Daß aber ein ganzes Parlament seine Sitzungen telephonisch abmacht, das dürfte doch einstweilen wohl einzig dastehen. Der Bürgermeister einer größeren Stadt in Massachusets hat diesen sublimen Gedanken als erster in der Tat mngesetzt. Es war miserables Wetter, der Regen floß in Strömen und der Stadtgewaltige wollte sich oder den Stadtvätern den Weg ins Rathaus sparen. Er telephonierte nacheinander alle Stadtverordneten an und schlug ihnen vor, in Anbetracht der unangenehmen Witterung die Sitzung telephonisch abzuhalten. Die Idee wurde mit Enthusiasmus ausgenommen, die Beschlüsse am Telephon ausführlich diskutiert, Bestimmungen erlassen, Ernennungen genehmigt und in kürzester Zeit waren alle Geschäfte wunderschön erledigt. Diese praktischen Erfolge des Fernsprechers machen natürlich Schule. Und so wird in amerikanischen Kreisen bereits jetzt emsig die Frage erörtert, ob es nicht angebracht wäre in besonders dringenden Fällen bei der Beichte die Benutzung des Fernsprechers zuzulassen.
„Nur" 20 '/2 Millionen Reingewinn. Die Spielbank in Monte Carlo hat in dieser Saison recht schlechte Geschäfte gemacht. Nicht daß es an Spielern fehlte — die Zahl der Spielbankbesucher steigt von Jahr zu Jahr — aber in unserer nüchternen Zeit riskieren die Leute nichts mehr. Der romantische Spielbankheld früherer Jahrzehnte, der einen Haufen Goldstücke oder einen Stoß Banknoten auf eine Chance wagte, ist ausgestorben. Heute überwiegen die berechnenden und überlegenden Spieler, mit dem Notizbuch und dem Bleistift in der Hand, die sich zwar mit unfehlbarer Sicherheit auch ruinieren, aber dazu Wochen und Monate brauchen. Sehr lähmend haben auf den Geschäftsgang der Spielbank, wie der „Franks. Ztg." geschrieben wird, die Wirren in Rußland eingewirkt. Die Russen waren früher in Monte Carlo zahlreich, und in ihrem Spiel war fast immer ein großer Zug. Hatten sie alles verspielt, so schoßen sie sich in vornehmster Weise eine Kugel durch den Kopf. Darüber wurde dann in den Zeitungen Lärm geschlagen, und die Spielbank genoß die großartigste Gratisreklame. Alles das hat seit geraumer Zeit aufgehört. Die Verwaltung der Spielbank gibt sich große Mühe, um ihren Gästen den Aufenthalt in ihren Spielsälen angenehm zu machen. Sie hat in der letzten Saison vier neue Roulettesüle in Betrieb gestellt, sorgt für gute Lüftung, ergreift Maßregeln gegen Ueberfüllung — aber alles das erhöht nur die Betriebskosten und vermag die Spieler nicht zu veranlassen, statt der schäbigen Fünfmarkstücke Gold oder Banknoten auf das grüne Tuch zu legen. Das am 30. April beendete Geschäftsjahr 1906/07 hat „nur" einen Reingewinn von 20 1/2 Millionen Fr. gebracht, während im Jahre der letzten Pariser Weltausstellung ein Reingewinn von 32 Millionen erzielt wurde. Auch die Hotels und Kaufhäuser in Monte Carlo hatten im verflossenen Winter u. Frühjahr unbefriedigenden Geschäftsgang. Man klagt darüber, daß die
Was der alte Amtsrat Vieregge gesagt, als der General von Martin, sich berufend auf das ihm bereits erteilte Jawort, bei demselben um Margots Hand warb, erfuhr niemand.
Eine sehr ernste Aussprache erfolgte zwischen Vormund und Mündel und mit geröteten Augen suchte Margot ihr Zimmer aus, um noch am selben Tage Leutnant Leutmann mit kurzen, kalten Worten mitzuteilen, daß sie die Werbung General von Martins angenommen und ihm, Hasso, somit sein Wort zurückgebe.
