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Fernsprecher Nr. 4.
157.
Neuenbürg, Freitag den 4. Oktober 1907.
65. Jahrgang.
NmnSschau.
Zum Tode des Großherzogs von Baden.
Von der Mainau, 2. Oktbr. In feierlicher Weise und unter dem Geläute aller Glocken wurde heute vormittag 8'/. Uhr der Sarg des verstorbenen Großherzogs, getragen von 12 Grenadier- Unteroffizieren, .nach dem Trauerschiff „Kaiser Wilhelm" gebracht. Die Einwohner der umliegenden Ortschaften, zumeist in Trauer gehüllt, bildeten Spalier. Ueberall herrschte feierliche Stille, da und dort durch unterdrücktes Schluchzen unterbrochen. Hinter dem Sarge folgte die greise Großherzogin, ganz in Schwarz gekleidet, ihr zur Linken schritt Großherzog Friedrich II., rechts die Verwandten des Verstorbenen vom schwedischen Hof. Diesen folgten die Staatsmänner und Würdenträger und dann die Leiblakaien und die übrige Dienerschaft. Um 9 Uhr traf das Schiff mit der Leiche des Großherzogs in Konstanz ein. Die Stadt ist in Trauer gehüllt. Am Landungsplatz sowohl, wie auf dem kurzen Weg, den der Zug zu nehmen hatte, waren mit Tannengrün und Trauerschleifen geschmückte Flaggenmaste, sowie Pylonen, auf denen Trauerfeuer brannten, aufgestellt. Während der Sarg in einen mit Fahnen, Lorbeergrün und Palmen geschmückten, schwarz ausgeschlagenen Eisenbahnwagen gehoben wurde, nahmen die hohen Herrschaften und die Hofstaaten in den vor dem Fürstensalon stehenden Wagen Platz. Um 9 ff- Uhr erfolgte die Abfahrt nach Karlsruhe. Der Trauerzug fuhr mit mäßiger Geschwindigkeit den Weg über Singen und Waldshut nach Freiburg. An dem Bahngeleise hatten Schulen, Vereine und die Bewohner Aufstellung genommen und empfingen den Zug überall mit weihevoller Trauer, Glockengeläute, Choralgesang und Trauermusik. Die auf dem Felde Arbeitenden entblösten das Haupt. Die Fahrt durch das Land machte einen überwältigenden Eindruck. Der Großherzog begrüßte auf den größeren Stationen persönlich die Spitzen der Behörden, indem er aus dem Wagen stieg. In Fr ei bürg wurde ein Aufenthalt von 5 Minuten genommen. Während desselben verließ der Großherzog den Salonwagen und zog die Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, sowie den Divisionsgeneral und den Brigadekommandeur in ein
Das falsche Modell.
' - (Nachdruck verboten.
Sie hatten es ihm angetan, diese blauen Augen, die so träumerisch, so sehnsuchtsvoll aus dem fein- geschnittenen, von dunklen Locken.umrahmten Antlitz herausschauten.
Wie schon einigemal, so war der Fabriksbesitzer Börner auch dieses Jahr in der Reichshauptstadt eingetroffen, um die Kunstausstellung zu besuchen.
Der joviale, den edleren Genüssen des Lebens huldigende Junggeselle gehörte zu denjenigen Kunstfreunden, welche den Malern zu gefallen pflegen; er kritisierte nicht viel, wollte nicht alles besser wissen, und wählte sich stets ein oder das andere Bild aus.
Auch diesmal hatte er mit dem stillen Behagen des geistig Genießenden die Ausstellung betreten.
Plötzlich stutzte er. Aus goldenem Rahmen leuchtete ihm ein Mädchenkopf entgegen, wie er ihn herrlicher und zugleich lieblicher nie erblickt zu habeu meinte.
Geblendet, hingerissen starrte er das Bild an.
Endlich faßte er sich dann soweit, um den Katalog aufzuschlagen.
„Studienkopf von Fritz Merk" hieß es da.
Kaum vermochte er sich von dem Bilde zu trennen; immer wieder kehrte er zu ihm zurück.
