deren Teilnehmer Rußland durchquert und schicken sich an, durch Deutschland Paris zuzustreben. Fast drei Wochen später als der Prinz Borghese werden sie das Endziel der abenteuerlichen Fahrt erreichen. Ihre automobilistische Leistung steht jedoch hinter der des Prinzen Borghese kaum zurück; mit ungleich schwächeren Wagen, einem 16- und zwei I2pferde- kräftigen, haben sie die gleichen furchtbaren Schwie­rigkeiten überwunden, wie der Prinz mit seinem überlegenen 4060 Ilk-Wagen und damit praktisch den Beweis der Brauchbarkeit auch für die schwä­cheren Wagen erbracht, die ungleich härter gegen die Hemmnisse des Geländes ankämpfen mußten. Dabei verdient eine Parforceleistung Godards be­sonderen Ruhm. Bis Irkutsk war er mit den beiden französischen Wagen zusammengeblieben, dann er­eilte ihn ein schlimmes Mißgeschick, sein Magneto­motor erlitt Defekt und fast eine Woche mußte er halten, um den Schaden zu beseitigen. Godard setzte sich das Ziel, die verlorene Zeit wieder zu gewinnen und stellte sich selbst und seine holländische Maschine auf eine äußerste Kraftprobe. Am 25. Juli 3 Uhr nachmittags brach er von Jscheremkowo auf und bewältigte bei einer täglichen Fahrtdauer von 19 Stunden am ersten Tage 247, am zweiten 204 und am dritten 254 englische Meilen. Am 28. verließ er Atschinsk, erreichte Tomsk am nächsten Nach­mittag, rastete nur zwei Stunden, setzte dann in der Nacht die Fahrt fort und fuhr ohne Pause auch den nächsten Tag und die nächste Nacht durch. Um acht Uhr morgens, am 30. Juli erreichte er dann Omsk, nachdem er in 53 Stunden 846 englische Meilen zurückgelegt hatte, eine Leistung, die jeden, der die sibirischen Straßen kennt, wie ein Wunder anmuten muß. Mit nur vier- bis fünfstündigen Schlafpausen setzte nun Godard seine Fahrt fort. Am 9. August hatte der kühne Fahrer seine er­staunten Geführten in Nischni-Nowgorod wieder ein­geholt.

(Eine vorsichtige Maßregel.) Die Geislinger Zeitung macht Mitteilung von folgenden: amtlichen Erlaß:Das kgl. Bezirksamt Neu-Ulm macht be­kannt, daß bis auf weiteres die Erlaubnis zur Ab­haltung öffentlicher Tanzmusiken nicht mehr er­teilt wird, da im Bezirk die Maul- und Klauen­seuche herrscht und die Gefahr besteht, daß die Seuche bei Tauzgelegenheiten weiter verschleppt wird." Eine vorsichtige Maßregel in der Tat.

Die besteuerten Junggesellen. In der schönen Stadt Abescon, New-Jersey, geht man den schlimmen Junggesellen energisch zu Leibe. In diesen Tagen erschien ein reicher Herr des Städt­chens, Frank Hamill, der sich des Verbrechens schuldig gemacht hatte, immer noch nicht geheiratet zu haben, vor Gericht und beschwerte sich, daß man seine Steuer willkürlich um 400 erhöht habe. Der Assessor gab ihm die Erklärung dafür; weil er immer noch unverheiratet war. »Wir werden das Antijunggesellengesetz durchbringen", so rief der Be­amte mit Emphase,Ihr reichen Leute entzieht Euch der Pflicht, eine Familie zu ernähren, und dann wollt Ihr Euch auch noch beschweren über 400 Mark Extrasteuer I" Aber Frank Hamilton ist nicht der einzige Junggeselle in Abescon, auch die andern haben daran glauben müssen; nun haben sie sich zu einem Protest zusammengeschlossen und wollen die Sache vor dem höchsten Gerichtshof des Staates zum Austrag bringen.

