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91.

Neuenbürg, Montag den. Juni 1907

65. Jahrgang.

-GLmSschau.

Berlin, 6. Juni. Nach einem St. Peters­burger Telegramm desBerl. Tagebl." berichten dortige Blätter von einer im Laufe des Sommers bevorstehenden Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und dem Zaren in den deutschen Ge­wässern, der politisch große Bedeutung beizumessen sei.

Das schwedische Königspaar hat seine gol­dene Hochzeit gefeiert. König Oskar erhielt fol­gendes Telegramm des Deutschen Kaisers:Neues Palais. Der Kaiserin und mir ist es ein Herzens­bedürfnis, Dir und der Königin unsere aufrichtigsten und innigsten Glück- und Segenswünsche zu dem Feste zu senden, das Ihr feiert. Möge Euch der Allmächtige noch lange vereint erhalten und mit seinem Segen geleiten! Wilhelm. Auguste Viktoria." Die Feier wurde im ganzen Lande festlich begangen.

Zu der Beleidigungsklage Moltke- Harden erfährt derBerliner Lokal-Anz.", der preußische Justizminister habe es ebenfalls abgelehnt, die Staatsanwaltschaft zur Erhebung der öffentlichen Anklage gegen Maximilian Harden wegen der gegen den Grafen Moltke gerichteten Artikel derZukunft" anzuweisen. Graf Moltke hat daraufhin die Privat­klage eingereicht. Eine Verjährung kommt nach seiner Ansicht nicht in Betracht, da es sich um eine einheitliche Kette von Artikeln handelt, deren letzter erst im April dieses Jahres erschienen ist.

Düsseldorf, 8. Juni. In der heutigen Hauptversammlung der Deutschen Landwirt­schaftsgesellschaft wurde Herzog Albrecht von Württemberg einstimmig zum Präsidenten für das Jahr 1907/08 gewählt. Als Ausstellungsort wurden für 1908 Stuttgart, für 1909 Leipzig und für 1910 Hamburg bestimmt.

Ein Fall von sozialdemokratischem Ter­rorismus der verdient, niedriger gehängt zu werden, hat sich in Hattingen (Ruhr) zugetragen. An dem Neubau der Reichsbank arbeitet der frühere Hütten­arbeiter Dohmann als Handlanger, ein fleißiger und nüchterner Mann. Er gehörte keiner Organisation an. Angehörige des sozialdemokratischen Maurer­verbandes forderten den Mann auf, dieser Organi­sation beizutreten, andernfalls er entlassen würde. Dohmann weigerte sich, dieser Aufforderung Folge

Trirgglück.

Erzählung von Helene Voigt.

2°> - (Nachdruck verboten.)

Hasso schloß die Augen; lind und fächelnd umgab ihn warme, weiche Sommerluft, sein Herz schlug höher vor Seligkeit da legten sich von hinten weiche kleine Hände über seine Augen und eine neckische Stimme fragte:Wer bin ich?"

Margot", jubelte er auf und hielt die schlanke Gestalt in seinen Augen und küßte Margots rote Lippen wieder und noch einmal.

Sie ließ es lächelnd geschehen; eine Genugtuung, ein Stolz über diese Eroberung erfüllte sie; es hatte ihr keine Mühe, keine wärmere Empfindung ge­kostet, auch keine weiche Erregung ließ ihr Herz höher schlagen; blitzschnell überlegte sie nur, wie sich alles wenden werde, doch ohne das selige Glück, welches andere Bräute erfüllt. Sie begriff Haffo gar nicht, wie konnte er nur so außer sich sein über diese Verlobung!

Morgen kommt Mama zu Onkels Geburtstag", rief der junge Offizier, Margot etwas freier gebend, wie glücklich wird sie sein über ihr neugeschenktes Töchterlein. Aber nun laß uns zum Onkel gehen, mein Herz, er soll zuerst unseren Bund segnen."

