Großsachsenheim und 21 Stimmen auf Verwaltungsaktuar Ernst Scheible von Enzweihingen fielen.
Biber ach, 5. Juni. Ein merkwürdiger Fund wurde am vergangenen Samstag, den 1. ds. Mts. in dem Hause eines hiesigen Arztes gemacht. Das Dienstmädchen fand am Nachmittag dieses Tages an der Wand des Korridors einen Schmetterling (Kohlweißling) sitzen, der ein seltsames Anhängsel mit sich schleppte. An einem Flügel des Schmetterlings war nämlich mittelst eines leichten Seiden- fädchens ein kleines Blatt Papier befestigt, auf dem die Worte standen: „Konstanz Aufstieg 31. Mai." Daß der Schmetterling den immerhin weiten Weg von Konstanz nach Biberach in der kurzen Zeit zurückgelegt hat, ist wohl nur mit Hilfe einer günstigen Windströmung erklärlich, oder aber ließe sich denken, daß der geflügelte Bote von einem über die Stadt weggegangenen und vielleicht in Konstanz aufgestiegenen Ballon freigelassen worden ist.
Kus StaSt» Bezirk uns Umgebung-
Neuenbürg, 6. Juni 1907.
Der Umfang, die Mannigfaltigkeit und die mit dem Fortgang der Gesetzgebung unausgesetzt sich ergebenden Aenderungen der bezüglichen Bestimmungen ließen es auch für Württemberg als Bedürfnis empfinden, neben den bestehenden großen Kommentaren zur Gewerbeordnung noch eine Handausgabe — ähnlich wie solche bereits in Preußen, Bayern und Baden erschienen sind — zu besitzen, welche jedem, der sich mit dem Gesetze und seiner Anwendung zu befassen hat, neben dem Gesetzestext die ergangenen Vollzugsvorschriften nach ihrem stofflichen Inhalt und ihrer gegenseitigen Zugehörigkeit übersichtlich angeordnet und auf den neuesten Stand gesetzt bietet. Diesem Bedürfnis will das vorliegende Werk entsprechen, indem es eine möglichst vollständige Zusammenstellung der Gewerbeordnung und der zu ihrer Ausführung ergangenen Reichs- und würt- tembergischen Landesbestimmungen, also des gesamten dermalen für Württemberg in Betracht kommenden Gewerberechts gibt und daneben durch Anbringung erschöpfender Verweisungen innerhalb der Gewerbeordnung selbst und insbesondere zwischen dieser und den hiezu ergangenen Ausführungsbestimmungen des Reichs und Württembergs das Zurechtfinden in dem umfangreichen Stoffe erleichtert. In den Bemerkungen sind auch die einschlägigen im Amtsblatt des K. Ministeriums des Innern, sowie im Gewerbeblatt aus Württemberg veröffentlichten Entscheidungen und Abhandlungen angeführt.
Ein im einzelnen die Anordnung des Buches übersichtlich wiedergebendes Inhaltsverzeichnis, sowie ein eingehendes Sachregister fördern den Gebrauch des Werkes. — Die zweite Hälfte mit dem Sachregister, das bereits im Druck sich befindet, folgt in wenigen Wochen nach.
Bestellungen auf dies den Ortsvorstehern, aber auch allen Gewerbetreibenden mit größerem Betrieb unentbehrliche, im Verlag von I. Heß in Stuttgart erscheinende Gesetzeswerk nimmt die Geschäftsstelle ds. Bl. entgegen.
