kurzen Anstrengung. Die Mittel, die nach dem ein­stimmigen Urteil aller Sachverständigen hiezu er­forderlich sind, wenn nicht alle seither errungenen Erfolge aufs neue in Frage gestellt werden sollen, hat die Mehrheit des Reichstags, die sich in der Hauptsache aus' den Mitgliedern des Zentrums und der Sozialdemokratie zusammensetzte, der Neichs- regierung verweigert. Durch die Auflösung des Reichstags und die Anberaumung von Neuwahlen hat der Kaiser, unser oberster Kriegsherr, im Ein­verständnis mit sämtlichen verbündeten Regierungen, von den gewählten Vertretern des Volks an das deutsche Volk selbst appelliert. Am 25. Jan. 1907 werden die deutschen Wähler hierauf die Antwort zu geben haben. Von ihrer politischen Einsicht, von ihrer Vaterlandsliebe wird es abhängen, ob unsere braven Kameraden in Südwestafrika im Stich ge­lassen werden sollen. Um Parteifragen, um konfes­sionelle Angelegenheiten handelt es sich hier nicht. Auch das steht nicht in Frage, ob unser Kolonial­besitz die Opfer an Gut und Blut lohnt und ob die deutsche Kolonialpolitik der letzten Jahre Lob und Tadel verdiente. Ganz anderes und Höheres, das Ansehen des deutschen Vaterlands, die Waffenehre des deutschen Volks steht auf dem Spiel. Wenn der Boden, der mit dem Heldenblut unserer deutschen Kameraden, darunter auch so vieler braver schwä­bischer Landsleute, getränkt ist. nun wieder dem Feinde preisgegeben, wenn aus kläglicher Verzagtheit oder kleinlicher Nörgeleisucht das Feld geräumt wird, bevor der Sieg durchgekämpft und der letzte Feind bezwungen ist, dann setzt sich die deutsche Nation dem Gespött der Welt aus, dann ist das deutsche Ansehen gebrandmarkt und die deutsche Waffenehre geschändet. Wo die Ehre des Vaterlandes auf dem Spiel steht, kann die Entscheidung dem deutschen Krieger und zumal unseren Schwaben, den Mit­gliedern des Württ. Kriegerbundes, nicht schwer fallen. Ein Schwabe war es, der in der Zeit der tiefsten Erniedrigung des Vaterlandes die ernste Mahnung an das deutsche Volk richtete:Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre." Unsere schwäbischen Krieger haben auf den Schlachtfeldern von Villiers und Champigny für die deutsche Waffenehre geblutet. Sie zu wahren ist eine Pflicht der Treue für König und Vaterland, die wir im Fahneneid gelobt haben, die nach der Satzung unseres Württ. Kriegerbundes die vornehmste Aufgabe jedes einzelnen unserer Mitglieder ist. Ka­meraden ! Vor der großen nationalen Pflicht müssen alle politischen Meinungsverschiedenheiten zurücktreten. Des Vaterlandes Ehre steht über der Partei. Darum dürfen nur solche Männer in den Reichstag gewühlt werden, die versprechen, die Ehre des Vaterlandes über die Partei zu stellen.Für Kaiser und Reich, für König und Vaterland!" so laute der Wahlspruch, mit dem unsere schwäbischen Krieger am 25. Jan. an die Wahlurne treten.

Stuttgart, 5. Jan. Heute vormittag wurde hier die Vorschlagswahl für die Vertreter der Landwirtschaft in die Erste Kammer vor­genommen. Im ganzen wurden 152 Stimmen ab­gegeben. Im ersten Wahlgang erhielten die er­den Hühnerflügel oder das Beefsteak, das ich nie j ohne innerlichen Argwohn musterte, ein paar Gläser ! Echtes" war noch das Beste an der ganzen Mahl- i zeit, dabei redete man Politik, wobei auch nichts Erfreuliches herauskam, machte einen Skat und hörte lehr oft dieselben Witze, und seufzend setzte ich mich dann an meinen Schreibtisch zu den Akten, s neben mir eine Flasche Rotwein, über meinem i Haupt eine schlecht brennende Hängelampe und im ! Busen wehmütige Gefühle. !

