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Der «nztäler.
Anzeiger für das Enztal und Umgebung.
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^ 95.
Neuenbürg, Montag den 17. Zuni 19Ü7.
65. Jahrgang
DmnSschau.
Die am Samstag zusammengetretene Haager Konferenz wird sich nach einer Meldung des „Petit Parisien" in vier Kommissionen teilen: für das Schiedsgerichtswesen, militärische Fragen, Marinefragen und das Recht der Neutralen. Der französische Vertreter Bourgeois äußerte einem Berichterstatter gegenüber, er könne über die Haltung Frankreichs auf der Haager Konferenz augenblicklich nichts sagen, zumal die Gesinnungen der anderen Vertreter in der Abrüstungsfrage noch nicht bekannt seien. Frankreich werde wie im Jahr 1899 die Rolle des versöhnlichen Vermittlers zu spielen suchen.
Berlin, 14. Juni. In den letzten Tagen sind, wie die „Voss. Ztg." erfährt, seitens einiger französischer Eisenbahngesellschaften umfangreiche Lokomotivbestellungen in Deutschland gemacht worden. Es handelt sich um 100 Lokomotiven, deren Wert weit über 20 Millionen Fr. beträgt und die bei einer Anzahl erster deutscher Maschinenfabriken in Auftrag gegeben worden sind. Die Abschlüsse sind zu sehr guten Preisen erfolgt. Die Lieferung der Lokomotiven hat bis Ende 1908 zu erfolgen. Es handelt sich um die erste derartige Bestellung in Deutschland.
Der Verein Deutscher Zeitungsverleger, der seinen Sitz in Hannover hat, hält seine diesjährige Hauptversammlung am 20. Juni in der Jubiläumsstadt Mannheim ab und ladet zur Teilnahme an den damit verbundenen geselligen Veranstaltungen auch diejenigen Zeitungsverleger ein, die bis jetzt noch nicht Vereinsmitglieder sind, und die sich bis zum 15. Juni bei der Geschäftsstelle des Vereins, Hannover, Königstraße Nr. 52, anmelden. Zu den geschäftlichen Verhandlungen, für die wichtige Berufsfragen, wie die Zeitungsabonnenten- Versicherung, der Nachrichtendienst für die Presse und die bevorstehende Ergänzung des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb auf der Tagesordnung stehen, haben nur die Mitglieder des Vereins Zutritt. Am Vorabende des Verhandlungstages, am Mittwoch, den 19. Juni, treffen sich die Teilnehmer in der Restauration Rosengarten, Donnerstag Abend ist eine zwanglose Zusammenkunft in der Ausstellung auf der Terrasse des Haupt-Restaurants, und am Freitag, den 21. Juni, findet ein Ausflug nach Heidelberg mit Besichtigung des Schlosses und Festessen im Luftkurort Kohlhof statt.
Ueberlingen, 13. Juni. Bei der Durchfahrt der Herkomer-Automobile ereignete sich hier ein aufregender Vorfall. Ein kleines Kind kam auf die Fahrstraße und schien vor dem heransausenden Auto rettungslos verloren. Mit einer bewundernswerten Geschicklichkeit und Kaltblütigkeit umfuhr der Wagenlenker das Kind. Es war der Wagen 165 (Herzog Ludwig Wilhelm von Bayern). Gewerbelehrer Grether, der den Vorgang aus nächster Nähe mit ansah und das Kind im Augenblick wohl schon überfahren glaubte, wurde in der Aufregung von Herzkrämpfen befallen und brach ohnmächtig zusammen. — Unweit der Station Nußdorf überfuhr ein Auto der Herkomer-Fahrt ein Fuhrwerk, das von Ahausen kam. Ein Pferd im Wert von 500 Mk. wurde getötet, der Leiterwagen größtenteils demoliert.
