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Neuenbürg, Freitag den 16. November 1906
64. Jahrgang.
S^unSschau»
Der Kaiser ist gestern vormittag in Donau- eschingen eingetroffen und vom Fürsten zu Fürstenberg empfangen worden, während die Kaiserin gestern die Prinzessin Feodora in der Villa Hoch- felden bei Achern besuchte und abends nach Baden- Baden reiste.
Der Kaiser weilt gegenwärtig zur Jagd in Donaueschingen. Das freundschaftliche Verhältnis zwischen ihm und dem Fürsten zu Fürstenberg zeigt sich seit ein paar Jahren durch den jährlichen zweimaligen Besuch als Jagdgast, während welcher Tage sich der Kaiser stets als eifriger Waidmann in den fürstlichen Gebieten der Baar und des Schwarzwaldes recht wohl fühlt.
Donaueschingen, 14. Nov. Der Kaiser hatte heute Jagdglück. Er schoß bei Wolterdingen 13 Füchse und einen Hasen. Das Wetter ist äußerst günstig.
München, 14. November. Bürgermeister Dr. v. Borscht sprach heute in der Magistratssitzung eingehend über die beiden Kaisertage und machte auch Mitteilung über einige Aeußerungen, die der Kaiser im Laufe mehrerer Gespräche ihm gegenüber getan hatte. Der Kaiser erkundigte sich u. a. nach den Lebensnüttelpreisen und nahm die Mitteilung des Bürgermeisters, daß die Fleischpreise auch in München stark gestiegen seien, mit Ernst entgegen. Weiter gab der Kaiser in geradezu begeisterten Worten seiner Freude darüber Ausdruck, daß er von der Münchener Bürgerschaft und der gesamten Bevölkerung so überaus herzlich begrüßt worden sei; besonders freute er sich über den hervorragenden künstlerischen Schmuck der Feststraßen.
Der verabschiedete Minister von Podbielski steht im 63. Lebensjahr. Er ist 1844 geboren als Sohn des Generals der Kavallerie v. Podbielski, der im französischen Krieg Generalquartiermeister war. Er hat selbst auch die Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 mitgemacht, letzteren als Generalstabsoffizier beim Generalkommando des 10. Armeekorps. 1891 nahm er als Generalmajor seinen Abschied, um sich der Bewirtschaftung seiner Güter zu widmen. 1893 in den Reichstag gewählt, wurde er im Juli 1897 zum Staatssekretär des Reichspostamts ernannt. Im Mai 1901 wurde Hrn. von Podbielski das preußische Landwirtschaftsministerium übertragen.
Der jüngste preußische Gardeleutnant ist der fünfte Sohn des Kaiserpaares, der sein Offiziersexamen mit der Note „vorzüglich" bestanden hat. Er wurde der 6. Kompagnie des 1. Garderegiments in Potsdam zur Ausbildung der Rekruten zugeteilt.
Primkenau, 14. Nov. Der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin sind zu mehrtägigem Besuch beim Herzog und der Herzogin Ernst Günther von Schleswig-Holstein aus Schloß Primkenau eingetroffen.
Das Königreich der Niederlande fühlt das Bedürfnis einer diplomatischen Vertretung in Marokko. Zu diesem Zwecke hat die Regierung in der zweiten holländischen Kammer eine Nachtragsforderung eingebracht, da sie eine diplomatische Vertretung Hollands in Marokko nach der Konferenz von Algeciras für notwendig hält. Sie schlägt dazu die Ernennung eines Ministerresidenten vor, der zugleich die Geschäfte eines Generalkonsuls für Tanger zu versehen hätte. Gleichzeitig beantragt die Regierung die Ratifikation der Algecirasakte.
Schweden plant eine Erhöhung seiner Land- und Seestreitkräste. Es ist die Bildung von 24 Infanterie-Bataillonen, sowie der Bau von vier erstklassigen und vier zweitklassigen Schlachtschiffen und 12 Unterseebooten beabsichtigt. Die Rüstungen sollen jedoch lediglich den Zweck haben, die Neutralität Schwedens zu sichern.
Württemberg.
