lungen mit Oos zu keinem Erfolg geführt. Die von der Gemeinde Oos gestellten Bedingungen waren für die Stadt Baden unannehmbar. Mit der Eingemeindung von Lichtenthal, das über einen ziemlich großen Waldbesitz verfügt, erlangt Baden, das selbst etwa 13 000 badische Morgen Waldungen besitzt, wohl den größten Gemeindewald im Groß­herzogtum Baden. Lichtenthal hat 4000 Einwohner.

Die neue Woche (4.11. August) in der Mannheimer Ausstellung ist bemerkenswert durch die Neuerung, daß diesmal zuerst die dauernde Einrichtung getroffen ist, daß die Eintrittspreise Mittwochs um 50°/o ermäßigt sind. Als besondere Attraktion konzertiert jetzt die Jnsbrucker-Wittner Schützenkapelle in der Ausstellung, und am Freitag ist großes Schlachtenpotpourri mit Feuerwerk ange­setzt. Am Samstag wird die internationale Ausstell­ung von Frühkernobst und Steinobst eröffnet.

Karlsruhe, 2. August. Von der hiesigen Strafkammer wurde Emil Rau von Pforzheim wegen Wechselreitereien und Betrügereien zu drei Jahren 5 Monaten Gefängnis verurteilt.

In dem russisch-polnischen Industrie-Zentrum Lodz ist eine neue große Streikbewegung aus­gebrochen, an welcher 20 000 Arbeiter beteiligt sind. Mehrere Arbeitswillige sind von den Agitatoren für den Streik ermordet worden. Auch sn Warschau herrscht ein großer Streik, 32 000 Arbeiter sind dort ausständig. Die Verbrechen im Lande dauern fort. In Orel wurden der Polizeiinspektor und sein Gehilfe von Unbekannten durch Revolverschüsse getötet. In Riga erschossen mehrere Männer den Obermeister Hunger einer dortigen Drahtfabrik. Aus einem zwischen Seitler und Grammatikoo (Krim) verkehrenden Eisenbahnzug wurden von vier Banditen 20 500 Rubel geraubt. Vor dem Kronstadter Militär-Bezirksgericht begann am Mittwoch der Monstre-Prozeß gegen die in Sachen der Kronstadter revolutionären Militär- organisation Angeklagten.

New-Jork, 2. Aug. Hier häufen sich die unmenschlichen Ueb erfülle auf Kinder in ganz erschreckender Weise. Der Polizeichef erließ eine Bekanntmachung, in der die Eltern gebeten werden, ihre Kinder nicht mehr allein auf die Straße zu lassen.

Württemberg.

Stuttgart, 1. August. Hier kursieren gegen­wärtig falsche Zwanzigmarkscheine. Bei einer hiesigen großen Firma wurde gestern ein solcher falscher Schein in Zahlung gegeben. Es handelt sich dabei übrigens um eine Fälschung so plumper Art, daß sich das Publikum so leicht dadurch nicht täuschen lassen wird. Die Scheine weichen schon in der Farbe ganz bedeutend von den echten ab, auch fehlen die Fasern im Papier. Die Nummern sind plump mit einem Kautschukstempel aufgedruckt und die Unterschriften ganz oberflächlich nachgeahmt. Dazu kommt, daß die Strafbestimmungen in latein­ischer Schrift gedruckt sind. Der falsche Schein trägt das Datum 10. Januar 1882 und die Nummer 125962.

Stuttgart, 31. Juli. Auf tragische Weise ist gestern abend der 60jährige Schneider Adolf

Kaden aus dem Leben geschieden. Kaden, der seit 29 Wochen Krankenunterstützung erhalten, hatte sich, um eine Verlängerung der Unterstützung zu erzielen, ärztlich untersuchen lassen. Gestern abend erschien er in der Vorstandssitzung der Krankenkasse im Ge­werkschaftshaus, wo ihm das ärztliche Gutachten vorgelesen wurde, in welchem stand, daß er an Neu­rasthenie leide und zur Wiederaufnahme der Arbeit veranlaßt werden sollte. Mit den Worten:So, dann streicht mich aus eurer Liste", wandte er sich um, zog einen Revolver aus der Tasche und schoß sich, ehe ihn jemand hindern konnte, eine Kugel in die Herzgegegend, die seinen Tod augenblicklich her­beiführte. Kaden hinterläßt eine kinderlose Witwe.