Mannheim, 14. Juni. Das Wochenprogramm der Ausstellung (16. bis 23. Juni) weist am Dienstag allgemeine Beleuchtung und am -Freitag großes Feuerwerk auf, und täglich finden mehrere Konzerte statt. Vom 15. bis 18. ist eine Erdbeeren- und Kirschen-Sonderausstellung für Züchter der Umgegend geöffnet, und am Samstag, 22. Juni beginnen die drei Rosen-Sonder- ausstellungen; die Rosenschnittblumen-Ausstellung, die Ausstellung von Rosen-Neuheiten in- und ausländischer Züchter und die Rosen - Bindekunst-Ausstellung. Es sei auch noch befonders >
auf das herrliche Rosenfest hingewiesen, das am Samstag, 22. Juni im städtischen Rosengarten gefeiert wird. Etwa 200 Mädchen und Kinder führen in wundervollen Kostümen als Rosen, Rosenknospen und andere Blumen, Reigen auf, Gesänge werden die Rose feiern; mit einem Worte, es wird eine poesievolle Feier von seltener Anmut. Das Rosenfest wird am Sonntag, 23. Juni wiederholt, und am Montag, 24. Juni findet im Rosengarten ein Konzert statt, damit alle die Personen, die infolge der starken Nachfrage nach Karten das Rosenfest nicht mehr zu sehen bekommen, wenigstens noch die Saaldekoration bewundern können, die (beiläufig bemerkt) 20 000 Mk. gekostet hat.
München, 15. Juni. Heute nachmittag wurde hier ein von den Polizeiverwaltungen verschiedener Städte gesuchter schwerer Einbrecher verhaftet. Sein letzter Einbruch fand vor einiger Zeit in Zürich bei einem Goldschmied statt, wo ihm reiche Beute zufiel. .
München, 15. Juni. Die schweren Gewitter mit Hagelschlag, welche in den letzten Tagen niedergingen, haben in fast allen bayerischen Landesteilen großen Schaden angerichtet. Es wurde bereits von über 7000 geschädigten Landwirten Anspruch auf Hagelentschädigung bei der bayerischen Landeshagelversicherungsanstalt angemeldet. Nach den bisherigen Feststellungen wurden insgesamt 450 Gemeindebezirke, darunter 8 zweimal, von Hagelschlag heimgesucht. Den größten Schaden hat das Korn erlitten, das im Wachstum weit voraus war.
Frankfurt a. M. Bauliche Veränderungen bedrohten die Existenz eines Eibenbaums am Senkenberger Stift. Der Baum aber, dessen Alter auf über 300 Jahre geschätzt wird, war ein besonders schönes Exemplar seiner — bei uns immer feltener gepflegten — Art und so beschloß man ihn zu erhalten und — in den botanischen Garten zu verpflanzen. Dies geschieht nun und feit einer Reihe von Tagen wird die mit der „Verpackung" etwa 900 Zentner wiegende Masse mit Rollen, Eisenketten und Dampfwalzen durch die Straßen der Stadt gezogen, denn die Sache geht nur langsam von statten. Dafür soll sie auch die Kleinigkeit von 29 000 kosten.
Offenburg, 14. Juni. Der glückliche Gewinner des Hauptgewinnes (5 Pferde i. W. von 5000 Mk.) der Offenburger Juni - Markt - Lotterie ist Metzger Emil Bauer in Schluchsee.
Württemberg.
Stuttgart, 15. Juni. Die Zweite Kammer hat heute die Abstimmung über die mit dem Bahnhofumbau in Stuttgart zusammenhängenden Erweiterungsbauten zwischen Stuttgart-Ludwigsburg und Plochingen vorgenommen. Angenommen wurden: der viergleisige Ausbau der Strecken nach Untertürkheim und Ludwigsburg und Umbau bezw. Erweiterung der Bahnhöfe Cannstatt, Untertürkheim und Kornwestheim, ferner der Antrag Schnaidt betr. Aufnahme des Umbaus des Ludwigsburger Bahnhofs in das Gesetz, sowie eine Eisenbahn vom Güterbahnhof Untertürkheim nach Wangen und die Herstellung eines Güterbahnhofes Gaisburg, ebenso der Antrag betr. Erstellung einer linksufrigen, den örtlichen Verkehrsbedürfnissen dienenden Eisenbahn, zunächst bis Eßlingen, desgleichen die Resolutionen betr. einen Beitrag Stuttgarts und auf Fortsetzung des Baues von Nebenbahnen. Angenommen wurde auch der Antrag Rembold auf Bevorzugung von Industrie, Handwerk, Kleingewerbe, Technikern und Arbeitern des Reichsinlandes und Förderung der Benützung der öffentlichen Arbeitsnachweisstellen. Weiterhin wurde Art. 2 des Gesetzes, der als vierte Rate 18 Millionen bestimmt für Grunderwerbungen und den Beginn der Bauten bei Stuttgart und Cannstatt, sowie für die Teilstrecke Untertürkheim- Wangen und den Güterbahnhof Gaisburg, genehmigt
