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^ 93.

Neuenbürg, Freitag de» 14. Juni 1907.

6». Jahrgang.

nunSschau.

Homburg v. d. H., 12. Juni. Der Kaiser traf um 8.45 Uhr im Sonderzug von Hannover auf dem hiesigen Bahnhof ein. Zum Empfang waren der Landrat Dr. v. Marx und Oberbürgermeister Maß erschienen, welche der Kaiser herzlich begrüßte. Der Kaiser fuhr dann im Automobil durch die fest­lich beflaggte Stadt zum K. Schloß, von der zahl­reich versammelten Menge jubelnd begrüßt.

Berlin, 7. Juni. Aus Hofkreisen wird der Deutschen Warte" über die Eulenburg-Tafel- runde folgendes mitgeteilt: Der Kronprinz hörte zuerst gesprächsweise in Kameradenkreisen von der eigentlichen Bedeutung des Hardenschen Feldzugs gegenüber dem Fürsten Eulenburg und dessen Tafel­runde. Er soll sich dann eingehend informiert und Rat bei einer in hervorragender Stellung befind­lichen Persönlichkeit man nennt den Hausminister v. Wedel-Piesdorf geholt haben, auf welche Weise dem Kaiser am besten hievon Kenntnis ge­geben werden könne. Auf Anraten desselben habe er seinem Vater alles unterbreitet, was ihm bekannt geworden sei. Die Folgen dieses Schrittes sind be­kannt. Man meint nun, daß Graf Moltke, der frühere Kommandant von Berlin, der sehr oft vom Kaiser eingeladen wurde, lediglich wegen seiner nahen Beziehungen zum Fürsten Eulenburg seinen Posten hat aufgeben müssen. Andere Beschuldigungen sollen gänzlich unbegründet sein. Der beim Kaiser bisher diensttuende Generalleutnant Graf Hohenau, dem der Abschied bewilligt wurde, soll nicht zur soge­nannten Tafelrunde Eulenburgs gehört haben. Be­treffs des Gerüchts, daß noch eine größere Anzahl von Verabschiedungen höherer Offiziere erfolgen würden, glaubt man, daß dies Persönlichkeiten be­treffen könnte, die von den Angelegenheiten wissen mußten bezw. wußten, und sie nicht an geeigneter Stelle zur Sprache brachten.

Der Vertreter derDaily News" saßt seine Eindrücke, die er von der Journalistenreise nach Deutschland erhalten hat, in nachstehende Sätze zusammen:Das vorherrschende Gefühl, das bei den englischen Journalisten von dem Besuch in Deutschland zurückgeblieben ist, ist das des Staunens über den Empfang. Wir folgten einer Einladung der deutschen Presse und fanden uns im Mittelpunkt eines großen nationalen Ereignisses. Ein Empfinden, das wir nach meiner Ueberzeugung alle gehabt haben, war das der höchsten Achtung für das große ver­wandte deutsche Volk, das uns mit freimütiger Wärme und aufrichtiger Freundschaft empfing, uns mit seinem öffentlichen und sozialen Leben vertraut machte und uns einen Einblick in die Organisation der Gesellschaft gewährte, die uns mit Bewunderung erfüllte. Es ist einfach eine Tatsache, daß auch die­jenigen, die mit wenig Sympathie nach Deutschland gingen oder gar mit unverhohlenem Mißtrauen, zurückgekehrt sind, mit Achtung für den deutschen Charakter, mit einem Vertrauen auf seine Ziele und Beweggründe und mit der festen Ueberzeugung von dem Wunsche nach freundlichen und friedlichen Be­ziehungen zu England.

Seit mehreren Wochen wird in Rußland die Frage erwogen, ob auch die zweite Duma auf­gelöst, werden soll oder nicht und ob im Fall der Auflösung eine dritte Duma gewählt werden solle oder könne. Die aus Rußland kommenden Nach­richten hierüber sind sehr abwechslungsreich und ein­ander widersprechend. Tatsache bleibt aber, daß die Duma nicht vorwärts kommt und sich nicht einmal dazu aufgeschwungen hat, die politischen Morde und die Raubanfälle in einer Resolution zu mißbilligen. Wenn immer noch die Schreckensherrschaft der Ter­roristen Verbrechen aller Art zu ihrem Prinzip macht, so bleibt schließlich der russischen Regierung nichts anderes übrig, als den Teufel durch Beelzebub auszutreiben und selbst eine Schreckensherrschaft zu

errichten, unter welcher Tausende von Unschuldigen ihr Leben lassen müssen.