Onkel Amtsrat aber hatte nicht mehr, wie sonst, voll väterlicher Liebe mit ihr verkehrt.
Schon am Abend kam der General mit einem kostbaren Blumensträuße zu seiner ihn zärtlich an- lüchelnden Braut und küßte ihre Hand. „Undine", flüsterte er und sie lächelte wieder.
Er ahnte nicht, daß dieses Lächeln^ schon einmal ein treues Männerherz gefangen, daß diese roten Lippen vor kurzem bereits ein Jawort gegeben — und dasselbe heute schnöde gebrochen hatten.
Die Majorin Leutmann hatte die Anzeige der Verlobung ihrer Nichte nicht beantwortet; das treue Mutterherz empfand tief den Verrat an ihrem Sohne und doch konnte sie den Gedanken nicht von sich weisen; es war besser so: er hätte sonst noch elender werden können.
Margot schien nichts um sich her zu bemerken, außer ihren strahlenden Bräutigam; sie lächelte fort und fort, selbst am Traualtars drängte sie unter Lächeln das mahnende Gewissen zurück. Nun war sie die vornehme, reiche Frau und hatte ihren Lebenszweck erreicht. _
Konkurrenz zu groß sei und die früheren lohnenden Preise nicht mehr erzielt werden.
Der höchste Ballonaufstiea. Wie die internationale Kommission für wissenschaftliche Luftschiffahrt soeben veröffentlicht, hat ein unbemannter Straßburger Registrierballon am 3. Aug. 1905 mit fast 26 km die größte Höhe über den Erdboden erreicht, bis zu der jemals ein Gebild aus Menschenhand emporgestiegen ist. Vorher war am 4. Dez. 1902 ein ähnlicher Ballon bis zu 22ffs km Höhe vorgedrungen. Die Temperatur, ^die der Straßburger Ballon in 15 km Höhe antraf, war — 62,7" 0, darüber hinaus begann sie langsam zu steigen und erreichte schließlich — 40 Das vor einigen Jahren entdeckte Vorhandensein einer wärmeren Luftströmung in einer Höhe von etwa 13 km und darüber, hat sich demnach wiederum bestätigt. Der Nachweis dieser mächtigen warmen Strömung in den höchsten Regionen der Atmosphäre ist eine der wichtigsten 'meteorologischen Entdeckungen der neuesten Zeit. Der Ursprung der Wärme ist, wie man der Köln. Ztg. berichtet, wahrscheinlich in dem Herabsinken jener Luftmassen zu suchen, sie entsteht also ähnlich wie die Wärme des Föhn.
(Ein lustiger Prozeß wegen 3 Centimes) ist jetzt vor dem Pariser Kassationshof, bis vor dessen Forum er gekommen war, zu Ende gegangen. Vor ein paar Jahren versäumte ein Finanzier auf einem Pariser Bahnhof seinen Zug; in seiner unfreiwilligen Muße studierte er sein Billett und entdeckte, daß man ihn 15 Fr. 45 Cts. hatte bezahlen lassen, während auf dem Fahrschein als Preis nur 15 Fr. 42 Cts. vermerkt stand. In Frankreich, wo man die einzelnen kleinen Centimesstücke kaum sieht und wo man nur mit „ 8 OU 8 " im kaufmännischen Verkehr rechnet, ist's Gebrauch, wenn die Post oder die Bahn oder die Steuerbehörde die einzelnen Centimes verzeichnen, sie nicht zu bezahlen, wenn es sich um 1 oder 2 Centimes handelt, dagegen einen vollen „ 80 u° (5 Centimes) zu geben, wenn es sich um 3 oder 4 Centimes handelt. Man hatte also dem Finanzier 3 resp. 5 Centimes zu viel abgenommen. Da er gerade „gut" gelaunt war, ging er an's Schalter und verlangte den 8vu zurück; der Schalterbeamte weigerte sich, der Bahnhofvorsteher wies ihn grob ab. Darauf verlangte der Mann seinen 8vu per eingeschriebenen Brief bei der Bahngesellschaft, die ihm nicht antwortete; er sandte ihr einen Gerichtsvollzieher, sie blieb stumm; er zitierte sie vor den Richter — endlich lachte sie nicht mehr. Durch alle Instanzen ging der Prozeß durch, bis der Kassalionshof dem Finanzier seine 3 Centimes zuerkannte und der Eisenbahngesellschaft die Kosten auferlegte. Die Kosten betrugen die Kleinigkeit von 8000 Francs.
