NichtWne durch Mißerfolge verärgerte Parteileit

die Wähler im^Zezirk

haben am 18. Dezember zu entscheiden, ob der Bezirk Neuenbürg im Landtag durch einen

voLksparteiLicH--liberalen

oder durch einen

sozialdemokratischen

Abgeordneten vertreten werden soll ; irgend rin anderer Kandidat komm! llllht m Ketkllcht.

Jeder Gegner der Sozialdemokratie muß daher «m i8 Dezember

seine Stimme fir

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ubgeben.

Jeder andere Stimmzettel auch Nr. Kehm fördert die Wahl des Sozialdemokraten.

Mehrere Wähler.

Eingesandt.

Neuenbürg, 14. Dezember 1906.

Der Bezirk Neuenbürg hat am 5. Dezember sein unanfechtbares Urteil gesprochen. Die Deutsche Partei vermochte nur 962 Stimmen aufzutreiben, ein vernichtendes Urteil für die Führer der Partei und die Politik derselben. Das Resultat ist ja bekannt. Die Deutsche Partei kann nicht mehr für das Mandat ernstlich in Betracht kommen. Nun stellen aber trotzdem die Führer der Deutschen Partei in Neuenbürg ihren Kandidaten nochmals auf, obwohl ihnen die Folgen bekannt sind, daß damit der Sozialdemokratie das Mandat gesichert ist. Die Führer der Deutschen Partei besorgen hiemit wissentlich und ab­sichtlich die Geschäfte der Sozialdemokratie. Das ist eine ärmliche und klein­liche Politik der persönlichen Verärgerung. Das ganze Verhalten der hiesigen Führer der Partei und ihr Flugblatt und vor allem der Artikel imEnztäler", mit dem das Flugblatt erschien, hat lediglich in dem tief verletzten Ehrgeiz speziell der hiesigen Parteileitung ihre Wurzeln, welche ihren kläglichen Mißerfolg nicht verschmerzen kann und sich nun darin eine Genugtuung zu verschaffen sucht, daß sie den Kandidaten der Volkspartei um jeden Preis zu Fall bringen will, in ihrer blinden Wut nicht daran denkend, daß sie mit ihrem Vorgehen alle Grund­lagen für die Zukunft zu zerstören droht.

Auf ein späteres Zusammengehen der beiden bürgerlichen Parteien scheinen diese Herrn gar nicht mehr zu rechnen; ebensowenig dürfen aber diese Herrn darauf sich Hoffnungen machen, den Bezirk wieder zu erobern. Wenn nochmals Gelegenheit war, den Bezirk für die bürgerlichen Parteien zu halten, so war es diesmal der Fall. Diese Herren scheinen vergessen zu haben, daß die Volks­partei vor 11 Jahren Hrn. Commerell unterstützten und daß vor 6 Jahren Hr. Weiß nur durch volksparteiliche Stimmen durch die Stichwahl kam. Wenn aber diesmal diese Herrn einen sozialdemokratischen Abgeordneten wollen, so sollen sie ihn haben, wenn es ihnen gelingt. Es wird gewiß den beiden Welt­bädern Wildbad und Herrenalb nicht zur Empfehlung gereichen. Aber da wird es heißen:Die ich rief, die Geister, werd ich nimmer los."

Daß die Volkspartei nach dem Ergebnis der Reichstagswahl und nach dem Ergebnis der letzten Wahl einen Kandidaten aufstellen mußte, ist selbst­verständlich, besonders da die Deutsche Partei unter der Führung der bekannten Herren vollständig abgewirtschaftet hat; denn die 900 Stimmen sind mehr bauernbündlerisch und gehörten vor 3 Jahren Schrempf. Glücklicherweise sind nicht alle Mitglieder der Deutschen Partei so verbissen wie diese Herrn, daß sie lieber die Sozialdemokratie unterstützen, die sie doch alsTodfeindin" titu­lieren. Die Führer der Partei in Wildbad sind durchaus nicht alle darnit ein­verstanden; auch hier sind viele konservative und dentschparteiliche Stimmen laut geworden, die den Beschluß bedauern. Darunter sind auch solche, die der Ver­sammlung anwohnten, aber bei dem von den Herrn ausgeübten Parteiterroris­mus sich nicht äußern wollten.

Wir wenden uns nun an die bessere Einsicht der unabhängigen bürger­lichen Wähler, daß sie sich in ihrem Verhalten nicht von dem blinden Haß einzelner Herrn beeinflussen lassen. Wir haben diese Zuversicht zu dem ge­sunden, vernünftigen Urteil des größten Teils der deutschparteilichen Wähler und fordern alle diejenigen, die den Bezirk nicht durch einen Sozialdemokraten vertreten lassen wollen, auf, für den Kandidaten der Volkspartei zu stimmen.

Neuenbürg, 14. Dez. (Eingesandt.) Als vor einigen Jahren in Wildbad und Neuenbürgliberale Vereine" gegründet wurden, traten viele Mitglieder denselben deshalb bei, weil die Parteiführer damals die Parole aus- gaben, die Vereine bezwecken eine Sammlung aller liberalen Kräfte gegen die im Bezirk immer stärker werdende Sozialdemokratie. Eine Ironie des Schick­sals ist es daher, daß dieselben Parteigrößen in ihrem blinden Haß gegen die Volkspartei, weil diese im jetzigen Wahlkampf mehr Anziehungskraft beim Volk besitzt als die Deutsche Partei, nun sich alle erdenkliche Mühe geben, den Sozial­demokraten ins Parlament zu bringen. Heute sagte mir ein Herr aus Wildbad, daß er und mit ihm wahrscheinlich noch viele andere Mitglieder, denn die Wild­bader seien gar nicht dafür, daß ein Sozi den Bezirk Neuenbürg vertrete, dem Vereine den Rücken kehren werde, wenn die Parteileitung in Neuenbürg, die auch hier geringe Sympathie besitzt, ihre Taktik nicht ändere.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.