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Der Lnztälsr.

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Fernsprecher Nr. 4.

Enztäler, Neuenbürg".

51.

Neuenbürg, Doniierstag den 28. März 1967.

65. Jahrgang

4

rEnSschau.

Nach den dem Reichstag zugegangenen amt­lichen Nachweisungen sind an Invaliden- und Altersrenten für das Jahr 1905 fast 137 Mill. Mark, an Beitragserstattungen über 8 Millionen Mark gezahlt worden. Seit dem Bestehen des Ge­setzes sind an Renten und Beitragserstattungen zu­sammen rund 1090 Millionen Mark gezahlt worden. An Unfallrenten und Entschädigungen wurden im Jahre 1905 über 135 Millionen Mark gezahlt. Insgesamt übersteigen die seit Bestehen des Gesetzes gezahlten Unfallrenten die Summe von l'/i Milliarden Mark. Diese gewaltige Summe wird aber von der Sozialdemokratie alsBettelpfennig" bezeichnet.

In Krefeld ist der bekannte Zentrumsabge­ordnete Prinz von Arenberg gestorben, der schon seit einiger Zeit hoffnungslos darniederlag. Er ist das erste Mitglied des neuen Reichstags, das der Tod dahingerafft hat. Er war im Zentrum einer der wenigen, welche die kolonialen Fragen sachlich und ohne Voreingenommenheit prüften und auf Grund tatsächlicher Vertiefung ein Urteil fällten. Ihm mag die neue Richtung im Zentrum, wie sie Erzberger und Gröber repräsentieren, nicht minder widerwärtig gewesen sein wie den nationalen Parteien. Die Szenen vor der Reichstagsauflösung hat er nicht mehr mitgemacht; wenn er aber zugegengewesen wäre, hätte er sicher alles versucht, sie zu verhindern. Der Tod des Prinzen Arenberg bedingt eine Er­satzwahl im Reichstagswahlkreise Malmedy-Montjoie- Schleiden. Bei der letzten Wahl erhielt Prinz Arenberg 17 418 Stimmen, während die sämtlichen Gegenkandidaten nur etwa 1100 Stimmen auf sich vereinigten. Uebrigens war Prinz Arenberg auch preußischer Landtagsabgeordneter für Malmedy, und zwar schon seit 1882, während er den Wahlkreis im Reichstage erst seit 1890 vertrat.

Paris, 27. März. Die Deputiertenkammer billigte einstimmig das Vorgehen der Regierung in Marokko.

Paris, 27. März. Den Blättern wird aus Tanger gemeldet, daß in Fez das Kasino der Offiziere der französischen Militärmission von Eingeborenen vollständig ausgeplündert worden sei.

DieNeue Zürcher Zeitung" schreibt:Die Franzosen haben nun einen Anlaß bekommen, um in Marokko einzuschreiten. Ende des letzten Jahres mußte das französische Geschwader von Tanger abziehen, weil das Land ruhig blieb. Nun aber ist in Marrakesch der französische Arzt Dr. Mauchamp ermordet worden. Daraufhin beginnt

Frankreich seine Vorbereitungen.Vor einigen

Jahren wurde Dr. Genthe, der Korrespondent der Kölner Ztg.", der in Fez einen Spazierritt machte, ermordet. Der Fall war der gleiche wie beim Falle Mauchamps. Deutschland bauschte den Fall indessen nicht zu einer himmelschreienden Tat auf, sandte keine Kriegsschiffe nach Marokko, verlangte aber von der scherifischen Regierung nachdrücklich Genugtuung und erhielt sie auch und die Familie des ermordeten Dr. Genthe eine bedeutende Ent­schädigung. Der Maghsen wird hiezu für den jetzigen Fall sicherlich auch bereit sein. Dazu be­durfte es des Aufgebots von Streitkräften nicht. Allein es scheint, als ob Frankreich sich damit nicht begnügen, sondern sich die willkommene Gelegenheit nicht entgehen lassen wolle, um seine Obmacht in Marokko zur Geltung zu bringen und womöglich den deutschen Einfluß ganz zu verdrängen. Die englische Presse unterläßt nicht, zu entschiedenem Vorgehen anzuspornen." In einem offenbar inspirierten Berliner Telegramm meldet dieKöln. Ztg." zur Ermordung Mauchamps: Hier vorliegende Telegramme aus Paris zeigen bedauerlicherweise, daß einzelne Blätter sich nicht versagen können, die Ermordung des französischen Arztes Mauchamps in

