Nagold, 10. Juni. Am kommenden Sonntag den 16. Juni findet hier die diesjährige Hauptversammlung des würlt. Landesfischereivereins statt. Auf der Tagesordnung steht neben geschichtlichen Mitteilungen und dem Jahresbericht des Schatz- und Landesfischmeisters, die Beratung der 88 31 bis 33 des Entwurfs zu einem neuen Fischereigesetz. Oberverwaltungsgerichtsrat Dr. Haller wird über „Die Einleitung von Abwässern in öffentliche Gewässer" ein Referat halten, Oberstudienrat Dr. Lampen-Stuttgart wird in einem Vortrag über „Die Fischwelt Württembergs in ihrer Herkunft und gegenwärtigen Verbreitnng" sprechen. Mit der Versammlung ist eine Bezirks-Ausstellung verbunden.
** Pforzheim, 10. Juni. Nach heißem gewitterschwülem Tag entlud sich heute abend nach ff-6 Uhr ein Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen, dem bis 8 Uhr noch eine ganze Reihe von Gewittern und heftige Niederschläge folgten. Einige Male schlug der Blitz ein, ohne zu schaden, einmal richtete er in einem Hause der Dillsteinerstraße geringen Schaden an. Von den belgischen Straßen strömte das Wasser bachartig herab. Wiederholt zeigte sich, daß die Dohlen die Wassermengen nicht aufnehmen konnten, so daß niedergelegene Räume Wasser bekamen.
Pforzheim. (Ein böser Bubenstreich.) Einem hiesigen Bauunternehmer ist an einem Neubau im Osterfeld ein schlimmer Streich gespielt worden. Nachdem der Bau fast bezugsfertig und die Zimmer schon tapeziert waren, mußte er dieser Tage entdecken, daß srevlerifche Hände die Tapeten, die Flurwände und die Treppen mit Oelfarbe verschmiert haben. Der Geschädigte dachte zuerst, daß Leute, die er kurz zuvor entlassen, einen Racheakt verübt hätten; die Untersuchung ergab aber, daß 2 kleine Buben im Alter von 9 und 10 Jahren in mißverstandenem Tatendrang sich in einer Dekorationsarbeit versucht haben. Der Schaden, der dadurch entstanden ist, und den die Buben-Eltern bezahlen müssen, beläuft sich auf einige hundert Mark. (G.-A.)
VLiMischles
Während der Fahrt Düsseldorf-Köln überfiel ein Zuchthäusler seinen Transporteur und schlug ihn nieder, als dieser die Notleine zog. Der Ueber- fallene wurde, nachdem der Zug zum Stehen gebracht worden war, schwer verletzt aufgefunden.
Luxemburg, 6. Juni. Die „Lux. Ztg." erzählt folgende Schnurre: Vor einigen Tagen entstiegen vor dem „Grand Hotel Brasseur" zwei Engländer einem prachtvollen Automobil. Sie hatten große Eile und einen Photographierapparat äernier eri. Sie verlangtem vom Oberkellner 1. je einen Tee, 2. einen Standpunkt, von wo aus man ganz Luxemburg auf einmal sehen könnte. Nachdem sie ihren Tee getrunken hatten, führte sie der „Ober" auf des Daches höchste Zinne, dort wo die Teppiche geklopft werden und wo die Fahne in des Hausherrn Nationalfarben in den obersten Luftschichten flattert. Die zwei Engländer sahen sich um und um, machten viermal knips, einmal nach
ans Heiraten? Ich habe Ursache, dies seit einigen Tagen zu vermuten."
Das gesunde Gesicht des Generals zeigte einen verlegenen und zugleich unmutigen Zug; er erhob sich ungestüm und schritt die Veranda auf und ab. „Ja mein guter Moritz, ich gehe seit kurzem in dieser Sache mit mir zu Rate. Ich bin, wie Du weißt, seit vielen Jahren Witwer und fühle mich oft sehr einsam. Zudem erfordert meine Stellung unbedingt Repräsentation."
„Willst Du deshalb ein junges Mädchen heiraten, das Dich doch sicherlich nicht lieben kann?"
„Undine", zog es durch die Seele des Generals; er wußte nicht, ob Margot ihn liebe, doch selbst dem Bruder mochte er nicht gestehen, wie tief er im Banne jener schimmernden Mädchenaugen lag.
„Erich", mahnte der Gutsherr nochmals tief ernst, „sei kein Tor! Ueberlege alles noch einmal, ehe Du mit ihr sprichst; Dein Glück und das ihre steht auf dem Spiele und die Reue kommt oft zu spät!"
Der General lachte gezwungen.
„Lieber Moritz, wozu diese feierliche Miene, diese ernsten Mahnworte? Ich weiß ja noch gar nicht, ob mir altem Knaben noch einmal solches Glück blühen könnte."
Der andere schwieg. Nun wußte er genau, wie die Sache stand, und daß nichts und niemand den General von seinem gefaßten Entschluß abbringen werde.
