Brasilien und Peru, ordneten große Festlichkeiten in den beiden Hauptstädten an zu Ehren der Offi­ziere und Mannschaften der amerikanischen Flotte. Man legt in Washington größten Wert auf die Vorbereitung dieser Sympathiekundgebungen, welche in politisch bedeutsamen Trinksprüchen ihren Ausdruck finden werden. Gerade angesichts der jetzigen Fahrt der Unionsflotte ist es bemerkenswert, daß die Amerikaner Vorsichtsmaßnahmen auf den Phi­lippinen für den Kriegsfall treffen. Wie die LondonerMorning Post" aus Washington meldet, gelangen nach den Philippinen große Mengen Mu­nition für das Heer, die Küstenverteidigungsgeschütze und Mörser zur Einschiffung, ferner Torpedos und submarine Minen zur Verteidigung des Hafens von Manila.

Professor JohnW. Burgeß, der erste In­haber der Roosevelt-Profesfur in Berlin, befürwortete in einer Ansprache an die Germanische Gesellschaft in Chicago lebhaft ' einen Bund zur Abwehr von Angriffen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland. Er begründete den Wunsch mit dem ethischen Bande, das sich zwischen beiden Ländern .geknüpft habe.

London, 2. Januar. Die Bank von England hat den Diskont um ein volles Prozent von 7 auf 6 Prozent ermäßigt, eiR erfreulicher Beweis für das Nachlassen der Geldnot. Doch erwartet man, daß im ersten Halbjahr der Diskont nicht unter 5 Prozent herabgehen wird. Im vorigen Jahre war das englische Institut mit einer offiziellen Rate von 6 Prozent in das neue Jahr eingetreten, die sie am 17. Januar auf 5. Prozent reduzierte. Vermutlich dürfte nunmehr auch die Deutsche Reichs­bank eine Ermäßigung ihres gegenwärtig 7ffs Pro- zent*betragenden offiziellen Satzes in Aussicht nehmen.

Die .Berliner Strafkammer verurteilte den Schneider Joseph Erzberger, der wiederholt unter Mißbrauch des Namens seines Bruders, des Reichs­tagsabgeordneten Matthias Erzberger, Betrügereien und Diebstähle begangen hatte, zu zwei Jahren, zwei Monaten und einer Woche Gefängnis und zu fünfjährigem Ehrverlust.

Karlsruhe, 31. Dezbr. Die Einwohnerzahl betrug Ende November 134609.

Die Stadt Straß bürg hat Notstandsarbeiten angeordnet, bei denen vorläufig 730 bis 800 Ar­beiter beschäftigt werden können. Für Arbeiten in städtischer Regie treten in Anbetracht der Teuerungs- Verhältnisse Lohnerhöhungen ein.

Trier, 30. Dez. Ein Wucherprozeß, der vier Wochen gedauert hat, ist nunmehr zu Ende ge­gangen. Es waren sechs Kaufleute angeklagt mit Namen: Kaufmann, Wallenborn, Lippmann, Herres- tal, Kempe und Löwenstein. Die Angeklagten nutzten die Geldverlegenheiten und den Leichtsinn anderer in wucherischer Art aus. So mußte ein Leutnant (v. Tümpling) für ein gewährtes Darlehen von 15 000 Mk. 15 Trierer Bankaktien ä 140 Mark kaufen. T. bekümmerte sich nicht um den Wert der Aktien, sie wurden auch gar nicht geliefert. In einer größeren Anzahl weiterer Fälle nahm das Gericht keine Bewucherung an und sprach die An­geklagten frei. Als sehr belastend faßte das Gericht den Fall Firnhaber auf, bei dem die Gewährung eines Darlehens von 10 000 Mark von dem Kauf eines den Angeklagten Wallenhorn und Kempe zu­gehörigen Hauses abhängig gemacht wurde. Leicht­sinn und Notlage waren auch hier zweifellos vor­handen; denn der leichtlebige Offizier hatte das Geld dringend notwendig und lebte unter großem Aufwand. Als Vermögensvortei^ wurde von dem Konsortium nach dem perfekten Kauf ein Stück Garten im Werte von 16 000 Mark verlangt und bewilligt. Das Urteil lautete auf folgende Str.afen: Kaufmann Wallenborn erhielt 2 Jahre 4 Monate Gefängnis, 9200 Mark Geldstrafe und 5 Jahre Ehrverlust; der Kaufmann 2 Jahre Gefängnis, 2150 Mark Geldstrafe und 5 Jahre Ehrverlust; der Kempe 1 Monat Gefängnis, 900 Mark Geldstrafe; der'Löwenstein 200 Mark Geldstrafe. Wallenborn Hat das Weite gesucht. Seine Kaution von 50 000 Mark ist der Staatskasse verfallen.

