So manches liegt oft da und versperrt den Platz, während eine arme kinderreiche Familie doch so froh daran und so dankbar dafür wäre! Deshalb wolle der verehrte Leser freundlichst Umschau halten und entbehrliche, noch gut brauchbare Gegenstände der bezeichneten Art an die Ablieserungsstelle des Paulinenvereins, Hrn. C. F. Braun, Sporerstr. 7, Stuttgart, senden, während Geldgaben zur Anschaff­ung neuer Bekleidungsstücke, zu deren sachgemäßer Verteilung an Bedürftige in armen Landgemeinden es nie fehlt, an die Vereinsrechnerinnen, Fräulein Fanny Stähle, Kanzleistraße 7, Stuttgart, adressiert werden wollen.

Oehringen, 12. Nov. Nachdem Stadtschult­heiß Schaufele von seinem Amt zurückgetreten ist, findet am 30. Nov. die Neubesetzung des Orts- vorsteheramts statt. Es traten bis jetzt etwa 10 Bewerber auf, doch sollen nur 4 Kandidaten in die engere Wahl kommen. Das Gehalt für den neuen Stadtschultheißen ist aus 4000 Mk. festgesetzt worden; die Gebühren fließen in die Gemeindekasse. Diese besoldet auch den Assistenten und Gehilfen. Da auch, wie bekannt, der hiesige Stadtpfleger auf 1. Januar zurücktritt, soll noch vor der Stadt- fchultheißenwahl die Wahl eines neuen Stadt­pflegers stattfinden.

Oetisheim, 9. Novbr. Bei der diese Woche hier abgehaltenen Treibjagd wurden 8 Rehe, 57 Hasen und 1 Fasan geschossen. In Zaisers- weiher brachte die gestrige Wildtreibjagd imHam­berg" 11 Rehe und 28 Hasen zur Strecke.

Kus StaSt» Bezirk uns Umgebung

Neuenbürg, 12. Nov. Für die in knapp vier Wochen schon stattfindende Land tags wähl zeigt sich nun auch bei uns nach und nach Leben und Bewegung. Abgesehen von der Sozial- » demokratie, welche schon seit Wochen Versammlungen abhält, sind in den letzten 14 Tagen seitens der Deutschen Partei mit der Volkspartei Verhandlungen wegen einer Kompromißkandidatur gepflogen worden, welche zu keinem Ergebnis führten, was nach all­gemeiner Ansicht im Hinblick auf die Verhältnisse im Bezirk bedauert wird. Am gestrigen Sonntag fand nun in Calmbach die erste volksparteiliche Wählerversammlung statt, in welcher Hr. Prof. Hoffmann aus Stuttgart als Kandidat aufgestellt wurde, nachdem derselbe bereits am Samstag im Hinteren Bezirk (Herrenalb, Loffenau) einen Besuch zwecks seiner Information gemacht hatte. Am gestrigen Sonntag nachmittag fand gleichzeitig auch eine Delegirtenversammlung der Deutschen Partei in Höfen statt, welche von einem großen Teil der Gemeinden des Bezirks beschickt war. Diese Ver­sammlung einigte sich dahin, dem Hrn. Rechtsanwalt List in Reutlingen die Kandidatur für die Deutsche Partei anzutragen. Die Sozialdemokratie hielt hier abends von 6 Uhr ab eine öffentliche Versammlung ab, wobei der Abg. Keil über die Tätigkeit der sozialdemokr. Partei im württemb.

Große Zahlen.

Von Dr. A. Dolf.

- (Nachdruck verboten).

I.

