Ver misc hres.

Sandhofen, 11. Nov. Einen teuren Scherz erlaubten sich einige hiesige Männer, indem sie in einer blauen Montagsstimmung die Affäre des Hanptmanns von Köpenick kopierten. Strammen Schrittes marschierten sie mit dem HauptmannZin voller Uniform an der Spitze durch die hiesigen Ortsstraßen, was natürlich eine große Heiterkeit er­regte. Aber, o Mißgeschick, im Gasthaus z.Falken", woselbst sie Einkehr hielten, erschien die heilige Her- mandad aus der Bildflüche und degradierte den Hauptmann vor den Augen seiner Soldaten. Der Herr Hauptmann und seine Getreuen erhielten ferner für ihre Verdienste um den Humor seitens der Ortspolizei eine größere Gratifikation in Gestalt einer Strafverfügung. Ueber deren Höhe schweigt des Berichterstatters Höflichkeit.

Mailand, 9. Nov. (Erfüllter Traum.) Ver­gangene Nacht gegen 3 Uhr wurde die Milchhünd- lerin Luigi Sironi, eine gesunde Frau von 60 Jahren, aus dem Schlafe aufgeschreckt. Sie weinte laut und schrie:O Gott! Leopold ist ermordet worden!" Ein Sohn der armen Frau wurde über das Weinen seiner Mutter ebenfalls wach. Er ging an ihr Bett und schalt sie, daß sie solchen Unsinn träumen könne. Frau Sironi beruhigte sich und schlief wieder ein. Heute früh gegen 6 Uhr fanden zwei Frauen die zur Messe gehen wollten, den Leichnam eines jungen Mannes. Ein Revolverschuß in die Schläfe hatte den Unglücklichen getötet. Die rasch herbeigerufene Polizei stellte fest, daß dem Toten das Geld, die Ubr und die Ringe geraubt worden seien. Aus einem Waffenschein den er bei sich trug, konnte festgestellt werden, daß der Tote der Milchhändler Leopold Sironie sei. Als man die Mutter von dem grausigen Fund benachrichtigte, schrie sie auf:Ich Hab es ja gesehen, wie sie ihn heute nacht erschossen haben, mit seinem eigenen Revolver." Dieser Revolver fand sich bei der Leiche nicht mehr vor. Das Verbrechen ist noch in Dunkel gehüllt. Der Ermordete, ein arbeitsamer, ordentlicher Mann, war mit einer schönen Wirtstochter namens Maria Pagani verlobt, die früher einen anderen Geliebten hatte. Vielleicht liegt in diesem Liebes­verhältnis der Schlüssel des Rätsels. Das geheim­nisvolle Verbrechen hat ganz Mailand in Aufregung versetzt.

König Edwards letzte Modeschöpfung. Die Neue Gesellschaftliche Korrespondenz" schreibt: Die Regierungsgeschäfte und seine mannigfaltigen gesellschaftlichen lassen dem Beherrscher des Ver­einigten Königreichs von Großbritannien und Ir­land immer noch genügend Zeit, hin und wieder die elegante Welt mit einer neuen Mode zu beglücken. Diesmal handelt es sich jedoch nicht um eine Bügel­falte, ein Westenmuster oder eine Hutfarbe, sondern um eine höchst moralische Mode ganz anderer Art. Man sollte es nicht für möglich halten, daß unter den prüden Engländerinnen der vomehmen Kreise das Tragen des Traurings allmählich unmodern ge­worden war. Diese stolzen Schönen, die in der Unterhaltung nicht die leiseste Frivolität dulden und

