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Der Lnztäler.

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89.

Neuenbürg, Freitag den 7. Juni 1907.

65. Jahrgang.

MunSschau

Die seit längerer Zeit angekündigte Vorlage über die Revision des Geheimmittelwesens ist jetzt, wie aus Berlin verlautet, dem Bundesrat zugegangen.

Die Erweiterungsbauten des Nord- Ost s e e - K a n al s werden mit möglichster Beschleun­igung in Angriff genommen werden. Bei der Aus­wahl der Baubeamten werden vermutlich, wie dies auch beim ersten Bau des Nord-Ostseekanals ge­schehen ist, nicht nur aus Preußen, sondern auch aus den übrigen Bundesstaaten die erforderlichen Kräfte herangezogen werden.

Berlin, 5. Juni. Im Prozeß Pöplau wurde am heutigen neunten Verhandlungstag die Beweisaufnahme geschlossen. In seinem Plaidoyer führte der Staatsanwalt aus, die Untersuchung habe ergeben, daß der Angeklagte eine Anzahl Sachen veröffentlicht habe, die er in amtlicher Eigenschaft erfahren habe. Es müsse der sogenannte Arnim­paragraph in Anwendung kommen; er beantrage gegen den Angeklagten 4 Monate Gefängnis. Der Angeklagte wurde sodann wegen Vergehens gegen § 335 St.-G.-B. (widerrechtliche Mitteilung amt­licher Schriftstücke) zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt.

Frankfurt a. M., 5. Juni. Die englischen Journalisten sind heute vormittag 9*/s Uhr in Begleitung von Mitgliedern des Frankfurter Aus­schusses und der Frankfurter Presse mittels Sonder­zuges nach Rüdesheim abgereist.

Rüdesheim, 5. Juni. Die englischen Journalisten trafen um 11 Uhr 5 Min. hier ein und wurden von den Mitgliedern des Kölner Em­pfangskomitees begrüßt, wobei in der Weinhalle gegenüber dem Bahnhof die ältesten Rüdesheimer Weine kredenzt wurden. Um 11 Uhr 50 Minuten erfolgte die Weiterfahrt auf einem Sonder-Rhein- dampser nach Köln.

Köln, 5. Juni. Die englischen Journa­listen trafen gegen 6 Uhr bei herrlichstem Wetter hier ein. Zu Beginn der Rheinfahrt hieß Stadt­verordneter v. Mollinkrodt namens der Kölner Bürgerschaft die Journalisten am Ufer des deutschesten aller deutschesten Ströme willkommen. An der Landungsbrücke in Köln erwartete eine mehrtausend­köpfige Menge die Gäste, deren Einfahrt in die Stadt einem Triumphzug glich.

Erfurt, 5. Juni. Ein Teilnehmer der Her- kommerfahrt stürzte kurz vor Erfurt aus dem Automobil, wodurch er sich eine schwere Verletzung zuzog. Er wurde in das Erfurter Krankenhaus ge­bracht. Ein Insasse eines andern Automobils erlitt eine Verletzung an der Stirne infolge eines leichten Zusammenstoßes. Automobil 52 hatte einen Zu­sammenstoß mit einem Wagen der elektrischen Straßenbahn. In Gotha wurde ein zehnjähriger Knabe von einem Automobil überfahren und erlitt Beinbruch. Ein anderes Automobil fuhr in der Friedrichsstraße gegen einen Baum und wurde stark beschädigt. In Gößnitz wurde ein Mädchen von dem Wagen Nr. 138 erfaßt und eine Strecke weit mitgeschleift, so daß es erhebliche Verletzungen an der rechten Schulter erlitt. In Freiberg wollte bei der Durchfahrt der Glasmacher Zemmrich einen Bernhardinerhund, der in Gefahr war, überfahren zu werden, retten, wurde jedoch selbst von dem Wagen des Rittmeisters v. Arnim, Startnummer 114, ersaßt und überfahren. Der Verunglückte wurde blutüberströmt und mit verletzter Wirbelsäule ins Krankenhaus geschafft.

Frankfurt a. M., 4. Juni. Die Stadtver­ordnetenversammlung genehmigte heute mit 42 gegen 9 Stimmen und 2 Stimmenthaltungen die Erbauung einer Fest- und Ausstellungshalle nach den Plänen von Professor v. Thiersch.