War es doch nicht nur die Kunstliebhaberei, die ihn zu diesem Mädchenantlitz hinzog, war es doch vielmehr noch ein anderes, tieferes Interesse, eine
kurzes Gespräch. Die Stadt Freiburg ließ am Sarge in dem Leichenwagen einen prachtvollen Kranz niederlegen. Tausende standen zu beiden Seiten des Bahngeleises und huldigten dem verstorbenen Landesherrn in wehmutsvoller Trauer. Die Fahrt des Trauerwagens von Freiburg nach Karlsruhe erfolgte ohne Unterbrechung. Auf allen Stationen, die der Zug weiter passierte, bot sich das gleiche Bild. Militärvereine, Gesangvereine, Feuerwehr und aktives Militär hatten auf dem Bahnsteig Aufstellung genommen. Glockenklang, Trommelwirbel und Regimentsmusik empfing den langsam vorbeifahrenden Kondukt. Um 5 Uhr lies der Zug auf dem Hauptbahnhof in Karlsruhe ein, wo sich die Hofstaaten, die Spitzen der Militär- und Zivilbehörden zum Empfang versammelt hatten. Der Großherzog war der Großherzogin Luise beim Aussteigen behilflich und geleitete die tief gebeugte Frau in den Fürstensalon, worauf er wieder erschien und die Anwesenden begrüßte. Vor dem Bahnhof hatte eine Eskadron des Leibdragoner-Regiments mit Musik Aufstellung genommen, die, als die Leiche herausgetragen wurde, einen Choral spielte. Nachdem der Sarg auf dem mit 6 Pferden bespannten Leichenwagen aufgebahrt war und sich die Eskadron an die Spitze des Zuges gesetzt hatte, setzte sich der Trauerkondukt nach der Schloßkirche zu in Bewegung. Ein Zug Dragoner beschloß den Kondukt. Die Straßen waren reich mit Guirlanden, Tannengrün und beflorten Fahnen geschmückt, während die offenen Gaskandelaber brannten. Eine tausendköpfige Menschenmenge umsäumte die Straßen. Vor dem Rathause hatte der Bürgerausschuß Aufstellung genommen. Nachdem die Leiche in der Schloßkirche aufgebahrt war, fand eine kurze Andacht statt, die Hofrediger Fischer hielt. Während der Ueberführung läuteten alle Glocken, und es wurde Trauersalut abgefeuert.
Karlsruhe, 3. Okt. Zu der am Montag den 7. Oktober vormittags hier stattfindenden Beisetzung des verstorbenen Großherzogs Friedrich von Baden treffen der Kaiser, sowie der Kronprinz ein. Außerdem haben ihr Eintreffen angezeigt: Prinz Ludwig von Bayern, der König von Sachsen, der König von Württemberg, der Großherzog von Weimar, der Herzog von Anhalt, Herzog Johann
Neigung, wie er sie so stark und tief seinem Hagestolzen Herzen, das schon einige Stürme durchgemacht, nicht mehr zugetraut hätte.
„Das Bild muß mein werden!" murmelte er.
Leicht erfragte er die Wohnung des Künstlers und betrat dessen Atelier.
Er fand in einem bescheidenen Heim einen zwar nicht sonderlich hübschen und gewandten, jedoch — wie es schien — ernst denkenden und nicht unbedeutenden jungen Mann.
Der Preis schien ihm angemessen und bald war man handelseinig.
„Darf man erfahren", fragte der Käufer, „wer das Original des Bildes ist?" -
„Es ist ein Studienkopf", erwiderte der Maler ausweichend.
„Allerdings, aber Sie müssen doch nach einem Modell gearbeitet haben!"
„Ich darf den Namen nicht verraten."
- Etwas unbefriedigt entfernt sich Börner, um sogleich wieder zu seinem Bilde hinzueilen.
Entfernen durfte er es freilich nicht vor Schluß der Ausstellung, aber es stand ihm, wie jedem Andern, frei, es zu betrachten und zu bewundern.
Und dies tat er nun auch; immer mehr vertiefte er sich in die gefährlichen Augen, und so unergründlich waren dieselben, so bestrickend zeigten sich die Reize des Mädchenkopses, daß er nach einigen Tagen rief: „Das Original muß mein werden!"
Er eilte zum Maler.
