zu sehen. Auch die Dörfer am Abhang des Aetna sind durch Erdbeben erschreckt. Scheinbar handelt es sich um Eruption im Innern des Kraters.

OPorto, 30. August. In dem Gebäude der ZeitungNoticial" stürzte gestern, während etwa 500 Menschen zu einer Verlosung anwesend waren, der Fußboden des im ersten Stock gelegenen Saales ein und riß die Menge mit hinab. Eine noch nicht endgültig festgestellte Anzahl Personen wurde ge­tötet und viele erlitten Verletzungen. Auf die Be­völkerung hat das Unglück einen niederschmetternden Eindruck gemacht. Beim Totenschauhaus und beim Transport der Leichen spielten sich herzzerreißende Auftritte ab.

Württemberg.

Stuttgart, 1. Sept. Auf dem Fangelsbach­friedhof fand heute abend, wie in früheren Jahren, eine Totenfeier an den Gräbern der dort beerdigten Krieger statt. In dem Zug, der sich vom Vorplatz des Friedhofes unter dem Geläute sämtlicher Glocken der Stadt zum Grabe bewegte, befanden sich Kriegs­minister v. Marchtaler, aktive und inaktive Ge­nerale, zahlreiche Offiziere, die Stadtgarde, das Präsidium des Württ. Kriegerbundes, Oberbürger­meister v. Gauß. Mitglieder der bürgerlichen Kol­legien, staatliche Beamte, sowie die militärischen Vereine von Groß-Stuttgart. Die Feier wurde mit einem Choral, gesungen vom Krieger- und Sänger­bundHerzogin Wera" eingeleitet, worauf Stadt­pfarrer Dr. Fauser die Gedächtnisrede hielt. Kränze wurden sodann niedergelegt namens der Stadt und der militärischen Vereine. Mit einem Lied schloß die ernste Feier.

Stuttgart, 31. August. Am heutigen Todes­tag des Prinzen Hermann zu Sachsen-Weimar ließ das Präsidium des Württbg. Kriegerbundes durch eine Abordnung einen Lorbeerkranz am Grabe des Prinzen auf dem Pragfriedhof niederlegen.

Stuttgart, 1. Sept. Geh. Rat Dr. v. Schall wurden seinem Ansuchen entsprechend wegen leiden­der Gesundheit in den bleibenden Ruhestand versetzt und ihm unter Anerkennung seiner lang­jährigen treuen und ausgezeichneten Dienste das Großkreuz des Friedrichordens verliehen.

Stuttgart, 31, Aug. Der frühere Landtags­abgeordnete und Gemeinderat Cleß ist heute nacht im Alter von 68 Jahren gestorben. Cleß vertrat während der letzten Landtagsperiode den Bezirk Weinsberg.

Stuttgart, 30. Aug. Der aus Anlaß des Gafthof-Einsturzes in Nagold gegründete Hilfs­verein hat, laut Rechenschaftsbericht, insgesamt 137 129,07 Mk. eingenommen. Es wurde bestritten 2782,20 Mk. für ärztliche Behandlung, für die im ersten Augenblick Bedürftigen wurden bewilligt 13 760, den bedürftigen Hinterbliebenen der Ge­töteten wurden jährliche Unterstützungen auf Lebens­zeit festgesetzt, auch wurde den Erwerbsunfähigen Unterstützung ausgeworfen. Einmalige Unterstütz­ungen waren es in 37 Fällen im Gesamtbetrag von 9600 Mk. Nach Abzug dieser Summen standen dem Verein noch 111487,17 Mk. zur Verfügung. Daraus wurden für 23 Witwen jährliche Unter­stützungen im Betrag von 35365 Mk., für 19 Verletzte solche im Betrag von 33 bis 288 Mk. festgesetzt.