<K> Neuenbürg, 5. Juni. Dem diesjährigen größeren Ausfluge des Schwarzwaldvereins war das Wetter nicht besonders günstig und beinahe schien die mit großer Sorgfalt für die verschiedenen Teilnehmer von Wildbad, Höfen und Neuenbürg vorbereitete Bergfahrt zu Wasser zu werden, als man sich in Neuenbürg auf dem Marktplatz nach 6 Uhr zusammenfand, denn leise aber sicher rieselte der Regen auf die zum Teil in Jagdwagen, zum größeren Teil auf Leiterwagen untergebrachten Wanderer herab. Wenn auch die mit dem 6 Uhr-Zug erwarteten Höfener Mitglieder ausblieben, so fehlten von den angemeldeten Neuenbürgern nur wenige, vor allem keine der Damen, und flott ging die Fahrt Dobel zu. Nach kurzer Rast ging es von da bei anhaltendem Regen zur Teufelsmühle, wobei die Insassen der Jagdwagen noch eine Stunde die Fahrgelegenheit bis zum sogen. Weitenhäusle benützen konnten. Von da marschierte die frohe Schar, die noch durch 3 Wagen von Wildbad und Höfen Verstärkung erhielt, in gutem Tempo, der Regen hatte aufgehört, voran einige temperamentvolle Damen, immer der Landesgrenze entlang über den 908 m hohen Schweizerkopf und den 942 m hohen Langmartskopf der Teufelsmühle zu, wo sie eine halbe Stunde vor der festgesetzten Zeit anlangte und infolgedessen noch eine einzig schöne Aussicht ins Murg- und Rheintal, sowie auf die Badener Berge genießen konnte. Vollauf entschädigt wurde sie für die vorhergehenden nassen Stunden; eine solch klare Luft und eine solch wundervolle Fernsicht trifft man
nur äußerst selten auf dieser schönen Warte unseres nördlichen Schwarzwaldes, denn die schönste Fernsicht genießt man vor oder nach starkem Gewitterregen, und diese dauert meist nur kurze Zeit. Mit Bedauern wurde wahrgenömmen, daß der Heranwachsende Tannenwald die Aussicht immer mehr verdeckt, und allgemein der Wunsch ausgesprochen, der Schwarzwaldverein möge geeignete Schritte unternehmen, daß der Wald entsprechend ausgehauen wird. Allzulange sollte den Wanderern der Genuß der klaren Fernsicht nicht geboten werden, denn bald hüllten sich die Berge in schweres Gewölk, während nun Männlein und Weiblein nach dem Inhalt ihrer Rucksäcke Ausschau hielten, der unter Gottes freiem Himmel allen trefflich mundete. Schnell noch eine Aufnahme von Hrn. Oberpostassistent Lutz und nun flüchtete sich alles in die seinerzeit vom Neuenbürger Schwarzwaldverein errichtete Schutzhütte, wo bei wärmendem Herdfeuer fröhliche Lieder erklangen, während draußen der Regen niederrauschte. Da man in der Auswahl des Brennmaterials nicht sonderlich wählerisch war, wurde mit der Zeit eine große Anzahl, meist Damen, in des Wortes wahrstem Sinne hinausgeräuchert, die sich trotz strömendem Regen und Protestes von seiten des Vorstandes auf den Weg Herrenalb zu machten, welche Eile sie leider mit nur allzu nassen Kleidern büßen mußten. Noch eine halbe Stunde verblieben die übrigen bei heiterem Gesang in der Hütte, dann war aber kein Halten mehr und trotz Regen traten auch sie den Abmarsch an. Kurze Rast wurde in dem großen Loch mit seinen wunderbaren Felsenhöhlen gemacht, während welcher sich das Wetter vollends austobte, so daß der weitere Marsch nach Herrenalb unter dem sich wieder aufhellenden Himmel zurückgelegt werden konnte. Bei Gebr. Mönch war alles zum Empfang der Gäste vorbereitet und unter dem reizenden Spiel der vom Verein bestellten Herrenalber Kurmusik wurde das der Küche im „Ochsen" alle Ehre machende, vorzügliche Mittagsmahl eingenommen. Am Schluffe desselben brachte Hr. Oberamtmann Hornung ein mit Begeisterung aufgenommenes Hoch auf den Vorstand, Apotheker Bozenhardt, aus, welcher mit vieler Mühe und Umsicht die Tour vorbereitet und trotz Ungunst der Witterung noch so gut zur Ausführung gebracht habe. Bis 5 Uhr ergötzten sich dje jüngeren Elemente am Tanze, worauf dann alles ins Konversationshaus aufbrach, um dort in gemütlicher Siesta dem Konzert der trefflichen Kurkapelle zu lauschen und nur zu bald wurde zum Ausbruch gemahnt. Zum Glück hatte bei der Heimfahrt der Himmel ein Einsehen, so daß dieselbe sich noch zu einer recht genußreichen gestaltete, und unter Absingen froher Wanderlieder rückte der Verein bei Anbruch der Dunkelheit in Neuenbürg ein. Auch dieser Ausflug kann trotz der Ungunst der Witterung ein wirklich gelungener genannt werden, und daß die Enztäler durch Regenschauer sich nicht abschrecken lassen, bewies die große Anzahl der Teilnehmer, welche die Zahl 70 beinahe erreichte und worunter nahezu die Hälfte aus wanderlustigen Damen bestand.