Elefanten als Feuerwehr. Aus Wheeling (West-Virginia) wird berichtet: Unter seltsamen Umständen wurde am Dienstag der Zugführer eines entgleisten Zuges gerettet. In der Nähe von Mor- gantown war ein Eisenbahnunglück geschehen und unter den brennenden Trümmern der Wagen lag hilflos der Maschinist begraben. Rettung schien unmöglich. Der Zufall fügte es, daß gerade ein Zug, der einen Zirkus transportierte, die Strecke passierte. Sofort lud man die Elefanten aus, und der Wärter eines riesigen 200 Jahre alten Elefanten feuerte seinen Zögling an, den Unglücklichen zu retten. Ungeachtet der Flammen begann das ge­waltige Tier mit seinem Rüssel die brennenden Trümmer hinwegzuräumen und schließlich gelang es ihm, den Maschinisten am Rock zu fassen und im großen Bogen durch die Luft in Sicherheit zu bringen; die acht übrigen Elefanten des Unter­nehmens hatten inzwischen eine regelrechte Feuer­wehr organisiert. Ihre Wärter trieben sie zu einem nahen Flußlauf, dort füllten sie ihre Rüssel mit Wasser und spritzten dann das Naß über die bren­nenden Wagenteile, bis das Feuer gelöscht war. Und die Gelehrigkeit und Tüchtigkeit dieser seltsamen Feuerwehr erntete verdienten Beifall.

Die Fernphotographie »ach Professor Korn.

Zurzeit finden interessante Versuche mit der Fernphotographie nach dem System des Münchener Professors Korn auf der Strecke BerlinMünchen statt. Es wird dabei eine beliebige Photographie in etwa 12 Minuten durchaus genau über die rund 100 Meilen lange Strecke telegraphiert. Zur nähe­ren Erläuterung dieser wunderbaren Erfindung mögen die folgenden Ausführungen dienen. Die moderne Elektrotechnik besitzt in dem Selen, einem schwefel- ähnlichen Körper, ein wundersames Material. Das Selen ändert nämlich, seinen elektrischen Widerstand mit der Belichtung. In der Dunkelheit hat es einen sehr hohen Widerstand und läßt entsprechend geringen Strom passieren. In der Helligkeit ist sein Wider­stand gering, und es wird entsprechend stärkerer Strom hindurchgehen können. Um diese Eigenschaft praktisch auszunutzen, baut man die sogenannten Selenzellen. Man wickelt zwei Metalldrähte um sinen Stab oder eine Platte aus einem nichtleitenden Stoff, z. B. aus Porzellan, und zwar so, daß die beiden Drähte ihrer ganzen Länge nach etwa bis aus einen viertel Millimeter einander nahe liegen, aber sich nirgends berühren. Nachdem die Drähte derartig gewickelt sind, bestreicht man das ganze System mit dem, bis zum Weichwerden erwärmten Selen. Fällt nun auf diese Anordnung Licht, so wird aus einer Stromquelle, deren beide Pole man mit den beiden Drähten verbunden hat, Strom fließen können. Weiter befinden sich nun auf den beiden Stationen, zwischen welchen Bilder übertragen werden sollen, zwei Elektromotoren, welche absolut gleich schnell laufen, welche sich, wie der technische Ausdruck lautet, im Synchronismus befinden. Der Motor auf der Station bewegt nun einen Glas­zylinder und zwar in derselben Art, wie sich eine Phonographenwalze bewegt. Der Zylinder wird nämlich einmal um seine Achse gedrehi und ferner allmählich in der Längsrichtung dieser Achse ver­schoben, so daß also jeder Punkt seiner Oberfläche eine Schraubenlinie beschreibt. Um diesen Glas­zylinder wird nun das auf einen Film übertragene Bild, welches photographiert werden soll, gewickelt. Ferner ist der ganze Kasten in ein Gehäuse einge­schlossen, welches nur ein winziges Fensterchen besitzt. Außerhalb des Kastens steht eine elektrische Lampe, deren Licht durch eine Linse konzentriert und durch das Fensterchen auf den Bildzylinder geworfen wird. Im Innern dieses Zylinders befindet sich die be­reits beschriebene Selenzelle. Wenn sich nun der Zylinder dreht, so werden abwechselnd Helle oder dunkle, d. h. durchsichtige oder undurchsichtige Zellen des Bildes das Fensterchen passieren, es wird bald Licht in das Zylinderinnere gelangen können und bald nicht. Dementsprechend wird aber auch die Selenzelle bald Strom hindurchlassen und bald nicht, es werden in die Fernleitung Ströme fließen, welche in ihrer Stärke ebenso schwanken, wie die dunklen und Hellen Stellen des Bildes wechseln.