lieber die mutmaßliche Haltung der franzö­sischen Truppen gegenüber den Winzer­unruhen werden bedenkliche Nachrichten verbreitet. Wie dasEcho de Paris" behauptet, hat General Bailloud, der Kommandeur des 16. Armeekorps in Montpellier, dem Kriegsminister vertraulich be­richtet, daß er des Gehorsams seiner Truppen im Falle eines Zusammenstoßes mit den Winzern keinesfalls sicher sei. Des weiteren wird von mehreren nationalistischen Blättern gemeldet, daß die Soldaten des 2. Pionier-Regiments in Mont­pellier sich geweigert hätten, feldmäßige Aus­rüstung anzulegen, und daß sie entschlossen seien, nicht gegen die Winzer zu marschieren.

Aus Madrid meldet der Telegraph, daß wegen des Bombenanschlags am Hochzeitstage des Königs von Spanien die Angeklagten Nakens, Mateo und Jbarra zu je 9 Jahren Gefängnis ver­urteilt, die übrigen Angeklagten freigesprochen wurden.

Aus Baden-Baden wird geschrieben: König Chulalongkorn von Siam, der seit einigen Tagen mit seinen beiden Brüdern und drei Söhnen zur Kur hier weilt, hat sich bald in Baden-Baden sehr beliebt gemacht. Der König besucht fast täglich die Promenade und ist ein guter Kunde der großen Luxuswarengeschäfte unter den Kolonaden. Einem Juwelier dort hat er z. B. den halben Laden aus­gekauft und einem andern enorme Aufträge erteilt. Obwohl auswärtige große Edelsteinhändler den König mit Offerten verfolgen und belauern, hat er den guten Vorsatz, jeweils die einheimischen Ge­schäftsleute zu bevorzugen. Man schätzt seine Ein­käufe hier bereits auf eine Million Mark. Großen Spaß hatte der König an den Silhouetten, die der beliebte Künstler Schapiro im Kurgarten von ihm schnitt. Die ganze Badener Geschäftswelt spricht natürlich nur vom König von Siam.

Eine bemerkenswerte militärische Probe wurde dieser Tage auf dem Truppenübungsplatz Neuhammer durchgeführt. Es war vom Korps­kommando die Aufgabe gestellt worden, zu erproben, in welcher Zeit im Ernstfälle ein kriegsstarkes Regi­ment eingezogener Reservisten kriegsmarschmäßig auf einer Sammelstelle eingekleidet werden kann. In Sonderzügen trafen 3400 Mann auf dem Ueb- ungsplatz ein, wo sofort mit dem Einkleiden und Ausrüsten begonnen wurde. In knapp drei Stunden stand das ganze Regiment eingekleidet und vollständig bewaffnet zum Ausmarsch bereit.

Frankfurt a. M., 13. Juni. Die offizielle Siegerliste bei der Herkom erfahrt ist folgende: 1. Edgar Ladenburg-München (Benz.) 2. Althoff- Aachen (Metallurgique). 3. Heinrich Opel-Rüssels- heim (Opel). 4.' Hermann Weingand-Düsseldorf (Mercedes). 5. Dr. Karl Neumeyer-Mannheim (Benz). 6. Schmierer-Feuerbach (Adler). 7. Rein­hold Benz-Mannheim (Benz).

Frankfurt a. M., 12. Juni. Heute Mittwoch nachmittag schlug während eines schweren Gewitters der Blitz bei Groß-Umstadt auf freier Chaussee in ein Fuhrwerk. Der Besitzer und beide Pferde wur­den erschlagen.

Freiburg i. B., 12. Juni. Gestern abend verschied nach kurzem Krankenlager Geh. Rat Dr. Gustav Rümelin im Alter von 59 Jahren. Der Verstorbene war aus Nürtingen in Württemberg gebürtig und besuchte das Gymnasium in Stuttgart und später das Licee Importal in Straßburg und studierte dann in Tübingen und Heidelberg Rechts­wissenschaft. Er war seit 1878 ordentlicher Pro­fessor für römisches Recht, seit 1897 auch Vertreter des deutschen bürgerlichen Rechts an hiesiger Uni­versität. Er war ferner Vertreter unserer Hochschule in der ersten?Kammer und wurde im Jahre 1906 zum Geh. Rat 2. Klasse ernannt.