jeder geschiedenen Frau mit Abscheu den Rücken kehren, hatten sich gewöhnt, das geweihte Kennzeichen ihrer Ehe statt am Finger, im Geldtäschchen zu tragen. Es war spießbürgerlich geworden, den glitzernden Diamanten- und Perlschmuck der rechten Hand durch einen kunstlosen und nüchternen Gold­reifen zu unterbrechen. Und die Männer ließen sich das Beispiel nicht zweimal geben, bis sie es nach­ahmten. König Edward, namentlich so lange er noch Prinz von Wales hieß, tat desgleichen. Aber jetzt hat er zum großen Erstaunen der englischen Society", dem Trauring wieder zu seinen alten Ehren verholfen. Er trägt ihn bei jeder Gelegenheit, legt ihn überhaupt nicht mehr ab. Und da das, was der König tut, für die oberen Kreise Englands einfach Gesetz ist, so ist in England plötzlich, um in der Börsensprache zu reden, eine ungeheure Hausse in Trauringen entstanden. Die Damen holen sie aus den Geldtäschchen und die Männer aus den Schubfächern wieder hervor, und die Männer sollen sogar entschlossen sein, sie auch als Strohwitwer künftighin höchstens vorübergehend einmal in der Westentasche verschwinden zu lassen." Soweit die Korrespondenz. Wir glauben, daß da ein kleines Mißverständnis vorliegt. In England trugen die Männer bisher überhaupt keine Trauringe, nur die Frauen. Wir wissen, daß vornehme Engländer, die mit ihrer Familie, insonderheit ihrer Frau den Kon­tinent zu bereisen pflegen, sich extra für diese Reisen außerhalb Englands einen Trauring angeschafft haben, 'um ihre Frau hier keiner Mißdeutung auszusetzen. In England aber trugen sie keinen Trauring, weil es dort eben nicht Sitte war.

Luxnsreise« im Automobil.

Ein Blick durch die internationale Herbst-Auto- mobil-Ausstellung in Berlin zeigt auf den ersten Hieb" zwei hervortretende Momente: Auffallend viele Luxuswagen, d. h. Automobile mit kunstvoll auf das Chassis aufgebauten Karosserien und billige Wagen für den sogenannten kleinen Mann, d. h. für jemand, der immerhin noch dreitausend bis fünf­tausend Mark anlegen muß. Aber eine wirkliche Augenweide bieten uns die luxuriösen Maschinen, von denen besonders zwei wahre Hexenmeister als Schöpfer gehabt haben müssen. Der äußere Typ derartiger Gefährte, die auf Reisen das erstklassige Hotel ersetzen sollen, ist die Limousineform, ein mit seitlichem Einstieg und festem, vom Rücken bis zum Führersitz reichenden Verdeck versehener Wagen, der Schutz bietet gegen Wind und Wetter. Die beiden Luxussensalionen der Berliner Ausstellung stehen auf dem de Dietrich-Stand und dem Pavillon von Uter- möhle. Der de Dietrichwagen ist eine Salonlimou­sine von wohlgezählten vierzig Pferdekrüften, also ein Vehikel, das auch für weite Reisen widerstands­fähig genug ist. Es stellt nicht weniger als einen Salon-, Speise-, Schlaf- und Wohnwagen dar. Der Wagen ist im Innern in zwei Teile geteilt. Im vorderen stehen als Mobilar vier krauseidene kokette Fauteuils, zwei feste und zwei bewegliche, dann sind zwei Betten untergebracht, zwei zusammenlegbare Tische, für die es an den zugehörigen Spielkarten

genannte Zahl angibt, haben wir uns 9 als Faktor zu setzen, um zu der Zahl (9")° zu gelangen. Da das menschliche Leben nicht ausreicht, um diese Zahl auszurechnen, so wird es genügen, wenn man die Anzahl der Ziffern, mit denen sie geschrieben wird, angibt. Es sind dies jedenfalls mehr als 369 Millionen und 690 000 Ziffern aber weniger als 369 Millionen und 3 700000 Ziffern. Wollte man die Zahl schreiben, so würde man dazu eine Länge von 18484'/e bis 18485 km nötig haben, wenn man die Ziffern so eng nebeneinander schreibt, daß 200 auf einen Zentimeter gehen. Bedenkt man, daß der Erddurchmesser im Aequator 12 756 km beträgt, so würde die Länge des betreffenden Streifens das 1'/-fache desselben ausmachen, und zur bloßen Niederschrift würde man, wenn man in der Minute 100 Ziffern zu Papier brächte und täglich, mit Einschluß aller Sonn- und Feiertage, 10 Stunden arbeiten würde, ungefähr 17 Jahre gebrauchen (genauer 16,95 Jahre oder 16 Jahre und 22,8 Monate.)

