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Fernsprecher Nr. 4.
„Lnztäler, Neuenbürg".
^ 139.
Neuenbürg, Montag den 2. September 1907.
65. Jahrgang.
«unSschau.
Den Hannover'schen Festtagen sind die Kaisertage in Bielefeld und Münster gefolgt. In Bielefeld fand in Gegenwart des Kaisers, des Kronprinzen und der Prinzen Eitel Friedrich und Oskar die Enthüllung des marmornen Reiterdenkmals Kaiser Wilhelms I. statt. Nach der Enthüllung stattete der Kaiser mit den Prinzen seinem alten Lehrer, dem Wirklichen Geh. Rai Professor Dr. Hintzpeter, einen Besuch ab, dem er das Großkomturkreuz des Hausordens von Hohen- zollern verlieh. Von Bielefeld begab sich der Kaiser nach Münster, wo ein Festakt in der Universität stattsand, zu dem auch der Kultusminister Dr. Holle erschienen war. Der Kaiser hat der Universität Münster durch Allerhöchste Kabinettsordre den Namen Westfälische Wilhelms-Universität beigelegt. Am folgenden Tage nahm der Kaiser auf der Vennheide bei Münster bei herrlichem Wetter die Parade über das VII. Armeekorps ab.
In den diesjährigen Kaisermanövern werden zum erstenmal Motorradfahrer als ein geschlossenes Detachement auftreten. Es wird aus einem Offizier, drei Unteroffizieren und zwölf Fahrern bestehen. Ihre Uniform ist hellgrau und ihr Schnitt nach Art der Schutztruppenuniform gearbeitet. Die Motorradfahrer führen Schußwaffen mit sich, damit sie aktiv ins Gefecht eingreisen können.
Berlin, 31. Aug. Auch England wird nun bald ein lenkbares Luftschiff besitzen. Die „Daily Mail" erfährt von militärischer Seite, daß innerhalb 14 Tagen ein britisches lenkbares militärisches Luftschiff einen Aufstieg unternehmen wird. Das neue Luftschiff wird dem Modell der französischen „Patrie" ähneln, es besteht aus einem wurstförmigen Ballon und einem leichten Rahmenwerk aus Stahl und Bambus. Die Länge des Ballons beträgt fast 80 Fuß, der Durchmesser 30 Fuß. Das Modell gehorcht dem Steuerapparat, welcher ähnlich dem der „Patrie" ist, gut. Der Motor wird durch Petroleum betrieben. Er ist angeblich leichter und zuverlässiger als das deutsche und französische Modell. Uebrigens ist man auch in Oesterreich und Italien mit dem Bau lenkbarer Luftschiffe beschäftigt. Die neue Waffe wird bald ihren Triumphzug durch die Welt an- treten und die Schrecken des Krieges um einen neuen vermehren trotz der Haager Friedenskonferenz.
Die Erörterung der Abrüstungsfrage auf der Haager Friedenskonferenz ist fast unbeachtet vor sich gegangen. Das ganze Ergebnis der Verhandlung war, daß der Kongreß die im Jahre 1899 angenommene Resolution betreffs der Erwünschtheit allseitiger Erwägungen wegen Einschränkungen der Rüstungen wiederholt hat. Auch ohne eine solche Anregung ist indessen jeder Staat und nicht zum wenigsten das Deutsche Reich von dem Bestreben beseelt, keine überflüssigen Aufwendungen für militärische Rüstungen zu machen. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß nichts so sehr die Erhaltung des europäischen Friedens seit Jahrzehnten gefördert hat wie die starke militärische Machtstellung des Deutschen Reiches zu Lande und zu Wasser.
Die Lage in Marokko wird immer bedenklicher. Jetzt sind gar schon drei Sultane da: der rechtmäßige Souverän Abdul Asis, daneben der in Marrakesch zum Gegensultan proklamierte Mulay- Hafid, ein Bruder des Sultans, und dazu ist nach Nachrichten aus Fez dort der bisher gefangen gehaltene Bruder des Sultans, Mulay Mohammed, zum Sultan ausgerufen worden. Heftige Kämpfe tobten zwischen den Parteien und die Stadt stehe in Brand. Nebenher treiben auch noch der alte Thronprätendent Bu Hamara und der Bandit Raisuli ihr Unwesen im Lande. Die Verhandlungen mit Raisuli, dem sämtliche Stämme aus der Umgegend von Alkasar beistehen, haben sich zerschlagen. Die zweite Mahalla unter Bagdadi wurde von Raisuli
besiegt. Ein Zeichen, wie ernst die Lage in Tanger aufgefaßt wird, ist die offizielle Ankündigung der englischen Gesandtschaft, worin je drei große Gebäude in jedem der vier Hauptviertel der Stadt als Zufluchtsstätten im Falle einer antichristlichen Erhebung bestimmt werden. Darunter sind die spanische und italiensche Gesandtschaft, das englische Konsulat und die englische Gesandtschaft. Die Garnison unter Befehl des Kriegsministers El Gebbas ist nach Fez beordert, folglich ist Tanger ganz ungeschützt gegen Raisuli.