Stuttgart, 14. Nov. Mit dem nach längerem Leiden im Alter von 81 Jahren verstorbenen Generalleutnant z. D. v. L i n ck, ist einer der bekanntesten und populärsten württembergischen Offiziere, die sich im deutsch-französischen Kriege besonders hervorgetan haben, dahingegangen. Geboren als Sohn des Majors Linck im Ehreninvalidenkorps in Ludwigsburg, begann er seine militärische Karriere in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts beim 2. und 3. württembergischen Jägerbataillon. Von 1862—66 war er Gouverneur des Prinzen Wilhelm, jetzigen Königs, der ihm stets eine dankbare Gesinnung bewahrt hat und der seinem alten Lehrer noch vor wenigen Tagen einen Besuch abstattete. Am Feldzug von 1866 nahm v. Linck mit dem Prinzen im Hauptquartier der württ. Felddivision teil, den Feldzug von 1870 machte er als Oberstleutnant und Kommandeur des 3. Jägerbataillons mit. Hier zeichnete er sich besonders bei Frösch- weiler aus, wo ihm das Pferd unter dem Leibe erschossen und er selbst am rechten Vorderarm schwer verwundet ivurde. Nach seiner Wiederherstellung kehrte er zu seinem Bataillon zurück, das unter- feinem Kommando am 30. November am Mont Mesly vor Paris einen Angriff der Franzosen erfolgreich zurückschlug. Linck selbst erlitt dabei einen Streifschuß am linken Oberarm, verblieb aber trotz heftiger Schmerzen beim Bataillon, mit dem er am 2. Dezember abends Villiers besetzte, wobei er einen weiteren Angriff der Franzosen abwies. Nach dem Kriege wurde er Kommandeur des 5. Infanterieregiments in Ulm, mit welchem infolge der Neuorganisation das 3. Jägerbataillon vereinigt worden war. 1879 wurde er zum Kommandeur der 51. Jnsanteriebrigade in Stuttgart befördert und 1885 nach einer 42jährigen aktiven Dienstzeit zur Disposition gestellt. Während des deutsch-französischen Krieges wurde ihm das eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse verliehen und anläßlich der 25jähr. Wiederkehr der Kämpfe vor Paris zeichnete ihn der König durch die Verleihung des Großkreuzes des Militärverdienstordens aus. Die Leiche wurde nach Ulm zur Einäscherung überführt. — Mit dem General v. Linck ist der letzte Inhaber des Großkreuzes des württ. Militärverdienstordens aus dem Leben geschieden. Die anderen beiden Inhaber waren die Generale v. Wölckern und v. Marchtaler. Auch von fürstlichen Personen, die diese höchste militärische Auszeichnung, die Württemberg zu vergeben hat, innehatten, lebt keiner mehr. Die letztverstorbenen fürstlichen Inhaber waren die Könige Albert und Georg von Sachsen und der Großfürst Michael Nikolajewitsch. Mit dem Großkreuz des Militär- ordens ist bekanntlich eine Präbende von 2000 Gulden oder 3428 ^ verbunden.
Stuttgart. Das patriotische Unternehmen der Firma E. Breuninger zum „Großfürsten" zu Gunsten der Veteranensammlung „König Wilbelm- Trost (von der Gesamteinnahme des 13. November werden 5 Prozent an die Veteranensammlung abgeliefert) erscheint sehr geeignet, auch bei anderen Sammelstellen der Stadt, deren es über 200 gibt, in irgend welcher Weise Nachahmung zu finden, zumal ein ziemlich großer Teil dieser vielen Sammelstellen für diesen wirklich sehr dringenden Zweck gegenüber dem Lande noch sehr im Rückstände ist. Zur Kennzeichnung der Sammelstellen empfiehlt sich auch, wie kürzlich erbeten, das Wiederaushängen der Plakate. Auch die zahllosen Vereine der Stadt sollten bei ihren Zusammenkünften sammeln und an eine der Sammelstellen oder an die Hauptsammelstelle abliefern. Alle Kreise, die ein Gedenken und Empfinden für Deutschlands große Zeit 1870/71 haben, erwarten mit Recht auch von der jüngeren Generation, welche die Früchte dieser Zeit genießt, ein Scherflein für unsere Veteranen. (S. M.)