Marrakesch mit der deutschen Politik in Verbindung zu bringen. So unsinnig derartige beweislose, un­wahre Verdächtigungen sind, so überraschen sie uns nicht, und schon als die erste Nachricht von der Er­mordung Mauchamps kam, haben wir nicht daran gezweifelt, daß gewisse Leute es versuchen würden, Deutschland eine Art moralische Schuld aufzuhalsen. Wir sind überzeugt, daß weder die französische Regierung noch ernstdenkende Franzosen auch nur einen Augenblick daran glauben, daß Deutschland so unendlich töricht sein könne, durch Hetzer, eine fremdenfeindliche Stimmung unter den Marokkanern hervorzurufen. Gerade jetzt, wo die Reformarbeit in Gang kommt, hat Deutschland das größte Inte­resse daran, daß die Zustände sich möglichst ruhig entwickeln und nicht durch Zwischenfälle gestört werden, die auf der einen Seite Schwierigkeiten zwischen den ausländischen Staaten und Mächten schaffen, auf der andern die Erregung der marok­kanischen Bevölkerung vermehren können.

Berlin, 27. März. Aus Czernowitz wird demLok.-Anz." gemeldet, die Walachei stehe in Hellem Aufruhr. In förmlichen Schlachten mit den Bauern gebe es viele Tote und Verwundete. Der angerichtete Schaden belaufe sich auf viele Millionen. Jetzt marschieren 4000 Bauern aus verschiedenen Bezirken auf die Hauptstadt. In der Kammer kam es zn erregten Auftritten.

Berlin, 27. März. DieVoss. Ztg." meldet aus Mailand: In der Wagenfabrik von Diatto in Turin brach ein Brand aus, der '/2 Millionen Lire Schaden anrichtete. Viele im Auftrag der italienischen Staatsbahnen hergestellte Wagen wurden ein Raub der Flammen.

Baden-Baden, 25. März. Die Nachricht, daß die verwitwete Fürstin Herbert Bismarck von Friedrichsruh nach Baden-Baden übersiedeln werde, bereits ihrem ganzen Personal dort gekündigt habe usw. usw., ist unrichtig. Von einer Uebersie- delung der Fürstin hierher ist in Friedrichsruh selbst nichts bekannt.

Berlin, 24. März. Wie weit in Berlin die Diebe in ihrer Kunst schon vorgeschritten sind, geht aus dem Polizeibericht über den letzten Freitag hervor. Danach wurden unter anderem gestohlen ein mit zwei Rappen bespannter, mit Paketen be­ladener Wagen einer Firma in der Karlstraße, ein Doppelgespann eines Fuhrherrn in der Gleimstraße, ein mit einem Fuchs bespanntes Gärtnerfuhrwerk in der Friedrichstraße und in der Oranienstraße ein Transportdreirad, das für 500 ^ Waren enthielt.

Essen, 25. März. Der evangelische Pfarrer Buchholz hat gestern Morgen während der Predigt in der Kreuzeskirche einen Schlaganfall erlitten; er starb nach kurzer Zeit.

Aus Baden, 27. März. Leider breitet sich die in Württemberg ausgebrochene Maul- und Klauenseuche auch bei uns immer weiter aus. Sie wurde neuerdings in Breiten in zwei Ställen festgestellt.

Straßburg, 27. März. Der Baseler Schnell­zug überfuhr in der Nähe von Rädersheim bei offener Barriere das Fuhrwerk des Wirtes Meyer aus Ensisheim. Meyer und sein Sohn wurden ge­tötet, zwei Bahnbedienstete sind schwer verletzt.

Verleitung zum Trinken während der Ar­beit ein Entlassungsgrund. Ein Vorarbeiter war entlassen worden, weil er einen der ihm unter­stellten Arbeiter während der Arbeit zum Schnaps­trinken aufgefordert und mit diesem dann getrunken hatte. Das Gewerbegericht sah darin die Verleitung eines Mitarbeiters zu einer Handlung, die im Sinne des 8 123 Abs. 7 G.-O. gegen die guten Sitten verstoße und zur sofortigen Lösung des Arbeitsver­hältnisses ohne Aufkündigung berechtige.