Der französische Ministerrat in Rambouillet hat in allen Fragen über die Maßnahmen in Marokko eine Einigung erzielt. Unverzüglich wurde ein Telegramm, in dem die Absichten der Regierung dargelegt werden, an General Drude abgeschickt.
Tanger, 31. Aug. Die deutsche Kolonie von Fez, die gestern abend mit den übrigen Europäern hier eintraf, berichtet, daß sie unterwegs überall gut ausgenommen wurde, während die Franzosen genötigt waren, Umwege zu machen wegen der Feindschaft der verschiedenen Stämme.
Paris, 31. Aug. Der „Temps" meldet aus Mazagan: 10 Notabeln der Chaujas sind am 28. August hier eingetroffen. Man sagte, daß sie gekommen seien, um die europäischen Vertreter zu ersuchen, als Vermittler zu dienen und um sich den militärischen Behörden Frankreichs zu unterwerfen. — Dasselbe Blatt meldet aus Casablanca: Die spanischen Truppen haben die Stadt verlassen und ein Lager südlich derselben aufgeschlagen. Das Lager der Franzosen befindet sich an dem Tore „Marakesch", wo die Stadt nicht besetzt ist und wo Ueberfälle befürchtet werden.
Tanger, 31: Aug. Muley Hafid hatte an die Stämme einen Brief geschrieben, in welchem er verlangt, die Angriffe bis zu seiner Ankunft aufzuschieben. Wenn die Verhandlungen mit den Franzosen scheitern sollten, werde er gemeinsam mit ihnen die Christen bekämpfen. Infolgedessen herrschte Ruhe. Vorgestern jedoch traf derDukala-Stamm mit 1200 kampflustigen Reitern in Buala ein und überredete die übrigen. Gestern kam es zu einer großen Schlacht. Nur durch das Eingreifen der Schiffskanonen wurde der Sieg über die 6000 Angreifer errungen.
Das mazedonische Bandenunwesen und das schändliche Treiben der Banden nimmt seinen Fortgang. Der Vali von Saloniki meldet, daß drei griechische Kaufleute bei Karaferie von einer Bande ermordet worden sind. Man vermutet, daß diese Bande aus Albanesen, Bulgaren und Kutzowalachen bestanden hat.
Konstantinopel, 30. Aug. Im Palast und bei der Pforte hat der Beschluß der Haager Konferenz über die Einreihung der Türkei in die zweite Staatenkategorie für die Teilnahme an dem ständigen Schiedsgericht einen peinlichen Eindruck gemacht. Der Sultan, der darin eine Herabsetzung der Türkei erblickt, beabsichtigt, den Minister des Aeußern, Tewfik Pascha, an die europäischen Höfe zu entsenden, um gegen den Beschluß Einspruch zu erheben. Die Abreise Tewfik Paschas, der von Mahmud-Nedim-Bey, Botschafter in Wien, vertreten werden sollte, ist noch hinausgeschoben worden.
In Würzburg wurde der deutsche Katholikentag unter sehr zahlreicher Beteiligung abgehalten. Es wurden bemerkenswerte Reden gehalten, welche mit großem Beifall ausgenommen wurden. An den Kaiser, den Papst, den Prinzregenten Luitpold und Oberbürgermeister Lueger in Wien wurden Begrüßungstelegramme abgesandt. Der Kaiser antwortete in überaus warmen Worten. Auch vom Papst und Prinzregenten Luitpold trafen Antworttelegramme ein. Als Ort des nächsten deutschen Katholikentages wurde Düsseldorf bestimmt.