(Ein kostspieliger Mückenkrieg.) 1400000 ^ haben die Behörden des Staates Nerv-Jersey in Amerika für einen erbitterten Vernichtungskrieg gegen die Mücken ausgesetzt, die sich zu einer unerträglichen Landplage entwickelt haben und der Bevölkerung auch schwere wirtschaftliche Schäden zufügen. Die
Heute schien die schöne Frau ganz besonders angeregt und munter; sie schlürfte plaudernd ein Glas
Wein und sprach von Lilli und Höferts Hochzeit,
der sie soeben beigewohnt.
„Weißt Du schon, Liebling?" frug Martin zärtlich, „daß ich nach dem Manöver Generalleutnant werde?"
„Wirklich", rief Margot, vor Freude errötend, „wie mich das freut! „Exzellenz" klingt so himmlisch. Erich, dann bin ich Dir noch einmal so gut."
Der General war entzückt über diesen Scherz
seiner Gemahlin; daß er ihr aus der Seele ge
sprochen, fiel ihm gar nicht ein.
„So", meinte Martin, sich erhebend, „ich will noch zu einem alten Freunde gehen, indes Du mit Fräulein Linstow sprichst; weinende Frauen kann ich nicht vertragen, aber ich möchte die Hypothek auch nicht gern verlieren."
„Laß mich nur machen, Erich", sagte sie kokett, ihm die Wange zum Kusse bietend; sie wußte genau, daß er aufs neue bezaubert von ihr ging. Ach — und er war ihr schon jetzt so gleichgültig! Bald darauf brachte man Margot eine Visitenkarte: „Olga Linstow."
„Möchte eintreten beschied die schöne Frau kühl, dann erhob sie sich langsam von der Chaiselongue. Eine schlanke, in tiefe Trauer gekleidete Mädchen- gestalt trat in das Zimmer und verneigte sich ernst vor der Generalin.
„Gnädige Frau kennen den Grund meines Hierseins?" frug dann eine tiefe bebende Stimme.
„Gewiß, mein Fräulein, und es ist mir nicht
Redaktion. Druck snd Verlag »0« L. Meetz t» N»s««-Srg,
Mücken bilden nicht nur eine ständige Gefahr für die öffentliche Gesundheit als Träger der Malaria, sie schädigen auch ohnedies durch ihre ständigen Belästigungen die schwächlichen und kranken Personen, indem sie ihnen durch die unaufhörliche Reizung den Schlaf rauben. Außerdem wird die Viehzucht, die zu den wichtigsten wirtschaftlichen Faktoren des Landes gehört, in ihrer Entwicklung gehemmt, da die Herden unaufhörlich von ganzen Wolken von Mücken umlagert sind. Das massenhafte Auftreten dieser Insekten macht auch die Ernte einiger Fruchtarten vollständig unmöglich, so daß diese Kultur gänzlich aufgegeben werden muß. Wegen ihrer Anmut und ihrer klimatischen Bedingungen könnten viele Teile des Staates New-Iersey die schönsten Sommerfrischen - sein, die bei der Nähe New-Iorks zweifellos zu den besuchtesten im ganzen Lande gehören würden. Die Mückenplage ist aber so groß und so allgemein gefürchtet, daß kein New-Iorker sich in diese Gegend wagen würde. Man hat berechnet, daß durch die Beseitigung dieser Mückenplage die Grund- und Bodenwerte des Staates Nerv-Jersey allein urn gut 40 Millionen Mark erhöht werden könnten. Dabei bietet ein wirklich energisch durchgeführter Feldzug gegen die Mücken die günstigsten Aussichten auf Erfolg.
