das Steuergesetz seinen Zweck erreicht habe, indem die Warenhäuser nicht wesentlich zugenommen haben. Die Konsumvereine haben Nachteile, indem sie die kleinen Geschäfte schädigen, aber auch Vorteile, die eine Sonderbesteuerung nicht gerechtfertigt erscheinen lassen. Dem Antrag Walter (Ztr.) betr. baldige Revision des Gesetzes gegen den unlauteren Wett­bewerb stimme er zu, die von Walter gewünschte Enquete über das Detailreisen lasse sich aber wegen zu starker Inanspruchnahme der Oberämter durch die neue Gemeindeordnung nicht durchführen. Der Abg. Herbster (Ztr.) begründete einen Antrag, die Regierung zu ersuchen, für Abbestellung der immer noch sich zeigenden Mängel des Submissionsver­fahrens Sorge tragen zu wollen, insbesondere zu veranlassen, daß das organisierte Handwerk zur Feststellung der Voranschläge und Bedingungen bei Vergebung der öffentlichen Arbeiten und Lieferungen zugezogen wird, daß Unternehmer, welche Lehrlinge in übergroßer Zahl beschäftigen, von dem Mitbewerb bei Vergebung der öffentlichen Arbeiten und Liefer­ungen ausgeschlossen werden und daß die Bezahlung für gelieferte Arbeiten rechtzeitig erfolgt. Der Abg. Häffner (D. P.) vertrat einen Antrag betr. Erheb­ungen über die Wirkungen des Einkommensteuer­gesetzes auf Warenhäuser, Großbazare, Abzahlungs-, Versteigerungs und Versandgeschäfte, sowie Konsum­vereine und legte den Standpunkt seiner Partei zu den verschiedenen Anträgen dar; er erklärte sich für Besteuerung des Flaschenbierhandels, aber gegen eine Konzessionspflicht desselben, für Ausdehnung der für die Warenhäuser verlangten gestaffelten Umsatzsteuer auf alle Großbetriebe, gegen Teilnahme der Beamten an der Verwaltung von Konsumvereinen, aber auch gegen ein Verbot der Mitgliedschaft von Beamten in Konsumvereinen.

Stuttgart, 29. Mai. Laut einer Verfügung der Generaldirektion der K. Staatseisenbahnen sind bei Personensonderzügen, zu denen keine Fahr­karten ausgegeben werden, künftig die gesamten Beförderungskosten zur Steuer in Höhe von 10"/» des Beförderungspreises heranzuziehen.

Stuttgart, 25. Mai. Unter den 31 Ver­sicherungsanstalten des deutschen Reiches steht die Versicherungsanstalt Württemberg in Bezug auf die Anlegung des Vermögens zugunsten gemein­nütziger Zwecke mit an erster Stelle. Im Jahre 1906 wurden von dem Gesamtbetrag der Anlagen in Höhe von 4 757 431 ^ für gemeinnützige Zwecke gegeben 4183 440 -Fl oder 88 Prozent, für sonstige Zwecke 573 991 -Fl, oder 12 Prozent. Bei sämt­lichen Versicherungsanstalten des Reiches stellt sich dieser Prozentsatz auf 65 bezw. 35 Prozent. Bis zum Schluß des Jahres 1906 hat die Versicherungs­anstalt Württemberg für gemeinnützige Zwecke ins­gesamt 32 083 827 ausgeliehen, nämlich für den Bau von Arbeiterwohnungen 9 802121 -Fl, zur Be­friedigung des landwirtschaftlichen Kreditbedürfnisses 3 766 043 -Fl, für den Bau von Kranken- und Ge­nesungshäusern, Arbeiterkolonien, Volksbädern, Klein­kinderschulen, Wasserleitungsanlagen und ähnliche Wohlfahrtseinrichtungen 16 308 342 -Fl, für eigene Veranstaltungen (Lungenheilstätten, Genesungsheime, Krankenhäuser usw.) 2 207 322 -Fl

Stuttgart, 28. Mai. In der Vorhalle des Landesgewerbemuseums ist am Sonntag die dies­jährige Landesausstellung von Lehrlings­arbeiten eröffnet worden. An Umfang steht sie den früheren Ausstellungen vielleicht etwas nach, dagegen ist bei den Arbeiten selbst insofern ein erfreulicher Fortschritt zu verzeichnen, als den Be­stimmungen der Zentralstelle gemäß ein größerer Nachdruck auf die rein handwerksmäßige Ausführung gelegt und sogen. Schau- und Prunkstücke fern­gehalten worden sind.