Böblingen, 15. Novbr. Bei der gestrigen Ortsvorsteherwahl haben von 766 Wahlberechtigten 718 abgestimmt, also 93°/o. Es haben erhalten Waldkassier und Stiftungspfleger Dingler 385, Ratschreiber Carl-Stuttgart 330 und Amtsgerichtssekretär Krehl-Besigheim 2 Stimmen. Der Wahlkampf war ein äußerst heftiger. In letzter Stunde wurden noch mehrere Gebrechliche ins Wahllokal getragen.
Aalen, l4. Nov. Das 1 Kilometer unterhalb der Stadt gelegene Sägwerk von Karl Simon brannte heute vormittag vollständig ab. Das modern eingerichtete Werk hatte Wasser- und Dampfkraft und war mit einer elektrischen Anlage ausgestattet. Ueber die Ursache des Feuers ist man im unklaren. Der Schaden an Gebäuden, Maschinen und gesägten Waren ist bedeutend.
Nürtingen, 14. Nov. Ein Italiener, Vorarbeiter der Ziegelei, hat auf dem Weg ins Geschäft seine Brieftasche mit 1400 in Reichsbanknoten verloren. Er entdeckte den Verlust bald, konnte aber bis jetzt keine Spur seiner Brieftasche finden.
Im Schwefelbad Sebastiansweiler bei Tübingen wurden in letzter Zeit durch den Besitzer Haldenwang in allernächster Nähe des Bades zwei weitere sehr ergiebige Schwefelquellen entdeckt. Es dürfte dies für das sich immer mehr hebende Bad von großer Bedeutung sein.
Freudenstadt, 10. Nov. Unser Kurort soll nun eine Art Pferdebahn bekommen und zwar in Form eines größeren Hotel-Omnibus und im Winter eines Omnibus-Schlittens, welcher durch einen Petroleumofen geheizt und beleuchtet werden soll. Es sind mehrere Haltestellen in Aussicht genommen. Der Fahrpreis konnte, dank dem Entgegenkommen der bürgerlichen Kollegien auf 10 festgesetzt werden. Unternehmer dieser Pferdebahn ist Lieb zum Rößle hier.
Bempflingen, 11. Nov. Gestern wurde hier ein schweres Eisenbahnunglück mit knapper Not abgewendet. Ein Güterzug sollte ausgewechselt, d. h. vom Hauptgleis in ein Nebengleis gestellt werden, um dem nachfolgenden Schnellzug freie Durchfahrt geben zu können. Der Güterzug hatte schon angezogen, riß aber in der Mitte ab und es blieb infolgedessen eine größere Anzahl von Wagen auf dem Gleis stehen. Auf der Station konnte man das nicht sehen und gab dem Schnellzug das Signal zur Durchfahrt frei. Glücklicherweise erkannte der Wagenwärter des Güterzugs, der in dem abgerissenen Zugsteil seinen Standpunkt hatte, die Gefahr, eilte dem Schnellzug entgegen und brachte ihn noch rechtzeitig zum Stehen. Es wäre sonst, wenn der in voller Fahrt befindliche, gutbesetzte Schnellzug auf die im Gleis stehenden Güterwagen aufgefahren wäre, ein schweres Unglück unvermeidlich gewesen.
Kösin gen OA. Neresheim, 14. Novbr. Ein Farren, der am 12. September dem Schmiedmeister Wengen entlaufen ist, wurde heute, nach zweimonatlichem Umherstreifen in Feld und Flur, wieder in seinen Stall zurückverbracht. Der sonderbare Ausreißer zeigte sich nachts an verschiedenen Orten, wo er vor den Stallthüren stehend gesehen wurde; beim Erscheinen von Personen nahm er aber sofort wieder Reißaus. Auf feiner Irrfahrt wurde der Farren auch, wie es sein Eigentümer erlaubt hatte, angeschossen, doch scheint er wenig Schaden genommen zu haben. Dieser Tage kam er wiederum vor einen Stall in Weilmerkingen und spazierte dort hinein, so daß er jetzt seinem Besitzer zurückgegeben werden konnte. Das Tier ist während seines Umherstreifens bedeutend abgemagert.
Vom Hegau, 13. Novbr. Das vor einigen Jahren in Engen im Hegau gegründete Getreidelagerhaus erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Reingewinn von 1225 -F. Der Barumsatz betrug gegen 400 000 Mitgliederstand 566.