stattgehabten freiwilligen kaufmännischen Lehr­lings-Prüfung hatten sich 23 Kaufmannslehrlinge gemeldet, von welchen die Prüfung 14 bestanden.

Ludwigsburg, 26. März. Bon einer Sub­missionsblüte, die auch weitere Kreise interessieren dürfte, ist von hier zu berichten. Wie bekannt, ge­hört Ludwigsburg zu denteuren Städten" und namentlich die Fleischpreise erpressen der Hausfrau schon lange manchen Stoßseufzer. Aber auch die Metzger seufzten und ihr Vertreter auf dem Rathaus stimmte wiederholt das Klagelied von dem geringen Verdienst an. Als nun aber neulich die Kgl. Zucht- Hausverwaltung die Fleischlieserung für das Jahr 1907/08 zu vergeben hatte, da ergab sich die selt­same Tatsache, daß die in friedlichem Konkurrenz­kämpfe zusammenstehenden Metzger bereit waren, das Rindfleisch zu einem nicht weniger als 50 pro Kilo unter den hiesigen Ladenpreisen bleibenden Preise zu liefern. Da man voraussetzen darf, daß bei staatlichen Lieferungen nur erstklassiges Fleisch in Betracht kommt, so schüttelt man hier mit Recht den Kopf. Eine Erklärung gegenüber dem Publikum haben die Metzgermeister jetzt ebenso wenig gegeben, als sie es ja für notwendig hielten, ihre Abnehmer jeweils durch die Zeitung über Auf- und Abschlag zu unterrichten.

Schorndorf, 25. März. Ein Bäuerlein in unserer schönen Remstalstadt, der das 40. Lebens­jahr schon überschritten hat, hatte sich im Laufe des Winters ein Schweinchen groß gezogen. Unser Schlachthaus soll ihm nun, der Gebühr wegen, zum Schlachten seines Borstenviehs nicht paffend er­schienen sein. Er führte drum in letzter Woche seinen grunzenden Vierfüßler in ein benachbartes Dorf zu einem ihm bekannten Metzger und Wirt, bei dem während der blutigen Arbeit einige Herren im Automobil vorgefahren kamen. Nachdem unser Bäuerlein eine Weile prüfend das Auto betrachtet hatte, meinte er zu dem Besitzer:En so 'ma Deng möcht' ih doch au a mol fahr«, aber blos bis an de nägscht Bruck!" Den Autlern schien der Mann in seinem Metzgerkostüm Spaß zu machen, sie wurden handelseins und fort gings in schnellstem Tempo. Allmählich schien dem wanderlustigen Männlein die Fahrt bis zurnägschten Bruck" zu lange zu dauern, man müsse jetzt bald dran sein, meinte er. Endlich hielt man an, er wurde abge­setzt und der Autler fuhr schnell davon. Unter Freund aber riß Maul und Augen auf, als er ge­wahr wurde, daß er, statt auf derBruck" vor dem schwarzen Bären in Stuttgart stand. Er gab nun seinem Aerger in zu lauten Betrachtungen über die unfreiwillige Fahrt Ausdruck, dieweil er auch keinen roten Heller mit Rücksicht auf sein mit Gewinnst zu verhandelndes Schweinchen mitge­nommen hatte. Als handelnde Person in unserem Schaustück tritt nun in der Folge ein Schutzmann auf, der sich unseres schimpfenden und fluchenden Bäuerleinsannahm" und ihm auf der Polizei­wache Obdach gewährte. Da man aber hier leidiger­weise unserem Freunde keinen Glauben schenkte, ihn vielmehr 8M6 ira et 8tuäio aber doch miß­trauisch beäugte, sintemalen er wohl ein blutiges Gewand trug, mußte er so lange ausharren, bis Klarheit über seine Person geschaffen war. Wie man sagt, soll die so ersparte Schlachthausgebühr zur Deckung der Unkosten nicht ausgereicht haben.

Karfreitag.

Der heutige Feiertag der Kirche stellt uns wieder vor das Geheimnis des Kreuzes. Wer ihm fern steht, muß zum wenigsten zugeben, daß hier ein Wunder vorliegt, viel größer als die sieben Welt­wunder, von denen das Altertum redete.

Es mag sich jemand dagegen auslehnen und in sein Testament schreiben:

Nur mir kein Kreuz auf's Grab gesetzt,

Sei's Holz, sei's Eisen oder Stein!

Stets hat's die Seele mir verletzt.

Dies Marterholz voll Blut und Pein."

Der Siegeszug des Kreuzes Christi über die ganze Welt läßt sich ebenso wenig durch den glühenden Haß moderner Uebermenschen, wie durch die Scheiter­haufen römisch-heidnischer und mittelalterlich-christlicher Unmenschen aushalten.

