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Neuenbürg, Montag den 5. August 1907.

65. Jahrgang.

LttmSscha«.

Swi-nemünde, 3. Aug. Die Begegnung der Kaiserjachten fand auf hoher See um 10 Uhr statt. Der deutsche Kaiser ging mit dem Fürsten Bülow, dem Staatssekretär v. Tirpitz und dem Gefolge sofort an Bord desStandard" und begab sich mit dem Kaiser von Rußland nach der Reede von Swinemünde, wobei sie an der erstem Reihe der Hochseeflotte vorbeifuhren. Der Standard" machte gegen ^ 12 Uhr fest. Gleich darauf erschienen Prinz Heinrich, sowie sämtliche deutschen Schiffskommandeure an Bord des Standard, .wo Kaiser Wilhelm sie Kaiser Nikolaus vorstellte. Um '/t 1 Uhr fand an Bord derHohenzollern" eine Frühstückstafel statt. Bei dieser saßen die Majestäten einander gegenüber, Kaiser Nikolaus zwischen den Prinzen Heinrich und Adalbert, der Kaiser zwischen dem Minister Jswolski und Baron Fredericks. Rechts vom Minister Jswolski saß Reichskanzler Fürst Bülow. Die Kapelle der Hohenzollern" konzertierte. Nach der Tafel hielten die Majestäten auf Achterdeck Cercle ab. Nach 2 '/s Uhr begab Kaiser Nikolaus sich an Bord der Standard" zurück. Um 3 Uhr begaben sich beide Majestäten, nachdem der Kaiser den russischen Kaiser vomStandard" abgeholt hatte, an Bord der Deutschland" zur Besichtigung dieses Panzers.

Die englische Flotte hat einen neuen be­deutenden Zuwachs erhalten. Das zweite englische Linienschiff vom Dreadnought-Typ, derBelle- rophon", ist in Portsmouth vom Stapel ge­laufen. Wie der Draht meldet, vollzog Prinzessin Heinrich von Battenberg beim Stapellauf die Taufe. Der zu Wasser gelassene Bellerophon ist ein ver­besserter Dreadnought - Typ. Es ist mit seinem Deplacement von 18 600 Tonnen um 700 Tonnen größer als der Dreadnought, und wie bei diesem sind bei dem Bellerophon alle überflüssigen Auf­bauten auf dem Oberdeck fortgefallen, die Anzahl der Beiboote ist beschränkt und die Masten unter Fortfall der seitlichen Stützen auf Dreifuß gestellt worden, um ein möglichst freies Schußfeld zu er­halten. Wie verlautet, soll die Hauptartillerie wie bei dem Dreadnaught aus zehn .30,5 Zentimeter- Geschützen Marke X bestehen. Der Unterschied in der Armierung soll darin liegen, daß der Belle­rophon zur Abwehr gegen Torpedoboot-Angriffe einige zwanzig 10 Zentimeter-Schnelllade-Geschütze erhalten soll, stätt der 7,6 Zentimeter des Dread­nought. Der vordere Mast ist als Empfänger für drahtlose Telegraphie eingerichtet. Der Bau des Bellerophon ist wieder mit einer außerordentlichen Geschwindigkeit erfolgt. Auf derselben Helling in Portsmouth, von der der Bellerophon vom Stapel gelaufen ist, soll sogleich ein neues Linienschiff vom Dreadnought-Typ erbaut werden. Man wird dem­nach damit rechnen können, daß im Spätsommer nächsten Jahres die englische Flotte über vier Linienschiffe vom Dreadnought-Typ verfügen wird.

Die Sonne der Gnade wird nun auch wieder über dem Großfürsten Kyrill aufgehen. Dieser Tage trifft er mit seiner Gemahlin in Petersburg ein. Der Großfürst, der wegen seiner Heirat mit der früheren Großherzogin von Hessen seine sämt­lichen Würden verlor und ins Ausland verbannt wurde, wird in alle Rechte und Würden wieder ein­gesetzt werden. Seine Gattin erhält den Titel und Rang einer Großfürstin.

Berlin plant die Aufnahme einer neuen An­leihe. Obwohl die Verhandlungen und Erwägungen noch nicht abgeschlossen sind, wird bereits eine Summe von 120 Millionen Mark genannt. Das Geld soll hauptsächlich zur Verbesserung der Verkehrs- verhältnisse dienen.

