Versicherung Anspruch auf ein kostenloses Berufungs­und Revisionsverfahren vor dem Schiedsgericht be­ziehungsweise dem Reichsversicherungsamt. Eine besondere Bedeutung für die gesamte Volksgesund­heitspflege hat die Invalidenversicherung durch die ausgedehnte Heilfürsorgebestrebung vor allem gegen­über den weitverbreiteten Volksseuchen erhalten, so­wie in den von ihr ausgehenden Bestrebungen zur Verbesserung der Wohnungsverhültnisse und der Krankenpflege.

Insgesamt sind in den Jahren 1883 bis 1903 rund 4 Milliarden Mark Entschädigungen an etwa 60 Millionen Personen gezahlt worden und zwar für die Krankenversicherung 2233, für die Unfall­versicherung 931 und für die Invalidenversicherung 854 Millionen Mark. Von diesen Summen haben die Arbeiter nur den kleineren Teil aufgebracht und bereits 1 '/- Milliarden Mark mehr an Entschädig­ung empfangen, als an Beiträgen gezahlt. Täglich werden für die Arbeiterfürsorge in Deutschland 1'/« Millionen Mark aufgebracht, l'/s Milliarden be­tragen die angesammelten Vermögensbestände, und von diesen sind bis zum Jahre 1903 fast 400 Millionen Mark für den Bau von Arbeiterwohn­ungen, Krankenhäusern, Volksheilanstalten usw. auf­gewendet worden.

Durch diese Arbeitergesetzgebung steht Deutsch­land an erster Stelle auf dem Gebiete der Arbeiter­fürsorge, und niemand kann feinen leitenden Männern und ebensowenig der Mehrheit des Reichstages und dem Bundesrat den Vorwurf machen, daß sie die Aufgaben der Zeit gegenüber den Arbeitern nicht verstanden haben. Die Aufopferung und Selbst­verleugnung, die sie dabei bewiesen haben, ist um so größer, als sie nur von einem kleinen Teil der­jenigen, dem ihre Segnungen zugute kornmen. Dank geerntet haben, und die sich als Arbeiterpartei auf­spielende Sozialdemokratie noch heutigen Tages, angesichts dieser gewaltigen und unanfechtbaren Ziffern von dembißchen Arbeiterversicherung" redet. Aber um Dank zu ernten, haben weder Kaiser- Wilhelm I. noch sein großer Kanzler, Fürst Bis­marck, das Werk unternommen, noch ist es später weiter geführt worden, sondern um, wie es in der vor 25 Jahren erlassenen Botschaft Kaiser Wil­helms I. heißt, den Aufgaben eines Gemeinwesens gerecht zu werden,welches auf den sittlichen Fundamenten des christlichen Volkslebens steht."

Slus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Birkenfeld. Die Goldarbeiter Ernst und Albert Fix, Vater und Sohn, haben am 8. August ds. Js. die ledige Marie Müller, Tochter eines Mithausbewohners, nach vorausgegangenem Wort­streit durch Faustschläge auf den Kopf und Fußtritte auf den Unterleib schwer mißhandelt, so daß die Müller mehrere Tage krank war. Sie erhielten vom Schöffengericht Neuenbürg 25 und 5 ^ Geld- strafe. Die Strafkammer erhöhte in der Berufungs- klage die Strafe auf 40 und 20

^ -X- Enzklösterle, 14. Nov. Beim Gasthaus

zum Lamm in Gompelscheuer habe er sein riesiges Vermögen vergraben, schreibt der berühmte Haupt­mann von Madrid an den Lammwirt. Er selber sitze im Gefängnis das wäre das Richtigste aber seine, jedenfalls reizende Fräulein Tochter sei frei. Reflektanten auf das Geld samt der Tochter haben nur die Reisespesen von Madrid bis Gompel­scheuer für die Donna und ihren Diener, natürlich I. Güte, zu bezahlen und ein sorglichst entworfenes Telegramm in einer fremden größeren Stadt aufzu­geben, dann haben sie ihr Geld gesehen. Lamm- wirt Kallfaß verzichtet bereitwillig aufseinen ersten Anspruch. Drum, auf ihr Schatzgräber, auf nach Madrid oder nach Gompelscheuer, daß die Schütze nicht rosten I

^ Neuweiler, 12. Novbr. (Glück im Unglück.)

