendste ersuchte, ihm doch Glauben zu schenken. — Besonders wirkte und überraschte die Schärfe der Urteilsbegründung, die Harden mit wiederholtem Kopfschütteln und ironischem Lächeln anhörte. Graf Moltke schritt nach Schluß der Verhandlung auf den Oberstaatsanwalt Dr. Jsenbiel zu und schüttelte ihm mit Dank die Hand. Harden verließ, nach allen Seiten ironisch lächelnd, umringt von einigen Freunden, den Saal. Als Graf Moltke das Gerichtsgebäude verließ, folgte ihm eine große Menschenmenge, die sich jedoch jeder Aeußerung des Beifalls oder des Mißfallens enthielt.
Wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, dürfte Graf Kuno Moltke sofort nach der Urteilsfällung im Prozeß Harden reaktiviert werden. Der Kaiser beabsichtige, den Grasen Moltke durch eine ganz besondere Ehrung auszuzeichnen und ihn auf einen der höchsten militärischen Posten zu berufen. Es soll sich dabei um eine Stellung in der unmittelbaren Umgebung des Kaisers handeln.
All enstein, 2. Jan. Die Verhandlung gegen den Hauptmann v. Göben wird bereits in den nächsten 14 Tagen stattfinden.
Berlin. 3. Januar. Wie dem „Berl. Tagbl." aus Allen stein von unterrichteter Seite versichert wird, zeigt Frau v. Schönebeck im Gefängnis feit gestern deutliche Spuren, daß sie geistig nicht normal ist. Wie die ärztliche Untersuchung ergab, sind diese Krankheitssymtome nicht erheuchelt. und lassen darauf schließen, daß Frau v. Schönebeck schon seit Jahren krank war, ohne ddß es von ihrer Umgebung bemerkt wurde. Dagegen entspricht die Meldung, daß auch Major v. Schönebeck in der letzten Zeit seines Lebens geistig nicht mehr intakt gewesen sei, nicht den Tatsachen. Er war bis in den letzten Tagen in Dienst und zeichnete sich, wie von mehreren Offizieren versichert wird, durch .eine auffallende geistige Schärfe aus.
Allen st ein, 3. Jan. Hauptmann v. Göben pflegte mit seinen Regimentskameraden keinen Verkehr, dagegen war er bei seinen Untergebenen sehr beliebt. Gäben war linkshändig, seine rechte Hand war infolge eines Schusses im Burenkriege völlig gebrauchsunfähig geworden. Trotzdem war er ein vorzüglicher Schütze und ein guter Jäger. Als die Frau von Schönebeck einmal in einer Königsberger Klinik weilte, verbrachte er, indem er vorgab, ihr Bruder zu sein. Tage lang an ihrem Bett. Der sonst so ruhige Mann glaubte in der Frau des Majors das Ideal des vollkommenen Weibes gefunden zu haben. Als er das Ideal seiner Wünsche vor sich sah, da brach die ganze aufgestapelte Kraft seiner Natur mit elementarer Gewalt hervor. Von dem Augenblick an befand er sich in dem Bann dieser Frau. Er war auch fest überzeugt davon, der einzige Geliebte dieses Weibes zu sein. Unter diesen Umständen fiel es ihr nicht schwer, im gegebenen Augenblick den sitz verehrenden Mann zu dieser Tat zu bestimmen. Bezeichnend für die Launen der schönen Frau ist, daß sie einmal einen jungen Offizier veranlaßte, ihr aus dem seidenen Futter seines Mantels einen Unterrock machen zu lassen. Ein Fenster des Obergeschosses benutzte sie als Signalstation für Zeichen, die bis nach dem Stadtwäldchen zu "sehen waren.
Berlin, 2. Januar. Die Reichspostverwaltung beabsichtigt im Laufe des nächsten Jahres aus den ihr im gegenwärtigen Etat bewilligten Mitteln 700000 Mk. zur Errichtung und zum Ankauf von
Wohnhäusern, 38 reichseigene Häuser mit 91 Familienwohnungen für Unterbeamte und 24 für geringer besoldete Beamte zu errichten.
Um die Ausprägung von 25 Pfennig-Stücken petitionierte die Landwirtschaftskammer der Provinz Brandenburg beim Reichsschatzsekretär. Gleichzeitig schlug sie vor, die Nickelgeldstücke zur besseren Unterscheidung von etwa gleichgroßen Gold- und Silbermünzen viereckig zu durchstechen.
