hiesigen und auswärtigen Ausstellern in hübschen Arrangements aufgebaut. Beachtenswert sind die wundervollen Blumensträuße mit Chrysanthemen gebunden in großen japanischen Vasen. Dem Grundcharakter der Ausstellung entsprechend ist der Schmuck der Gewerbehalle gestaltet worden. Die Brüstungen der Gallerten sind mit japanischen Fächern geschmückt. Im Hintergrund erhebt sich ein japanisches Gartenhaus, davor ein von Landschaftsgürtner Grotz angelegter japanischer Garten. In dem Gartenhaus sind allerlei Kunstgegenstände aus den Sammlungen des Japanwarengeschäfts A. Dolmetsch. Mit der Chrysanthemum-Ausstellung ist zugleich ein Winterflor und Bindereiausstellung verbunden.
Stuttgart, 12 . Nov. Der König und die Königin statteten heute nachmittag der Chrysanthemumausstellung einen Besuch ab und sprachen sich sehr anerkennend über das Dargebotene aus. — Die Ausstellung ist gestern von 4589 zahlenden Personen, sowie von sehr vielen Vereinsmitgliedern besucht worden.
Stuttgart, 12. Nov. Gestern vormittag starb im Alter von 81 Jahren Generalleutnant z. D. Exzellenz v. Linck. Schon seit mehreren.Wochen schwer erkrankt, trat der Tod gestern früh dennoch unerwartet rasch ein. Dem Verstorbenen der zu den Siegen im Feldzug von 1870 sein gutes Teil beigetragen hat, wird auch über die schwarz-roten Grenzpfähle hinaus ein ehrendes Andenken bewahrt werden. Seine Leiche wird morgen zur Einäscherung nach Ulm überführt.
Heilbronn, 10 . November. Das 4. württ. Infanterieregiment Nr. 122 , Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, beging unter allgemeiner Anteilnahme der Behörden und Einwohner unserer Stadt festlich die Jahrhundertfeier seines Bestehens. Besonders zahlreich sind auch die früheren Angehörigen aller Dienstgrade des Regiments vertreten, die durch die gastfreie Garnisonstadt, sofern sie dem Mannschaftsstande angehörten, mit einem Kostenaufwand von etwa 8000 c//L bewirtet werden. Die Aktiven erhalten eine wohlgefüllte Zigarrentasche mit dem Stadtwappen. Die Stadt prangte im festlich geschmückten Gewände. Ueberall flatternde Fahnen, Guirlanden, die Haus um Haus, Straße uni Straße verbinden, Kränze und Blumen, und was die Hauptsache ist, überall freudig zunehmende Gesichter. Schon gestern nachmittag erfolgte um ^.'4 3 Uhr die Ankunft des Mergentheimer Bataillons mittels Ertrazugs. Ein Fackelzug, eine durchaus gelungene Illumination, die die Stadt in ein wahres Lichtkleid hüllte, und ein im Kasernenhof abgebranntes Feuerwerk schloß festlich den Vorabend. Im Offizierskasino vereinigten sich gegen 7 Uhr die Offiziere aller Dienstgrade und Altersklassen des Regiments, wozu auch u. a. der Kriegsminister v. Marchtaler und der Kommandeur des XI41. württ. Armeekorps, General der Infanterie v. Hugo, erschienen. Am heutigen Haupttag strömten von allen Richtungen Tausende von Festteilnehmern herbei, um nach einer Stärkung das Paradefeld aufzusuchen, oder den Schmuck, den die Stadt allenthalben angelegt hat, zu beaugenscheinigen. Den Höhepunkt der Festlichkeiten bildete aber die Ankunft des Königs. Kurz nach 9 Uhr lies der Sonderzug im Hauptbahnhof ein. Der König, empfangen von Oberbürgermeister Dr. Göbel, Oberregierungsrat Lang und von den Spitzen der Behörden, fuhr direkt nach dem Paradeplatz. Hier fand zunächst ein Festgottesdienst mit einer Predigt von Garnisonprediger Stadtpfarrer Stähle statt, worauf der König eine Ansprache hielt, die mit einem Hurra auf Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph schloß. Nach