Stuttgart, 30. Mai. Gestern abend ^/s9 Uhr ereignete sich während einer Sangprobe zum heutigen Fronleichnamsfest in der St. Elisabethenkirche ein aufregender Vorfall. Beim Transport eines Podi­ums war man mit einer Ecke desselben an eine bei der Orgel aufgehängte Lampe gestoßen, die herabfiel und explodierte. Die Feuerwehrwache 2 war rasch zur Stelle, ihr Eingreifen war aber infolge der energischen Maßnahmen der in der Kirche Anwesen­den nicht mehr nötig. Das Podium ist teilweise verbrannt, auch die Orgel hat äußerlich Schaden genommen.

Backnang, 28. Mai. Der Landesausschuß des Verbands württ. Gewerbevereine trat am vergangenen Sonntag im Bahnhotel zu seiner Frühjahrssitzung zusammen. Den Vorsitz führte der Verbandsvorstand, Malermstr. Schindler-Göppingen. Es wurde der Zeitpunkt und die Tagesordnung für den diesjährigen Verbandstag festgesetzt und be­schlossen, den Verbands tag am 1. Septbr. in

Backnang zu halten. Auf die Tagesordnung soll neben den Geschäftsberichten, Wahlen usw. nur ein Bericht gesetzt werden, der die Frage der Tarif- genosfenschaften behandeln wird. Die Frage soll auf dem diesjährigen Verbandstage einer gründlichen Erörterung unterzogen werden. Des weiteren be­schäftigte sich der Landesausschuß mit einer an die gewerblichen Berufsverbände zu richtenden Ein­ladung zum E ntritt in den Verband württ. Gewerbe­vereine. Eine längere Erörterung rief die Stellung­nahme des Ausschusses zu den von der Regierung angekündigten Portoerhöhungen im Orts- und Nachbarortsverkehr hervor. Es wurde allgemein der Ansicht Ausdruck gegeben, daß die Erhöhung in dem von der Regierung entsprechend dem Vorgehen der Reichspostverwaltung geplanten Umfange eine Hemmung des Verkehrs bedeuten würde; man be­schloß, an die Regierung wiederholt eine Eingabe zu richten, in welcher um die Beibehaltung der bisherigen Portosätze gebeten wird. Hinsichtlich der Frage der Beibehaltung der Landeskarten sprach sich der Landesausschuß für eine Unterstützung der Eingaben aus, welche die Beibehaltung der Landes­karten für den gleichen Zeitraum anstreben, für den noch die badischen Kilometerhefte gültig sind, also bis zum April 1908. Wegen der dauernden Bei­behaltung der Landeskarten faßte der Laudesausschuß keinen Beschluß, da in dieser Frage die Meinungen geteilt waren.

Eßlingen, 28. Mai. Das am 1. November 1902 mit einem Personal von 25 Leuten hier am Marktplatz errichtete Warenhaus der Firma Maier und Landauer ans Ravensburg hat letzten Samstag seine Pforten geschlossen und läßt nächster Tage die Restbestände des Warenlagers nebst der vorhandenen Geschäftseinrichtung durch den städtischen Auktionator öffentlich versteigern. Trotz dem sr. Zt. getroffenen Umbau, großartiger Reklame in Flugblättern und Geschenkartikeln, eigenem Rabattsystem, Ausverkäufen, Sonderverkäusen, billigen Wochen rc. scheint die Firma ihre Rechnung nicht gefunden zu haben, weil sie vorzieht, noch 5 Monate die Miete zu zahlen, ohne den Verkauf weiterzuführen. Dem Vernehmen nach soll zum Herbst ein Geschäft der Lebensmittel­branche, das sich selbst dasgrößte und leistungs­fähigste in Württemberg" nennt, im gleichen Laden ein Zweiggeschäft errichten, worauf sich gewisse hiesige Kreise heute schon freuen.

