habe sich berufen gefühlt, eine Gruppe hochgestellter und einflußreicher Personen in der Umgebung des Kaisers, die dem Wohl des Vaterlands nachteilig seien, zu sprengen. Wen er eigentlich zu dieser Gruppe rechne, sei nicht ganz klar, jedenfalls in der Hauptsache den Fürsten Philipp zu Eulenburg und den Grafen Kuno Moltke. Diesen beiden Herren glaubte er etwas am Zeug flicken zu sollen auf Grund von einzelnen Andeutungen und Kenntnissen, die er über die Ehe des Grafen Moltke und aus der Umgebung des Fürsten Bismarck geschöpft hatte. Am Schluß seines Plaidoyers beantragte der Ober­staatsanwalt eine Gefängnisstrafe von vier Monaten gegen Harden. Aus der Rede des Oberstaatsan­walts ist noch zu erwähnen, daß er am Schluß derselben mitteilte, es sei ihm ein Drohbrief zu­gegangen. Es würde ihn jemand aus dem Hinter­halt erschießen, wenn Harden verurteilt werde. Er könne nur mit Bismarck sagen: Dor lach ich öwer. Nach dem Plaidoyer des Oberstaatsanwalts sprach Justizrat Dr. Sello; er entwarf ein Cha­rakterbild des Grafen Moltke. Hierauf erklärt Graf Moltke, er habe die Uniform ausgezogen, weil er sie nicht mit Schmutz habe bewerfen lassen wollen. Er betont, daß es in der Umgebung des Kaisers keinGrüppchen" und keineKamarilla" gebe. Es gebe nur eine Tafelrunde und zwar die der kaiser­lichen Familie, zu der dieser oder jener befohlen werde, und die das Volk liebe und verehre. Daran werde sich nicht rütteln lassen. (Lebh. Beifall.) Justiz­rat Bernstein hielt ein zweistündiges Plaidoyer zu Gunsten Hardens und führt aus, daß, wenn schon die Anklage Harden die edle Absicht, dem Vaterland zu dienen und den guten Glauben zu­billige, auf eine Gefängnisstrafe nicht erkannt werden könne. Nach kurzen Ausführungen des Oberstaats­anwalts und des Justizrats Sello hielt der 2. Ver­teidiger Hardens, Justizrat Kleinholz, das Plai­doyer und beantragt Freisprechung seines Klienten, eventuell Geldstrafe.

Berlin, 2. Jan. (Prozeß Moltke-Harden.) Der Angeklagte Harden ist heute an Gerichtsstelle nicht erschienen. Nach dem Gutachten seines Haus­arztes ist wiederum eine Verschlimmerung seines Zustandes eingetreten, und zwar derart, daß er schon beim bloßen Sichaufrichten Ohnmachtsanfälle erleidet. Die Verhandlung ist deshalb bis heute nachmittag vertagt worden.

Allenstein, 31. Dez. Gestern abend wurde die wegen Anstiftung zur Ermordung ihres Gattten verhaftete Frau v. Schönebeck von 3 bis 6 Uhr kriegsrechtlich vernommen. Sie gab an, daß Offi­ziere, die in ihrem Hause verkehrten, immer nur die Flurtür benützten. Sie machte dann noch weitere Angaben, die mit dem heute abgelegten Geständnis des Hauptmanns v. Göben in Verbindung zu bringen sind. Um 12 Uhr mittags begann nun die Vernehmung des Hauptmanns v. Göben. die bis 3 Uhr dauerte, und die mit seinem umfassen­den Geständnis endete. Es verlautet, der Haupt­mann habe zugegeben, die Nacht im Hause des Majors zu wiederholten Malen verbracht zu haben. Sicherheitshalber habe er für alle Fälle stets einen Revolver bei sich getragen. In dieser Nacht nun verursachte das versuchte Oeffnen der Flurtür ein Geräusch. Der Major erwachte und überraschte den Hauptmann, der dann sein Opfer niederstreckle. Dieses Geständnis entspricht vollkommen dem Stand­punkt, den die militärische Untersuchungsbehörde von vornherein sich gestellt hatte. Es taucht eben das Gerücht auf, daß Hauptmann v. Göben die Tat eingestand, um Frau v. Schönebeck zu schützen, und daß diese die Tat begangen habe. Man erinnert an das kleine Kaliber des Revolvers. Ein Mann, dazu ein Offizier, hätte eine größere Waffe getragen. Im übrigen hat die schon längst erwartete Verhaft­ung der Frau des Majors allgemein wenig über­rascht. Der erschossene Major v. Schönebeck ist 1860 in München geboren und stand vor seiner Versetzung nach Allenstein (im Oktober 1907) beim 8. schlesischen Dragonerregiment. Die verhaftete Frau v. Schönebeck, eine geborene Lüders, ist eine brünette, schöne, schlanke Frau von etwa 30 Jahren. Aus den ersten Jahren ihrer Ehe, die glücklicher waren, als die letzten, stammen zwei Kinder im Alter von 10 und 8 Jahren.

