Straßburg i. Elf., 29. Sept. Am Donners­tag den 3. Oktober finden in den Morgenstunden internationale wissenschaftliche Ballonaufstiege statt. Es steigen Drachen, bemannte oder unbe­mannte Ballons in den meisten Hauptstädten Euro­pas auf. Der Finder eines jeden unbemannten Ballons erhält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort telegraphisch Nachricht sendet.

Mannheim, 28. Septbr. Seit einiger Zeit wurde im Mannheimer Schlachthofe ungemein frech gestohlen. Ganze Ochsenviertel und Kälber ver­schwanden aus den Kühlzellen. Als der Haupt­dieb wurde der Metzgergeselle Rudolf Haug aus Darmsheim erwischt, als er mit dem Metzger Aug. Maunz gerade wieder einmal ein Kalb geholt hatte. Ferner wurden als Diebe ermittelt die Gehilfen Karl Häberle und Karl Feichter. Die Hehler waren die Metzgermeister Gustav Stutz und Gottl. Schelle. Sie standen soeben vor Gericht. Nach längerer Verhandlung wurden verurteilt: Stutz' zu einein­halb Jahren, Schelle zu 1 Jahr Zuchtshaus, Haug zu eineinhalb Jahren, Häberle und Feichter zu je 3 Monaten Gefängnis, die drei ersteren außerdem zu je 3 Jahren Ehrverlust.

Von der bayrischen Grenze, 1. Oktober. Bei Günzburg ist ein einem Herrn aus Pforz­heim gehöriges Automobil völlig verbrannt. Die Insassen kamen ohne Schaden davon.

Vom Kaiserstuhl. Die weiubautreibenden Ge­meinden Endingen, Bahlingen, Riegel, Eichstetten, Amoltern, Königsschaffhausen, Leiselheim usw. be­gannen am 1. Oktober mit Herbsten. Bischoff­ingen. Trauben bereits fast reif. Edelsorten aus­gezeichnet. Jechtingen a. K. In einzelnen Lagen, und zwar in geringeren, ergaben Borherbst­proben ein Mostgewicht von 7580 Grad Oechsle. Der Neue wird gut bezeichnet, wenn auch Ouantität viel zu wünschen übrig läßt. Sasbach a. K., 27. Sept. Aussichten für einen zufriedenstellenden Herbstsegen in den letzten Tagen gemindert. Diefental i. Elf. Bis jetzt hat unsere kleine Gemeinde schon etwa 2000 Ohm zu 18 Mk. ab­gegeben. Barr. Weinlese auf den 3. Oktober festgesetzt. Bergreben versprechen recht guten Ertrag. Tiefe Lagen nur Drittelherbst, da Sauerwurm großen Schaden verursacht. Heiligenstein zeigt da­gegen starken Behang. Sulzbad. Weinlese beginnt Montag, 7. Oktober. Es gibt starken Mittelherbst.

Wheeling (West - Virginia), WO. Sept. Bei Bellaire erfolgte gestern ein Zusammenstoß zwischen einem von Chicago nach Wheeling fahrenden Schnellzug und einem Güterzuge der Baltimore- Ohio-Bahn, bei dem 15 Personen getötet und zahlreiche andere zum Teil schwer verletzt wurden.

Bar-le-Duc, 30. «sept. Der gestern früh 3'/s Uhr von Nancy kommende Schnellzug fand hier kein Einfahrtssignal vor und verminderte infolgedessen seine Fahrgeschwindigkeit. Der zehn Minuten nach fihm folgende Orient-Expreßzug sah im Nebel keine Signale und fuhr in den Schnell­guten Wein. Was wird uns dieses Jahr bescheren? Ein guter Tropfen ist uns immer von nöten, nicht nur wegen der Erwerbsverhältnisse unserer fleißigen Winzer, denen jeder einen entsprechenden Lohn für ihre Mühen im Schweiße des Angesichts gönnt, auch nicht allein all der durstigen Kehlen wegen, die oft in Verlegenheit sind, ob sie dem flüssigen Golde vor dem gemünzten den Vorzug geben sollen: nein, höhere, idealere Rücksichten lassen uns ein gutes Weinjahr wünschen. Der Dichter Georg Herwegh, deutet sie in dem kraftvollen Sange an:

Wo solch ein Feuer noch gedeiht,

Wo solch ein Wein noch Flammen speit,

Da lassen wir in Ewigkeit Uns nimmermehr vertreiben.

Stoßt an, stoßt an, der Rhein,

Und wär's nur um den Wein,

Der Rhein soll deutsch verbleiben!

O edler Säst, o lauter Gold,

Du bist kein ekler Sklavensold!

Und wenn ihr Franken kommen wollt,

So laßt vorher euch schreiben:

Hurra, Hurra, der Reihn,

Und wär's nur um den Wein,

Der Rhein soll deutsch verbleiben!