Das Kreuz ist und bleibt der schönste, tröstlichste Schmuck unserer Gräber; das Kreuz auf Türmen und Kuppeln der Großstädte behauptet sich neben den hochragenden, rauchenden Zeugen moderner Industrie; das Kreuz hält Schritt mit Kultur und Kolonisation, ja, eilt ihnen meist weit voraus. Wo man sich zu einer Liebesarbeit zusammenschließt, nimmt man das Zeichen des Kreuzes an: das Rote Kreuz pflegt die Kranken, das Blaue Kreuz rettet

die Trinker, das Weiße Kreuz kämpft gegen die Unzucht, das Rosa-Kreuz geht der alleinstehenden weiblichen Jugend nach. Es gibt keinen Schaden, dem das Kreuz nicht wehrte; es gibt kein Leid, das das Kreuz nicht linderte; es gibt keinen Verlust, für den das Kreuz keinen Ersatz böte. Was für ein Geheimnis!

Sogar der, der Jesum liebt, kann die geheimnis­volle Kraft des Kreuzes von Golgatha nicht ganz verstehen. Und doch brauchte sie keinen, der es ehrlich meint, ganz unverständlich zu bleiben. Wer kämpfend leidet, wer entsagend überwindet, weiß sehr wohl, daß sein Kämpfen und Siegen nicht bloß ihm, dem Einzelnen, son­dern auch denen zugute kommt, die mit ihm zu tun haben, ja, daß es sich in das stetige Wachstum der ganzen Menschheit mit hinein baut.

Von hier aus können wir es ahnen, daß Jesu Kreuzestod allen Menschen dient, auch denen, die davon nichts wissen wollen. Seine Gläubigen aber erfahren es an sich und bezeugen es dankbar.

** Neuenbürg, 26. März. Die evangelische Bewegung in Oesterreich hat in den 9 Jahren, seit der RufLos von Rom" in Böhmen, Oester­reich und den Alpenländern der Habsburgischen Monarchie erklungen, rund 42 000 Uebertritte zur evangelischen Kirche zur Folge gehabt. Noch sind die zündenden Worte bei uns unvergessen, in welchen Pfarrer Mahnert aus Marburg in Steiermark am 24. September 1905 die frühere Drangsalierung evangelischer Glaubensgenossen in österreichischen Landen und die jetzt so machtvoll in Fluß gekommene Bewegung für das Evangelium so begeistert und begeisternd zu schildern wußte, und es bleibt unsere Pflicht, die großen Tage, die der Lenker der Ge­schicke uns erleben läßt, nicht ungenützt verstreichen zu lassen. Einst vor bald 300 Jahren hat die Niederreißung der evangelischen Kirche in dem Städt­chen Klostergrab bei Teplitz und die Sperrung der Kirche in Braunau das Signal zum 30jährigen Krieg gegeben! Heute hört man die neuerwachte Predigt des Evangeliums in diesen beiden böhmischen Städten laut und frei, und die herrlicheAuf­erstehungskirche" in Klostergrab sagt es schon mit ihrem bedeutungsvollen Namen, daß Osterluft in Böhmen weht. Salzburg das erzkatholische, traurigen Angedenkens von der rohen, abscheulichen Vertreibung der Salzburger Emigranten her, die im 18. Jahrhundert Haus und Hof verlassen mußten, weil sie das Evangelium dem römischen Zwange vorgezogen hatten zählte im Jahre 1862 bei Gründung der evangelischen Gemeinde 160 Evange­lische, jetzt sind es deren über 1500! Und diese Protestanten in Oesterreich lassen nicht etwa nur Bittrufe ergehen in das evangelische Deutschland herüber, sondern sie legen sich selbst tatkräftig und gebefreudig ins Zeug. Gerade die böhmische Ge­meinde Braunau, die nur 330 Seelen zählt, brachte z. B. im Jahre 1905 an Kirchensteuern, Opfer- und Kollektegeldern den Betrag von 2016 Kronen auf; die Gemeinde Hohenelbe in Böhmen, 385 Seelen stark, leistete 3448 Kronen; Innsbruck, die Hauptstadt vomheiligen" Land Tirol, lieferte von 444 beitragspflichtigen Gemeindegenossen die Summe von 6000 Kronen alsKirchensteuer" ab. Dies sind nur einige Beispiele, von andern zu schweigen. Wahrlich die halbe Million Protestanten, die unter den 25 Millionen Römischer im Habs­burgischen Reiche sich gesammelt haben, kann die altprotestantische Welt im Deutschen Reiche beschämen. Die so lange unter römisches Joch gebundene herr­liche Austria fängt an zu erwachen und ihre Fesseln abzuwerfen, und vom Erzgebirge bis zu dem Ge­stade der blauen Adria hört man die Predigt des Evangeliums mit neuen Zungen verkünden. Glück auf! Heil evangelischer Wahrheit und Freiheit!

DermrschtLs.

Der kriindmuttstiig »nd Karfniti«.

Die Karwoche war von jeher eine eigentümliche und geheimnisvolle Zeit. Nicht nur, daß die bib­lische Ueberlieferung, die uns von den Leiden, dem Tode und der Auferstehung des Heilands erzählt, reich und gleichsam beladen mit Erwartungsvollem war, auch die Natur pflegte um diese Zeit mit einem wahren Rieseneifer an ihrem Knospenschmuck und ihrem Blütengeschmeide zu schaffen. Und alle die Waldgeister, Feldnixen und Luftelfen waren rege an der Arbeit. Es war so die rechte Zeit heute und immer, den ersten Frühling in vollsten Zügen zu genießen. Und daß dem stets so ge­

wesen, dafür ist der beste Beweis, daß schon im Mittelalter gerade in der Karwoche von den Schul­meistern mit Vorliebe Schülerlandpartien veran­staltet wurden, von denen die bekannteste wohl die sogenannte Kreuzfahrt auf die Hallerwiese bei Nürn­berg gewesen ist.