Es war ein heiterer Abend und die Gäste, in fröhlichster Stimmung, erwarteten das Feuerwerk,
jeder Windrichtung, sagten viermal auf englisch: „Scheußlich wundervoll!", sahen auf die Uhr und bestiegen wieder ihr Fahrzeug. Das Ganze hatte 13 Minuten und 7^/« Sekunden gedauert. So reist man heutzutage.
Für den „Hauptmann von Köpenick" sind etwa 35000 Mk. eingegangen, so daß Voigt nach seiner Entlassung aller Sorgen für seine Existenz enthoben ist. Eine sehr reiche, ältere Dame aus R. in der Mark, ein Fräulein Maria K., hat mit der Begründung, daß dem Manne durch seine früheren schweren Verurteilungen zu hohen Zuchthausstrafen und seine Ausweisungen großes Unrecht geschehen sei, sich bereit erklärt, den 67 jährigen Voigt nach seiner Entlassung zu heiraten und ihm für den Fall, daß sie vorher sterbe, ein Kapital von 100000 Mk. auszusetzen.
Ein falscher Geistlicher treibt in Oberbayern sein Unwesen. Er erscheint im geistlichen Gewände, sucht angeblich eine Köchin und nimmt den sich Meldenden das Geld ab. Dann verschwindet er auf Nimmerwiedersehen.
Bei einer Juwelenversteigerung, die neulich in London stattfand, erregte ein Halsband aus dem Besitz einer „Dame von Rang" Sensation. Es war aus 310 orientalischen Perlen feinster Art zusammengesetzt und wog 150 Gramm. Die Gebote setzten mit 70 000 Mk. ein und stiegen schnell, bis 110 000 Mk. erreicht waren. Ein sehr schönes dreireihiges Halsband mit 188 Perlen brachte 44000 Mk., eine Kette von 53 großen Perlen 32 340 Mk. und ein Halsband von Smaragden und Brillanten 29400 Mk.
Ueber das Zerspringen einer Kirchenglocke durch Schallwellen, die von Gewehrsalven ausgingen, berichtet die englische naturwissenschaftliche Zeitschrift „Nature" Bei Beerdigung eines englischen Seemanns gab eine Abteilung von 24 Marinesoldaten schnell nacheinander 3 Salven ab. Noch am Abend desselben Tages fand man, daß die fast 600 Jahre alte Glocke der Dorfkirche, in deren Nähe die Gewehrsalven abgefeuert worden waren, gesprungen war, obwohl die Kirchenfenster unversehrt waren. Vermutlich befand sich die Glocke während der Beerdigungsfeier in Schwingungen, so daß die von den Salven ausgehenden intensiven Schallwellen die Vibrationen im Glockenmetall verstärkten.
(Brillantringe im Briefkasten.) Ein kostbarer Fund wurde kürzlich in Küstrin gemacht. Man fand dort beim Leeren eines Briefkastens in der Altstadt zwei Brillantringe in ungefährem Werte von 1000 ^ Anscheinend rühren die Ringe aus einem Diebstahl her; der Dieb oder Hehler mag sich nicht mehr sicher gefühlt haben, weshalb er sich seiner Beute auf diese eigenartige Weise entledigte. Der Fund wurde seitens der Postbehörde der Polizei übergeben, die feststellte, daß in Küstrin selbst ein derartiger Diebstahl in letzter Zeit nicht zur Anzeige gelangt ist. Es wurde daher eine genaue Beschreibung der Pretiosen dem Berliner Polizeipräsidium übersandt in der Annahme, daß es sich um einen in der Reichshauptstadt verübten Diebstahl handelt.
welches den Schluß bilden sollte. Leutnant Höfert
und Lilli taten, als gingen sie einander nichts an, doch mißlangen diese ehrlichen Versuche, denn ihre leuchtenden Blicke, ihr frohes gehobenes Wesen mußte jedem der Anwesenden auffallen.
Herr von Martin freute sich heimlich über die Wahl seines Lieblings; Höfert war brav, tüchtig und bei all seinen Kameraden beliebt.
Die Wolke auf der Stirn des Hausherrn galt dem General. Und in der Tat, Margot war heute abend bezaubernd schön — gefährlich! Weicher mattgrüner Stoff umfloß ihre schlanke, anmutige Figur, Wasserrosen schmückten Haar und Brust. Bei ihrem Eintritt hatte ein halblautes Wort des Generals ihr Ohr erreicht: „Undine". Und ebenso schnell, ebenso leise klang ihre Antwort: „Wehe Dir, Sterblicher! Undine straft, wenn sie zürnt." Noch wollte sie sein entscheidendes Wort Hinhalten, wollte nur tändeln und spielen mit dem hochgestellten Bewunderer — dann reiste sie heim und das klebrige fand sich von selbst, mußte sich finden. Hasso war ja noch immer fern! Sollte sie deshalb ihre schönsten Mädchenjahre vertrauern?
Der Abend war weich und lind. Leise tönten lockende Musikklänge von drüben herüber, ab und zu stieg zischend eine goldene Rakete zum dunklen Nachthimmel auf; träumend stand Margot am Rande des Sees, der den Park abgrenzte. Ihre Blicke tauchten in den reglos liegenden Wasserspiegel, ihre Gedanken flogen der Zukunft entgegen — der glänzenden, über Nacht heraufgestiegenen Zukunft.
