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Neuenbürg, Mittwoch den 12, Juni 1967.

63. Jahrgang.

Aus StaSt» Bezirk uns Umgebung

* Neuenbürg, 9. Juni. In der heutigen Sitzung des Gesamtkirchengemeinderats wurde die jährliche Belohnung des Organisten an der hies. Stadtkirche auf 300 -4L erhöht mit Wirkung vom 1. April 1907 ab. Für die Stadtkirche wurden verschiedene bauliche Verbesserungen beschlossen, da­gegen wurde das Projekt, die drei Eingänge zum Kirchengebäude mit Vortüren zu versehen, vorerst noch zurückgestellt, bis die Mittel für diesen auf mindestens 1000 -4L veranschlagten Aufwand aufge­bracht sind.

* Waldrennach, 10. Juni. Bei der gestrigen Ergänzungswahl für den Kirchengemeinderat haben von 111 Wahlberechtigten 44 von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht. Die Oeffnung der Zettel ergab eine starke Zersplitterung der einzelnen Namen. Die meisten Stimmen erhielten Josef Klingenmayer, Platzmeister (29), und Karl Stickel, Sensenschmied (13). Diese beiden sind somit für die Periode 1907/13 gewählt.

* Neuenbürg, 10. Juni. Die gestrige im Gast­haus z. Sonne in Dobel abgehaltene Vollversamm­lung des landw. Vereins führte eine große An­zahl von Mitgliedern aus nah und fern zusammen. Der Vorstand, Hr. Oberamtmann Hornung, eröff­nte die Versammlung und gab seiner Freude über den zahlreichen Besuch Ausdruck. Hr. Schultheiß Alling er hieß die Versammlung namens der Ge­meinde willkommen. Nach Eintritt in die Tages­ordnung wurden zunächst geschäftliche Angelegenheiten erledigt. Kassier Böpple publizierte die Vereins­rechnung pro 1906, die von keiner Seite beanstandet wurde. Sekretär Kübler erstattete den Rechenschafts­bericht des Vereins für das abgelaufene Jahr und entwarf ein Bild reger Vereinstätigkeit. Der Etat für das Jahr 1907 wurde in Einnahme auf 3345 in Ausgabe auf 2782 festgestellt und genehmigt. Sodann hielt Landwirtschaftsinspektor Dr. Wacker- Leonberg einen äußerst anregenden und lichtvollen Vortrag über rationelle Viehzucht. Als vorteilhaft für kleinbäuerliche Verhältnisse bezeichnete er die Aufzuchtwirtschaft und verbreitete sich im besonderen über die richtige Auswahl des Zuchtmaterials, die Fütterung und Pflege der Tiere, die Farrenhaltung, die Schädlichkeit eines zu frühen Führens der Kalbinnen, rationellen Futterbau mit zweckmäßiger Düngung, Einrichtung der Stallungen u. s. w. Die Ausführungen des Redners wurden sehr beifällig ausgenommen. Ueber Rentendarlehen sprach sodann Oberamtspfleger Kübler und empfahl dieselben bei

Trugglück.

Erzählung von Helene Voigt.

3) - (Nachdruck verboten.)

Noch einmal war Margot zur Besinnung ge­kommen, noch einmal hatte des Gewissens Stimme sie laut gemahnt doch schon wars zu spät, schon loderte die Leidenschaft zu hoch!

Als sie daheim anlangten, brachte Lilli schelmisch lächelnd der Freundin einen dicken Brief, der soeben angekommen war; allerlei fremdländische Marken klebten darauf.

Margot, Margot", neckte sie lächelnd,wenn der Onkel um den Brief wüßte I Welch feste, schöne Männerhandschrift. Ah, wie rot Du wirst, der Onkel hat recht. Deine Augen sind"

Aber Lilli", wehrte Margot verlegen,was sollen diese Neckereien. Dein Onkel könnte ja mein Vater sein."

Na, ich wünschte nur, daß er das hörte. Alte Scheunen brennen hell", lachte Lilli unehrerbietig, Du mußt doch ebenfalls erkennen, was keinem ein Geheimnis bleibt, daß Onkel General bis über beide Ohren in Dich verliebt ist."

Beklommen griff Margot nach dem Brief. Wie Feuer brannten die eng beschriebenen Blätter in ihrer Hand.Ah, von Vetter Hasso", meinte sie nachlässig.

Sol Von dem interessanten japanischen Kapi-

Befriedigung des Realkreditbedürfnisses. Den Schluß I der Versammlung bildete die beliebte Gratisverlosung z nützlicher landwirtschaftlicher Gegenstände.