Bielefeld, 2. Jan. Die Trauerfeier für Geh. Rat Dr. Hinzpeter fand im Sterbezimmer statt. Um 2 Uhr 15 Min. trafen der Kaiser und Prinz Heinrich ein, auf der Fahrt zum Trauerhause von der Menschenmenge ehrfurchtsvoll begrüßt. Der Kaiser und der Prinz legten am Sarge einen Kranz nieder. Pastor Förster von der Reformierten Kirche hielt die Gedächtnisrede. Hierauf erfolgte die Beisetzung. Der Kaiser und Prinz Heinrich begleiteten > den Leichenzug ein Stück und begaben sich dann im Automobil zum Bahnhof. Bald nach 3 Uhr erfolgte die Rückkehr nach Berlin.
Rom, 3. Jan. Kaiser Franz Josef hat nach seiner Genesung dem Papst eine Dankgabe von 1 Million Lire überwiesen.
Das französische Engagement in Marokko und das Interesse an den Dingen, die sich in dem sagenreichen Gebiet des Atlasgebirges abspielen, hat eine neue Belebung erfahren durch die Abberufung des erkrankten Generals Drude und seine Ersetzung durch General Damada, der mit größeren Vollmachten als sein Vorgänger und auch mit Verstärkungen ausgestattet werden soll. So gerät Frankreich immer tiefer in ein Abenteuer hinein, aus dem es längst gerne herausgekommen wäre, wenn das sein Nationalstolz und fein militärisches Prestige gestatteten. Letzteres Prestige ist ohnehin allerlei Anfechtungen ausgesetzt. Hat sich doch in den Verhandlungen des Senats klar ergeben, daß das Bestreben Frankreichs, mit der Entwicklung der deutschen Wehrmacht gleichen Schritt zu halten, auf immer größere Schwierigkeiten stößt, da das im Heimatland ausgehobene Rrkrutenmaterial nicht mehr ausreicht. Auch die Flottendebatte ließ ernste Besorgnisse laut werden, daß Frankreich in seiner Seestreitkraft von Deutschland ein für allemal überflügelt werde.
Die neuen militärischen Operationen der Franzosen im östlichen Marokko haben erfolgversprechend begonnen. Nach einer in Paris eingegangenen Meldung des Generals Lyautey haben die Truppen am 30. und 31. Dez. das Gebirgsland der Beni Khaled passiert. Die Kolonne Felineau hat die Nordausgänge besetzt. Der Kaid der Tad- jerts und der Scheck Aman ben Amea sind gefangen genommen worden und werden nach Algier gebracht. Die Kolonne Espinaffe hat die Verbindung mit Fälineau bei Martimpray hergestellt. General Lyautay sieht diese Operation als entscheidende an. Die bisherigen Abgaben der Stämme haben einen Wert von 72 000 Francs. Es sind 725 Schnellladegewehre eingeliefert worden. — General d'Amade, der neue Oberbefehlshaber des französischen Expeditionskorps in Casablanca, ist in Madrid angekommen; vorerst ist noch nicht bekannt, was sein Besuch in der spanischen Hauptstadt eigentlich bezweckt.
In Frankreich hat der Minister des Auswärtigen Pichon im Senat die marokkanische Frage eingehend behandelt. Seine Ausführungen waren auf einen durchaus sanften, friedlichen und entgegenkommenden Ton gestimmt. Der Minister betonte mit großem Nachdruck, daß die französische Regierung in Marokko weder Eroberungen noch das Protektorat anstrebe uud die Durchführung der Akte von Algeciras in allen ihren Teilen vorbereite. Hoffentlich steht die künftige Handlungsweise Frankreichs in genauem Einklänge mit diesen Erklärungen.
Im Gouvernement Bessarabien herrschen starke Unruhen, die durch das letzte Rundschreiben des Ministers des Innern, betreffend sofortige Steuererhebung, hervorgerufen wurden. Es kam zu blutigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Bauern, bei denen 11 Polizisten und Bauern getötet und viele verwundet wurden. Dragoner sind nach dem Gebiete der Unruhen kommandiert worden.
Von den beiden großen Prozessen in Petersburg ist der eine, derjenige gegen die wegen des Wiborger Aufruhrs angeklagten ehemaligen Dumamitglieder noch am Schlüsse des Jahres 1907 beendigt worden; fast alle Angeklagten wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Dagegen ist noch kein Ende des Prozesses Stöffel abzusehen, er wird sich vielleicht noch wochenlang hinziehen.
Die nach dem Stillen Ozean entsandte Panzerflotte der Vereinigten Staaten ist nunmehr in den südamerikanischen Gewässern angekommen. Penna und Pardo, die Präsidenten der Republiken
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