Redaktion, Druck und Verlag »an L. Meeh tn Resen-Srg,
Der Fürst mit deür Zwicker. Die neuen Luxemburger Münzen weisen das mit dem Zwicker bewaffnete Ebenbild des derzeit regierenden Größ- herzogs. Fürstenköpfe mit dem Zwicker vor den Augen dürften auf den Münzen wohl kaum noch gesehen worden sein. Der jetzige Großherzog von Luxemburg ist so kurzsichtig, daß er sich vom Zwicker nicht trennen kann.
(Wie Clemenceau eine Wette gewann.) Cle- menceau weiß selbst in den Ernst und die Würde eines Ministerrats durch seinen Witz und Humor eine heitere Note zu bringen. Man erzählt sich davon zahlreiche Anekdoten. So begab sich kürzlich in einer Sitzung folgendes: Der Ministerpräsident bemerkte unter den Papieren, die man ihm vorlegte einen Brief von der Gemeinde L., in dem die Bitte ausgesprochen wurde, daß die Regierung bei der Einweihung einer Schule vertreten sein möchte. „Hundert Sous, daß Dujardin-Beaumetz (der Staatssekretär der schönen Künste, der bei den Einweihungsfeierlichkeiten gewöhnlich zugegen ist) sich bereit finden läßt, dort hinzugehen", flüstert er dem neben ihm sitzenden Caillaux ins Ohr. „10 Frs., daß er nicht gehen wird!" Darauf liest Clemenceau mit ernstem Tone das Gesuch der Gemeinde vor. Nacheinander lehnen Briand, Barthou und Sarrault ab. Da richtet Clemenceau seinen Blick auf Dujardin- Beaumetz und sagt: „Meine Herrn, es ist jedoch wichtig, daß die Regierung der Republik in dieser Gemeinde vertreten ist, die ... . in dieser Gemeinde, welche . . ." Dujardin-Beaumetz macht vergebliche Anstrengungen, dem Blick des Ministerpräsidenten zu entgehen. Schließlich, als er ihn immer noch mahnend ansieht, entschließt er sich endlich. „Wenn Sie glauben, Herr Präsident, daß einer hingehen muß . . ." „Aber ja, lieber Freund. Sie würden mir einen großen Dienst erweisen." „Nun gut", sagt Dujardin-Beaumetz mit einem Seufzer, „ich werde die Regierung der Republik vertreten." Und als die Minister nach beendeter Sitzung sich erheben, hört man durch den Lärm des Aufbruchs die Stimme Clemenceaus: „Hören Sie, Caillaux, Sie schulden mir zehn Francs!"
(Die gebildete Gattin.) „Bei meiner Frau kommt die Bildung bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck! Gestern war zum Beispiel der Todestag von Kolumbus — da hat sie mir zwei weiche Eier gemacht!"
(Entfernter Verdacht.) Kaufmann (zu seiner Frau): „Was meinst du Mieze, — unser Kassier hat sich gekauft ä Schaukelstuhl; er wird sich doch nicht ab- hürten wollen gegen die Seekrankheit?"
Rätselfrage.
Wie kann man aus den Wörtern „Triest", „Gefilde", „Säure", „Reihe" die letzte Verszeile eines bekannten Gedichts von Schiller erhallen?
Auflösung der Charade i« Nr. 90.
Geizhals.
„Holde Undine, ich habe Sie schon lange gesucht
und dachte nicht daran, daß Sie bei Ihrem heimischen Elemente zu finden wären."
Ein leises Mißbehagen durchrieselte sie, dann jedoch lächelte Margot den General ebenso lieblich und unschuldig an wie damals Hasso Leutmann.
„Gnädiges Fräulein, ich möchte mir dort aus den Fluten wahrsagen lassen — Sie haben ja Macht über sie,"
Lächelnd bog sie sich vor und ihr Antlitz mit der Wasserrose im Haar grüßte bezaubernd aus dem See herüber zu dem alten Manne, der im Begriffe stand, die größte Torheit seines Lebens zu begehen. Heftiger schlug sein Herz, sein Atem flog, sein Antlitz glühte und nur mit beinah übernatürlicher Gewalt beherrschte er sich, die zarte Gestalt nicht ungestüm an sich zu pressen.
„Sehen Sie dort unten die Gestalten mit nassen Flechten und Seerosenkränzen? Es sind meine Schwestern, die mich zurückholen wollen von den treulosen Menschen —"
„Meinen Sie, daß alle Menschen treulos sind?"
— Fortsetzung folgt. —
(Sonderbare Richtigstellung.) Kunde: „Aber, lieber Meister da sehen Sie nur: die Sohlen sind schon ganz zerrissen, während das Oberleder noch gut ist." — Meister (ruhig): „Hm, da waren die Sohlen nicht schlecht, mein Lieber, sondern das Oberleder war zu gut."