einer Erwiderung des Regimentskommandeurs, Oberst v. Oßwald, erfolgte der Parademarsch, worauf der König die Meldungen der aus heutigem Anlaß dekorierten Regimentsangehörigen entgegennahm. Nach der Rückkehr des Königs in die Stadt fand auf dem Rathaus ein Begrüßungsakt durch die bürgerlichen Kollegien, die Heilbronner Behörden und die Beamtenschaft statt. Oberbürgermeister Dr. Göbel begrüßte den König in einer Ansprache, in der er die Stadt dem Wohlwollen des Königs empfahl. Der König erwiderte in warmen Dankesworten für den festlichen Empfang und versicherte die Stadt seiner Sympathie. Das Töchterchen des Bürgerausschußobmanns Köstlin überreichte dem König mit einer kindlichen Ansprache eine Bonboniere mit dem Wunsche, der König möchte das nüchstemal auch seine Gemahlin mitbringen. Der König dankte freundlich und zeichnete hierauf verschiedene Herren durch Ansprachen aus, u. a. auch den Landtagsabgeordneten Betz, mit dem er sich über die Ver- faffungsrevision unterhielt. Bei der Abfahrt, die
um 1 Uhr staltfand, wurden dem König lebhafte und herzliche Huldigungen dargebracht. Nachmittags um 2 Uhr vereinigten sich im Harmoniesaale die Offiziere des Regiments, viele ehemalige Angehörige des Offizierskorps und zahlreiche Gäste zu einem Festmahle, wobei in einer Reihe von Toasten und Reden des Königs, des Kaisers, der Königin, des Kaisers Franz Joseph als Chef des Regiments, ferner der Stadt Heilbronn, ihrer Verwaltungsbehörden und ihrer Bewohner mit warmen Worten gedacht wurde. Oberbürgermeister Dr. Göbel gedachte der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Stadt und Garnison. Den Schluß des Banketts bildete die Aufführung eines Festspiels aus der Geschichte des Regiments im Theatersaale. Abends vereinigten sich die Kompagnien mit ihren früheren Angehörigen zu der üblichen Feier in den verschiedensten Teilen der Stadt. Der König hat zum gestrigen Tage folgende Order erlassen: „Aus Anlaß der Feier des 100 jährigen Bestehens des 4. Inf.-Reg. Nr. 122 Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, verleihe Ich dem Regiment Säkularsahnenbänder. Zugleich will Ich die Benennung als „Füsilierregiment" wieder aufleben lassen, unter der das Regiment schon bald nach seiner Gründung im Feld gestanden und in sturmbewegter Zeit Tapferkeit, Treue und Hingabe betätigt hat. Ich bestimme daher, daß das Regiment fortan die Bezeichnung zu führen hat: Füsilierregiment Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn (4. Württ.) Nr. 122 ." Neben den Auszeichnungen an Regimentsangehörige erhielt Oberbürgermeister Dr. Göbel und Bankdirektor Karl Schmidt in Heilbronn je das Ritterkreuz l. Kl. des Friedrichsordens.
Heilbronn, 13. Nov. Die Festfreude bei dem Jubiläum des Infanterie-Regiments Nr. 122 wurde am Sonntag dadurch getrübt, daß ein früherer Bezirksfeldwebel des Regiments, Külble in Brackenheim, beim Parademarsch vor dem König von Württemberg vom Schlage getroffen wurde und dann im Spital starb.
Freudenstadt, 12. Nov. In einer gestern mittag abgehaltenen Vertrauensmännerversammlung wurde der bisherige Abgeordnete unseres Bezirks, Fr. Schmid z. Ritter, als offizieller Kandidat der württ. Volkspartei aufgestellt.
Markgröningen, 13. Nov. Herr Marstaller vom Aichholzholf hatte am letzten Freitag das Glück, einen Steinadler, der in unsere Gegend verschlagen worden ist, zu erlegen. Der Raubvogel, der sich gegen den Hund Marstallers vergeblich wehrte, hatte eine Länge von 95 cm und eine Flügelspannweite von 215 cm.