Reutlingen, 2. Aug. Bei der Schlußseier der Oberrealschule hielt wohl zum erstenmal bei einer derartigen Feier innerhalb Württembergs eine Abi­turientin, Frl. Antonie Ruoff, Tochter des ver­storbenen Hofdomänenpüchters Ruoff in Sindlingen, die Abschiedsrede, indem sie in gewandter Darstell­ung über die Poesie im modernen Leben sprach und schließlich dem Leiter und Lehrerkollegium der An­stalt den Dank der abgehenden Schüler aussprach.

Ulm, 25. Juli. Der kürzlich angestellte Schul­zahnarzt gab seinen ersten Bericht über die vor­genommenen Untersuchungen. Danach sind von den 116 474 untersuchten Zähnen 41870 oder 35,9 Prozent krank. Von den Milchzühnen sind 55,1 Prozent, von den bleibenden 23,0 Prozent krank. Nur 68 Kinder von den 4711 untersuchten Kindern hatten gesunde Mundverhältnisse, 84 Kinder hatten gefüllte Zähne, und die 58 Mitschülerinnen abge­rechnet, nur 26. Es hatten also nur 0,55 Prozent gepflegte Zähne!

Ulm, 31. Juli. Einen Mast ochsen mit 20 Zentner Lebendgewicht, 11 Zentner Flcisch- gewicht und 2 Ztr. Talg hat Ochsenmetzgcr I. Edel­mann hier geschlachtet. Das seltene Tier stammt aus einem Neu-Ulmer Stall und kostete 973 Mk.

Rottweil, 30. Juli. Eine grausige Entdeckung wurde heute in einem Eisenbahnzuge zwischen Spaichingen und Aldingen gemacht. Der Abort eines Wagens 3. Kl. war von innen verschlossen; auf Mitteilung einiger Reisenden öffnete der Zng- meister den Abort und fand einen Mann erschossen vor. Nach den bei ihm Vorgefundenen Papieren ist es der von seiner Frau getrennt lebende 40 Jahre alte Zementarbeiter Gg. Hofmann von Gaildorf, zuletzt wohnhaft in Stuttgart. Es scheint, daß er die Tat schon gestern auf der Fahrt von Eutingen bis Jmmendingen ausführte.

Grüntal, 29. Juli. Eine wertvolle Er­findung ist einem hiesigen Bürger gelungen. Schon seit Jahren beschäftigte sich Johann Gg. Eisenbeis, Bauer, mit dem Gedanken einer selbsttätig wirkenden Wagenbremse und hat Zeichnungen angefertigt. Nach seinen Angaben gelang es nun Schmied Hartmann hier, einen entsprechenden Wagen herzustellen. Die Wage ist verschiebbar und steht durch ein Hebelwerk mit der Bremse in Verbindung, so daß infolge des Drucks einer starken Feder die Bremsklötze die > Hinteren Räder sperren, sobald die Zugstränge nicht angezogen sind. Eine Reihe von Probefahrten mit starker Belastung hat bereits den Beweis erbracht, !

daß die Bremse ausgezeichnet funktioniert. Nament­lich die gefürchteten steilen Steigen hinunter wird ein ruhiger, gleichmäßiger Zug erzielt, die Tiere sind geschont, der Wagen kommt nie in Schuß und dabei braucht keine Hand nach derMücke" zu greifen. Allgemein verspricht man der Erfindung eine gule Zukunft. Sie erhielt am 21. Mai ds. Js. vom kaiserlichen Patentamt den Musterschutz.