Straßburg i. E., 31. Aug. Blättermeldungen zufolge erfolgte an der luxemburgischen Grenze die Verhaftung eines Franzosen wegen Spionage. Die Angelegenheit soll mit der Verhaftung eines Unteroffiziers in Köln, der unter dem gleichen Verdacht festgenommen wurde, Zusammenhängen.
Donaueschingen, 29. Aug. In der Baar kaufte letzter Tage ein Gutsbesitzer aus Rußland 70 junge Stiere zum Durchschnittspreis von 200 ^ü, ein Beweis für den Ruf der oberbadischen Viehzucht.
Die neue Woche (1.—8. September) in der Mannheimer Ausstellung ist in ihrer ganzen Ausdehnung ausgefüllt von der allgemeinen großen Herbst-Ausstellung, die genau wie seinerzeit die Frühjahrs-Ausstellung nicht nur die beiden großen Hallen zu Seiten des Palmenhauses, sondern auch die Zelthalle neben dem Lanz'schen Pavillon und einen Teil des Rosengartens in Anspruch nimmt. Diese Ausstellung bietet für Blumenfreunde eine nie wiederkehrende Gelegenheit, Neuheiten in Herbstpflanzen zu studieren. Außerdem beginnt am Freitag, 6. September, die Ausstellung der Deutschen Dahliengesellschaft, und auch zwei Wochen-Ausstell- ungen sind vorgemerkt. Ferner fallen in die erwähnte Zeit nicht weniger als fünf Beleuchtungstage und zwar fand am Sonntag, 1. September, zu Ehren des allgemeinen deutschen Gärtnertages großes Feuerwerk, verbunden mit allgemeiner großer Beleuchtung der ganzen Ausstellung statt, bei der auch die Flammenbögen in den Sondergärten brennen. Am Dienstag, 3. September, ist gewöhnlicher Beleuchtungsabend, dafür ist am Freitag, 6. September, wieder großes Feuerwerk; am Samstag, 7. Septbr., ist aus Anlaß der Vorfeier von Großherzogs Geburtstag große Kachel-Illumination des Friedrichsplatzes, und am Sonntag, 8. September, steht wieder die übliche Sonntagsbeleuchtung auf dem Programm. Die diesmalige Ausstellungswoche klingt aus in die dreitägige Feier des Geburtstages des Großherzogs, und zwar wird am Samstag, 7. September, ein großes Monstre Doppelkonzert unter Mitwirkung von 400 Sängern der vereinigten Männergesangvereine, sowie zweier Militär-Kapellen stattfinden. Sonntag, 8. und Montag, 9. Septbr., ist in der Ausstellung ein großes Jubiläums-Volks- fest unter Mitwirkung des „Feurio" in Aussicht genommen, bei dem Volksbelustigungen aller Art, sowie u. a. auch ein Tanzpodium vorgesehen sind. Das Ausstellungsgelände wird an diesen beiden Tagen wesentlich erweitert, damit es die bei den billigen Preisen (Sonntag 30 ^s, Montag 20 zahlreich herbeiströmenden Besucher auch zu fassen vermag. Am Montag, 9. September, spielt außerdem das Münchener Kaim-Orchester in der Ausstellung.
Köln, 30. August. Nach einer Meldung aus Wermelskirchen wurde dort im Stadtwald eine schauderhafte Bluttat von einem 25jährigen Burschen an einem 20 jährigen Mädchen verübt, das mit seinem kleinen Brüderchen einen Spaziergang unternahm. Das Mädchen wurde von jenem Burschen überfallen und zu vergewaltigen versucht. Das Mädchen setzte sich aber verzweifelt zur Wehr, und wurde von dem Unmenschen durch zahlreiche Messerstiche entsetzlich zugerichtet. Hierauf raubte der Wüstling dem Mädchen die gesamte Barschaft. Nachdem er auch den kleinen Jungen durch Messerstiche schwer verletzt hatte, entfloh er und entkam unerkannt.
Wegen Mißhandlung von Arbeitswilligen anläßlich des Königsberger Hafenarbeiterstreiks hat die Strafkammer in Königsberg i. Pr. drei Arbeiter zu Gefängnisstrafen von einem Jahr, drei Monaten und fünf Monaten verurteilt.
Rom, 31. Aug. Der Vesuv ist in Tätigkeit und feurige Lavaschlangen sind sichtbar. In der Richtung des Observatoriums sind keinerlei Geräusche zu hören, wohl aber gewaltige Rauchwolken