Interessante Einzelheiten aus dem Leben der Japanerinnen erzählt Andre Belletrot Iwotures pour tous: Die vornehme Japanerin ist eine Frühaufsteherin. Wenn sie sich vom Lager erhebt, wird sie von der Kammerzofe in das Badezimmer geleitet. Hat sie ihre Toilette beendet, so läßt sie ihre Kinder kommen. Mutter und Kinder werfen

zug hinein. Die Lokomotive des Expreßzugs wurde vollständig zertrümmert, der Kohlenwagen und drei Schlafwagen wurden schwer beschädigt. Der Lokomotivführer ist tot, der Zugführer und mehrere Reisende erlitten Verletzungen. Der Ver­kehr konnte erst am Abend im vollen Umfang wieder aufgeuommen werden.

Vermischtes.

Die drahtlose Telegraphie über den Ozean. Aus London wird berichtet. Marconi äußerte sich einem Besucher der großen Signalstation in Port Dorien gegenüber sehr zuversichtlich über die Eröffnung des Verkehrs mittels drahtloser Tele­graphie über den Atlantischen Ozean, die in einigen Wochen bevorstehen soll.Ich werde in Cape Breton bleiben", sagte er,bis die Station für den Handelsverkehr eröffnet wird, was in etwa drei Wochen der Fall sein wird. Wir haben nur noch einige kleine Proben vorzunehmen, bevor wir be­ginnen. Eine besondere Eröffnungsfeier soll jedoch nicht stattfinden. Wir haben einige Freunde hier, und wir werden unsere Tätigkeit für den Handels­verkehr damit beginnen, daß wir Botschaften an einige einflußreiche europäische Zeitungen senden. Wir werden keine große Affäre daraus machen, sondern ruhig unsere Arbeit aufnehmen. Wir haben alle Hindernisse überwunden und sind des Er­folges sicher."

Ein braver Mann in derSchreckenszeit". Ein Denkmal ist in der französischen Stadt Pontivy der Erinnerung an einen ihrer tüchtigsten, aber nur wenig bekannten Söhne geweiht worden. Es ist Jean Leperdit, der in den blutigen Tagen der Massenhinrichtungen unter dem Schreckensregiment die Proskribierten der Stadt Rennes vom Tode er­rettete und durch seine Gerechtigkeit und Milde ein segensreiches Wirken während der Revolution ent­faltete. Leperdit war aus niederem Stande, der Sohn eines Schneiders, und hatte sich in Rennes als Schneider niedergelaffen. Sein Fleiß, seine Klugheit und seine edle Gesinnung erwarben ihm die Liebe seiner Nachbarn, und als die Revolution ausbrach, wurde er zum Offizier der Bürgergarde ernannt. Bald stand er an der Spitze der Verwalt­ung von Rennes. Da kam einer der Jakobiner, der furchtbare Carrier, der sich durch die Ertränkung zahlloser Unglücklicher einen berüchtigten Namen ge­macht hat, um auch hier sein Mordwerk fortzusetzen. Aber Leperdit trat ihm so energisch entgegen, daß er aus Rennes unverrichteter Sache abziehen mußte. Während der ganzen Schreckenszeit blieb er auf seinem Posten, linderte die Not der Gefangenen und wußte sich an der Spitze der aufgeregten Be­völkerung zu behaupten, obwohl auch gegen ihn Angriffe und Verleumdungen gerichtet wurden. Später wollte Napoleon den wegen seiner Tüchtig­keit berühmten Maire von Rennes mit dem Kreuz der Ehrenlegion auszeichnen und ihm selbst das Kreuz der Ehrenlegion umhängen; aber der uner­schrockene Mann weigerte sich, es anzunehmen, und wütend über denEisenkopf" verließ der Kaiser die

sich, wenn sie dO Gatten und Vaters ansichtig werden, zu Boden, worauf der Herr des Hauses den Kindern leicht auf den Rücken klopft und der Mama zärtlich das Haar streichelt. Wenn der Gatte ihr mitteilt, daß er zum Essen Gäste erwarte, erwidert sie:Ich weiß, daß ich nur ein armes, deiner ganz unwürdiges Weib bin, aber ich will alles tun, um nicht dein Mißfallen zu erregen." Diese demütige Antwort auf die Frage, ob zu Mittag Gäste willkommen seien, möchte vielleicht zur Mein­ung verleiten, daß die Japanerin in der gesellschaft­lichen Schätzung weit unter dem Manne stehe. Dies ist jedoch in Wirklichkeit keineswegs der Fall. Die Japanerin wird im allgemeinen von ihrem Manne mit großer Achtung behandelt; die Phrase vom ganz unwürdigen Weibe" ist nichts weiter als eine Höflichkeitsformel, die im Deutschen zwar etwas sklavisch klingt, im Japanischen diesen Sinn aber vollkommen verloren hat. , '

Vorsicht bei Bestellungen! Der Schutz verein für Handel und Gewerbe, E. V., Augsburg­veröffentlicht folgende Warnung:Wir nehmen Veranlassung, insbesondere die kleinen Geschäftsleute darauf aufmerksam zu machen, wie notwendig es ist, bei Erteilung von Aufträgen an persönlich un­bekannte Geschäftsreisende die größte Sorgfalt zu beobachten, wenn man sich vor Schaden behüten will. In letzter Zeit wird vielfach folgender Trick angewendet: Der Reisende stellt sich damit vor, daß er sagt, er sei beauftragt, für diesen oder jenen ArtikelVerkaufsstellen" zu errichten. Er weiß da-

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Stadt. Doch auch von Ludwig XVII. nahm Le­perdit keine Ehrung an, sondern lebte ruhig und still als der schlichte Zeuge einer großen Zeit bis 1823.