Feuerbach, 31. August. Die zur Feier der Stadterhebung von Feuerbach veranstalteten Festlichkeiten wurden heute durch Schulfeiern am Vormittag eingeleitet. Die ganze Stadt ist festlich geschmückt. Um 8 Uhr abends fand im Bahnhotel ein Bankett statt, das sehr zahlreich besucht war. Stadtschultheiß Geiger hielt die Festrede. Frau Stadtschultheiß Geiger übergab im Namen der Frauen Feuerbachs ein Banner und Frau Real­lehrer Geiger ebenfalls im Namen der Frauen Feuerbachs eine Stiftung von 900 Mk. zur Gründ­ung einer Frauenarbeitsschule. Glückwunschschreiben wurden verlesen aus dem Kabinett des Königs und der Königin, von Staatsminifter Dr. v. Pischek und vom Ministerpräsidenten Dr. v. Weizsäcker. Es wurden Begrüßungstelegramme an den König und den Minister des Innern, Dr. v. Pischek, abgesandt.

Ulm, 30. Aug. Der Verlauf der militärischen Operationen bei der hier stattgefundenen Festungs­kriegsübung war, in Kürze skizziert, folgender: Am 27. August abends gelang es dem Angreifer (rote Partei), den stark befestigten Stützpunkt der Bela­gerten an der Erbacher Chaussee nebst den daran anschließenden Schützengräben durch einen kühnen Nachtangriff zu nehmen. Gestern wurde auch der auf der Höhe des Hochsträß einige hundert Meter von dem FortOberer Kuhberg" ausgehobene Stütz­

punkt von den roten Truppen in Besitz genommen und die Belagerten bis an das Fort zurückgeworfen. Dabei setzten sich die Angreifer dicht vor dem Fort fest, wurden aber von frisch in den Kampf eintre­tenden blauen Truppen wieder in den kurz vorher genommenen Stützpunkt zurückgeworfen. Erneute Ver­suche des Angreifers, die Vorlinie wieder zu ge­winnen, wurden jedesmal nachdrücklichst znrückge- wiesen, so daß.er seit gestern abend keinen Fußbreit Boden gewinnen konnte. Der Verteidiger legte un­mittelbar vor dem umstrittenen Fort eine neue be­festigte Stellung an, konnte aber nicht verhindern, daß der Angreifer im Artilleriekampf allmählich die Ueberlegenheit über den Belagerten gewann. Die angegriffene (blaue) Partei war bis heute früh nur noch im Besitz der Kuhbergforts mit der etwa 60 Meter davor neu angelegten befestigten Stellung sowie des Geländes bis zur Donau. Zwei auf dem rechten Donauufer nahe der Jllermündung aufgestellte (markierte) Batterien verteidigten die Donau stadtaus­wärts. Der Andrang von Zuschauern zu den nächt­lichen Uebungen, die am interessantesten sind, ist so stark, daß sich die Pionierinspektion veranlaßt ge­sehen hat, das Uebungsgelände absperren zu lassen.

Riedlingen, 31. August. Vorgestern abend gegen 9 Uhr war hier ein interessantes Schauspiel zu sehen. Ein bei den Belagerungsübungen in Ulm verwendeter Scheinwerfer strahlte sein Licht bis zu uns herauf; bald war der Tautschbuch hell beleuchtet, bald wieder der Büsten; die Bewegungen waren deutlich bemerkbar. Auch die angewendeten Leucht­kugeln waren gut sichtbar. Auch auf dem Gigelberg bei Biberach sind diese Lichtmanöver gut zu beob­achten.

Rottweil, 29. Aug. Wie demSchw. Volks­freund" berichtet wird, hat der bekannte Frhr. Oskar von Münch in Mühringen vor der letzten Schwur- gerichtsladung an die Geschworenen unter den maß­losesten, allen und jeden gerechtfertigten Grundes entbehrenden Ausfällen auf den Vorsitzenden des Schwurgerichts geradezu aufforderte, der Ladung vor das Schwurgericht keine Folge zu leisten. Man ist allerwärts sehr gespannt auf den Ausgang des wegen dieser Affäre zweifellos gegen v. Münch ein­geleiteten Strafverfahrens.