Betrachten wir nun die Empfängerstation. Hier befindet sich ein zweiter Glaszylinder, welcher genau so läuft, wie der Glaszylinder auf der Geberstation. Auf diesem Zylinder ist ein lichtempfindlicher Film aufgewickelt, und das Ganze ist ebenfalls in einem Kasten eingeschlossen, der nur ein kleines Fensterchen hat. Auch hier steht vor dem Fenster wieder eine Lampe, deren Strahlen durch eine Linse konzentriert, gewissermaßen wie ein Stichel oder Schreibstift auf den lichtempfindlichen Film wirken können. Nun handelt es sich aber darum, dieses Licht entsprechend dem zu erzeugenden Bilde zu beeinflussen, und dazu dienen die von der andern Station eintreffenden Ströme. Sie werden in sehr einfacher aber sinn­reicher Weise dazu benutzt, um eine kleine Blende, die sich gerade im Brennpunkte der Sammellinse befindet, zu bewegen. Fließt gar kein Strom, war also die Selenzelle auf der Geberstation unbelichtet, so steht diese Blende derart, daß sie alles Licht ab­fängt. An solchen Stellen wird also auch der Film auf der Empfüngerstation nicht belichtet. Sobald dagegen Strom fließt, zieht er die Blende mehr oder weniger aus der Bahn des Lichtes heraus, der Film wird also entsprechend der Stromstärke belichtet. Da wie gesagt, beide Zylinder sich völlig gleichartig bewegen, so muß nun auf unserem Film genau das­selbe Bild entstehen, welches sich in der Geberstation auf dem Zylinder befand. In der Tat erhält man mit dem Apparate genaue und scharfe Bilder. Für das praktische Leben dürfte der Apparat sicherlich Bedeutung gewinnen. Gestattet er doch portraitähn- liche Bilder in wenigen Minuten beliebig weit zu übertragen, ein Umstand, der in gleicher Weise für den Nachrichtendienst illustrierter Zeitungen wie für polizeitechnische Zwecke, die schnelle Verbreitung von Steckbriefen und dergleichen wertvoll werden dürste.

Redaktton, Druck und verlas »o* L. Meeh tu Nrueudürg,

Vielleicht ist die Zeit nicht fern, in welcher auf Drähten, die unsere großen Zeitungen ja für die Nachtstunden zu mieten pflegen, nicht nur telephoniert und telegraphiert, sondern ebenso lebhaft photo­graphiert wird, ein schöner Beweis für den rastlosen technischen Fortschritt unseres Zeitalters.

Kalender.