Sprachecke. Sarrazin bezeichnet es in seinem Verdeutschungswörterbuche (3 Auflage, 7. und 8. Tausend, 1906) als eine nicht unwichtige Aufgabe eines solchen Werkes, daß auch den Jrrgängen, die man mit den Fremdwörtern vielfach eingeschlagen hat, sorgsam folge Und an jedem Abwege ihnen den Handweiser zur Seite stelle, der den richtigen Pfad auf deutsches Gebiet zurück anzeigt, das heißt, daß

nicht fehlt, ferner wird fürPannen" eine Apotheke mitgeführt und für fröhliche Gelage ein Sektkühler. Die eigentliche Vorratskammer liegt im Hinteren Teil, hier kann die Herrin während der ruhigen Fahrt auf den alles Rütteln dämpfenden Pneumatiks nach Herzenslust kochen und braten. In diesem Teil des Autos steht auch ein Toilettentisch mit Spiegel und ein Toilettenschrank mit Fläschchen, ein Kleider- und Wäscheschrank, ein Schuhkasten und ein Glasschrank, dessen Inhalt bei einem Purzeln in den Chaussee­graben leider in tausend Scherben gehen wird. Kann Herr oder Madame photographieren, so steht auch eine Dunkelkammer mit allem Zubehör für sie bereit. Und damit diesem fahrenden Hotel auch das Dis­kreteste nicht fehle, ist an der Wand der Toiletten- raum zu sehen. Für ein Billard fehlt offenbar der Platz, aber mit der Zeit wird auch das noch kommen. Bleibt nur zu wünschen, daß es recht viele reiselustige Herrschaften gibt, die 35 000 ^ aus der Tasche nehmen und sich diese Salonlimousine erstehen können. Denn billiger ist sie nicht. Auf der gleichen Höhe steht etwa das Utermöhlesalonauto, Typ Limousine mit dem BeinamenLe Clou", das jüngst den Kaiser sehr entzückte. Es ist so komfortabel, wie es sich ein armer Autler nur wünschen kann. Die Polster sind sofort in eine Chaiselongue zu verwan­deln, die Säulen sind zu Eckschränkchen mit Spiegel ausgearbeitet. Einige Notsitze können unsichtbar ge­macht werden. Sinnreich ist eine Leiter konstruiert, mit der der Chauffeur den Insassenaufs Dach steigen" kann. Trotz ihrer Länge kann sie mit we­nigen Handgriffen auf ein Minimum reduziert und in den Kasten am Trittbett gelegt werden. Daß auch hier wie bei der Dietrich-Limousine elektrisches Licht verschwenderisch alles in Tageshelle taucht, ist selbstverständlich. Auch der Führersitz ist elektrisch beleuchtet, auf daß der Steuermann im Dunkel der Nacht die Karten lesen' kann. Nicht zu vergessen, daß er durch farbige Signale vom Innern des Wagens aus, Ordre erhalten kann, ob er schnell oder langsam, ob links oder rechts fahren oder ob er halten soll. Der moderne Luxusautler hat es also unterwegsganz wie zu Hause" und sicher weit komfortabler als im V-Zug.

Rostflecken. Aus den verschiedensten Stoffen kann man die Flecken leicht entfernen, wenn man etwas Citronensaft auf dieselben tropft, ein weißes nasses Zeugstückchen darauf legt und mit heißem Bügeleisen rasch darüber hinfährt, bis es trocken ist. Man wiederholt dieses Verfahren so lange, bis der Flecken gänzlich verschwunden ist.

(Zwecklos.)Gib doch dem armen, blinden Manne etwas, Isidor!"Wozu? Er sieht ja doch nicht, wer ihm was gibt!"