** Feldrenn ach, 10. Juni. Gestern früh 5 Uhr machten ca. 60 hiesige Personen, fast durch­weg Mitglieder und Angehörige des Gesangvereins, einen Ausflug nach Straßburg. Unter liebenswür­diger Führung von Hrn. Längerer wurden das herrliche Münster, der Kaiserpalast, die Orangerie besichtigt und bei vorzüglicher Bewirtung im Tiefen Keller, Piton rc. kamen Gesang, Rede und Humor in würdiger Weise zur Geltung. Wenn auch die recht mangelhafte Rückbeförderung von Ettlingen an in früher Morgenstunde viel Unwillen erregte, so kann der hiesige Gesangverein doch auf einen ge­lungenen, harmonisch verlaufenen, herrlichen Tag zurückblicken. Dem Vereinsstab gebührt für die Ver­anstaltung herzlicher Dank.

** Feldrennach, 10. Juni. Heute abend */ü8 Uhr hat während eines schweren Gewitters der Blitz in das Wohnhaus des L. Fr. Schönthaler, Fabrikarbeiter hier, ohne zu zünden, eingeschlagen. Der Schaden ist nicht bedeutend.

Wildbad, 11. Juni. Nachdem das Kur­theater am Samstag mit dem aktuellen Zugstück Husarenfieber" eröffnet worden ist, stehen wir jetzt mitten in der Saison. Das Repertoir des Kurtheaters bringt u. a. zunächstHofgunst",Unsere Käte", Hans Huckebein",Die beiden Leonoren",Das beste Mittel".

Calw, 31. Mai. (Handelskammer Calw.) Die Handelskammer tagte heute unter Vorsitz des Hrn. Kommerzienrats Zöppritz-Stuttgart in Alten­steig, wohin sie der Wunsch geführt hatte, ihre im oberen Nagoldtal ansässigen Mitglieder zu besuchen und zugleich die Flößereiverhältnisse an der Nagold und dem Zinsbach in Augenschein zu nehmen. Aus den Verhandlungen ist hervorzuheben, die Zustimm­ung zu einer Eingabe der Stuttgarter Kammer an die K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen um Beschleunigung der Postpaketbeförderung zwischen Norddeutschland und Württemberg. Der Abschluß eines Rechtshilfevertrages zwischen dem deutschen Reich und der französischen Republik wurde em­pfohlen. In einer Aeußerung über neue Vor­schriften füe die Lagerung mineralischer Oele sprach sich die Kammer in mehreren Richtungen für mög­lichste Uebersichtlichkeit und Einheitlichkeit der Vor­schriften, sowie für Einbeziehung auch der von Pri­vaten (Automobilbesitzern rc.) in größerer Menge ge­lagerten Oele (Benzin) in die Vorschriften aus. Einem Antrag des Bezirksvereins Königreich Würt-

tän. Ah, vielleicht steckt ein schöner, weicher Seiden­

schal in dem Kuvert,"

Doch Margots Fingerspitzen hatten schon prüfend gefühlt, ihre roten Lippen kräuselten sich unmutig und enttäuscht.

Er hatte ihrer Tag und Nacht gedacht in heißer sehnsüchtiger Liebe, jede andere Braut würde auf- gejubelt haben in stolzem Glück nnd zärtlicher Hin­gabe, aber dies Mädchen empfand schon heute solch ernste Männerliebe als schleppende Fessel.

Na, Kindchen, ich will nur gehen, damit Du Deinen Brief lesen kannst", neckte Lilli,aber warte nur, dem Onkel erzähle ich es doch."

Langsam erbrach Margot das Siegel.

Meine heißgeliebte, teure Undine!"

Wie ein Alp lag's auf ihrer Seele, als sie diese Worte las. Noch tönten sie in ihr Ohr, von einer anderen Stimme geflüstert und nun mahnte sie dieser Brief, daß draußen in der Fremde Hasso Leutmann bereits Anrechte an sie hatte, daß die goldene Freiheit vorüber sei, und sie eine klirrende Kette mit sich fchleppe, die bei jeder Bewegung schmerze.

Der Brief sank zu Boden, stöhnend barg sie das Antlitz in den Händen und dicke Tränen rannen über ihre Wangen.