In kulturgeschichtlicher Hinsicht kann man den Gründonnerstag und den Karfreitag als die Kern­tage der stillen Woche ansehen. Diese beiden Tage weisen an Sitten und Gebräuchen so viel des Inte­ressanten auf, daß sie hier keineswegs so ganz spur­los übergangen werden können.

Der stillen Woche Tage streuen aus

Bald Fluch, bald Glück ob jedes Menschenhaus.

Bekannt ist, daß man in katholischen Ländern glaubt, die Kirchenglocken flögen am Gründonnerstag nach Rom und kehrten erst am stillen Samstag wieder zurück. Dieser fromme Glaube rührt daher, weil vom grünen Donnerstag bis zum stillen Samstag die Glocken nicht geläutet zu werden pflegen.

Der Karfreitag findet in ganz Europa seine Be­achtung. Die Franzosen stellen z. B. am Karfreitag kleine Wachskreuze in die Bienenstöcke, die Bienen verirren sich dann sicherlich das ganze Jahr nicht. Auch am Karfreitag gelegten Hühnereiern soll, nach dem Aberglauben der Franzosen, eine gar eigene Kraft inne wohnen: sie faulen niemals, sind gut gegen Krankheit und Gefahr und vermögen ein Feuer zu löschen, das durch Blitzschlag entstanden.

Zahlreiche vom Volksmund geprägte Reime geben von dem Interesse Zeugnis, das den Tagen der stillen Woche zu allen Zeilen entgegengebracht worden ist. Wir zitieren hier nur eine ganz kurze Auswahl. Da heißt es zum Beispiel vom Grün­donnerstag :

Ist der grüne Donnerstag weiß.

So ist der Sommer heiß.

Dieser Tag soll sich also noch in ein möglichst echtes winterliches Gewand hüllen. Im allgemeinen wird das freilich nicht allzu oft eintreffen. Dafür heißt es aber vom stillen Freitag:

Wenn's am Karfreitag regnet.

So ist das ganze Jahr gesegnet.

Dann aber heißt es auch wieder im Gegenteil hierzu:

Am Karfreitag Regen,

Bringt dem Bauern keinen Segen.

Ein anderes Sprüchlein lautet:

Wenn am Karfreitag Regen fällt.

So sich der ganze Mai durch hält.

Und schließlich noch ein letztes:

Karfreitag Sonnenschein,

Bringt reiche Früchte ein.

Die Speisegebote und Verbote des Karfreitags, die in peinlichster Strenge, die wohl an keinem anderen Tage des Jahres gehalten zu werden pflegen, sind bekannt. Schließlich finden auch Ostereier be­reits am Karfreitag ihre Verehrer. Verzehrt man solche an diesem Tage auf den nüchternen Magen, so ist man gegen Krankheiten geschützt. Vom stillen Samstag ist nichts besonderes zu sagen.

Waren (Mecklenburg), 24. Mürz. Hier wurde ein 14 jähriger Knabe konfirmiert, der 184 Zenti­meter groß ist und 162 Pfund wiegt. Der Junge hat alle Aussicht, einmal Flügelmann im 1. Garde­regiment zu Fuß zu werden.

Die bestraften Junggesellen. Der Bürger­meister Bennet von Fort Dooge in Iowa, Vereinigte Staaten, hat ein Radikalmittel ergriffen, um endlich einmal dem Junggesellenleben ein Ziel zu setzen; Bennet hat in seinem Stadlrat einen Antrag ein­gebracht, der für alle Unverehelichten des schönen Städtchens ein drohendes Ultimatum bedeutet. Die Junggesellen und die Jungfrauen stehen plötzlich vor der Alternative zu zahlen, oder zu heiraten. Und man erwartet daher, daß in diesem Frühjahr die Eheschließungen in Fort Dooge kein Ende nehmen werden. Denn Bürgermeister Bennet dringt darauf, daß jeder Heiratsfähige, Unverehelichte be­straft werde, und sein Vorschlag ist vom Stadtrat bereits votiert.Alle Personen im Alter von 25 bis 45 Jahren, die geistig und körperlich normal und trotzdem ledig geblieben sind, werden ausgefor­dert, binnen 60 Tagen in den heiligen Ehebund zu treten, widrigenfalls sie mit einer Geldstrafe von 40 bis 400 Mark belegt werden." So besagt das neue Gesetz, und als es angenommen wurde, ertönte von allen Seiten begeisterte Zustimmung.

Charade.

Auf Erster wird getanzt, das Zweite ist am Baum; Das Ganze schwere Massen such' in des

Schiffes Raum.

Auflösung des Wechsel-Rätsels iu Nr. 48.

Ceuta Deutz.