Ich besuchte im Winter ziemlich viele Gesell- ; schäften, die Frankfurter waren wirklichlieb zu ! mir, sie luden mich häufig ein," und meistens amü- ! sierte ich mich auch ganz gut, hatte angenehme weib- ! liche Tischnachbarschaft und plauderte ganz ver- § gnüglich mit derselben. Aber, weiß der Himmel, z ein so recht gemütlicher Familienverkehr, nach dem ! ich nun gerade Verlangen trug, wollte sich nicht ! finden. Unsere gesellige Formen sind so verteufelt > zugespitzt, kaum macht man in einem Hause Besuch > und zeigt die Absicht, in nähere Beziehungen zu der ; Familie zu treten, sofort sind drei Dutzend Basen ; bei der Hand, die es im Vertrauen ihren intimsten ' Freundinnen unterbreiten, man habe Absichten auf ! die Tochter des Hauses. Eine reizende Situation! ; Natürlich, wenn die drei Dutzend Basen nicht gleich das Richtige getroffen haben, zieht man sich sacht zurück, die Tochter des Hauses wird bei zufälligen Begegnungen verlegen, die eigene Unbefangenheit gerät ins Wanken, und damit ist die Sache, die man harmlos genug begann, zu einem unerquicklichen

forderliche absolute Stimmenmehrheit Oekonomierat Mayer-Heilbronn (125), Gutspüchter Schmid- Platzhof (113), Oekonomierat Ruoff-Niederreutin bei Herrenberg (108). Für die Wahl des vierten Vorzuschlagenden war ein zweiter Wahlgang erfor­derlich, wobei Oekonomierat Länderer-Göppingen mit 84 Stimmen gewählt wurde.

Zu den von der Deutschen Partei ein­geleiteten Verhandlungen mit dem Bauernbund und der Volkspartei bemerkt derBeobachter", daß eine Verständigung durch das Land an der Verschiedenheit der politischen Auffassung scheitern mußte; dagegen sei angesichts des besonderen Auf­lösungsgrundes, bezüglich dessen die Fraktion der Deutschen Partei und die Volkspartei im Reichstag eine gleiche Stellung eingenommen hatten, eine partielle Einschränkung des Wahlkampfes erzielt worden im wesentlichen auf der Basis der Wahrung des Besitzstandes in den bisher von den Parteien innegehabten Bezirken nur mit der Einschränkung, daß die Deutsche Partei im 7. Wahl­kreis Calw eine Parole nicht ausgeben, dagegen sich einer eigenen Kandidatur enthalten wolle und im Wahlkreis Geislingen sich eine Sonder­kandidatur Vorbehalten habe. Ferner habe die Volks­partei im Wahlkreis Eßlingen, wo Professor Quidde-München und Dr. Bauer-Ostheim eine ihnen angetragene Kandidatur abgelehnt hatten, und die Volkspartei ohne Kandidaten und ohne Aussicht auf Erfolg war, die Unterstützung eines linksnational­liberalen Kandidaten zugesagt. In Göppingen werde die Deutsche Partei die Volkspartei unter­stützen, für alle übrigen Bezirke sei keine Verein­barung in Kraft.

Stuttgart, 31. Dezbr. Von der Leitung der hiesigen Deutschen Partei wird derSchw. Merk." um Aufnahme nachfolgender Zeilen ersucht:Der Beobachter schreibt am 29. Dezember, der Landtags­abgeordnete Kloß-Stuttgart habe laut stenographi­schem Bericht in einer Neuenbürger Landtags­wahlversammlung ausgesagt, daß er persönlich von einem Führer der Deutschen Partei in Stuttgart einen Brief erhalten habe mit der Anfrage, ob es nicht möglich wäre, ein Bündnis mit der Sozial­demokratie einzugehen. Dieserstenographische" Be­richt kann nun der Wahrheit nicht entsprechen. Es ist keinem Führer oder sonst einem Mitglied der Deutschen Partei eingefallen, der Sozialdemokratie ein Bündnis anzubieten. Die Aeußerung des Abg. Kloß kann sich höchstens darauf beziehen, daß von dem Vorsitzenden der Stuttgarter Bürgervereine bei dem Abg. Kloß angefragt wurde, wie sich die So­zialdemokratie für die Stuttgarter Bürgerausschuß­wahlen zu einem freiwilligen Proporz stellen würde. Dieselbe Frage ist bekanntlich von der Deutschen Partei offiziell an die Volkspartei gerichtet worden.