Was werden die Bekannten sagen, Vetter", lachte die junge Braut fröhlich,noch keine von ihnen ist verlobt, außer mir. Wirst Du mir viel schreiben?"

zu leisten, und erklärte, daß er, wenn er einer Or­ganisation angehören wolle, sich der christlichen an- schlreßen werde. Am andern Morgen, kurz nach Beginn der Arbeit, forderte auch der Polier Doh­mann zum Beitritt in den Maurerverband auf, wo­rauf Dohmann erwiderte, daß er sich nicht zwingen lasse. Der Polier gab dem Manne darauf weil eine Kündigungsfrist beiderseits nicht besteht die sofortige Entlassung. Der auf so frivole Art von seiner Arbeit Getriebene steht im Alter von 52 Jahren. Das ist sozialdemokratischeFreiheit"!

München, 8. Juni. Die Schnelligkeits­prüfung beim Motorradrennen der Herkomer- Konkurrenz im Forstenrieder Park ergab als Sieger in Gruppe I: Haller-Darmstadt (Neckarsulm), der die 7 Kilometer lange Strecke in 6 Min. 54 Sek. zurücklegte; in Gruppe II: Glöckner-Frankfurt (Neckarsulm) mit 4 Min. 12ffs Sek.; in Gruppe III: Gassert-Buchhorn (Neckarsulm) mit 4 Min. 7^/- Sek.; in Gruppe IV (um den Goldpokal von Deutschland): Noll-Düsseldorf (Puch) mit 2 Min. 59^4 Sek. In Gruppe V startete nur Egli-München.

Aus Baden, 5. Juni. Ein für Wirte wich­tiges Urteil fällte am Samstag das Mannheimer Schöffengericht. Ein hiesiger Wirt hatte am 2. Febr. einen Hahn ausspielen lassen. Um seinem Konzerte mehr Zugkraft zu verleihen, erhielt jeder Besucher eine Eintrittskarte, die ihm zugleich das Anrecht gab, an der Verlosung des Hahnes mit der darauf ver­merkten Nummer teilzunehmen. Das Gericht er­blickte hierin eine öffentliche Ausspielung, zu der die Genehmigung des Bezirksamtes erforderlich ist. Wenn der Angeklagte auch in gutem Glauben ge­handelt hat, war er deswegen doch zu bestrafen, da Unkenntnis des Gesetzes bekanntlich nicht vor Strafe schützt. Es wurde jedoch nur auf die niedrigste Geldstrafe von 3 Mk. erkannt und, dem Wirt zu­gleich ein Gnadengesuch um vollständigen Erlaß der Strafe in Aussicht gestellt. Die Wirte tun gut, sich das Urteil zu merken, um sich vor Schaden zu be­wahren.

Karlsruhe, 8. Juni. Die Frau des wegen Mords in Untersuchungshaft befindlichen Rechts­anwalts Hau stürzte sich in einen See bei Peffikon in der Schweiz und ertrank.

London, 8. Juni. Ein schweres Auto-

Sicherlich, mein Lieb, und die zwei Jahre werden vorübergehen wie ein Traum; der allgütige Vater droben wird mich zu Dir zurückführen."

O, und doch ist es so schrecklich lange, daß ich Dich nicht sehen oder sprechen soll", seufzte das junge Mädchen und fester preßte er ihren Arm an sich und schaute tief in die schönen Augen, welche voll Tränen standen.

Ich denke an Dich meine Margot, und ich wills Dir beweisen mit jeder Schiffspost."

Und dann bekomme ich auch eine Chrysantheme, Hasso", jubelte sie kindlich ausgelassen auf,eine echte japanische Wunderblume, wie Du mir ver­sprochen hast."

Undine", seine Lippen streiften ihr Haar,aus jedem Waffertropfen, jeder Meereswoge werden Deine dunklen Sterne emportauchen und mir den Wunsch meines Lieblings zuflüstern."

Hasso, wirst Du mich stets so innig lieben?"

Solange ein Atemzug in mir ist. Ich will an Dich und Dein Herz glauben wie an die Sonne da droben. Du über alles geliebtes Mädchen."