Es gibt unter uns Menschenkindern bekanntlich Leute, von denen man zu sagen pflegt, daß sie nicht bis drei zählen können. Dies ist natürlich nur eine Metapher, die lediglich die Beschränktheit jener Person charakterisieren soll.Können" drückt hier also die intellektuelle Fähigkeit aus. Nun ist aber wohl allbekannt, daßKönnen" neben der intellek­tuellen auch die logische Fähigkeit bezeichnet, mithin durches ist denkbar, daß" umschrieben werden kann. Wendet man es in letzterem Sinne auf die Zählfähigkeit an, so darf man sagen: Kein Mensch kann bis zu einer Billion zählen. Denn um hierzu fähig zu sein, müßte er, von Geburt an unaufhörlich mit Zählen beschäftigt, 33 750 Jahre zu leben haben, also ein Alter erreichen, welches das des Methu­salem, bekanntlich des ältesten Mannes der Bibel, fast um 35mal übertreffen würde, was, wie wir ja eigentlich nicht weiter zu versichern brauchen,un­denkbar" ist. Ja, wir können hier gleich hinzu­fügen, daß, wie kein Mensch imstande ist, bis zu einer Billion zu zählen, so auch mancher moderne Kulturmensch überhaupt nicht imstande ist, eine Billion von einer Million ihrer ganzen Größe nach zu unterscheiden, oder daß er wenigstens nicht daran denkt, daß die eine Zahl Million mal so groß ist, wie die andere, sich also zu ihr verhält, wie etwa die gerade Entfernung von Berlin nach den Karolinen zur Breite einer Straße. Um bis zu einer Million zu

Landtag referierte. Das gleiche Thema wurde in einem mittags schon verbreiteten Flugblatt behandelt.

Calmbach, 11. Novbr. (Korr.) Heute nach­mittag wurde auf einer äußerst zahlreich besuchten freisinnigen Wählerversammlung für den Bezirk Neuenbürg Hr. Professor Hoffmann an der Tierarzneischule in Stuttgart als Kandidat der Volkspartei aufgestellt, der die Kandidatur auch angenommen hat. Ein näherer Bericht über diese glänzend verlaufene interessante Versammlung folgt.

Neuenbürg, 10. November. Die Wahl des Schultheißenamts - Assistenten Friedrich Braun in Calmbach zum Ortsvorsteher dieser Gemeinde wurde von der K. Kreisregierung nicht bestätigt. Da der Gewählte noch nicht 25 Jahre alt ist, hatte es bei demselben einer Dispensation von dem Er­fordernis der Zurücklegung des 25. Lebensjahrs be­durft. Es muß nun eine Neuwahl vorgenommen werden.

Pfinzweiler, 10. Novbr. Als Nachtrag zu unserer Mitteilung in der Mittwochsnummer ds. Bl. über die Hebung des hiesigen Schulhauses durch Werkmeister Rückgauer teilen wir mit, daß die Vorarbeiten dazu am Dienstag abend beendigt sein werden, so daß mit der interessanten Arbeit der Hebung selbst am Mittwoch den 14. ds. Mts. mor­gens 8 Uhr begonnen wird. Nach Untermauerung des an diesem Tag gehobenen Stockwerks wird eine weitere Hebung bewerkstelligt werden, wozu als­dann der kommende Samstag (17. Nov.) in Aussicht genommen ist.

Wildbad, 10. Nov. Das Hotel Klumpp e. G. m. u. H. hier kaufte das der Familie Graf v. Dillen-Spiering gehörige Hotel Bellevue nebst dazugehörigem Areal um die Summe von 390 000 -.K

Calw, 8. Novbr. Das prächtige Herbstwetter und die anhaltende Trockenheit hat den Feldern überaus lästige Gäste gebracht. Wiesen und Aecker sind vollständig durchwühlt von den Gängen und Löchern der Mäuse und nicht gering ist der Schaden, den diese gefräßigen Tiere anrichten. Die einge­säten Aecker haben ganz besonders durch Mäuse zu leiden. Abhilfe kann nur durch gemeinsame Arbeit der Felderbesitzer durch Legen von Giftkörnern ge­troffen worden, ebenso kann ein nicht zu milder Winter die schädlichen Tiere an allzugroßem Ueber- handnehmen verhindern. Die Zufuhr an Wald- kraut ist am heutigen Wochenmarkte sehr stark. Infolge des günstigen Herbstwetters hat sich das Kraut, das im Sommer fast gar keinen Fortschritt machte, günstig entwickelt; die Krautköpfe sind groß und satt gewickelt. Das meiste Kraut ist noch auf dem Felde und wird jetzt erst der eigentliche Kraut­absatz stattfinden. Die Preise sind ähnlich wie in den Vorjahren; für das Hundert Köpfe werden 5 bis 6 bezahlt. Bei dem großen Vorrat an Kraut ist ein Steigen der Preise nicht wahrscheinlich. (C. W.)