Die große Herbst-Ausstellung, die in Verbindung mit der Mannheimer Gartenbau­ausstellung stattfindet, wird voraussichtlich ganz

besonders hervorragend beschickt werden. Schon jetzt steht fest, daß sehr zählreiche Anmeldungen einge­gangen sind, und zwar haben ganz neuerdings die Schweiz und Ungarn ihre Beteiligung zugesagt, nachdem bereits Holland, Belgien und Frankreich offiziell angemeldet waren. Außerdem wird das Ausland noch durch private Anmeldungen aus Rußland, Dänemark und Schweden vertreten sein. Die Ausstellung zerfällt in eine deutsche Handels­obstausstellung und in eine internationale Obst-Aus­stellung, die beide vom 5. bis 14. Oktober statt­finden und begleitet sind von der Tagung des Deutschen Pomologenvereins.

Karlsruhe, 2. Aug. Gestern Nacht begaben sich gegen 300 Schüler an den badischen Mittel­schulen mit Sonderzug nach Kiel zum Besuch der Wasserkante.

Landau, 2. Aug. Die Strafkammer hat den Weingutsbesitzer Müller aus Rhodt und dessen Sohn wegen Weinfälschung zu je 400 Geldstrafe verurteilt.

Württemberg.

Stuttgart., 3. Aug. Die Zweite Kammer hat heute in 7 ständiger Sitzung die Beratung des Eisenbahnbaukreditgesetzes zu Ende geführt. Zunächst wurden genehmigt je 1 Million als erste Raten für eine Nebenbahn von Jsny nach Selt­mans und für eine Nebenbahn Weikersheim-Höf- fingen bezw. Biberehren-Creglinaen. Ferner gelangte zur Annahme Art. 2 des Gesetzes, der zu Vor­arbeiten für eine Bahn von Buchau nach Riedlingen als Fortsetzung der bestehenden Schmalspur Schussen- ried-Buchau 50000 Mk. erfordert. Art. 3 bestimmt 2 370 000 Mk. als weitere Raten für im Bau be­griffene Nebeneisenbahnen, und zwar 1 Mill. für die Bahn Tübingen-Herrenberg, 270000 Mk. für die Bahn Kirchheim-Weilheim, 500 000 Mk. für die Bahn Schorndorf-Welzheim und 600 000 Mk. für die Bahn Göppingen-Gmünd. Bei letzterer wurden bezüglich der Linienführung einige Bedenken zum Ausdruck gebracht, die jedoch vom Regierungstisch als nicht begründet bezeichnet wurden. Die Forder­ung von 3 750000 Mk. für den Bau von zweiten Gleisen, nämlich auf der Bahnstrecke Waiblingen- Gmünd, Ravensburg-Friedrichshafen, Stuttgart Westbahnhof-Böblingen und Ulm-Aulendorf wurde rasch erledigt. In Art. 5 werden 300000 Mk. bestimmt für Vorarbeiten und für Erwerbungen zu zweigleisigem Ausbau der Bahnstrecken Horb-Rott- weil, Böblingen - Eutingen, Rottweil - Jmmendingen, Gmünd-Aalen, Tübingen-Horb und Ulm-Schelklingen. Bezüglich der letzteren Bahn, für die das zweite Gleise 33^2 Mill. Mk. erfordern würde, stellten die Abgg. v. Kiene und Mayer den Antrag auf weitere Erwägungen darüber, ob nicht an Stelle des zweigleisigen Ausbaus dieser Strecke die Erbauung einer Nebenbahn Ehingen-Dettingen-Erbach sich mehr empfehlen würde. Dieser Antrag wurde nach längerer Erörterung abgelehnt. Glatt erledigt wurden die Forderungen von 11200000 Mk. für Bahnhof­erweiterungen in Mühlacker, Feuerbach, Plochingen, Ulm, Biberach, Pforzheim, Dill-Weißenstein, Stutt­gart Westbahnhof, Fellbach, Reutlingen, Tübingen, Schwenningen, Balingen, sowie zur Beseitigung schienengleicher Wegübergänge, für Maßnahmen der Erhöhung der Betriebssicherheit und für Durchführ­ung der Bahnsteigsperre. Letztere gab zu Erörter­ungen Anlaß, in denen die üblichen Klagen von verschiedenen Seiten vorgebracht und von den Abgg. Haußmann und Gauß weitere Mittel verweigert wurden, während Hildenbrand die Klagen ledig­lich auf die Art der Durchführung der Sperre, aber nicht auf diese selbst zurückführte. Ministerpräsident v. Weizsäcker bezeichnte die mit der Sperre ge­machten Erfahrungen als günstig und die Sperre selbst als im Interesse des Dienstes, der Ordnung, der Zugsabfertigung, der Sicherheit der Schaffner