Darmsheim, OA. Böblingen, 31. Aug. Der 66 Jahre alte, geistig nicht normale Joh. G. Haug, welcher seit dem 21. August ds. Js. vermißt wurde, ist heute nachmittag im Waldteil Zugwasser, Mark­ung Döffingen, in ziemlich verwestem Zustand auf­gefunden worden.

Maichingen, OA. Böblingen, 31. Aug. In tiefes Leid wurde die Heinrich Nuber, Schuhmachers Eheleute hier, versetzt. Von Arnegg kam gestern nachmittag die betrübende telephonische Nachricht, daß ihr Sohn beim Grenadier-Regiment Nr. 119, der im 2. Dienstjahr steht, beim Baden in der Blau ertrunken ist.

Stuttgart. Engrosmarkt bei der Markthalle am 31. August. Johannisbeeren 1420 -s, Preiselbeeren 22 bis 24 Brombeeren 4045 Mirabellen 12 16 Pfirsiche 3050 Aprikosen 30 35 -s, Reineclauden 6 bis 10 Zwetschgen 610 Aepfel 1020 »f, Birnen 1025 alles per 0- Kilo. Zufuhr sehr stark. Verkauf lebhaft.

Klus Bezirk unS Uiigedung

Neuenbürg. Vom 1. Okt. ab gilt für fran­kierte Briefe aus Deutschland nach allen fremden Ländern das ermäßigte Porto von 20 (25 6ts.)

für die ersten 20 § und 10 (15 6t8.) für jede

folgenden 20 g. Von demselben Zeitpunkte an kann im Verkehr mit den meisten europäischen und den wichtigsten außereuropäischen Ländern das Porto für den Antwortbrief durch sog.Antwortscheine", vor­ausbezahlt werden. Der Absender eines Briefes, der dem Empfänger das Porto für den Antwort­brief ersparen will legt künftig seinem Briefe einen Antwortschein (bei den Postanstalten zu 25 I käuf­lich) bei, den der Empfänger bei einer Postanstalt gegen Landeswertzeichen im Nennwert von 25 6en- times (20 I) Umtauschen kann. Die eingetauschten Wertzeichen dienen dann zur Frankierung des Ant­wortbriefes.

Neuenbürg, 1. Sept. Zu dem am 23. August in Conweiler stattgefundenen Brande, welchem das Wohnhaus mit Scheuer des Fuhrmanns Genthner daselbst zum Opfer fiel, ist zu melden, daß Gg. Adam Genthner bereits am Samstag den 24. August, dessen Sohn am gestrigen Samstag und die Frau des letzteren am Freitag den 30. August als der Brandstiftung verdächtig verhaftet und ans hiesige Amtsgerrchtsgefängnis eingeliefert wurden. Frau Genthner wurde noch gestern dem Landgerichts- gesüngnis Tübingen überwiesen.

Neuenbürg. Wie die Witterung im Herbst­monat September sein wird, darüber gehen die Prophezeiungen nur wenig auseinander. Sie lauten übereinstimmend: durchweg unbeständig. Angekündigt wird: Vom 1.4. schön, dann Donner und starke Regengüsse, darauf wieder gutes Wetter bis 20 ., von da Regen und unbeständige Witterung bis 30. Bauernregeln: Wenn Aegidius bleibt noch vorn, Bauer, sput dich und säe dein Korn. Wenn Matthäus weint statt lacht, er aus dem Wein oft Essig macht. Wie der September es macht, ist der nächste März geschlacht. Regnet's St. Michel und Gallus nicht, dir dies ein trockenes Frühjahr verspricht. Wird Mariä Geburt (8.) gesät, ist's nicht zu früh und nicht zu spät. Septemberregen ist dem Bauer gelegen.