(Eingesandt.) Zu den Landtagswahlen wird demSchw. Merk." aus Lehrerkreisen geschrieben: Im Lehrerheim 51 gibt eine Stimme ihrer Freude darüber Ausdruck, daß die Volkspartei sich bereit erklärt habe, den Stuttgarter Mittelschullehrer L. auf dem Proporzzettel des Neckar- und Jagstkreises unter­zubringen, und knüpft daran die Mahnung an jeden

Abschluß gekommen. Ich kann durchaus nicht be- . haupten, daß man auf mich Jagd gemacht habe, ! dazu bin ich nicht eitel, auch nicht reich genug. ! Immerhin aber kann ich mich, ohne Ruhm zu melden, einen leidlich gut aussehenden Menschen von gesicherter Stellung und einigem Vermögen, eine annehmbare Partie" nennen, und daß die Mütter mir dies zuweilen schon recht deutlich und die Töchter durch die Blume" zu verstehen gaben, will und kann ich nicht leugnen.

Oft sagte ich mir:Heiraten möchtest Du, das steht fest, also besinn' Dich nicht lange, greif zu!" Aber ehen, ohne Besinnen ging es nie ab, es war also das Richtige nicht, und je älter, desto bedenk­licher wurde ich auch. Nicht daß ich so ungeheure Ansprüche an meine Zukünftige erhoben hätte! Aber so etwas wie ein Ideal trug ich in meiner Seele, ! etwa ein Ebenbild von Frau Hedwig Althaus, nein, j doch etwas anderes, aber so ungefähr in den Grund- ; Zügen! Sollte denn das durchaus nicht zu finden ! sein? Nein, es war nicht zu finden, wenigstens ! nicht in Frankfurt an der Oder, und immer mehr kam ich dahinter, wie glücklich und beneidenswert mein Freund Althaus im Vergleich zu mir war!

Daß mich derLiebe heil'ger Götterstrahl" blitz­ähnlich treffen würde, daran dachte ich nie; meine Naturanlage, mein ganzes Temperament, mein Alter (ich war über die Mitte der Dreißiger hin- ! weg) schloß das aus. Nein, es mußte eine ruhige, ; wohlüberlegt: Herzens-, aber auch Verstandesneigung ! sein, alles sollte zu einander stimmen und passen, '