DieAllensteiner Ztg." bringt folgende ihr von amtlicher Seite zugegangene Mitteilung: Ueber das Geständnis des Hauptmanns v. Göben können nähere Angaben noch nicht gemacht werden, da die Verhandlungen über die Mitschuld der Frau v. Schönebeck noch schweben. Hauptmann v. Göben will nach seinem Geständnis die Tat mit Vorbedacht in einem an Wahnsinn grenzenden Zustand von Liebesraserei begangen haben. Die Nachforschungen

nach der angeblich, in die Alle geworfenen Schuß­waffe sind im Gang.

Essen-Ruhr, 21. Dez. In Kupferdreh brannte das Manufakturwaren-Geschäft von Prete vollständig nieder. Mehrere Personen wurden nur mit Mühe gerettet. Ein 14jähriges Lehrmädchen gestand, den Brand angelegt zu haben. Der Beweggrund zu der Tat soll Heimweh sein.

Zu den gegenwärtigen inneren und auswärtigen Schwierigkeiten Persiens gesellt sich ein drohen­der Konflikt mit England. Der Scheich der Insel Abu Musa im persischen Meerbusen zeigt Un­abhängigkeitsgelüste, worin er offenbar von England unterstützt wird; nach Auffassung der politischen Kreise in Teheran gehört aber die Insel Abu Musa zweifel­los zu Persien. Die persische Regierung zögert noch mit ihrer entscheidenden Aeußerung iu dieser An­gelegenheit.

Unter den russischen Truppen im Gouverne­ment Taurien und in Turkestan gährt es bedenk­lich. Es kamen eine ganze Reihe von Gehorsams­verweigerungen und auch verschiedene direkte Meu­tereien vor. Der Kommandeur des turkestanischen Armeekorps, General Karzow, ist wegen dieser Vor­gänge seines Postens enthoben worden.

In Petersburg wurde dem Geiger Eugen Asaye während des Sinfoniekonzertes im dortigen Marientheater seine Stradivarius-Geige im Werte von 60 000 Franken entwendet.

Paris, 1. Januar. Die ganze Nacht über ist Schnee gefallen. Auch aus vielen anderen Teilen Frankreichs wird Schnee gemeldet.

Gestern früh zerstörte eine gewaltige Feuersbrunst die große Brüsseler Mehlfabrik. DerSchaden beziffert sich auf 4500000 Franks.

Württemberg.