Oberndorf, 30. Mai. Seit heute befinden sich auch wieder türkische Offiziere in Oberndorf. Die neue Abordnung besteht aus einem Sekretär und zwei Hauptleuten, welche schon mehrmals in Oberndorf gewesen sind. Sie sollen 7000 Gewehre für die türkischen Landjäger übernehmen.

Reutlingen, 29. Mai. Das an Stelle des alten, den Anforderungen nicht mehr genügende, mit einem Kostenaufwand von ca. 30000 -Fl neuerstellte SchwefelbadHeilbrunnen" ist gestern in Betrieb genommen worden.

Reutlingen, 29. Mai. Die an der Rommels­bacher Straße gelegene Landarmenanstalt für fden Schwarzwaldkreis wird demnächst bedeutend vergrößert werden. Die Bauarbeiten zum Rohbau sind bereits zur Vergebung ausgeschrieben, der Voranschlag hie- für beträgt 121 560 -FL

Heilbronn, 26. Mai. Heute vormittag wurde das vom Gesundheitsverein erstellte Luft- und Sonnenbad im Pfühl in Gegenwart eines sehr zahlreichen Kreises von Freunden der Sache feier­lich eingeweiht. In mehreren Ansprachen vom Vorstand des Vereins, Bankier Giani, Oberbürger­meister Dr. Göbel, Medizinalrat Haag und vr. meä. Frhr. v. Scherte! wurde auf die Bedeutung der Anstalt gebührend hingewiesen und betont, daß der Verein ganz aus eigener Kraft das Werk durchge­führt und sich damit ein schönes Verdienst erworben habe. Die Feier schloß mit dem Vortrag eines Liedes durch den Turnergesangverein. Der Besuch des Bades ist seit seiner Vollendung ein sehr reger und der Verein hat seitdem zahlreiche Mitglieder gewonnen. Da der neue Volksschullehrplan für Mädchenschulen die Anleitung zur Blumenpflege empfiehlt, hat der Gärtnerverein Flora in dankens­werter Weise 140 Blumenstöcke zur Verfügung ge­stellt, welche an die Schülerinnen der Mädchen­mittelschule verteilt wurden. Nächsten Herbst sollen an die eifrigsten Pflegerinnen Preise verteilt werden.

Nord he im, 28. Mai. Infolge der hohen Fleischpreise entschlossen sich die hiesigen Landwirte, Schweinefleisch selbst auszuschlachten, und das Pfund um 10 billiger als im Laden zu ver­kaufen. Demzufolge beschlossen die Metzgermeister sofort, einen Preisabschlag von 15 Pfg. für das Pfund eintreten zu lassen; es kostet nunmehr das Pfund nur 55 Pfg.

Äus StoSt. Bezirk unö Umgebung,

Die K. Regierung des Schwarzwaldkreifes Hab am 28. Mai ds. Js. die Wahl des Bauern. und Bürgerausschußobmanns Gott lieb Schwämmle in Schwarzenberg zum Qrtsvorsteher dieser Ge­meinde bestätigt.

Neuenbürg. Der Gesamtvorstand und der Gesamtausschuß der Landesversicherungsanstalt Württemberg (etwa 40 Herren) wird an diesem Sonntag und Montag eine Automobilreise, be­hufs Besichtigung des Erholungsheims Rötenbach, des Krankenheims Wildbad, des Genesungsheims Lorch und der Lungenheilanstalt Wilhelmsheim bei Backnang machen.

Neuenbürg, 29. Mai. Am 1. Juni haben in Württemberg als verseucht noch die Oberämter Leutkirch und Nagold zu gelten.

OLrmrsctzrrs.