Da der General mit seiner Begleitung wieder fort mußte, war als Abschiedsfest eine größere Ge­fellschaft eingeladen worden. Lilli strahlte vor reinem Glück und mädchenhaftem Entzücken; Leut­nant Höfert, der Adjutant ihres Onkels, hatte sie gefragt, ob er nach beendeter Dienstreisemit Papa"

temberg im deutschen Fleischerverein auf ein Verbot ! der gleichzeitigen Benützung der Verkaufs- und Aufbewahrungsräume für Fleisch und Fleischwaren bei den Fleischwarenhandlungen zu anderen Zwecken zeigte sich die Kammer nicht geneigt, da sie in dem Antrag einen Versuch der Monopolisierung des Fleischwarenverkaufs durch die Metzger erblickte, welchem bei der heutigen Fleischpreisgestaltung durch die Metzger nicht Vorschub zu leisten sei. Außerdem haben sich die Vorschriften der Ministerial-Verfügnng vom Jahr 1903 betr. den Verkehr mit Schlachtvieh und Fleisch für die Aufrechterhaltung der Ordnung in den Verkaufsräumen der Fleischwarenhandlungen völlig genügend erwiesen. Mit dem Entwurf eines Reichsapothekengesetzes, welcher, von einigen wenigen Punkten abgesehen, das in Württemberg geltende Recht der unveräußerlichen und unvererb­lichen Personalkonzession übernimmt, erklärte sich die Kammer im Prinzip einverstanden. Da der Entwurf selbst ausdrücklich auf eine Regelung der Realkon­zessionsverhältnisse von Reichs wegen verzichtet und diese den Einzelstaaten überläßt, hat die Kammer, bevor ihr hierauf bezügliche Vorschläge der Württ. Regierung vorliegen, keinen Anlaß, sich zu diesem Kardinalpunkt der Reform des Apothekenwesens zu äußern. Außerhalb der Tagesordnung beschloß die Kammer nach vielfachen an ihre Mitglieder ge­brachten Wünschen und Beschwerden sich an die Kgl. Generaldirektion der Staatseisenbahnen mit der Bitte um Wiederausgabe von Rückfahrkarten und sonstigen Fahrkartenvereinfachungen zum vollen Preis zu wen­den, um dem seit Aufhebung dieser Fahrscheinarten entstandenen Gedränge an den Schaltern und der doppelten Inanspruchnahme des Schalterpersonals, welche sicher zu vermehrten Kosten führen muß, vor­zubeugen. (C. W.)

Calw, 8. Juni. Während in den letzten Jahren die Gemeinden des unteren Nagoldtales zu gemeinsamer Herausgabe einesFührers durch das Nagoldtal" und zu gemeinsamen Annoncen sich zusammengeschlossen haben, geben Heuer Calw, Hirsau, Liebenzell, Neubulach, Teinach, Unterreichen­bach und Zavelstein ein gemeinsamesKur- und Fremdenblatt" bei der Buchdruckerei von Birkner u. Brecht in Pforzheim heraus, welche neben den wöchent­lichen Fremdenlisten Aufsätze über Geschichte und Sehenswürdigkeiten des Tales und seiner Kurorte enthält. Auch ein neuerFührer durch Calw" aus der Feder des Rektors Dr. Weizsäcker ist in geschmackvoller Ausstattung von der Firma Döring u. Hüning in Hanau hergestellt worden und kosten- los vom Stadtschultheißenamt Calw zu beziehen.

reden dürfe und sie hatte errötend und mit strah­lendem Blick einJa" genickt. Nun gingen sie umher wie zwei glückliche Kinder, die sich kaum an­zusehen wagten und doch außer sich selbst auf der Welt nichts sahen oder hörten. Dem Vater war die Sache kein Geheimnis, doch er hatte nichts da­gegen, denn er wußte, daß sein Kind eine gute Wahl getroffen hatte und mit dem braven, jungen Manne wohl glücklich werden würde.

Viel mehr beunruhigte ihn sein Bruder, der aus seiner Leidenschaft für Fräulein Vieregge gar kein Geheimnis machte. Der alte Mann und das junge schöne Mädchen. Welch eine Torheit.

Und dennoch schien der General ernstlich an eine Werbung zu denken.

Er war reich, Margot besaß kein Vermögen, dafür aber Weltklugheit genug, die ihr den alten Freier annehmbar erscheinen ließ. Der Gutsherr beschloß, seinen Bruder geradezu über seine Absichten zu fragen.

Nach Tisch gingen die jungen Mädchen in den Garten, er saß rauchend mit dem General auf der Veranda.

Erich", begann er etwas zögernd,ich möchte mit Dir ein offenes Wort reden, wie es ja unter Brüdern selbstverständlich ist."

Na, Moritz, mein Junge, dann schieße nur los, ich bin neugierig, was Du haben willst."

Nun denn", begann Moritz von Martin ernst, denkst Du bei Deinen fünfundsechzig Jahren noch