Ein Katalog für Könige. Pierpont Morgan bereitet einen illustrierten Katalog über seinen ge­samten Kunstbesitz vor, dessen Herstellung ihn im ganzen mehrere Millionen Pfund kosten wird. Er beabsichtigt, eine kleine Anzahl dieses Verzeichnisses auf Velin drucken und allen Königen Europas über­reichen zu lassen. Der größere Teil der Samm­lungen dieses Milliardärs ist bekanntlich in seinem Hause in Prince's Gate zu London untergebracht, wo ein Stab von sechs Polizisten sie ständig be­wacht. Uebrigens sind die Bücher, die Pierpont Morgan erworben hat, an Wert seiner Gemälde­sammlung wohl so ziemlich gleich, da er allein für die Bibliothek von William Morris fast 20 Milli­onen Mark bezahlt hat. Darunter befinden sich allerdings 36 schöne Erzeugnisse der ältesten engli­schen Buchdruckerpresse, der von Caxton, die jetzt mit so märchenhaften Preisen bezahlt werden.

Ameisen sind aus Blumentöpfen durch Be­gießen der Pflanzen mit Tabakabkochung oder einer Auflösung von Guano zu vertreiben. In den Untersatz des betreffenden Topfes kann man stark riechende Stoffe gießen oder einlegen, wie Petroleum, Terpentinöl, Seifenwasser, Guano, Kampher, Aloe, Moschus, Heringslake.

(Gründliche Kur.j Graf (der einen Treiber an­geschossen):Mein Lieber, die Sache tut mir selbstverständlich ungemein leid!" (Eine Fünfzig­kronennote aus der Tasche nehmend):Hier haben Sie einstweilen dies als Pflaster I . . Morgen werde ich mich persönlich nach Ihrem Befinden erkundigen!" Treiber:Schön! Na, und bei der G'legen- heit könnt' man ja dann den Verband erneuern!""

(Medizinische Frage.) Wodurch unterscheiden sich ein Hase, ein Perrückenmacher und ein Spezialarzt für Halskrankheiten? Der Hase lebt vom Kohl­kopf, der Perrückenmacher vom Kahlkopf und der Spezialarzt vom Kehlkopf.

(Druckfehler.) Nach unzweifelhaften Nachrichten sind die Friedenstheorien der Frau Baronin Suttner schon bis ins Innere Afrikas vorgedrungen und haben die Kannibalen mit der allgemeinen Abröst­ung begonnen.

Rätsel.

Wird eine Stadt am Silberband Der Donau ohne i genannt.

So ist's in Deutschland eine Stadt,

Die einen großen Hafen hat.

Auflösung der Rechen-Ausgabe in Nr. 153.

Franklin.

Auflösung des Zitaten-Rätsels in Nr. 154.

Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme.

Auflösung des Lieder-Rätsels in Nr. 155.

Es kann ja nicht immer so bleiben.

bei den unerfahrenen Geschäftsinhabern alles mög­liche vorzuspiegeln, z. B.:Sie haben nicht das geringste Risiko",Sie verdienen ein schönes Geld, ohne einen Pfennig hineinstecken zu müssen",es geht alles kommissionsweise",Sie haben nur zu zahlen, was Sie verkauft haben",was Sie nicht gebrauchen können, schicken Sie wieder zurück" usw. Hat der Reisende dann durch seinen Wortschwall die Leute gefügig gemacht, so sagt er:Ich stelle Ihnen ein Sortiment zusammen, wie Sie es haben müssen." Er füllt dann einen Bestellzettel aus, der absichtlich so gehalten ist, daß Unerfahrene nicht klug daraus werden, liest ihn vor und läßt ihn unter­schreiben. Die meisten der Hereingefallenen erkennen erst später, daß sie das Opfer ihrer eigenen Unvor­sichtigkeit geworden sind, denn die Bestellzettel lauten auffeste Rechnung". Reklamationen bleiben er­folglos. Die Geschädigten haben eine Masse Waren, mit denen sie nichts anzufangen wissen, und müssen bezahlen, weil sie andernfalls verklagt werden. Allen Geschäftstreibenden geben wir daher den Rat, keinen Bestellzettel zu unterschreiben, bevor sie sich von dessen Inhalt ganz gründlich überzeugt haben."

(Entfernen von Tintenflecken aus Wäsche.) Man legt den Teil der Wäsche, auf welchem sich der Tintenflecken befindet, auf einen zinnernen Teller, gießt kochendes Wasser darüber und betupft den Fleck vorsichtig mit etwas Kleesalz. Nach einigen Minuten ist der Fleck verschwunden, und muß dar­nach die betreffende Stelle gut in lauwarmem Wasser ausgeschweift werden.