Riva (am Gardasee), 26. März. Der Dampfer Gaino" ist bei Tremosine am vergangenen Sonntag auf einen Felsen aufgelaufen und wurde leck.

In dem Gedränge sind viele Personen ins Wasser gefallen. Davon sind sieben ertrunken, die übrigen konnten von Schiffen gerettet werden.

Württemberg.

Das Regierungsblatt Nr. 11 vom 26. März, enthält u. a. eine Verfügung des Ministeriums des Innern, betr. die Einrichtung und den Betrieb der zur Anfertigung von Zigarren bestimmten Anlagen. Eine Verfügung des Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens, betr. die erste evangelisch-theologische Dienstprüfung. Eine Verfügung des Finanzministeriums, betr. die Steuererhebung vom 1. April 1907 an.

Stuttgart, 27. März. Der König ist heute nachmittag um 2 Uhr 3 Min. von Kap Martin bei Mentone in bestem Wohlsein wieder hier eingetroffen. Die Königin war ihrem hohen Gemahl entgegen­gefahren. In und vor dem Bahnhofsgebäude hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden, die den Landesherrn, dessen frisches und gesundes Aus­sehen allgemein auffiel, freundlichste begrüßte.

Dem Dekan Dieterle in Münsingen ist die Stelle des Rektors und 1. wissenschaftlichen Haupt­lehrers am Schullehrerseminar Nagold übertragen worden.

Maul- und Klauenseuche. Da angenommen wird, daß nunmehr sämtliche Seuchenherden in Württemberg ermittelt sind und in der Verbreitung der Seuche ein gewisser Stillstand eingetreten ist, werden die erlassenen Verbote für den Handel im Umherziehen mit Wiederkäuern und Schweinen, so­wie für die Abhaltung von Rindvieh- und Schweine­märkten zunächst nur noch für den Monat April aufrechterhalten.

Stuttgart. Es ist nunmehr bestimmt, daß die wegen der Wahlen verschobene Landesversamm­lung der Deutschen Partei am 28. April im Festsaal der Liederhalle abgehalten wird. Das Re­ferat über die Lage im Reich wird dieses Mal der Reichstagsabgeordnete Prof. W e tz e l - Eßlingen er­statten. Die weitere Tagesordnung wird erst später bekannt gegeben.

Stuttgart. Die Eingemeindung Deger­lochs wird zurzeit lebhaft betrieben. Sie erscheint wie seinerzeit beim Salon bei Ludwigsburg immer dringender notwendig, und zwar ebenfalls wegen der Kanalisationsfrage. Denn es ist ein­leuchtend, daß der Anschluß des Kanalnetzes wenig­stens bei denjenigen Häusern und Straßen, die zum Nesenbachtal geneigt sind, nur an das Stuttgarter Kanalsystem möglich ist. Und hiebei entstehen zur­zeit Schwierigkeiten. Mit dem Vollzug der Einge­meindung würde dann Stuttgart sofort eine Ausgabe von einigen Hunderttausend Mark eben für die höchst notwendige Kanalisation aufzuwenden haben.

Stuttgart. Zur Errichtung eines Elektri­zitätswerks hat die Stadt Stuttgart die Hesfig- heimer und die Mundelsheimer Mahlmühle um zusammen beinahe eine halbe Million Mark an­gekauft. Beide Wasserkräfte sollen mit Hilfe eines neuen großen Kanals vereinigt werden; die dadurch gewonnene Wasserkraft wäre eine der größten in Württemberg.

Stuttgart, 27. März. Die K. Staatsanwalt­schaft setzt für die Ermittlung der Täter, die in den vergangenen zwei Jahren in Stuttgart und Um­gebung größtenteils mittelst Erbrechens von Behältnissen 187 Hühner, 95 Stallhasen, 22 Tauben, 20 Enten und 11 Gänse in 53 Einzel­fällen gestohlen haben, eine Belohnung von 200 Mark aus.

Ulm, 27. März. Das Schöffengericht ver­urteilte den Italiener Spezis, der etwa 4 zuviel Zeugengebühr erhoben hatte, wegen Schädigung des Fiskus zu einer Woche Gefängnis.

Reutlingen, 26. März. Zu der in den letzten Tagen unter Leitung des Handelsvereins