' Am letzten Samstag morgens früh stürzte Samuel Klink, Maurer hier, anläßlich einer Maurerarbeit in einen Brunnenschacht von 70 Fuß Tiefe. Wer da glaubte, der Unglückliche liege nun da unten mit zerschmetterten Gliedern, der hatte sich getäuscht. Der Hinabgestürzte lebte noch und hatte sogar die Kraft, sich die ihm hinabgelassene Feuerwehrgurte selbst umzuschnallen. An das Tageslicht befördert, gab er an, etwas Genickschmerzen zu verspüren, auch hat er einige Contusionen am Kopf erlitten; es ist aber zu hoffen, daß der Sturz keine schlim­meren Folgen hat. (C. W.) .

Pforzheim, 13. Nov. Zwischen dem früheren Bürgermeister unserer Stadt, Holzwart, und der Stadtgemeinde Pforzheim ist es zu einem Prozesse gekommen, weil Holzwart 3750 Pension verlangt, während der Stadtrat der Auffassung ist, daß er nach seinem früheren Betrage nur 1875 ^ zu be­

anspruchen habe. Ende November findet in dieser Klagesache Termin vor dem Landgericht Karls­ruhe statt.

Pforzheim, 14. Nov. Am 26. September abends 11 Uhr wurde der 68 Jahre alte Taglöhner Vinzenz Enghofer, dessen 20 Jahre alter Sohn Friedrich und 7 Jahre alter Sohn Josef unter Vergiftungserscheinungen in ihrer Wohnung aufgefunden. Friedrich Enghofer erholte sich bald wieder, während der kleine Josef starb und der Vater ins Krankenhaus ausgenommen werden mußte; auch dieser erholte sich inzwischen und wurde unter dem Verdacht des Giftmords in Untersuchungshaft genommen, später aber wieder auf freien Fuß ge­setzt, da man annahm, daß die Vergiftung infolge Unreinlichkeit der zum Essen gebrauchten Gefäße hervorgerufen worden sei. Seit letzten Sonntag wurde nun der alte Enghofer und sein 20 jähriger Sohn vermißt. Man schöpfte Verdacht und benach­richtigte die Polizei, welche gestern abend die Wohn­ung des Enghofer gewaltsam öffnete. Beim Betreten derselben fand man Vater und Sohn tot am Boden liegen. Die sonstigen Anzeichen deuten darauf hin, daß beide an Vergiftung gestorben sind. Die Polizei setzt ihre Erhebungen fort. (S. M.)

Pforzheim, 15. Nov. Heute früh um ^7 Uhr wurde die Ehefrau des Goldarbeiters Gustav Ochs (östlichen Karl-Friedrichstraße) von ihrem Ehemann auf der Lindenstraße in den Rücken gestochen. Der Täter ist der 36jührige Gold­arbeiter Gustav Ad. Ochs von hier, von dem sich die Frau Elise geb. Kraft, 33 Jahre alt und ge­bürtig von Enzberg nach wiederholten ehelichen Zer­würfnissen am 28. Oktober getrennt hat, um zu ihren Eltern nach Enzberg zurückzugehen, wo sich auch das neunjährige Söhnchen der Eheleute in Pflege befindet. Der Mann versuchte seine Frau sofort damals zur Rückkehr zu bewegen, obgleich er sich bitter über sie und ihr Verhalten gegen ihn und, wenn man ihm Glauben schenken darf, mit Recht beschwerte. Da die Frau hier, Rohrstraße 8 , ins Geschäft ging, suchte sie der Mann heute früh noch einmal auf, um sie zur Wiederaufnahme des früheren Zusammenlebens zu veranlassen. Sie habe aber seinen Worten kein Gehör geschenkt und sei vom Geschäft, vor dessen Eingang sie gestanden, nach der Lindenstraße zugelaufen, darüber erregt, habe er ihr sein Messer, das er sonst nicht bei sich trage, in die Seite gestoßen, worauf die Frau so­fort umsank. Sie wurde hierauf mit dem Sanitäts­wagen ins Krankenhaus verbracht, wo sie bald da­rauf mit kolossalem Blutverlust verstarb. Ochs, der alsbald von der Polizei gesucht wurde, hat sich darauf im Amtsgefängnis freiwillig gestellt.