Neuenbürg, 3. Jan. Der Schluß des Jahres, der mit seinen Feiertagen von jeher zur Sammlung und zur Ausgleichung von Gegensätzen bestimmt war, hat sich auch Heuer ohne große Erregungen und Ent­scheidungen vollzogen. Die Leidenschaften, die sonst das politische Leben erfüllen, sind in dieser Woche zurückgetreten. Auch in unserer engeren Heimat hat die letzte Jahreswoche keine politischen Ereignisse von größerer Tragweite gezeitigt. Zu erwähnen ist nur ein Bericht des Statistischen Landesamts, der sich wie sein Vorgänger vor vier Wochen mit der Steigerung der Mehl- und Brotpreise befaßt und feststellt, daß diese eine Höhe erreicht haben, wie seit langen Jahren nicht. Die Ursache liegt in dem ungenügenden Ausfall der Welternte, da das deutsche Ergebnis trotz der vielfach erfolgten Beschädigung der Wintersaaten noch ganz günstig ausgefallen ist. Wertvoll ist die Feststellung, daß die Steigerung der Getreidepreise nicht hervorgerufen ist durch die Erhöhung des Zolltarifs, daß sie vielmehr im Ver­gleich zu anderen europäischen Ländern mit keinen oder geringeren Einfuhrzöllen noch glimpflicher aus­gefallen ist als dort. Von Interesse ist auch der Verwaltungsbericht der württ. Verkehrsanstalten für das Etatsjahr 1906 insofern, als er die Wirkung der 4. Wagenklasse, die bekanntlich am 1. Oktober 1906 eingeführt wurde, sowie die der am 1. August 1906 in Kraft getretenen Fahrkartensteuer ergibt. So befriedigend im allgemeinen auch der Ertrag der Bahnen gemäß der Steigerung des Personen- und Frachtverkehrs genannt werden kann, läßt sich doch der Schaden, den die beiden erwähnten Momente mit sich gebracht haben, nicht verkennen. So hat der Personenverkehr in der ersten Hälfte des Jahres 1906 pro Person die Summe von 0,43, in der zweiten nur 0,32 Mk. ergeben; die Einnahme auf einen Personenkilometer belief sich im ersten Semester auf 2,46 Mk., im zweiten nur auf 2,09 Mk. Das alles trotz der Steigerung des Personenverkehrs. Damit ist also der Beweis erbracht, daß die Fahr­kartensteuer, sowohl wie die vierte Wagenklasse eine Abwanderung der Passagiere in billigere Klassen gezeitigt und so die erhoffte Wirkung der unbeliebten Maßregeln größtenteils illusorisch gemacht haben. Aehnlich wird es wohl mit der jezt aufs Tapet ge­brachten Aenderung der Fernsprechgebührenordnung gehen. Soweit der Entwurf in den letzten Tagen des Jahres bekannt geworden ist, beabsichtigt die Reichspostverwaltung eine Aufhebung der Pausch- gebühr und eine Verbilligung der Grundgebühr, da­gegen die Einführung einer Einzelgesprächsgebühr von 5 Pfg. Wir in Württemberg hatten bisher ebenso wie die Bayern unseren eigenen Tarif, der sich für Fernsprechteilnehmer, die von ihrem Telephon einen ausgiebigen Gebrauch machen und dazu ist die ganze Institution doch nur geschaffen wesentlich billiger gestaltete als der neue Tarif.

Stuttgart, AI. Dez. Der bayrische Finanz-- Minister v. Pfasch und der Präsident des badischen Finanzministeriums, Honsell, sind zur Zeit hier zu Besprechungen mit dem württembergischen Finanz- minister über Reichssteuerfragen.

Stuttgart, 2. Jan. Gemeinderatswahl. Neben den Wahlvorschlägen der fünf politischen Parteien, waren im letzten Augenblick auch noch einige andere Gruppen mit Ssndervorschlägen hervor­getreten. Die Wahl hatte folgendes Ergebnis: Ab­gegeben wurden für die Deutfche Partei 59 832, für die Konservative Partei 22 741, Sozialdemokratische: Partei 75104, Volkspartei 25 098, Zentrumspartei 15603 Stimmen. Gewählt sind Handschufabrikant Sperka (Soz.) mit 16 994, Graveur Würz (Soz.) mit 16 646, Verbandsvorsitzender Dietrich (Soz.) mit 15 772, Hofwerkmeister Haußer (D.P.) mit 13742, Professor Weitbrecht (D.P.) mit 8479, Architekt Heim (D.P.) mit 7106, Wirt Theurer (Vp.) mit 4204, Bäckermeister Kälberer (Kons.) mit 5324, Rechtsanwalt Dr. Schmidt (Ztr.) mit 2581 Stimmen. Deutsche Partei gewann 3 Sitze, Konservative Partei und Zentrumspartei je 1 Sitz, die Volkspartei verlor gegenüber dem seitherigen Gesamtbestand 5 Sitze, während die Zahl der soz. Vertreter im Gemeinderat unverändert bleibt. Im ganzen wurden von 27 297 Wahlberechtigten 20737 Zettel abgegeben. Im Gemeinderat befinden sich nunmehr 6 Deutschparteiler. 2 Konservative, 9 Volks­parteiler, 10 Sozialdemokraten und 1 Vertreter der Zentrumspartei.