Lehrer, welcher Richtung er auch sonst angehört, am Wahltag diesem Kandidaten nicht nur 3 Stimmen zu geben, sondern diesmal auch dem Proporzzettel der Volkspartei seine sämtlichen 9 Stimmen zuzu­führen, und diktiert schließlich: Jeder Lehrer muß auch allem aufbieten, um seine Verwandten und Bekannten zur Abgabe des volksparteilichen Proporz­zettels zu gewinnen. Welch eine Zumutung! Glaubt denn der halbanonyme Hr. I. F. in Stuttgart, die Lehrer als urteilslose Jungen bevormunden zu dürfen? Diese niedere Einschätzung ihrer politischen Selbständigkeit und Anschauungsweise müssen sich diejenigen Lehrer und deren sind es mehr als Tausend ernstlich verbitten, die nicht zu blinden Nachläufern sich herabwürdigen wollen. Die Ein­sender dieses sind nun aber weit davon entfernt, dem württ. Lehrerstand das Recht der Vertretung seiner Standesinteressen bestreiten zu wollen im Gegenteil. ^ Sie können aber nicht zugeben, daß die unzeitgemäße Agitation für dieSimultanschule" in den Vordergrund gestellt wird, die ja überhaupt nur für einen Bruchteil von Gemeinden praktische Vorteile bieten könnte; es gibt wichtigere Fragen, vor allem die Aufsichtsfrage und die der Pensions­berechtigung der Wohnungsnutzung, die dje Priorität beanspruchen. Auch halten wir es für eine Un­klugheit, wenn die württemb. Lehrerschaft sich einer einzigen Partei init Haut und Haar verschreibt. Für die Interessen der Schulen und Lehrer müssen alle bürgerlichen Parteien gewonnen werden, wenn etwas Ersprießliches erreicht werden soll; eine ein­seitige Vertretung kann die berechtigten Bestrebungen nur schädigen. Darum dürfen die Kollegen im ganzen Land, besonders aber im Neckar- und Jagst- kreis, es sich wohl überlegen, für wen sie agitieren und wem sie ihre Stimme geben wollen. Gerade der Lehrer soll sich nicht auf einen einseitigen Jnteressenstandpunkt stellen, sondern muß in vorbild­licher Weise die Interessen der Allgemeinheit im Auge behalten. Nehme daher jeder Lehrer am 9. Januar den Stimmzettel, den er im Blick auf die Allgemeinheit und das Wohl des Vaterlandes als deutscher Mann mit gutem politischem Gewissen in die Urne legen kann!"

Stuttgart, 3. Januar. In ihrer Neujahrs­betrachtung gibt die in Stuttgart erscheinendeSüd- und Mitteldeutsche Fleischerzeitung" der Ansicht Ausdruck, daß die Höhe der Viehpreise, wie sie im letzten Jahr erreicht wurde, im neuen Jahr aller Voraussicht nach nicht mehr zu konstatieren sein werde. Speziell die Schweinepreise werden sicher eine annehmbare Höhe nicht mehr überschreiten, wie sich jetzt schon aus einzelnen Resultaten der Vieh­zählung in Preußen, bei der durchweg eine ganz erhebliche Vermehrung des Schweinebestandes zu konstatieren sei, ergebe.

Wurmlingen OA. Tuttlingen, 4. Jan. Ein hiesiger Bauer verkaufte einen Acker im Werte von ca. 300 in der Weise, daß ihm der Käufer auf diesem Acker 6000 Ameisen fangen und für jedes Stück 5 Z bezahlen muß. Die kleinen Krabbler müssen alle lebend und unversehrt beige­bracht werden.

harmonisch abgetönt, doch es fand sich nichts! In ganz sentimentaler Stimmung, die durch einen un­genießbaren Hammelbraten im Restaurant, ein plötz­lich entlaufenes Bedienungsmädchen, trostlose häus­liche Zustände eben recht verstärkt war, schrieb ich an meinen braven Hermann eine rührende Elegie und erhielt umgehend einen herzlichen Brief seiner liebenswürdigen Frau, in welchem sie mir Trost zusprach, mich zum Dezember dringend zu sich ein­lud, es ohne weiteres übernahm, mir, falls ich fünf bis sechs Wochen bei ihnen bliebe, eine Frau zu verschaffen.

(Fortsetzung folgt.)

Kapsel-Rätsel.

Odessa, Lebertran, Ehrensache, Mainz, Herzblut, Ausgehtag, Ehrenbreitenstein, Aumale, Vormund, Veronica, Nachtwächter, Neuwied, Nachtschwärmer.

Nimmt man aus jedem der obigen Wörter drei aufeinander folgende Buchstaben, so ergeben die­selben im Zusammenhang gelesen ein wohlbekanntes Zitat von Schiller.

Dreisilbige Charade.

Nicht jede 3 hat 1 und 2,

So glücklich sie auch wär' dabei;

Auch hab'n nicht jede 1 und 2 Für sich noch 'ne besondre 3

Doch mein' ich, daß das beste sei:

Eignen 1, 2 eine 1, 2, 3!