Wildbad, 3. Juni. Die offizielle Eröffnung des Schwimmbades hat am Sonntag stattgefunden, nachdem dasselbe tags zuvor für jedermann zur Besichtigung geöffnet war. Der an der Olgastraße erstellte Neubau ist in modernstem Geschmack ausgeführt. Das Erdgeschoß enthält das eigentliche Schwimmbad, während das obere Geschoß bereits seit dem 1. Mai von dem medico - mechanischen Zander-Institut (schwedische Heilgymnastik) eingenommen wird. Der Mansardenstock birgt Wohnungen für Beamte. Wir treten in ein seitlich an das eigentliche Gebäude angebrachtes kleines, schön ornamentiertes Vestibül, das nach hinten durch ein kleines Kassazimmer mit Schaltervorrichtung abgeschlossen wird. Der ganz in schwarz, weiß und gold gehaltene Raum hat eine Oberlichtverglasung und wird abends durch eine stilvolle Laterne elektrisch beleuchtet, wie auch das ganze Haus reichlich mit elektrischer Beleuchtung versehen ist. Die Lamperie- vertäfelung ist in schwarz gehalten, kaffettiert und mit Goldleisten verziert. Aus diesem Vestibül gelangt man rechts in das eigentliche Schwimmbad, das den ganzen Raum des Erdgeschosses einnimmt. Der erste Blick auf das große Bassin entlockt wohl einem oder dem anderen ein leises „Ah" des Staunens, wenn er das Wasser in den blauen Farbentönen der Adria sich spiegeln sieht. Diese Färbung des unserer städtischen Wasserleitung entnommenen, aber natürlich vorgewärmten Quellwassers, das in vier Strahlen aus 3 als Wasserspeier dienenden Mohrenköpfen in das Bassin läuft, wird durch blauglasierten Bodenbelag des letzteren hervorgerufen. Die Wandbekleidung des Bassins selbst wie auch die zum Bassin herabführenden Treppen sind aus Kunstsand
stein hergestellt. Auf der Längsseite nach der Straße zu und der Schmalseite neben dem Eingang läuft ein schmaler Gang zwischen Wand und Bassin, während auf der gegenüberliegenden Schmalseite ein größerer offen daliegender Raum für 4 Douchen mit kaltem und warmem Wasser, sowie für Fußbadeinrichtung gewonnen ist. Direkt an dem Bassin, das durch die übliche Schnur in einen größeren Raum für Schwimmer (Wassertiefe 2,60 Meter) und einen kleineren für Nichtschwimmer geteilt ist, erheben sich noch 2 Kaltdouchen in letzterem Abteil je rechts und links von dem oben erwähnten Wassereinlauf und neben den hier herabführenden 2 Treppen. Das Bassin ist mit sehr praktischer Einrichtung für den Gebrauch von Sicherheitsleinen versehen. Ein Sprungbrett fehlt nichl. Auch ist ein Abstieg mittels Steilleiter angebracht. Der Fußbodenbelag rings um das Bassin ist in mattem Dunkelrot gehalten. Die Wände sind bis in Mannhöhe mit grünlichglasierten Kacheln verkleidet. Von der Eingangstür links laufen parallel der inneren Längsseite des Bassins 14 An- und Auskleidekabinen, hinter welchen noch ein freier Gang der Innenwand entlang läuft. In halber Höhe des Saales befinden sich auf einer Galerie genau über den genannten Kabinen noch 14 weitere Kabinen. Alle Kabinen haben je einen Aus- bezw. Eingang sowohl nach der Bassinseite als auch auf den hinter ihnen her laufenden Gang. Für Ventilation ist in geeigneter Weise Sorge getragen.