(Anzüglich.sRaten Sie mir, den Kerl zu ver­klagen, der mich da öffentlich ,Lump" genannt hat?"

Hm, dabei kommt gewöhnlich nicht viel heraus."

Was würden Sie denn tun?"Ja ... . das ist eine andere Sache!"

es für solche ungenallen und mißbräuchlichen Fremd­wortanwendungen zutreffende genauere deutsche Er­satzwörter beibringe. Intonieren, schreibt Sarrazin da, heißt ganz gewiß nicht spielen; und doch: wie oft läßt nicht der Beschreiber einer Festfeier ganze Handlungen vor sich gehen, Fahnen schwenken, Ka­nonenschüsse abfeuern,während die Musik die Volkshymne intonierte." Gewiß heißt ein Komplex in seiner Stammsprache nicht Viertel; die Bezeich­nung eines Häuserviertels alsHäuserkomplex" ist aber keineswegs selten. DasKontrollieren" hat mit derUeberzeugung" eines Menschen nicht das mindeste zu schaffen; mancher sorgsame Hausvater aber rühmt sich, daß er jedesmal vor dem Schlafen­gehen noch genau kontrolliere, sich überzeuge, daß alle Türen wohl verschlossen sind. Dieeompetontia" ( Zuständigkeit) hängt mit dem Sachverstand ur­sprünglich in keiner Weise zusammen; wer aber in einer ihm zweifelhaften Angelegenheit eines beson­deren Fachgebietes klar werden will, der wendet sich an den Fachmann, um endlich einmal kompetente Erklärungen oder einen kompetenten Ausspruch zu vernehmen: sachkundige Aufklärungen und ein sach­verständiges Urteil.

(Friedliche Kriegserklärung.) Der kleine Adolf erhält von seinen beiden Spielkameraden, mit denen er sich gestritten hat, folgendes Briefchen:Lieber Adolf, wir sind Dir beide auf ewig böse.

Deine Dich liebenden Freunde Karl und August."

im Zenith des Beobachlungsortes (Mittag) steht und sich in ihrer mittleren Entfernung von 148,67 Millionen lrm von der Erde befindet, ebenso groß ist wie die Wirkung von 44250 deutschen Normal­kerzen*) auf einen Punkt, der nur einen Meter Ab­stand hat. Da man nun weiß, daß die Lichtwirkung umgekehrt proportional dem Quadrate der Entfern­ung stattfindet, so kann man berechnen, wieviel Normalkerzen dort, wo die Sonne sich befindet, brennen müßten, damit ihre Wirkung auf der Erde dieselbe wäre, wie die der Sonne. Es ergibt sich hierfür die Zahl von 1186 Quadrillionen deutscher Normalkerzen. Da die Erde aber nur 5,96 Qua­drillionen Killogramm wiegt, so würde sie, auch wenn sie nur aus Paraffin bestände, nicht aus­reichen, um die genannte Anzahl von Paraffinkerzen herzustellen.

5. Zum Schluffe sei bemerkt, daß die Potenzen­rechnung uns gestattet, mit nur 3 Ziffern eine Zahl zu schreiben, die viel größer ist als die Zahl, die man erhält, wenn man alle bisher erwähnten Zahlen mit einander multipliziert und das erhaltene Pro­dukt millionenmal mit einer Quadrillion multi­pliziert. Viel größer als die auf solche Weise ent­stehende Zahl ist die Zahl (9")". Denn diese Zahl bedeutet das Produkt von 9° Faktoren, von denen jeder 9 ist. Nun ist 9« ^ 9.9.9.9.9.9.9.9.9 ^ 387 Millionen 420489. So oft also, wie die zuletzt

») Eine deutsche Normalkerze ist gleich der Leuchtkraft einer Paraffinkerze von 20 Millimetern Durchmesser bei 50 Millimeter Höhe.

Redaktion, Druck und Verlag »»» L. Mrrh i« Aeuendürg,