Lahr, 30. Dez. Ueber einen großen Brand in dem Manusakturwaren- und Herrenkleidergeschäft der Firma Jakob Kopp wird gemeldet, daß her Schaden über lOOOOODMk. betragen dürfte. Das Magazin selbst ist ausgebrannt, dagegen konnte ein anstoßender, mit wertvollen Waren gefüllter Anbau, der durch einen eisernen Rolladen mit dem abge­brannten Teil verbunden war, gerettet werden. Ueber die Entstehung des Feuers kann fast als sicher .angenommen werden, daß Brandstiftung vorliegt; -man fand in nächster Nähe der Brandstelle eine

kleine Bierflasche, in der noch ein Rest Petroleum vorhanden war. Da sämtliche Räume elektrisch be­leuchtet sind und mit anderem Licht nie betreten werden, kann Fahrlässigkeit auf keinen Fall vor­liegen, und es besteht jetzt nur die Aufgabe, des böswilligen Menschen habhaft zu werden der sich zu solch niedriger Tat Hinreißen ließ.

Erfurt, 3. Januar. In der frühen Morgen­stunde sank die Temperatur auf 27 Grad Celsius.

Berlin, 3. Jan. Aus New-Dork wird ge­meldet: Viele Tausende von Familien verweigerten gestern die Zahlung der Miete. Die Gerichte sind mit Exmissionsklagen überhäuft. Die ganze untere Ostseite hat sich organisiert zur Erzwingung nied­rigerer Mieten.

New-Aork,' 31. Dez. Der Mieterstreik erstreckt sich jetzt auf 100 000 Personen. Die Wirte, die keine Miete erhalten, lassen Wasser und Gas ab­sperren. Zusammenstöße mit der Polizei sind all­täglich.

Nach einer Erklärung der Newyorker Zentral­gewerkschaften befinden sich gegenwärtig 125 000 A r b e i t s l o s e in N e w y o r k, eine erschreckende Zahl, die sich voraussichtlich noch vergrößern wird.

Ungefähr 1000 Schaffner und Fahrer der Lon­doner Motoromnibusse sind infolge Ankündigung einer Herabsetzung ihres Gehalts in den Ausstand getreten.

Auf dem Bahnhof'St. Lazare in Paris demon­strierten infolge der durch die Kälte verursachten Verzögerung der Abfahrt einer Anzahl von Eisen­bahnzügen etwa 3000 Reisende. Sie zerbrachen Fensterscheiben und Bänke. Die Polizei nahm etwa 50 Verhaftungen vor, von denen 10 aufrecht er­halten wurden.

Triest, 3. Jan. Seit 24 Stunden wütet im Hafen eine furchtbare Bora, welche großen Schaden anrichtete; die Arbeiten im Freihafen mußten ein­gestellt werden. Ein Wächter auf der Mole wurde vom Sturm ins Meer geworfen und ertrank. Auch in der Stadt wurden mehrere Personen zu Boden geriffen und verletzt.

Seitdem der furchtbare Ausbruch des Mont- Pele in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1902 die blühende Stadt Saint-Pierre aüf Martinique vernichtet halte, ist die Stätte, auf der sie gestanden, von der tropischen Flora und der üppigen Vegetation überwuchert worden, aber keine menschliche Ansied­lung ist in weiterem Umkreise dort mehr zu finden. Das soll nun anders werden. Der Drang der Be­völkerung nach diesem besonders gesegneten Teil der Insel ist zu stark, als daß man seine Wiederbesie­delung noch länger hinausschieben könnte, wie das anfangs au§ Furcht vor neuen Ausbrüchen des Mont Pele beschlossen war. Man hat, wie aus Fort de France berichtet wird, einer größeren Zahl von Personen nunmehr die Erlaubnis erteilt, auf ihre eigene Gefahr neue Bauten in Saint-Pierre aufzuführen.

London, 3. Jan. Das statistische Bureau in Washington veröffentlichte gestern einen Bericht über das verflossene Jahr 1907, worin u. a. die erstaun­liche Mitteilung sich befindet, daß in den Vereinigten Staaten im verflossenen Jahr nicht weniger als 10 782 Personen, also 30 pro Tag Selbstmord begingen.

Der Chef des Welthauses Staudt u. Co. in Buenos-Aires, Herr Karl Weber, der gerade erst von Deutschland zurückgekdmmen war, ist am Montag daselbst von einem Eisenbahnzug über­fahren und getötet worden. Der Unglücksfall er­eignete sich, als Weber in Begleitung seiner Gattin von einem Ausflug zurückkehrte und in der Dunkel­heit irrtümlich nach der falschen Seite den Zug ver­ließ. Weber, der ein Alter von 48 Jahren erreicht hat, war gleich seiner Gattin, einer gefeierten Schön­heit, aus Baden gebürtig.

Russelville (Kentucky), 3. Jan. Etwa 100 berittene Räuber erschienen heute am frühen Morgen in der Stadt. Nachdem sie den Polizeichef und 3 Soldaten überwältigt hatten, sprengten sie 2 Tabakniederlagen mit Dynamit und setzten jene in Brand, ebenso mehrere andere Geschäfte, ver­wundeten durch Schüsse 3 Personen und hielten die Telephonbeamtinnen und die Polizeisoldaten 3 Stun­den lang gefangen.