Karlsbad, 2. August. Im Hospital verstarb eine Kellnerin, die beim Kirschenessen die Steine mit verschluckt hatte. Die Obduktion ergab, daß der Darmkanal mit Kirschensteinen vollständig ver­stopft war.

Die Wirtssrau M. in Pf alz bürg, Mutter von fünf Kindern, hatte Kirschen gegessen und darauf Bier getrunken, was sie nach kurzen aber schweren Leiden mit dem Tode büßen mußte. Dies nahm sich der Vater so zu Herzen, daß er, seine 5 Kinder vergessend, sich eine Kugel in den Kopf jagte,

München, 31. Juli. Was in manchen Kreisen an frommen Aberglauben geleistet wird, ist nahezu unglaublich. So wendet sich derBayrische Kurier" gegen eine hier bestehendeIsidor- und Notburga-Bruderschaft", die u. a. auch den Ver­trieb eines Gebetzettels mit dem TitelDie sieben Himmelsriegel" sich angelegen sein läßt. Auf diesem alten und, wie es scheint, unausrottbaren aber­gläubischen Gebetszettel heißt es:Welcher Mensch die heil, sieben Himmelsriegel bei sich trägt, müssen alle bösen Geister weichen; in das Haus, wo die heil, sieben Himmelsriegel liegen, wird kein Donner­wetter einschlagen und von jedem Feuer befreit sein. Wer betet für verstorbene Freunde oder arme Seelen kann eine von diesen erlösen, welche genannt wird; wer es bei sich trügt, dem will Christus offenbaren die Sterbestunde drei Tage vor seinem Tode." Dazu sagt derBayrische Kurier": Also der vollendetste, blödsinnigste Aberglaube wird da verbreitet mit dem Gelde der Bruderschaft! Und zwar noch weiter verbreitet, nachdem schon vor einiger Zeit dem Vorstand gesagt worden war, daß das verboten sei! Unseres Erachtens dürfte eine solche Bruderschaft ohne weiteres zu existieren auf­hören; die katholische Kirche würde dabei sicher keinen Verlust erleiden!"

Auch eine Reklame! Den Besuchern des neuen Kurhauses in Wiesbaden fällt jetzt eine vornehm gekleidete Dame auf, die mit dem Monokel im Auge auf der Terrasse sitzt. Fragt man einen der Kellner, so erhält man den Bescheid:Das ist Madame . . . ." folgt der Name eines der be­kanntesten deutschen Sektfabrikanten. Und dann erhält man unaufgefordert die weitere Erklärung, daß der Gemahl ein höchst wertvolles Geschmeide der Dame mit der Bedingung geschenkt habe, daß sie in der eben geschilderten Weise für seine SeÄ- marke Reklame mache. Jeder fragt natürlich, wer die Dame sei und so wird mit ihrem Namen zu­gleich die Sektmarke tagtäglich so und so oft ge­nannt. Ob freilich in empfehlendem Sinne, das ist die Frage.

Das alles hat noch Zeit", meinte er ablenkend; du weißt, Lisa, ich bin kein Freudenverächter, aber ich liebe auch meine Freiheit; ein Sklave gesell­schaftlicher Ansprüche werde ich nie werden."

Das junge Mädchen zuckte die Achseln.

Lonnay fragte sich im stillen, ob er wohl daran tue, ein so junges Mädchen wie Agathe Mergent­heim an sich zu fesseln.

Freilich, als er eine Stunde später ihr gegenüber stand und ihr in die strahlenden Augen blickte, da vergaß er alle diese Bedenken.

Mama weiß alles", flüsterte ihm das schöne Mädchen zu,auch Papa ist schon vorbereitet." Sie verschwand flüchtig wie eine Elfe und Lonnay ließ sich bei dem Hausherrn anmelden. Mergentheim empfing den Maler freundlich, aber mit einer ge­wissen Würde, als wolle er sich nichts vergeben.