Calw, 9. Nov. In Oberreiche nbach wurde zwischen zwei Matzenbacher Händler-Familien ein

zählen braucht man, wenn man unaufhörlich zählt, s weniger denn 14 Tage, wohingegen man, wie ge- ! sagt, 33 750 Jahre oder 12 Millionen 318 Tausend und 750 Tage nötigt hat, um bis zu einer Billion zu kommen*). Das Verhältnis einer Billion zu einer Million erkennt man ferner sehr deutlich, ! wenn man sich berechnet, daß in weniger als 11//s ! Tagen eine Million Sekunden vergehen, daß aber ! zu einer Billion von Sekunden 31709 '/s Jahre erforderlich sind, daß also das Menschengeschlecht in historischen Zeiten noch keine Billion von Sekunden erlebt hat. Namentlich in der Astronomie ist aber die Kenntnis der Tatsache, daß eine Billion das Millionenfache einer Million ist, von Wichtigkeit. Während nämlich die Entfernungen der Planeten von der Sonne oder von einander zwischen 50 und 4500 Millionen Kilometer variieren, beträgt die Entfernung des nächsten Fixsternes, des Sterns im Centanren, von der Sonne oder von irgend einem Punkte unseres Planetensystems bereits 40,76 Billionen km. Der Lichtstrahl gebraucht, um diesen Weg zurück­legen, eines Zeitraums von 4,3 Jahren, während er gar 3262 Jahre nötig hat, um von dem 30 923,76 Billionen km von der Sonne entfernten Sterne503 South" (d. h. dem 503. Sterne aus dem Sternverzeichnis von South) bis zu dieser zu gelangen, und dieser Stern ist unter den bis jetzt gemessenen Sternen derjenige, welcher die geringste Parallaxe**) aufweist, folglich an der Grenze der

*1 Die größte Zahl, zu der man, wenn man unaufhör­lich zählt, gelangt ist, wenn man das Alter des Psalmisten (80 Jahre) erreicht, 2080 Millionen, wenn man aber gar

ein Säkulum schaut, 2600 Millionen.

alter Groll in offener Schlacht ausgefochten, wobei Weib und Kind inittat. Der Händler Scherrle er­hielt von seinem Bruder zwei Messerstiche und wurde schwer verletzt ins hiesige Krankenhaus überführt.

Pforzheim, 9. Novbr. Gestern wurde auch in unserer Stadt einmal das Automobil als Hoch­zeitsgefährt benutzt. Die Teilnehmer an der Hochzeit wurden mit zwei Automobilen, einem geschloffenen und einem offenen, in die katholische Kirche gefahren. Dermoderne" Bräutigam aber ist kein Krösus, sondern wie derPf. Anz." bemerkt, der Chauffeur eines hiesigen Automobilbesitzers.

Pforzheim, 8. Nov. Auf dem Bahnhof in Ersingen ereignete sich heute früh kurz vor 6 Uhr ein schwerer Unglücksfall. Der 16 Jahre alte Goldschmiedslehrling Johann Arzt kam zum Bahn­hofe, als bereits die Schranke geschloffen war. Er öffnete sie selbst, um noch zum Zuge zu gelangen. Als er jedoch das Gleis überschritt, wurde er von der Maschine des einfahrenden Zuges erfaßt und überfahren. Das eine Bein wurde ihm unter der Hüfte abgedrückt und der junge Mensch wurde noch eine Strecke von etwa 70 Meter weit fortgeschleift Die Verletzungen waren so schwere, daß Arzt bereits heute morgen starb.