und schließlich in der Schlußabstimmung das Gesetz nach den gefaßten Beschlüssen mit sämtlichen 77 ab- gebenen Stimmen angenommen. Bei der folgenden Beratung von Wahlanfechtungen wurde die Wahl des Abgeordneten Oberbürgermeisters v. Gauß ohne jede Debatte für gültig erklärt; dagegen kam es über die Wahl des Abg. Dr. Rübling-Münsingen noch zu einer längeren Debatte. Es dreht sich bei dieser Wahlanfechtung hauptsächlich um die in einem Zeitungsinserat enthaltene Erklärung des Pfarrers Epple von Laichingen, daß er „in der Wahl eines Vertreters des Bauernbundes keine Gefahr für die evangelische Kirche sähe, selbst wenn derselbe vom Zentrum unterstützt würde". Wie in der Kommission, so trat auch in der gestrigen Plenarsitzung wieder der Abg. Haußmann-Balingen entschieden für die Kassierung der Wahl ein. Der Geistliche dürfe, ebensowenig wie der Staatsbeamte, seine amtliche Stellung und Autorität nicht benützen, um die Wähler zu beeinflussen. Daß das Zentrum die Grenzlinien für die politische Bestätigung der Geistlichen, namentlich bei den Wahlen, möglichst weit gezogen zu sehen wünsche, sei ja begreiflich, denn die- Agitation der Geistlichen sei die Hauptstütze für die Zahl der Mandate des Zentrums. Nachdem Berichterstatter Dr. v. Kiene darauf hingewiesen, daß Pfarrer Epple mit seiner Erklärung im Grunde genommen gar nichts anderes getan habe, als die 15 protestantischen Pfarrer des Heilbronner Bezirks mit ihrem Aufruf zu Gunsten der Kandidatur Naumann, trat auch der Abg. Dr. Wolfs (B.K.) scharf gegen Haußmann auf. Er bezeichnete es als „Hauß- manns-Logik", daß Geistliche in Stuttgart zugunsten der Kandidatur Gauß und in Heilbronn zu Gunsten derjenigen Naumanns Stellung nehmen dürfen, im Bezirk Münsingen dagegen zu Gunsten einer bauern- bündlerischen Kandidatur nicht. Präsident v. Payer rügte den erwähnten Ausdruck als über das Maß einer zulässigen Kritik weit hinausgehend. Der Kommissionsantrag auf Gültigkeitserklärung wurde schließlich gegen die Stimmen der Volkspartei angenommen; von letzterer stimmte nur der Abg. Leibfried mit der Mehrheit.
Stuttgart, 15. Juni. Der Seniorenkonvent der Zweiten Kammer hat sich in seiner heute morgen abgehaltenen Beratung mit der Frage beschäftigt, auf welche Weise sich eine Einschränkung der allzu weitschweifigen Etatsberatung erzielen läßt. Dem Vernehmen nach ist davon abgestanden worden, dem Beispiel des Reichstags zu folgen, wonach den einzelnen Etats eine bestimmte Zahl von Beratungstagen zugewiesen werden; dagegen wurde beschlossen, die Debatten möglichst abzukürzen und beim Kultusetat alle prinzipiellen Fragen, die bei der Schulnovelle zur Sprache gebracht werden können, nicht zu erörtern. Man hofft so, mit dem Etat der Beamtennovelle, der Erhöhung des Wohnungsgeldes und dem Diätengesetz bis zum 26. Juli fertig zu werden. Dann soll noch das Eisenbahnbaukreditgesetz erledigt und die neue Bauordnung in erster Lesung beraten werden. Zur Durchführung dieses lobenswerten Planes gehört allerdings, daß den Intentionen des Präsidenten ein größeres Entgegenkommen gezeigt wird und Streitfragen, von denen man zum Voraus weiß, daß sie zu keinem praktischen Ergebnis führen und nur den Gang der Verhandlungen erschweren, nicht aufgeworfen werden, wie dies in der heutigen Sitzung der Kammer wieder geschehen ist.
Stuttgart, 12. Juni. (Die reichsten Leute in Württemberg.) Ueber die Ergebnisse der Einkommensteuer in Württemberg auf 1. Juli 1905 wird von Präs. H. v. Zeller in den Württ. Jahrbücher für Statistik und Landeskunde eine interessante Zusammenstellung veröffentlicht. Darnach gibt es in Württemberg 92 Steuerpflichtige mit Einkommen von 100000 bis 190000 Mk. und 44 Steuerpflichtige mit Einkommen von 200 000 bis über 2 000 000 Mk. Was die Höchstbesteuerten anbelangt.