und der Durchführung besserer Kontrolle gelegen. Er gab zu, daß der Mehraufwand für das Sta­tionspersonal infolge der Sperre 100000 Mk. über­steigt. Die betr. Ziffer wurde schließlich gegen die Stimmen der Volkspartei mit Ausnahme von Liesching, Dr. Bauer und Leibfried angenommen. Weiterhin wurden dann noch genehmigt für die Er­bauung von Wohngebäuden für Eisenbahnbeamte und Unterbeamte 2120000 Mk., für Vermehrung des Fahrbetriebsmaterials 9 972 000 Mk., für ein neues Bodenseedampfboot 300 000 Mk., und für Zwecke der Post- und Telegraphenverwaltung 1158000 Mk.; letztere für neue Postgebäude in Friedrichshafen, Heilbronn, Plochingen, Waldsee, Trossingen, Böblingen, Vaihingen a. d. Enz, Mar­bach a. N., Neuenbürg (66000 Mk.), Eislingen, Gmünd, sowie für Familienwohngebäude in Ulm. Zum Schluß wurde, da das Haus in der sehr vor­gerückten Stunde natürlich beschlußunfähig war, das ganze Gesetz, das rund 38 Millionen erfordert, in einfacher Abstimmung angenommen. Dienstag nachmittag Bauforderungen.

Stuttgart, 4. Aug. Die deutsche Partei veranstaltete heute für den 10. Wahlkreis ein Sommerfest in Lorch, das sich eines guten Be­suchs bei herrlichster Witterung zu erfreuen hatte.

Stuttgart, 2. August. Die neue Zeitung, welche in Probenummern vom 1. September und endgültig vom 1. Oktober ab in Stuttgart vor­läufig täglich 16 Seiten stark erscheinen wird, führt den NamenWürttemberger Zeitung".

Stuttgart, 2. August. Gestern nachmittag wurde ein Dienstmädchen von ihrer Herrschaft mit einer größeren Geldsumme fortgeschickt um Rech­nungen zu bezahlen. Bei der Rückkehr des Mäd­chens zeigte es sich, daß dasselbe 700 ^ zu wenig bezahlt hatte. Ueber den Verbleib des Geldes machte das Mädchen widersprechende Aussagen. Nicht unmöglich ist es, daß es das Geld, welches in 700 Markfcheinen besteht, verloren oder weggeworfen hat.

Ulm, 3. Aug. Der seit etwa 8 Tagen ver­mißte geistesschwache Privatier Albert Laible von hier wurde als Leiche bei Günzburg aus der Donau gezogen. Ob Uyfall oder Selbstmord vorliegt, ist noch nicht aufgeklärt.

Heidenheim, 3. Aug. Die bürgerl. Kollegien beschlossen die Erbauung eines Schlachthauses nach dem Projekt von Stadttierarzt Rösl er-Stuttgart. Die Kosten der gesamten Anlage sind zu 300 000 ^ berechnet. Mit dem Bau soll sofort begonnen werden.

Aus der Baar, 3. August. Die Frau eines Landwirts in Langenbach wurde von einer ihr ge- gehörigen Kuh überfallen und so schwer zugerichtet, daß sie bald daraus an den erlittenen Verletzungen starb. Eine 8jährige Enkelin hatte das wütende Tier mit einem Prügel von der Großmutter abgewehrt.

Stuttgart, 3. August. (Wochenmarkt.) Der heutige Markt bot eine reiche Fülle der verschiedensten landwirt­schaftlichen Erzeugnisse. Auf dem Großmarkt waren heute Heidelbeeren etwas billiger, man verlangte 1617 für das Pfund. Kirschen sind nur noch vereinzelt zu sehen. Johannisbeeren kosteten im Großen 15 16^, Stachelbeeren 1012 ^ Himbeeren 2530 Pfirsiche 30-45 Apri­kosen 3540 -l, Aepfel 1625 »s, Pflaumen 1520 ^ das Pfund. Im Einzelverkauf war Obst durchschnittlich um 510 -s teurer. Bohnen kosteten im Großen bei reichlicher Zufuhr 7S das Pfund, kleine Einmachgurkcn 45- 50 größere 6080 ^ per 100 Stück, Salzgurken 1 und 2 ^ per Stück. Der Gemüsemarkt verzeichnete Gurken zu 10 bis 20 -s, Kraut zu 2025 -f, Wirsing zu 1220 -l, Blumen­kohl zu 2040 -1 per Stück.

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Znr Bewerbung ausgeschrieben ist eine neu­errichtete Schulstelle in Höfen (Neuenbürg) mit dem Normalgehalt, 100 ^ Ortszulage, freier Wohnung und der gesetzlichen Belohnung für Abteilungsunterricht.

Eine Schulstelle in Altenstadt, Bezirks Geis­lingen, ist dem Schullehrer Trost in Bieselsberg übertragen worden.