Am folgenden Tage kam die Majorin Leutmann, um den Geburtstag ihres Bruders mit zu feiern. Es war eine liebe ältere Dame mit guten, fröhlichen Augen und klugem, feinem Gesicht. Sie sollte, nach­dem man dem Geburtstagskinde Glück gewünscht, noch eine besondere Ueberraschung erleben. Mit geheimnisvoller Feierlichkeit bot der Amtsrat ihr den Arm und führte sie ins Eßzimmer an eine festlich geschmückte Tafel für vier Personen. Und im

mobil-Unglück ereignete sich, wie dieVoss. Ztg." meldet, bei der Dauerfahrt von Dort nach Albany. Ein großer Kraftwagen des Clarence Mackenzy, des Direktors derStandard Brake Company" stieß mit einem elektrischen Straßenbahnwagen zu­sammen. Der Kraftwagen wurde vollständig zer­trümmert und die Insassen herausgeschleudert. Mackenzy ist tot, die andern Insassen wurden ver­letzt, darunter zwei davon schwer.

Chicago, 8. Juni. Ein Wirbelsturm ging über Teile von Indiana, Illinois und Kentucky hinweg und verursachte viele Verluste an Menschen­leben, sowie' großen Schaden an Eigentum. Bei einem Wolkenbruch in Greensburg (Indiana) wurden 15 Personen getötet.

San Francisco, 8. Juni. Missionare, die von den Karolineninseln hier eingetroffen sind, er­zählen, durch den Taifun, der am 30. April die Oleri-Gruppe vollständig verwüstete, seien 275 Menschen ums Leben gekommen und 1500 obdachlos geworden. Die deutschen Behörden lieferten den notleidenden Eingeborenen Nahrungsmittel.

WurllLmberg.

Stuttgart, 8. Juni. Die Zweite Kammer hat heute die Beratung über die Vorlage der Er­hebung von Schiffahrtsabgaben und die Kanalisier­ung des Neckars nach vierstündiger Debatte zu Ende geführt. Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärte Minister v. Pischek mit Befriedigung, daß die Her- komerfahrt durch das Land keinerlei Unglück zur Folge gehabt habe. Erster Redner war der Abg. Mülberger (D. P.), der unter Hinweis auf Frank­furt besonders betonte, daß die Schiffahrt die Eisen­bahn nicht beschwere oder schädige, sondern belebe, und dann für den Ausbau des Neckarkanals bis ins Herz des Landes hinein, d. h. bis Plochingen, ein­trat. Daß die an dem Kanal besonders Interessierten zu den Kosten beizutragen hätten, bezeichnte er als selbstverständlich. Seine sehr forschen und lebhaften Ausführungen, die Rembold als zu stark gefärbt charakterisierte, wurden vom Hause aufmerksam und mit vielen Zwischenrufen begleitet, so daß der Prä­sident mehrmals um Ruhe bitten mußte. Dr. Mülberger schloß mit dem Wunsch, daß bald das erste Dampfschiff in den Stuttgarter Hafen einlaufen

gleichen Moment traten Hasso und Margot Arm in Arm vor die erstaunte Frau, um ihren Segen zu erbitten.

Mütterchen", sprach Hasso bewegt,hier bringe ich Dir die Tochter, nach der Du Dich so oft ge­sehnt; nimm sie an Dein Herz und habe sie lieb nun besitzest Du zwei Kinder, die Dich hegen und pflegen wollen."

Margot, mein Liebling", flüsterte die Majorin voll tiefer Bewegung;nun hat auch mein Sohn das einzige gefunden, was ihm meine Liebe nicht geben konnte. Gott segne Dich, mein schönes Töchterchen."

Das junge Mädchen strahlte vor Befriedigung. Sie war die Hauptperson, um die sich alles drehte, und das machte sie so weich und lieb wie nie zu­vor. Nie hätte Leutmann sich denken können, daß seine Undine kein Herz besitze, dagegen äußerst be­rechnend sei.

Es wurde beschlossen, heute abend bei der Ge­sellschaft noch nichts von der Verlobung zu sagen. Margot wollte nach und nach im Geheimen ihren Freundinnen Mitteilung machen und sich freuen, wenn sie mit den kostbaren Geschenken ihres Bräu­tigams deren Neid und Bewunderung erregte.

Auch dieser war damit einverstanden. Somit entging er vorläufig den üblichen Glückwünschen, Brautvisiten, Einladungen, und konnte den Rest seines Urlaubs ungestört mit den Seinigen ver­bringen. Vierzehn Tage darauf mußte er sich nach Kiel begeben, um von da aus die Ausreise seines