Was man bei der Erfindung der Photographie bereits als technische Möglichkeit geahnt hatte, das ist jetzt nach beinahe hundert Jahren durch die an­gestrengte Tätigkeit vieler Forscher zur Verwirklichung gekommen: Die Photographie in natürlichen Farben. Gelöst ist das Problem schon seit ge­raumer Zeit: allein es fehlte an der Durchführbar­keit in der Praxis. Das Verdienst, die Photographie

auf diese neueste Stufe der Vervollkommnung ge­hoben zu haben, kommt den Gebrüdern Auguste und Louis Lumiere Nancy-Monplaisir zu. Sie machten eine Erfindung, nach der es möglich ist, mit einer einzigen Platte und einer einmaligen Belichtung eine Glasphotographie in natürlichen Farben zu er­zeugen. Sie stellten photographische Platten her, die mit rotgelben, grüngelben und rötlichblauen Stärkekörnchen überzogen sind. Auf den vierten Teil einer Nadelspitze wmmen 360 von diesen Körn­chen. Das aufzunehmende Bild gelangt durch eine Glasplatte aus den Stärkekörnerfilter. Die roten Körner lassen das rote, die grünen das grüne und die blauen Körnchen das blaue Licht des Bildes hindurch. Durch Vermischung dieser Grundfarben erscheint das Bild nach der Entwicklung in natur­getreuen Farben von höchster Intensität.

Württemberg.

Stuttgart, 3. Jan. Wie aus Tübingen gemeldet wird, ist dort heute nachm, der Kanzler der Universität, Staatsrat Prof. Dr. v. Schön­berg, im Alter von 68 Jahren gestorben.

Stuttgart. In dem Schaltervorraum der Briefpoststelle des Postamts Nr. 1 (Hauptpostgebäude) sind zwei Automaten aufgestellt worden, welche nach Einwurf eines Zehnpfennigstücks eine Briefmarke zu 10 Pfg. bezw. zwei 'Postkarten zu 5 Pfg. abgeben.

Für Eisenbahnreisende. Es hat in letzter Zeit die Unsitte eingerissen, daß ein Teil der Rei­senden bei der Einfahrt der Züge in die Stationen die Trittbretter und Plattformen der Personenwagen betritt. Nach den Bestimmungen der Eisenbahnbau- und Betriebsordnung ist,solange ein Zug sich in Bewegung befindet, das Oeffnen der Wagentüren, das Ein- und Aussteigen, der Versuch oder die Hilfeleistung dazu, das Betreten der Trittbretter und Plattformen verboten." Es besteht Veranlassung, angesichts der zahlreichen Zuwiderhandlungen dieser Art, mit Nachdruck auf dieses Verbot hinzuweisen.

Stuttgart, 2. Januar. Bei den Stuttgarter Stadtwaldungen, deren ertragfähige Waldfläche 750 Hektar beträgt, sollen in Zukunft die für eine Groß­stadt so wichtigen landschaftlichen Rücksichten zur Geltung gebracht werden. Es handelt sich dabei hauptsächlich um die Erhaltung des Bestehenden. Die jährliche Hauptnutzung soll von 2000 Festmeter auf 1600 ermäßigt werden. Auch an eine parkartige Behandlung eines Teils der städtischen Waldungen wird gedacht.

In Stuttgart wurden in der Neujahrsnacht gegen 258 Personen wegen Ruhestörung, Abbrennen von Feuerwerkskörpern usw. Anzeige erstattet. Im Vorjahr waren es nur 172.

Wie ein Privattelegramm meldet, wird Graf Zeppelin am 19. Januar in der Berliner Singakademie einen öffentlichen Vortrag über die Eroberung der Luft halten.

Kornwestheim OA. Ludwigsburg, 31. Dez. In der Nacht zum Montag gelang es den in der neuen Schuhfabrik untergebrachten Hunden aus­zubrechen. Sie gerieten in den in der Nähe befind­lichen Schafpferch und jagten die Herde aus­einander. Die geängstigten Tiere wurden in die ganze Umgebung versprengt und konnten nur mit größter Mühe wieder gesammelt werden. Einige der Tiere fehlen noch, einige andere wurden von den Hunden zerrissen. Der entstandene Schaden ist be­trächtlich.

Gmünd, 3. Januar. In Sachen des Gold- waxendiebstahls ist die zur Ermittlung des Täters ausgesetzte Geldbelohnung auf 1000 Mark erhöht worden. (R. Ztg.)

Slus StaSt, Bezirk unö Umgebung.

* Enzklösterlr, 2. Jan. Bei der am 31. Dez. stattgehabten Gemeinderatswahl wurden in Enzklösterle statt der Austretenden neu gewählt: Jakob Frey, Bauer und Holzhändler, und Friedr. Klaiber, Gipser. In Enztal wurde wiedergewählt Jakob Friedrich Sturm, Bäcker und Kaufmann in Gompelscheuer, für neu Joh. Leonhard Stieringer, Metzger in Lappach, welcher wegen gleicher Stimmen­zahl mit seinem Bruder, dem seither. Gemeinderat Friedr. Michael Stieringer von Poppeltal, um den Gemeinderatssitz zu losen hatte und gewann.

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