Mannheim, 4. Juni. Vom 6. bis 19. Juni wird in der Mannheimer Gartenbau-Ausstellung

eine hochinteressante Sonderausstellung von Kakteen und Succulenten stattfinden. Der Leiter dieser Veranstaltung ist Hofgartendirekter Gräbener-Karls- ruhe. Am 8. Juni wird eine Frühobst- (Kirschen- und Erdbeeren) Ausstellung eröffnet.

Die badische Anilin- und Sodafabrik in Mannheim hat das große Projekt der Erbauung einer Salpeter-Fabrik unter der Ausnützung der Wasserkräfte der Alz bis zur Höhe von 50000 Pferdekräfte aufgegeben. Die Herren der Bau- Kommission wurden telegraphisch nach Ludwigshafen abberufen. Das Aufgeben des großen Projekts wurde dadurch herbeigeführt, daß die bäuerlichen Grundbesitzer von einflußreicher dritter Seite auf­gehetzt, horrende, geradezu ins unglaubliche gehende Forderungen an die Fabrik stellten.

In Wiesbaden wurde die Häushälterin eines Großindustriellen, Minna Weyland, verhaftet, weil sie Wertpapiere in Höhe von fast 200 000 ge­stohlen hat. Die Verhaftete hat den größten Teil der Papiere ihrem Liebhaber, einem Schauspieler Hausen, zugewendet. Er ist ebenfalls verhaftet worden. Bei ihm wurden lautFrkf. Ztg." noch etwa 40 000 vorgefunden.

Eberbach, 4. Juni. Im Rathaus zu Mülben wurde der Geldschrank erbrochen und demselben 772 Mark entnommen. Die Gendarmerie von Strümpfelbrunn hat den Polizeidiener Kühner als mutmaßlichen Täter verhaftet. Ob derselbe aber der wirkliche Täter ist, konnte bis jetzt nicht fest­gestellt werden.

Oberstdorf im Allgäu, 4. Juni. Heute früh trugen die Allgäuer Berge wieder Neuschnee. Die Schneegrenze reicht bis etwa 1300 Meter herab.

Wien, 1. Juni. Der Hofmarschall Kaiser Wilhelms, Graf von Eulenburg, der heute aus Korfu hier ankam, erzählte einem Vertreter des Neuen Wiener Tagblatt" über die Erwerbung des Schlosses Achilleion durch den Deutschen Kaiser. Während seines viertägigen Aufenthaltes in Korfu übernahm er offiziell Schloß Achilleion für Kaiser Wilhelm. Graf Eulenburg teilte dann mit, daß Kaiser Wilhelm vor zwei Jahren das Achilleion zum erstenmal auf zwei Stunden besucht habe. Ueber die Anlagen sei er so entzückt gewesen, daß man in Berliner Hofkreisen sagte, der Kaiser sei in das Schloß verliebt. Den Monarchen berührte später die Nachricht, daß das Achilleion in ein Sanatorium umgewandelt werden solle, unangenehm und er äußerte die Absicht das Schloß zu erwerben. Das große Entgegenkommen des Wiener Hofes wird in Berlin rühmlichst anerkannt. Mitbestimmend für den Ankauf des Schlosses war, für die Kaiserin August« Viktoria, die alljährlich eine Reise ins Mittelmeer unternimmt, einen angenehmen Ruhe­punkt zu finden. Nun wird die kaiserliche Familie im Achilleion im nächsten Frühjahr zum erstenmal Aufenthalt nehmen.

Württemberg.

Feriensonderzüge. In den Monaten Juni bis September werden folgende Sonderzüge zu ermäßigten Fahrpreisen ausgeführt: 1) Von Stuttgart nach Hechingen und Balingen und zu­rück am Sonntag den 9. Juni. 2) Von Stuttgart nach Freudenstadt und zurück am Sonntag den 16. Juni, 14. Juli, 25. August, 1. und 8. Sept. 3) Von Stuttgart nach Friedrichshafen und zurück. Hinfahrt in der Nacht vom Samstag auf Sonntag den 29./30. Juni, 20./21. Juli und 17./18. August. Die Züge haben in Friedrichshafen Anschluß an die Frühschiffe nach Rorschach, Romanshorn und Kon­stanz. Rückfahrt in der Nacht vom Sonntag auf Montag den 30. Juni zum 1. Juli, 21./22. Juli und 18./19. August. 4) Von Stuttgart über Calw nach Wildbad und zurück am Sonntag den 7. Juli und 11. August. Bei starker Beteiligung wird ein zweiter Sonderzug ausgeführt. 5) Von

Stuttgart nach Berlin und Leipzig über Würzburg- Crfurt-Halle am Donnerstag den 25. Juli. 6) Von Stuttgart nach Urach und zurück am Sonntag den 28. Juli. 7) Von Stuttgart nach Neuffen, Honau und zurück am Sonntag den 4. August. Die zu den Sonderzügen nach württ. Stationen ausge­gebenen Fahrkarten berechtigen zur Rückfahrt in fahr­planmäßigen Zügen innerhalb 2 Tagen, bei den Karten zu den Zügen nach Friedrichshafen innerhalb der auf die Abfahrt in Stuttgart folgenden 2 Tage.