Eins der beliebtesten Bücher namentlich auf dem Lande ist ohne Frage der Kalender. Ein Kalender bildet ein bleibendes Hausinventar, an dem jedes Familienglied das gleiche Interesse nimmt, weil der Kalender ein Berater für mannigfache Verhältnisse ist: für die Zeitberechnung, für Sonne und Mond, für die Märkte, für das Wetter nach dem Hundert­jährigen, für Eintragungen wirtschaftlicher Art usw. Ohne Kalender kann keine Familie sein, er gibt Aufschluß über die Dinge, die man wissen muß, !

wenn man nicht ohne Kenntnis der Zeit in den Tag ^

hineinleben will. Er hat schon manchem die langen >

öden Winterabende angenehm ausgefüllt; denn eristauch ein guter Unterhalter, der sich auf alles versteht. Er kann vortrefflich erzählen. Aus ihm nimmt das Kind seine ersten Geschichten, und der Großvater und die Großmutter lesen ihn ebenso gern. Ein sorgfältig ausgewählter Lesestoff für die Volkskalender ^

kann daher großen Nutzen für das Familienleben ^

stiften, kann aber auch von schlau berechnenden Leuten leicht zu einem Mittel für fragwürdige Sonderzwecke gemacht werden.

Der Sozialdemokratie ist das nicht entgangen, und stets bereit, eine brauchbare Waffe in ihren Dienst zu stellen, hat sie sofort die Kalender zu einem Haupt-Agitationsmittel für ihre Bestrebungen ausersehen. Fast jedes Wort in ihren Kalendern bildet einen Tropfen ätzenden Giftes für das Volks­gemüt. Mit unglaublichem Raffinement wird in kleinen Novellen Skizzen aus dem Leben der Ar­beiter die jeder Leser leicht versteht und ihrer ge­fälligen Form wegen gern liest, der Haß und Neid gegen die Bessergestellten ausgestreut, Bitterkeit und Verachtung gegen die Staatsgewalt und Staatsauto­rität genährt, der christliche Glauben untergraben und die Hoffnung auf das Trugbild des sozialdemokra­tischen Zukunftsstaats geweckt. Kurz, die sozialde­mokratischen Kalender sind Wühlmittel schlimmster Art und sind, weil sie sich in einschmeichelndem Ge­wände bieten, doppelt gefährlich.

Nur durch eine kräftige Gegenagitation kann das Unheil wieder gut gemacht werden, und ganz besonders dazu geeignet sind, die seit Jahren von der Schristenvertriebsanstalt, Berlin 81V. 13, Alte Jakob­straße 129, herausaegebenen Kalender, die jetzt in fast einer Million Exemplaren im ganzen deutschen Vaterlande Verbreitung gefunden haben. Soeben sind diese Kalender fürs Jahr 1908 erschienen. Dieselben wenden sich teils, wie derEisenbahner", derVaterlandskalender", derKinder-Kalender" und andere mehr an einzelne Berufskreise und Altersklassen, teils, wie derDeutsche Hauskalender", an die Gesamtheit des deutschen Volkes, teils endlich an bestimmte Gegenden und Provinzen unseres Vaterlandes. Der Inhalt dieser Kalender ist der gediegenste, den Zielen der Veredlung. Unterhaltung und Belehrung wird mit gleichem Erfolge nachge­strebt. Jede Zeile atmet hier echt christlichen und echt nationalen Geist, und alles erscheint, ohne daß sich irgendwelche parteipolitische Tendenz störend geltend machte, den höchsten Interessen von Religion, Monarchie und Vaterland dienstbar gemacht.

jJn der Töchterschule.) Lehrer:Wie heißt Futurum vonIch liebe?"" Die 15jährige Jennie:Ich heirate.""

sParvenü-Stolz.s Tochter:Du, Mama, welcher Finger ist denn eigentlich der Goldfinger?" Mutter:Bei dir, mein Kind, ist einmal jeder Finger e' Goldfinger!"

Silben-Rätsel.

ad de ge ko nie pa re ral ral rung Zu suchen sind 5 dreisilbige Wörter, deren An­fangs- und Endsilben oben angegeben sind. Wer die richtigen Wörter gefunden hat, kann sie so ordnen, daß ihre Mittelsilben eine der Naturwissenschaften nennen.

Auflösung der Aufgabe in Nr. 138.

Multipliziert man 12 mit 55, 95 mit 7, 97 mit 6, so beträgt die Summe der drei Resultate 1907.