Calw, 14. Novbr. (Viehmarkt.) Die Zufuhr zum heutigen Markt betrug 435 Stück Großvieh, wovon etwa 200 Stück verkauft wurden. Die Preise hielten den seitherigen Stand. Der Handel aus dem Schweinemarkt ging schleppend; zugeführt waren 27 Körbe Milchschweine, 146 Stück Läufer. Erlös für erstere 1530 für Läufer 40140 pro Paar.

Vermischtes,

Lahr, 13. Nov. Eine hübsche Komödie, die aber große Aufregung bei den Beteiligten hervor­rief, hat sich dieser Tage irgendwo den Ort wollen wir nicht verraten, er liegt auf grüner Höh' zugetragen. Drei Einwohner des Ortes waren durch kräftige Sprößlinge beglückt worden, und auf Sonntag war die Taufe sämtlicher drei Kinder an­gesetzt, die denn auch programmäßig verlief. Die Väter und die Paten der Kinder begaben sich von der Kirche wieder nach Hause, um die Täuflinge ihren sehnsüchtig harrenden Müttern zurückzubringen. Bei der einen erregte die Ankunft des getauften Weltbürgers auch Freude; aber die beiden andern machten böse Gesichter, als sie ihre Lieblinge einer näheren Betrachtung unterzogen:Mein Kind hat blonde Haare, und dies ist rabenschwarz!" rief die eine in höchster Entrüstung aus, und die andere beteuerte unter Tränen das Entgegengesetzte. Schließlich stellte es sich heraus, daß die Hebamme in der Kirche die beiden Täuflinge verwechselt hatte, und unter allgemeinem Hallo wurden die beiden Kleinen auf der Straße, wo sich die Partien zur Rückgabe trafen, ausgetauscht und in die Arme ihrer richtigen Mutter zurückgegeben.

(Die Kraniche des Jbykus.) Seit einiger Zeit wurden auf der Chaussee Kiel-Preetz mehrere räuberische Ueberfälle verübt, bei denen ein Ein­wohner von Elmschenhagen schwer verletzt wurde. Die Täter blieben unermittelt. Da kamen an dem Hause des Verletzten neulich abends drei Männer vorbei, und der Hund bellte sie an.Das ist sein

Redaktion, Vcack »«- Verlag ss« L. Meeh tn N»s««-Lrg

I Hund, ob der uns kennt?" fragte der eine die anderen.Sei bloß still!" erwiderten die ängstlich. Das Gespräch war aber gehört worden und so gelang es, die Räuber zu verhaften.

Der boshafte Scheffel. Als Scheffel einst zur Stärkung seiner Gesundheit sich in Italien auf­hielt, erhielt er von einem Freunde aus Deutschland einen unfrankierten Brief, in dem weiter nichts stand, als;Mir geht es gut. Mit Gruß Dein . . . ." Unmutig über das hohe Nachporto, das er für diese kurze Nachricht zu zahlen hatte, beschloß der Dichter, sich auf originelle Weise au dem Freunde zu rächen. Er packte einen großen Feldstein von gewaltiger Schwere in eine Kiste und schickte diese dem Freund, ebenfalls unfrankiert. Dieser aber, in dem Glauben, eine wertvolle Sendung erhalten zu haben, bezahlt mit Freuden das hohe Nachporto, öffnet die Kiste und findet zu seinem Entsetzen einen ganz gewöhnlichen Feldstein darin. An diesem aber haftete ein Zettel:Bei der Nachricht von Deinem Wohlbefinden fiel mir beifolgender Stein vom Herzen."