Stuttgart, 3. Juni. Von den im Jahre 1906 in den Listen des Aushebungsbezirks des XIII. (K. Württ.) Armeekorps geführten militärpflichtigen Personen sind 9935 zum Dienst mit der Waffe aus­gehoben worden und 172 zum Dienst ohne Waffe. Zu Truppenteilen mit 3jähriger Dienstzeit wurden ausgehoben 804, zu Truppenteilen mit 2jähriger Dienstzeit 8608 und als Trainsoldaten zu Ijährigem Dienst 114. Zur Marine kamen 237. Einjährig- Freiwillige traten in das Heer ein 531, darunter 159 vor Beginn des militärpflichtigen Alters; in die Marine traten 12 Einjährig-Freiwillige und 34 sonstige Freiwillige ein. Der Ersatzreserve wurden überwiesen 4072, der Marineersatzreserve 13, dem Landsturm 3445. Ausgemustert wurden 1387, aus­geschlossen 23.

Ludwigsburg, 5. Juni. Der 22. Ver­bandstag des Landesverbands der Wirte Württembergs fand heute hier statt. Zuvörderst wurde die Frage des Flaschenbierhandels des län­geren erörtert und hierzu eine größere Resolution angenommen. Sodann referierte Theurer-Stuttgart über die Frage der Konzessionserteilung, wobei u. a. auf die große Konkurrenz hingewiesen wurde, die dem Wirtsgewerbe in den Klubhäusern, den Kost- gebereien, den Vereinshäusern, den Wirtschaften mit alkoholfreien Getränken und den kleinen Cafös ge­macht wird. Den breitesten Raum in den Verhand­lungen nahmen die Erörterungen über die Frage der Abschaffung des Umgelds ein. Der nächste Ver­bandstag im Jahre 1908 soll in Tuttlingen ab­gehalten werden.

Gmünd, 4. Juni. Es hat den Anschein, als ob das 28. Liederfest des Schwäb. Sänger­bundes, das am 23. und 24. Juni hier stattfindet, eines noch nie dagewesenen Besuches sich zu erfreuen haben werde. 232 Vereine und Abordnungen mit gegen 8500 Sängern sind schon angemeldet. Die Stadt macht ganz außerordentliche Anstrengungen, diese große Zahl von Gästen würdig zu empfangen. Wer das 19. Sängerfest im Jahre 1881, das eben­falls in Gmünd abgehalten wurde, besucht hat und jetzt wiederum mit der Sängerschar einzieht, der findet die damalige Feststadt wieder im vollen Schmuck, eingebettet zwischen die Hügel des schönen Rems­tales, in weiterem Umkreise begrenzt von Schwabens sagenreichen und berühmten Bergen den sog. drei Kaiserbergen: Staufen, Stuifen und Rechberg, denen sich ostwärts noch der schöne Rosenstein anschließt; aber diese an Naturschönheiten und Aussichtspunkten so reiche Umgebung hat inzwischen durch noch sorg­fältigere und geschmackvollere Anpflanzung an Reiz gewonnen: zahlreiche zierliche Landhäuser und statt­liche Villen grüßen zum Tale nieder. Dazu kommt ein Festplatz, wie schöner ihn wohl kaum eine Stadt zu bieten vermag. Die Stadt selbst würden die alten Sänger ohne die noch erhaltenen Wahrzeichen kaum mehr erkennen, so sehr hat sie sich zu ihrem Vorteil verändert. Neue Stadtteile mit schönen städtischen Staats- und Privatgebäuden sind ent­standen, und die Einwohnerzahl ist aufs Doppelte gestiegen aber an ihrer Gemütlichkeit und Gast­lichkeit hat sie nichts eingebüßt.

Lienzingen, 4. Juni. Bei der gestern abge­haltenen Schultheißenwahl haben von 158 Wahl­berechtigten 148 abgestimmt, wovon 127 Stimmen auf Schultheißenamtsassistent Adolf Falschen von