Herrenberg, 16. Novbr. Aus dem heutigen Schweinemarkt waren zugeführt: 160 St. Milchschweine, Erlös per Paar 22—38 Mk., 114 St. Läuferschweine, Erlös per Paar 45—90 Mk. Verkauf schwach.
Stuttgart. kLandesprodukteubSrsc.) (Bericht vom 12. NovbrO Auch die abgelausene Woche hat ein verändertes Geschäftsbild nicht geboten. Die Preisschwankungen an den Welthandelsplätzen waren ganz unbedeutend.' Die Angebote von den exponierenden Ländern sind zwar am Markt, allein die Hindernisse, welche belangreicheren Unternehmungen bisber im Wege standen, dauern fort. Der Rhein, diese natürliche Zufahrtsstraße, kann kaum befahren werden. Die seit vielen Wochen verladenen Güter müssen wegen des anhaltend niederen Wasserstandes liegen bleiben und können nicht abgeliefert werden. Hiezu kommen noch: außergewöhnlich hohe Schiffsfrachten, höhere Versicherungsprämien (Winterprämienl, erhöhte Arbeitslöhne, hoher Zinsfuß. Es beschränkte sich daher auch der Verkehr auf den nötigsten Bedarf. Die Zufuhren an den lokalen Schrannen waren wiederum groß, die Nachfrage war lebhaft, für Hafer sehr gut. Stimmung im ganzen unverändert. In Weizen beschränkt sich der Verkehr auf greifbare Ware bei ziemlich unveränderten Preisen. Roggen etwas höher bezahlt, Gerste in Landware eher williger. — Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 30 Mk. - Pfg. bis 31 Mk. — Pfg., Nr. I : 28 Mk. 50 Pfg. bis 29 Mk. 50 Pfg., Nr. 2 : 27 Mk. - Pfg. bis 28 Mk. — Pfg., Nr. 3: 25 Mk. 50 Pfg. bis 26 Mk. 50 Pfg., Nr. 4: 23 Mk. 50 Pfg. bis 24 Mk. - Pfg. Suppengries 30 Mk. - Pfg. bis 31 Mk. — Pfg. Kleie 9 Mk. 50 Pfg. — 10 Mk. - Pfg.
Kus StaSt» Bezirk uns Umgebung
O! Neuenbürg, 13. Novbr. (Sitzung der bürgerl. Kollegien.) Den Hauptgegenstand der gestrigen Beratungen bildete die gewerbl. Fortbildungsschule, insofern es sich teils um Besetzung einer vakanten Lehrerstelle, teils um Aushebung des Fachzeichnens am Sonntag für Lehrlinge während des Winterhalbjahrs handelte. Die vakante Stelle wurde Hrn. Schullehrer Egger übertragen. Der gemachte Vorschlag, das Fachzeichnen am Sonntag über die Dauer des Fortbildungsschulunterrichts aufzuheben, da während der Wochentage 4 Stunden Unterricht gegeben werden, fand keinen Beifall. Es
wurde die Beibehaltung der bisherigen Einrichtung beschlossen mit dem Hinweis darauf, daß die Gelegenheit zur Weiterausbildung nicht vermindert werden sollte. Auch der Freihandzeichenunterricht für Lehrlinge und Schüler, den bisher Hr. Oberlehrer Vollmer Sonntags erteilte, bleibt bestehen. Den Volksschullehrern wurde für ihre Teilnahme an den Bezirksschulversammlnngen ein Taggeld von 3 Mk. 50 Pfg. ausgesetzt. In Anerkennung seiner langjährigen, ersprießlichen Amtstätigkeit erhielt Hr. Stadtpsleger Olpp eine Gehaltszulage von 200 Mk. verwilligt.