Mannheim, 12. Juni. Den bisher stärksten Besuch hat unsere Ausstellung am letzten Sonn­tag aufzuweisen. Es passierten mehr als 60 000 Personen, darunter 21100 mit Tageskarten.

Plauen i. Vogtl., 12. Juni. DerVogtl. Anzeiger" meldet aus Triebes: Die Arbeiter der hiesigen Jutespinnerei sind zum größten Teil in den Aus st and getreten. Von 1600 Arbeitern gehen nur etwa 400 ihrer Beschäftigung nach. Es wird eine allgemeine Lohnerhöhung gefordert.

Der 60jährige Fabrikant Heun aus Sigmar, der wegen Schreibens anonymer Briefe zu 3 Monaten' Gefängnis verurteilt worden war, ertränkte sich aus Gram darüber. Heun hatte ursprünglich die Ur­heberschaft der anonymen Briefe zugegeben, später aber das Geständnis widerrufen.

Direktor Mahler in Wien hat in Berlin mit Direktor Gonried verhandelt, der ihn für 4 Monate als Gast-Dirigent für die Metropolitan-Opera in New-Aork verpflichten will. Wie verlautet, soll Mahler das Anerbieten Conrieds akzeptiert haben. Direktor Conried hat Mahler für 4 Monate ein Honorar von 125 000 Kronen .angeboten. Mahler würde von Ende November bis Ende März die Oper des Metropolitan Opera House leiten.

In Cleveland (Ohio) wurde am Sonntag ein Doppeldenkmal von Schiller und Goethe einge­weiht. 70 000 Personen waren anwesend. Der deutsche Kaiser sandte ein Glückwunschtelegramm mit folgendem Wortlaut:Den Bürgern deutschen Stammes in Cleveland sende ich meine besten Glück­wünsche zur heutigen Weihe des Goethe-Schiller- Denkmals. Seine Errichtung und die damit ver­bundene Wertschätzung deutscher Ideale gereicht mir zur lebhaften Freude".

Rückgang der Getreidepreise. Die be­ängstigende Getreidehauße läßt seit Anfang dieses Monats wieder nach. Die Preise von Weizen haben 4 Mk., die von Roggen 45 Mk. pro Tonne abgenommen. Die Ursache des Rückgangs liegt in den hoffnungsvolleren Aussichten für unsere eigene Ernte und in den günstigeren Wettermeld­ungen, die aus allen anderen Ländern, namentlich aus Rußland und den Donaugebieten, kommen. Weitere ergiebige Regen haben gerade in diesen Gebieten die schlimmsten Bedenken schwinden lassen.

Kupfer wird billiger. Die horrenden Kupfer­preise können sich nicht mehr halten; sie sind in neuester Zeit sukzessive zurückgegangen. Anfangs Mai ds. Js. notierte Kupfer prompt 106 Lstr. und 3 Wochen später 104Lstr. Am Donners­tag stellten die Notierungen in London sich auf 97 ^ resp. 94 Lstr. Die Schwankungen, die schon seit März an der Tagesordnung sind, veranlassen den Konsum natürlich zur Zurückhaltung. Interessant ist die Tatsache, daß die Notierung für Feinkupfer in Amerika höher gehalten wird als trotz der Ver­schiffungskosten in London. In London notierte Feinkupfer 109110 Lstr., während sich die ent­sprechende amerikanische Parität auf 115 Lstr. stellt. Japanisches Feinkupfer wird zu 108109 Lstr. ab London oder kontinentalen Häfen offeriert.

Württemberg.

Stuttgart, 12. Juni. Gestern nachmittag wurde in der 37. Sitzung der Zweiten Kammer der Etat des Departements des Innern vollends erledigt. Am heutigen Mittwoch war der Prä­sidententisch aus Anlaß des 60. Geburtstags des Präsidenten v. Payer mit Rosen, Nelken und Blatt­pflanzen prächtig geschmückt. Der Präsident wurde von allen Seiten des Hauses beglückwünscht. Es begann die Beratung über den Bericht der Finanz­kommission zu hem Gesetzentwurf betreffend den Umbau des HaÄptbahnhofs Stuttgart und weiterer Eisenbahn-Neu- und Erweiterungsbauten zwischen Ludwigsburg und Plochingen. Zu­nächst erstattete Berichterstatter v. Kiene ein zwei-