Stuttgart, 2. Jan. Zur Beratung der Lage im deutschen Flottenverein ist der Gesamt­ausschuß des Landesvereins Württemberg zu einer Sitzung auf den 11. Januar einberufen. An der Sitzung des Vereins am 19. Januar in Kassel werden vom württ. Landesverein fünf Ausschuß­mitglieder teilnehmen.

Stuttgart, 31. Dez. Dem Gesamtausschuß des Deutschen Sängerbundes gehören aus Württemberg als geschäftsführende Mitglieder an: Rechtsanwalt List-Reutlingen, Professor Wörz- Tübingen, Kaufmann Th. Rupp-Cannstatt, Professor Förstler und Präzeptor Schairer-Stuttgart.

Stuttgart, 2. Jan. Nach Bekanntmachung der Kommission für die Feststellung der Fleischpreise ist der Preis für Kalbfleisch 1. Qualität auf 80 Pfennig, 2. Qualität auf 75 Pfg. festgesetzt worden. Es tritt demnach ein Preisaufschlag beim Kalbfleisch von 5 Pfg. ein.

Stuttgart. Die Firma E. Breuninger zum Großfürsten veranstaltete am Sonntag in Verbindung mit der Weihnachtsfeier für ihre ca. 400 Ange­stellten eine Bescherung für 550 Kinder bedürftiger Eltern. Die Kinder erhielten außer Backwerk wert­volle nützliche Geschenke, Kleiderstoffe usw. Schul­rat Dr. Mosapp dankte dem Spender namens der Kinder, woraus Herr Breuninger eine kurze An­sprache an die Kinder richtete.

Aus Cannstatt wird berichtet: In jüngster Zeit kamen zwei Bewohner des Neckarstrandes wegen eines Gänserichs in Streit, dessen Eigentum beide beanspruchten. Die Sache kam vor den Gerichten zum Austrag. Es wurde die Vernehmung zahl­reicher Zeugen und Sachverständigen nötig, so daß die Gerichts- und Prozeßkosten sich auf einige hundert Mark belaufen, die der verlierende Teil zu tragen hat.

Tübingen, 30. Dez. Vor einigen Tagen kam ein Lehrling aus einer Eierwarenhandlung zum hiesigen Bahnhof und löste eine Fahrkarte zum 0- Zug nach Mailand. Er bezahlte mit einem Hundert­markschein. Kurz nach der Abfahrt des V-Zuges kam der Vater und leitete sofortige telegraphische Recherchen nach dem flüchtigen Sohne ein, die auf 90 zu berechnen sind und den Erfolg hatten, daß der Sohn in Genua ergriffen und wieder hier­her befördert wurde.

Gmünd, 31. Dezbr. In vergangener Nacht wurde in der Goldwarenfabrik von Böhm u. Co. ein schwerer Einbruch verübt. Nach Sprengung einer eisernen Türe stahlen die Diebe mehrere für die Reisenden der Firma bestimmten Musterkoffer mit Waren im Wert von über 40000 Mk. Die Polizei soll den Dieben auf der Spur sein.

Vom Murgtal, 29. Dez. Die Arbeiten am Bau der bad. Murgbahn nehmen trotz der rauher gewordenen Jahreszeit ihren ununterbrochenen Fort­gang. Ueber 1400 Arbeiter sind beschäftigt. Einen großen Teil bilden Italiener und Kroaten und ge­legentliche Reibereien und Raufereien sind nicht aus­geschlossen. Bei einer Weihnachtsfeier in Forbach kam es zu stürmischen Auftritten. Einem Wirt, der keine Getränke mehr verabreichen wollte, wurde die Wirtschaft demoliert, auch gabs, da vom Messer Gebrauch gemacht wurde, erhebliche Verletzungen.

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