(Wahres Geschichtchen.) Bei einer Beweisaufnahme sagt ein Zeuge ungünstig für die Partei des Anwalts aus, so daß dieser in seinem Aerger zu ihm sagt: „Sie sind ja ein sehr kluger Herr". Der Zeuge entgegnet: „Ich würde Ihnen gern dasselbe Kompliment sagen, Hr. Rechtsanwalt, wenn ich nicht vereidigt wäre."
(Aus einer amerikanischen Zeitung.) Unser Blatt war das einzige am Platze, das bereits vergangene Woche die Mitteilung bringen konnte, daß Herr Dr. Brown die Scheidungsklage gegen seine Gattin eingeleitet hat. Vorzüglich unterrichtet, wie wir stets sind, können wir heute wiederum zuerst feststellen, daß diese Nachricht völlig aus der Lust gegriffen ist.
Kapselrätsel.
Das Wort „Pascher" ist ohne Anfangs- und Endbuchstaben gleich „Asche". Wörter, die wie Pascher noch ein anderes Wort einschließen, heißen Kapselwörter. Zu suchen sind fünf derartige Wörter, welche bezeichnen: 1. Ein Königreich, 2. eine große Stadt in Frankreich, 3. einen Wohlgeruch, 4. eine Kreisstadt in dem russischen Gouvernement Bessa- rabien, 5. einen Herrscherbefehl. Die Anfangsbuchstaben der fünf Wörter nennen einen hervorragenden Physiker unserer Zeit.
Auflösung der Rätselfrage in Nr. 94.
Werden die Buchstaben der gegebenen Wörter anders geordnet und richtig aneinander gereiht, so erhält man:
„Friede sei ihr erst Geläute" (Lied von der Glocke).
Richtig gelöst von Wilhelm Großmann in Höfen, Klara Mast in Rotenbach und Friedr. Rentschler in Langenbrand.
angenehm, solch unbequeme Geschäftssache abzuwickeln", gab die Dame recht hochmütig zurück.
Olga wurde totenbleich, aber sie erwiderte nichts.
„Wenn ich es wage. Ihnen, Frau Generalin, mit einer Bitte zu nahen, so wende ich mich als Frau an das Herz einer solchen."
„Sie werden doch nicht glauben, Fräulein Linstow, daß ich in weiblicher Schwäche die Schuldforderung durchstreichen werde?"
Olgas Herz zitterte vor Weh. Sie zog ein versiegeltes Kuvert aus der Tasche und sagte traurig: „Nicht doch, Frau Generalin, das würde ich auch nie zugeben. Ich will arbeiten und sparen, bis ich auch den letzten Pfennig an Sie abgezahlt, und bitte Sie, sich einstweilen mit dieser Summe zu begnügen. Ich bringe 1200 Mark."
„Also noch nicht einmal die Hälfte der Summe", rief Frau von Martin höhnisch, „und der Rest fällt einfach zu Boden und niemand fragt nach solch dritter Hypothek."
„O nein, Frau Generalin", antwortete Olga tonlos, aber mit stolz emporgerichtetem Haupt, „ich bitte nur um etwas Langmut, denn ich will alles abzahlen und sollte mir das Blut unter den Nägeln hervorquellen. Mein armer Vater starb — unter trüben Verhältnissen, seine Tochter hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, alles zu zahlen."
„Das ist ein sehr edler, vernünftiger Vorschlag, mein Fräulein", meinte Frau von Martin spöttisch, „es handelt sich nun noch um eine Frage: wann gedenken Sie den übrigen Rest der Hypothek abzutragen?"
— Fortsetzung folgt. —