Neuenbürg. Im Hinblick auf den. Ausmarsch des Schwarzwaldvereins zurTeufelsmühle" mag die nachstehende alte Sage, über diesen vielbesuchten prächtigen Aussichtspunkt, manches Interesse, bieten: Einst erhielt der Teufel von Gott die Erlaubnis, auf dem wasserlosen Gipfel des Steinberges eine Sägmühle zu bauen und darin so lange jeden Tag einen Menschen zu zersägen, als er täglich, aus dem Tale drei Säcke Wasser zürn Treiben des Mühlrades glücklich hinaufbrächte. Nachdem der Bau fertig war, holte der Böse am Krummwiesenbrunuen einen ledernen Sack mit Wasser und trug ihn. zur Mühle. Ebenso machte er es ein zweitesmal. Aber beim, dritten Hinaufgehen sprang ihm ein Hahn über dem Weg und erschreckte ihn so, daß er stolperte und hinfiel. Da zerplatzte der Sack, das, Wasser lief aus und der Teufel mußte das Menschenzerschneiden aufgeben. Dafür zersägte er nun in, seinem Zorne Felsenstücke, deren manche von kolossalem Umfange noch auf dem Gipfel liegen. Eins mit einem tiefen Einschnitt heißt noch jetztTeufelsblock". Von der Mühle, die dem ganzen Berg den Namen Teufels­mühle verschafft hat, ist jetzt nichts mehr zu sehen, wohl aber der hufeisenförmige Platz» worauf sie ge­standen; der Platz, führt den Namen Teufelsroßeisen. Ferner sieht man an den Abhängen die Teufels­klammern (sieben Höhlen), den Teufelskeller (ein Loch, worin der Böse seine Nahrungsmittel aufbe­wahrte) und das Teufelsbett (ein Felsen, von einem andern überdacht), auf welchem der Teufel zu liegen pflegte und darauf seine Gestalt abdrückte."

Ein eigenartiger Betrug ist gegen eine Be­rufsgenossenschaft in Braunschweig verübt worden. DieKöln. Ztg." berichtet darüber: Ein Arbeiter erlitt vor einigen Jahren einen Bruch der beiden linken Unterarmknochen. Obgleich dieser Bruch gut verheilt war, wurde von der Berufsgenossenschaft für eine Zeit eine sogenannte Uebergangsrente ge­währt, weil noch geringe Anschwellung und bläuliche Verfärbung des linken Unterarmes nachzuweisen war, die die Angaben des Verletzten, der Arm sei noch schmerzhaft und schwach, glaubwürdig erscheinen ließen. Entgegen sonstigen Erfahrungen blieb die Schwellung und Verfärbung bestehen; sie wurde bei allen späteren Untersuchungen festgestellt, und die Berufsgenossenschaft mußte die Rente weiterzahlen, obgleich der Verletzte seinen früheren Verdienst wieder erzielte, die Muskulatur des verletzten Armes kräftig entwickelt war und die starke Beschwielung der linken Hand dafür dienen konnte, daß der linke Arm wieder voll gebraucht wurde. Bei einer kürz­lich vorgenommenen neuen ärztlichen Untersuchung wurde wieder das Vorhandensein der Anschwellung und Verfärbung festgestellt, und zwar die Anschwell­ung in einem solchen Maße (teilweise bis zur 4 Zentimeter), daß der untersuchende Arzt auf die Vermutung kam, sie müsse von dem Verletzten auf eine unnatürliche Weise hervorgerufen sein. Er überraschte ihn daraufhin durch eine unerwartet ein­gehende Untersuchung und stellte dabei fest, daß der Verletzte die Anschwellung und Verfärbung durch Abbinden der Armmuskeln mit Draht in geschickter Weise künstlich hervorgerufen hatte. Der ertappte Heuchler gestand das ein und verzichtete freiwillig auf jede weitere Entschädigung. Infolge der drin­genden Bitten des Verletzten will die geschädigte Berufsgenoffenschaft ausnahmsweise von einer Straf­anzeige wegen Betrugs und Betrugsversuch Abstand nehmen, weil er der Ernährer einer zahlreichen Familie ist, die durch eine Bestrafung ihres Ver­sorgers hart betroffen würde.

Ein Thermometer für 44000 -Fl ist für die John-Hopkins-Universität in Baltimore konstruiert worden. Er enthält eine so feine Graddezimalein-