Mit kurzen Worten brachte der Maler seine Werbung an, Mergentheim hörte ruhig zu, ohne seine Miene zu verändern.

Und Ihre Tochter?" fragte er, als Lonnay schwieg;weiß sie um Ihren Entschluß?"

Ich habe vor meiner Tochter nie etwas zu verheimlichen gehabt", entgegnete der Maler stolz, Lisa weiß von meiner Werbung und ist mit allem einverstanden. Da sie von ihren Großeltern her ein eigenes kleines Vermögen besitzt, ist sie gänzlich unabhängig gestellt meine Heirat tut ihr in keiner Weise Abbruch. Auch denkt Lisa viel zu edel, um mir nicht von Herzen ein neues Glück zu gönnen."

Das ist sehr schön von der jungen Dame",

meinte Mergentheim gelassen, und die Angelegenheit wäre zur Zufriedenheit erledigt. Es handelt sich also nur noch darum, wie" und er machte eine PauseAgathe ist reich, sie bekommt eine große Mitgift-"

Dem Maler stieg das Blut in die Wangen. Er sah dem Kaufherrn finster ins Gesicht.

Ich bin kein Geldjäger", sagte er hastig, stellen Sie die Mitgift Ihrer Tochter sicher sie soll mit ihrem Gelde tun, was sie will, ich brauche nichts davon."

Der Schein eines Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Kaufherrn.

Es soll geschehen wie Sie wünschen", entgeg­nete er gemessen.Ich gebe Ihnen meine Tochter, zur Frau und hoffe, daß Sie Agathen stets ein guter, liebevoller Gatte sein werden."

Ehe Lonnay noch antworten konnte, hatte Mer­gentheim auf die elektrische Klingel gedrückt.

Meine Tochter soll kommen", befahl er der eintretenden Dienerin.

Gleich darauf erschien Agathe, sie mochte wohl schon die Botschaft erwartet haben.

Ihre Wangen glühten und ihre Augen glänzten.

Papa, du guter Papa!" rief sie, den Kauf­herrn umarmend.

Die ernsten Züge des Mannes verzogen sich zu einem Lächeln.

Mit einer gewissen Feierlichkeit legte er die ! Hand Agathens in Lonnays Rechte. >

»Ich gebe nun mein Kind in Ihren Schutz", >

Redaktion, Druck und Verls- «»« L« Meeh in Reueuiür-,

sprach er nicht ohne Rührung,hüten Sie es als Ihren kostbarsten Schatz."

Agathe war nun Lonnays Braut.

Die Hochzeit wurde für den nächsten Frühling bestimmt und sollte in Hamburg mit großem Pomp gefeiert werden.

In diesem Aufsehen ging die Veröffentlichung der Verlobung vonBerta von Ulmen und Bild­hauer Arnold Kroning" fast spurlos vorüber.

Das war eigentlich vorauszusehen," bemerkten die meisten,Kroning war ja doch immer Bertas unvermeidlicher Begleiter gewesen."

Für Rhona war die Ankündigung dieser Ver­lobung ein harter Schlag.

Starren, tränenlosen Auges blickte sie auf das Papier, aus die toten kalten Buchstaben, die den letzten Hoffnungsschimmer in ihr vernichteten.Also doch", murmelten ihre bebenden Lippen und ihr ge­quältes Herz zog sich krampfhaft zusammen.

Noch einmal stiegen einem Nebelbilde gleich die schönen Tage der Vergangenheit vor ihrem Auge auf damals war sie glücklich gewesen, weil sie hoffte, öde und leer lag die Zukunft vor ihr was sie ihr auch bringen mochte, Freude und Glück waren es sicherlich nicht!

Wie im Traum lebte Rhona die Zeit dahin die Tage kamen und vergingen sie merkte es kaum, alles war ihr gleichgültig geworden.

Mergentheims rüsteten sich zur Abreise, Rhona sollte mit ihren Eltern nach Mariental zurückkehren.

(Fortsetzung folgt.)