Grunbach, 4. Juni. Am Sonntag feierte der hiesige Gesangverein Sängerbund das Fest seines 25jährigen Bestehens, verbunden mit einem Preissingen des Nagoldgau-Sängerbundes. Um 10 Uhr morgens begann in der neuerbauten Turnhalle der Wettgesang, an welchem nur 10 Bundesvereine sich beteiligten. Kurz nach 2 Uhr bewegte sich der bei den 7 Eichen aufgestellte Festzug durch den hübsch dekorierten Ort auf den Festplatz bei der Turnhalle, woselbst Hauptlehrer Gehring die große Festversammlung begrüßte und mit einem Hoch auf das deutsche Lied schloß. Abends 6 Uhr fand die Preisverteilung statt. Nach dem Urteil des Preisgerichts, das aus den HH. Wengert-Stuttgart, Reinfurth-Karlsruhe und Eberle-Künzelsau bestand, wurde diesmal auf dem Gebiet des Volksgesangs vorzügliches geleistet, so daß in Klasse ^ (niederer Volksgesang) nur erste Preise zur Verteilung kommen konnten, während vor 3 Jahren in Liebenzell ein erster Preis überhaupt nicht erreicht wurde. — Es erhielten im Volksgesang Klaffe ^ einen ersten Preis: a) Sängerbund Grunbach 53ffz Punkt (dies ist der Durchschnitt der 3 Preisrichter und in Wirklichkeit die richtige Punktzahl, wie sie seither bei jedem Preissingen gegeben wurde. Die Angabe der 3fachen Zahl bringt nur Verwirrung und Unklarheit), b) Freundschaft Bieselsberg 53 P., c) Eintracht Effringen 52ffs Punkt, ck) Liederkranz Wildberg 51ffs P., e) Liederkranz Hirsau 51ffs P., t) Germania Schömberg 50 Pkt. Im Volksgesang Klaffe L erhielten einen 1. Preis u) Eintracht Hohenwart 63ffs P., b) Freundschaft Unterreichenbach 63 P., e) Freundschaft Tiefenbronn 60 Punkt. II. Preis: Liederkranz Liebenzell 46 P.
Oberniebelsbach, 5. Juni. An einer Kammerz des Schulhauses sind seit Dienstag blühende Trauben zu sehen. Mögen nun warme Tage kommen, damit die Traubenblüte sich rasch entfalten kann.
Nagold, 5. Juni. Gestern abend entgleiste die Maschine des um 7 Uhr 15 fälligen Zuges in Altensteig. Der Zug mußte infolgedessen von einer requirierten Hilssmaschine befördert werden.
Nagold, 6. Juni. Im Walde bei Mötzingen wurde ein 19jähriges Mädchen von hier von einem Handwerksburschen überfallen, blutig geschlagen und der Barschaft mit 4—5 beraubt. Radfahrer
verfolgten den Täter und konnten seine Festnahme in Oberjettingen bewerkstelligen. Es ist ein Metzger aus Rußland.
** Pforzheim, 5. Juni. Hier verübte heute abend kurz vor 6 Uhr der 19 Jahre alte Etuismacher Aug. Kehrer an 3 jungen Mädchen von 8 bis 10 Jahren, die er jeweils mit einer Gabe von 10 -ff anlockte, ein Sittlichkeitsverbrechen. Er wurde dabei von einer Frau bemerkt, die einen Mann ver- anlaßte, den Burschen zu verfolgen und ihn bis zur Ankunft der Polizei in einen Keller einzuschließen. — Von Mühlacker wird gemeldet, daß heute mittag zwischen 12 und 1 Uhr im Kißlingswald daselbst ein 9 Jahre altes Mädchen von einem 18 bis 20 Jahre alten Menschen überfallen und mißbraucht worden sei. Der Verdacht ruht auf einem 1,65 bis 1,68 Meter großen Mann von 18—20 Jahren, anscheinend Metzgerbursche, der mit brauner