**Herrenalb, 1. Sept. Ein Beispiel von der Gefährlichkeit gereizter Wespen ist von hier zu berichten. Schulknaben entdeckten am Ufer eines Bachs ein Wespennest uud überredeten einen vier­jährigen Jungen, Wasser in den Eingang zu schütten, worauf alle Wespen getötet würden. Kaum hatte er diesen schlimmen Rat befolgt, so fielen zahlreiche Wespen über ihn her und zerstachen den armen Jungen jämmerlich, daß sofort ärztliche Hilfe herbei­gerufen werden mußte. Nur durch Vornahme einer Operation konnte das Kind am Leben erhalten wer­den. Es liegt zwar jetzt noch schwerkrank darnieder, befindet sich aber auf dem Weg der Besserung.

Neuweiler, 30. Aug. In verflossener Nacht brannte hier das Anwesen des Joh. Gg. Roller vollständig nieder. Das Feuer, das in der mit Frucht- und Futtervorräten angefüllten Scheune reiche Nahrung fand, hatte mit rasender Schnelligkeit um sich gegriffen, so daß das Gebäude bald in Hellen Flammen stand. Mit äußerster Anstrengung gelang es der hiesigen Feuerwehr das nur 23 Meter ent­fernte Nachbarhaus vor dem Ergriffenwerden zu schützen. Eine 71jährige Frau mit ihrer erwachsenen Tochter, welche im Dachstock wohnten, wurden mit­telst Anftellleiter aus dem brennenden Zimmer ge­rettet, als Kleider und Haare derselben bereits zu brennen drohten. Ueber die Entstehungsursache ver­lautet bis jetzt noch nichts.

Zum Sedantage 1907.

-(Nachdruck verboten.

Vom Berghang schimmert hell die Heide In herbstlich reicher Blütenpracht:

Der Erntesicheln blanke Schneide Hat längst ihr schwirrend Werk vollbracht: Septemberhauch weht durch die Auen Und färbt die Aepfel flammend rot . . .

In Frieden liegen Deutschlands Gauen,

Von schlimmern Flammen nicht bedroht! . .

Doch in der Kinder frohen Reigen Schallt Trommelklang und Marschsignal,

Und aus verscholl'nen Gräbern steigen Geliebte Schatten ohne Zahl:

Das sind die Recken, die vor Jahren,

Treu bis zum letzten Herzensschlag,

Gestürmt bei schmetternden Fanfaren Aus ferner Flur am Sedantag!

Erztafeln alter Kirchlein melden Uns Kämpfernamen, ungezählt;

Manch ragend Denkmal preist die Helden,

Aus deren Grab das Kreuzlein fehlt! . . .

Vernarbt der Schmerz! Das Weh ward leiser,

Das schwer die Herzen einst bedrückt . . .

Nur heut' hat zitternd frische Reiser Manch welke Mutterhand gepflückt!

In stiller Kammer jäh erwachen Heut' Träume vor manch blassem Bild,

Indes die Böller draußen krachen

Und stolz der Krieger Banner schwillt . . .

Die Traumverlor'nen wird's nicht stören;

Auch sie erhebt der Jubelruf An diesem Tage höchster Ehren,

Der uns ein einig Deutschland schuf!

Doch, was der Väter Blut errungen,

O, haltet's all' der Opfer wert;

Bon festem Bruderband umschlungen Schirmt treu den friedlich deutschen Herd!

Sorgt, was auch Neid und Mißgunst treibe,

Daß es an deutscher Art zerschellt,

Und wandellos in Ehren bleibe

Die deutsche Treue in der Welt! 7t. U.

Dermischres.

Mancherlei aus demLeben derBlinden erzählt der Blindenlehrer Karl Gädecke in einem Vortrage. Heute, wo die Blinden auf vielen Ge­bieten so Staunenswertes leisten, kann man es sich kaum vorstellen, daß man sie ehedem für absolut bildungsunfähig gehalten hat, daß man ihnen als einzigenErwerb" das Betteln zugestand. In den letzten zwanzig Jahren hat sich ein enormer Rückschritt in der Zahl der Blinden feststellen lassen. In Preußen waren 1880 22 670 Blinde, 1900 (trotz der Bevölkerungszunahme!) nur 21600. Für ganz