„Nochmals komme ich wegen des Bildes", sagte
Albrecht, Regent von Braunschweig, Erbprinz Bernhardt von Sachsen-Meiningen, sowie Prinz Friedrich von Sachsen-Meintngen, Großfürst Wladimir von Rußland, Prinz Ernst von Altenburg, Großherzog 'Salvator, sowie 3 schwedische Prinzen, der Fürst von Waldeck, der Herzog von Connaught (letzterer Bruder des Königs von England), und Prinz Heinrich der Niederlande.
Karlsruhe, 3. Okt. Die großherzogliche Familie weilte heute morgen längere Zeit am Sarg des teuren Entschlafenen. Kurz vor 11 Uhr wurde dem Publikum der Zutritt zur Schloßkapelle gestattet. In feierlicher Stille zieht die Bevölkerung in Paaren vor der Leiche vorbei. Der Großherzog ruht im Prunksarg in der Uniform seiner Leibdragoner, die Hände über der Brust gefaltet. Zwei Kammerherren, vier Stabsoffiziere und zwei Unteroffiziere des Leibgrenadierregiments halten die Ehrenwache.
Karlsruhe, 3. Okt. Alles in Schwarz. Ein Volk in Trauer vom Kinde bis zum Greise. Die Karlsruher gehen wieder ihrer Beschäftigung nach. Aber die Anteilnahme fühlt man aus jedem Gespräch. In jedem Schaufenster sieht man das Bild des Großherzogs. Es ist fast immer dasselbe Bild: das edle Haupt ein wenig zur Seite geneigt, das Auge gütig blickend, der Mund lächelnd. Die Leute hasten die Straße entlang. Plötzlich bleiben sie vor einem Schaufenster stehen und sehen sich das Bild lange an, als wollten sie sich die geliebten Züge unauslöschlich einprägen. Tausende pilgerten heute zur Schloßkirche. Ehrfurchtsvoll und still tritt das Volk noch einmal vor seinen Großherzog. Wie aus Stein gehauen, unbeweglich starr, steht die Ehrenwache an des Fürsten Leiche. — Die Anordnungen für die Beisetzungsfeierlichkeiten sind nunmehr getroffen worden. — Wie wir erfahren, dauert der Aufenthalt des Kaisers hier am nächsten Montag nur drei Stunden. Der Kaiser trifft erst kurz vor der Beisetzung ein. Ob die Kaiserin mitkommt, ist noch unsicher.
Berlin, 3. Okt. In der heutigen Plenarsitzung des Bundesrats gedachte der Vorsitzende, Staatssekretär des Innern Dr. v. Bethmann-Holweg, in bewegten Worten des Hinscheidens des Großherzogs von Baden und gab der tiefen Trauer
er. „Ich bitte Sie dringend, mir den Namen der Dame mittzuteilen."
„Ich darf ihn nicht verraten", erwiderte der Maler etwas betroffen.
„Aber, verehrter Herr, wenn ich Sie versichere, daß mir viel daran liegt ihn zu erfahren! Hat Ihnen die Dame verboten, ihn zu nennen, haben Sie sich dazu verpflichtet?"
„Das allerdings nicht", entgegnete der Maler, der diesem Andrängen nicht widerstehen konnte.
„Also bitte, sagen Sie es mir! Die Dame ist doch nicht verheiratet?"
„Nein, verheiratet ist sie nicht."
„Ich hoffe doch, es ist ein anständiges Mädchen!"
„Dies ist sie allerdings, sehr anständig", sagte der Maler etwas heftig.
- - „Nun, so gestehe ich Ihnen", rief Börner feurig, daß ich das Mädchen liebe, daß ich es heiraten will. Ich bin vermögend, unabhängig — es steht nichts im Wege."
Der Maler warf seinem stattlichen Besucher einen erschreckten Blick zu, dann aber faßte er sich.
„Gut!" sagte er. „Ich will Ihnen den Namen der Dame mitteilen. Es ist meine Kousine Hedwig Merk. Sie weilt jedoch nicht mehr in Europa, vor einigen Monaten ist sie als Erzieherin nach Amerika gereist."
„Nach Amerika? Doch gleichviel! Bitte, teilen Sie mir die Adresse mit?"
Der Maler suchte unter Papieren und brachte einen Brief von weiblicher Hand hervor. Er zeigte