Was kostet ein Menschenleben. Diese Frage hat vor nunmehr zwei Jahren die Berliner Ver­sicherungsgesellschaftPrudentia" aus Anlaß der Weltausstellung von St. Louis mit einer graphi­schen Darstellung über den Handelswert des mensch­lichen Lebens folgendermaßen beantwortet: Der Wert eines Menschenlebens ist abhängig von dem Alter, Einkommen und der Stellung der betreffenden Person. Die Zahlen wurden ermittelt aus Grund von gerichtlichen Entscheidungen, die aus Anlaß von Schadenersatzklagen auf Grund von Vergehen oder Verbrechen gegen Leib und Leben getroffen waren. Nach dieser Berechnung ergaben sich folgende durch­schnittliche Zahlenwerte. Im Alter von 5 Jahren ist ein Menschenleben 2000 Dollar wert, mit 10 Jahren 2500 Dollar, mit 15 Jahren 2800 Dollar, mit 20 Jahren 3800 Dollar, mit 25 Jahren 7000 Dollar, mit 30 Jahren 7600 Dollar, mit 35 Jahren 6800 Dollar, mit 40 Jahren 6000 Dollar, mit 45 Jahren 5000 Dollar, mit 50 Jahren 4900 Dollar, mit 55 Jahren 4800 Dollar, mit 60 Jahren 4000 Dollar, mit 65 Jahren 1800 Dollar, mit 70 Jahren 1000 Dollar, mit 75 Jahren 500 Dollar, mit 80 Jahren 200 Dollar.

Die Entstehung des Schlafes ist heute noch ein ungelöstes Problem. Die bisher aufge­stellten Theorien, die das Verhalten des Gefäßsystems oder Vergiftungsvorgänge für das normale perio­dische Erlöschen des Bewußtseins verantwortlich machten, haben sich als unzureichend erwiesen. Alberto Salmon in Florenz hat nun die Behauptung aufgestellt, daß das Zustandekommen des Schlafes von der Ausscheidung des Hirnanhanges, der soge­nannten Hypophyse, abhängig ist. Das Drttsensekret enthält Brom, und es soll demnach seine Wirkung eine jener Substanzart entsprechende sein. Tatsäch­lich soll die Darreichung der Hypophysensubstanz bei Schlaflosigkeit erfolgreich sein, ebenso spricht zu Gunsten jener Theorie, daß bei krankhafter Ver­größerung der Hypophyse große Schläfrigkeit eintritt; auch wurde bei Schlafkrankheit häufig eine über­mäßige Entwicklung der Hypophyse nachgewiesen. Ferner wurde bei akuten Vergiftungen oder chroni­schen Selbstvergiftungen, die zu einer Steigerung innerer Sekretion führen, Schläfrigkeit beobachtet. Tritt aber aus irgend einem Grunde eine Verküm­merung der Hypophyse ein, so macht sich Schlaf­losigkeit geltend. Dies läßt sich z. B. im Greifen- alter und in gewissen Zuständen ungenügender Ernährung, bei der Neurasthenie usw. beobachten.

sEntrüstung.j Parvenü (dem die Frau ein ge­liehenes Buch an den Kopf wirft):Schämst Dich nix, Rosa, wo mer selber haben ü ganze Bibliothek?"

jDarum.j Vater (eines Schusterlehrlings):Du hast doch früher nicht so viele Hiebe von der Mei­sterin 'kriegt ... wie kommt das, daß sie Dich jetzt so oft haut?" Schusterlehrling:Ja, der Meester is krank!"

(Sein Glück.) Freund:Wie fühlst Du Dich in der Ehe?" Junger Ehemann (der reich ge­heiratet hat):Ach, als wäre jeden Tag der Erste!"

Bei dem steten Steigen der Lebensmiltelpreise ist es volkswirtschaftlich zu begrüßen, daß die deutsche Nabrungsmittel - Industrie unfern Haussrauen wohlfeile Küchenartikel an die Hand gibt, um trotz teurer Zeit eine schmackhafte, bekömmliche Kost auf den Tisch bringen zu können. Wie gut läßt sich z. B. mit Maggi's Suppen- Würfeln und Bouillonkapscln rasch, nur mit Wasser eine nahrhafte Suppe und vorzügliche Bouillon bereiten, oder mit einigen Tropfen Maggi's-Würze jede schwache Suppe, Sauce und jedes Gemüse verbessern. Solche Erzeugnisse, die Geld, Zeit und Arbeit sparen helfen, entsprechen in der Tat den heutigen Bedürfnissen.