Calmbach, 12 . Nov. (Korr.) Mit Befriedigung kann die Bolkspartei auf die letzten Sonntag hier stattgefundene Versammlung zurückschauen. Gab sie doch Zeugnis dafür, daß es sowohl auf des Schwarzwalds luftigen Höhen und den milden Gefilden des unteren Amtes, als auch hier unten im Tale der Enz, in seinen weltberühmten Bade- und Jndustrieorten noch viele Männer gibt, die den demokratischen Gedanken, den Gedanken der Freiheit und Brüderlichkeit hochzuhalten bestrebt sind. Groß war namentlich die Zahl der Besucher von hier; die ausgedehnten Räumlichkeiten der Keppler'schen Wirtschaft waren zum „Erdrücken" voll. Da es der Volkspartei nicht gelungen war, einen einheimischen Kandidaten zu finden, so wurde, wie wir schon im letzten Blatt mitgeteilt haben, Hr. Prof. Hoffmann aus den Schild erhoben, der die Kandidatur auch unter großem Beifall der Anwesenden annahm. Der Kandidat legte nun in formvollendeter, gewandter Rede in großen Zügen sein Programm dar, nach welchem er bei der Verschiedenartigkeit der wirtschaftlichen Verhältnisse unseres Bezirks in den einzelnen Teilen desselben zu sprechen gedenke. Dabei überraschte der Redner allgemein durch seine genaue Kenntnis des Oberamts. Viele der Anwesenden werden, wie Schreiber dieses, das Gefühl gehabt haben, daß der Vortragende unsere Gegend nach ihrer wirtschaftlich-sozialen und kultur-historischen Seite hin weit besser kennt, als die meisten Einheimischen. Wußte der Kandidat schon dadurch die Sympathie aller derer zu gewinnen, die gegen die Aufstellung eines „Auswärtigen" waren, so war dies noch mehr der Fall durch sein populäres, mannhaftes Auftreten, verbunden mit einer edlen Gesinnung, die er insbesondere im 11 . Teil seines Vortrages zeigte, auf den wir aber des Raumes wegen nicht näher eingehen können. Durch die ganze Verhandlung, welche mit der manchmal geradezu stürmischen Debatte, bei der sich der Kandidat durch sein ruhiges, sicheres Auftreten vorteilhaft von seinem hiesigen Gegner unterschied, von 3 —6 Uhr dauerte, hat sich Hr. Professor Hoffmann bei den Calmbachern gut einaeführt. Der große, immer stärker werdende Beifall gab den besten Beweis dafür. Möge überall, wie hier in Calmbach auch von unseren politischen Gegnern der Wahlkampf nur sachlich geführt werden, so wird es keine „Verstimmung" zwischen den einzelnen Parteien geben. Wie man hört, will Hr. Professor Hoffmann seine Agitation noch in dieser Woche und zwar in Neuenbürg beginnen. Wir wünschen ihm überall denselben Erfolg wie in Calmbach, dann ist nicht zu zweifeln, daß er als Abgeordneter des Bezirks Neuenbürg in den Halbmondsaal in Stuttgart einziehen wird.
Neuenbürg, 13. Nov. (Eingesandt.) Die in Nr. 176 und 177 ds. Bl. ausgeschriebene öffentliche Volksversammlung in der Restauration Keck war äußerst zahlreich besucht. Alle Parteirichtungen waren vertreten. Dem Landtagsabgeordneten W. Keil wurde für seinen ^ständigen Vortrag allseitig reicher Beifall gezollt, was für d'ie Kandidatur Wasners zu den besten Hoffnungen berechtigt.
Calw, 12. Nov. (Landtagswahl.) Die Kandidaturen stehen nun auch in unserem Bezirk fest. Die Volkspartei hat in ihrer gestern abgehaltenen Versammlung den Verw.-Aktuar Staudenmeyer als Kandidaten aufgestellt und Hr. Staudenmeyer hat die Kandidatur angenommen. Die Wahlbewegung kommt nun in Fluß. Vor 6 Jahren standen als ernstliche Gegner nur die Konservativen und die Deutsche Partei der Volkspartei gegenüber, während diesesmal auch der Bauernbund seinen eigenen Kandidaten aufgestellt hat. Durch diese Stimmenverteilung ist umsoweniger in Aussicht zu nehmen, daß die Wahl mit der ersten Handlung ihren Abschluß findet. (C. W.)
* Neuenbürg, 12. Nov. Unser Evangel. Arbeiterverein veranstaltete am gestrigen Sonntag abend einen Familien abend im Saale des Gasthauses z. „Anker". Wie Hr. Dekan Uhl dem Verein bisher durch ansprechende Vorträge seine Unterstützung angedeihen läßt, so geschah es auch