Pforzheim, 10. Nov. (Schweinemarkt). Zu­fuhr 193 St. Milchschweine, wovon 100 Stück ver­kauft wurden zum Preise von 1428 ^ per Paar.

vermischtes.

Herbitzheim i. Elf. 10. Nov. Bei einer am letzten Montag hier abgehaltenen Treibjagd wurden von nur wenig Jägern auf einem einzigen unserer 5 Jagdbezirke: 100 Hasen, 50 Fasanen und 15 Rehe erlegt. Von dieser schönen und ergiebigen Jagd werden demnächst die drei besten Lose auf 9 Jahre öffentlich verpachtet.

Gebweiler i. Elf. 10. Nov. Unser liebliches Vogesenfiädtchen scheint ganz im geheimen das Zwei­kindersystem nach französischem Muster eingeführt zu haben, denn dasGebw. Tagbl." meldet als Ku­riosum, daß der dieswöchentliche Zivilstand keinen einzigen Geburtsfall aufzuweisen hat und das in einem Ort mit über 13 000 Einwohnern

Aus Würzburg wird gemeldet: Während einer gerichtlichen Sektion, die Professor Dr. Stumpf und der königliche Bezirksarzt Dr. Fuchs an der Leiche eines aus dem Main gekündeten Mannes Vornahmen, stürzte plötzlich Fuchs, der seit langem leidend war, infolge Lungenlähmung am Seziertisch zusammen und verstarb in den Armen seines Kollegen.

Von einem überaus traurigen Mißgeschick wurde eine Familie zu Essen betroffen, die schon vor mehreren Jahren durch Brandunglück vier blühende Kinder verlor. Seit dieser Zeit litt die Frau an Schwermut, die einen derartigen Grad annahm, daß sie letzttägig bei einer Familienfeier mit dem Messer auf den Ehemann eindrang, diesem die Beinschlagader durchschallt, so daß er der Verletzung

Meßbarkeit steht. Um zu noch größeren Resultaten zu gelangen, muß man auf Grund der Lichtstärke die Schätzung an die Stelle der Messung treten lassen, und auf Schätzung beruht es demnach, wenn man vermutet, daß die äußersten, uns noch im Fernrohre als Lichtpünktchen erscheinenden Sterne ungefähr 150000 Billionen km von der Sonne entfernt sind, daß also ihr Licht etwa 15 800 Jahre benötigt, um bis zu uns zu gelangen. Eine 24- pfündige Kanonenkugel mit der Anfangsgeschwindig­keit von 780 Metern in der Sekunde würde mithin 617 Millionen Jahre (der Knall des Schusses frei­lich 3448 Millionen Jahre), der Orientexpreßzug, der 70 km in der Stunde zurücklegt, gar 245 000 Millionen Jahre zur Zurücklegung dieser Strecke gebrauchen. Was das sagen will, kann man ferner ermessen, wenn man sich vor Augen hält, daß das Licht 300 000 km in der Sekunde zurücklegt, also schon in Ifft Sekunden vom Monde zur Erde ge­langt! Und doch bedeutet selbst diese geradezu un­faßbare Entfernung im Weltall genau so viel, wie der 150 000billonste Teil eines Millimeters nämlich nichts! Denn das Weltall ist unendlich und kann gar nicht anders sein, denn selbst wenn es auf 150 000 Billionen Kilometer von kristallenen Sphären, wie das Altertum dachte, abgeschlossen wäre was wäre dann hinter diesen Sphären?

**) Parallaxe eines Fixsternes nennt man den Winkel am Fixstern, den die beiden nach dem Mittelpunkte der Sonne und einem Punkte der Erdbahn gezogenen Linien mit einander einschließen, vorausgesetzt, daß die Linie von der Sonne nach dem Sterne senkrecht auf dem Radius der Erdbahn steht. Dieser Winkel ist natürlich um so kleiner, je weiter der Stern von der Sonne entfernt ist.