Beginn der Wettfahrt vor der Kaserne der Luftschifferabteilung überfahren und brach das Bein. Er leitete trotzdem den Aufstieg des Ballons.
Diesmal hat der Kaiser in Rominten 20 Hirsche zur Strecke gebracht, und zwar einen Zwei- undzwanzigender, vier Achtzehnender, fünf Sechzehnender, drei Vierzehnender und siehen Zwölfender. Die besten Hirsche waren der Zweiundzwanzigender aus Belauf Pellkawen, der Achtzehnender aus Jo- dupp und der zuletzt erlegte Vierzehnender, bei denen das Gewicht der Geweihe 18, 17 und 16 Pfd. betrug.
Die Vorarbeiten zu dem Riesen - Projekt der Verbreiterung und Gradführung des Nordostfee- Kan als haben am Dienstag begonnen.
Einen bösen Unfug beging eine bis jetzt noch nicht ermittelte Persönlichkeit in Lahr. Sie richtete an die Behörde ein Schreiben, in dem sie sich des Mordes an der Theresia Schwarz in Dinglingen beschuldigte. Der Brief hat zweifellos den Zweck, die Polizeiorgane bei ihren Erhebungen irrezuführen. Die Persönlichkeit wird, wenn sie ermittelt wird, wegen Irreführung der Behörden verfolgt werden.
Myslowitz, 11. Okt. In Gaidowka bei Sosnowike drangen Revolutionäre in die Wohnung des Haus- und Gutsbesitzers Bielski und forderten Geld. Da sie nur 300 Rubel erhielten, ermordeten sie Bielski und dessen Sohn durch Revolverschüsse.
Württemberg»
Stuttgart, 10. Okt. In der gestrigen Sitzung der Finanzkommission der Kammer der Abgeordneten brachte der Vorsitzende u. a. auch die Frage der Erhöhung des Orts- und Nahverkehrsportos zur Sprache. Nach den darauf abgegebenen Erklärungen des Staatsministers Dr. v. Weizsäcker soll erst eine weitere Klärung der Sachlage abgewartet werden. Eine Aenderung wird vor dem 1. April 1907 nicht eintreten.
Landtagskandidaturen. Aus dem Bezirk Urach wird gemeldet, daß der seitherige Vertreter des Bezirks, Abg. Henning, die ihm von der Volkspartei wieder angebotene Kandidatur endgültig abgelehnt habe-, die Volkspartei hat nun die Kandidatur dem Fabrikanten Kempel in Urach angeboten. — Vom Bund der Landwirte und der Deutschen Partei soll Oekonomierat Länderer in Kirchberg als Kompromißkandidat für den Bezirk Sulz aufgestellt werden. Der bisherige Vertreter des Bezirks, Tag, soll die Wiederannahme eines Mandats abgelehnt haben.
Die Herbstwanderversammlung der deutschen Partei findet, wie schon mitgeteilt, am Sonntag den 14. Oktober in Urach statt. Die Tagesordnung der Hauptversammlung nachmittags */s3 Uhr in den Sälen des Gasthauses z. „Berg" umfaßt folgende Punkte: 1) Reichs- und Landtagsabgeordneter Prof. Dr. Hieber: Politische Tagesfragen. 2) Landtagsabgeordneter Maier-Blau- beuren: Die politische Lage in Württemberg. 3) Parteisekretär Keinath: Bericht über den Ver-
Die gnädige Frau.
3) Erzählung von A. ILurg.
- (Nachdruck verboten).
Trina warf einen raschen Blick hinaus. „Ach
— das ist Schloß Sommereck!"
„Sommereck?"
„Ja, was die frühere Herrschaft war, eine hochfürstliche, glaub' ich, hat's nur für den Sommer gebaut. Darum heißt's so, sagt mein Vater, der wohnt im Dorf Lobsfeld, was eigentlich dazu gehört." „Und wer wohnt da?"
„Na — die gnädige Frau doch — die Frau von Sommereck."
Inge war zwar nun ebenso klug wie zuvor, aber als eine Merkwürdigkeit fiel ihr ein, daß Balzer ebenfalls von einer „gnädigen Frau" gesprochen hatte.
Ob das wohl dieselbe war, die da vom Waldwege gefahren kam in dem stolzen Schimmelgespann? Ein solches Fuhrwerk und ein solches Schloß
— das mußte auf jeden Fall eine glückliche, beneidenswerte Besitzerin sein.
Trina hatte das Zimmer längst verlassen, Inge schaute noch immer träumend ins Weite.
Nun war sie hier am Ziel ihrer Reise, wohlgeborgen bei Onkel und Tante, indessen Vater und Mutter mit dem Schnellzuge der fernen Riviera zueilten.
Sie griff in ihre Reisetasche und holte ein elegantes Lederetui mit Photographien heraus. Vater
tretertag der Nationalliberalen Partei in Goslar. 4) Freier Meinungsaustausch.
Stuttgart, 11. Okt. Der Ev. Volksschulverein für Württemberg hielt unter dem Vorsitz von Oberkonsistorialrat Schüz im Saal der Ev. Gesellschaft seine 65. Jahresversammlung ab. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete ein Vortrag von Prof. Dr. Schöll über das Recht des Religionsunterrichts in der Volksschule. Als Kulturstaat könne der Staat von einem so wichtigen Kulturfaktor, wie ihn die Religion darstelle, nicht einfach absehen, und die ganze Volksbildung und Volkserziehung bedürfe der religiösen Vertiefung. Wer die Schule als Erziehungsschule erhalten und sie nicht zur bloßen Lernschule machen wolle, der könne unmöglich das tatsächlich wichtigste, nach wie vor in das gesamte Volksleben tief eingreifende Bildungsmittel der Religion aus der Schule hinausweifen. In der anschließenden Erörterung trat die Versammlung in der Hauptsache den von dem Vortragenden entwickelten Grundsätzen bei.
Stuttgart, 9. Oktbr. Im Restaurant Charlottenhof fand die konstituierende Versammlung des Verbandes der Süd- u. Westdeutschen Einkaufsgenossenschaften, G. m. b. H., mit Sitz in Stuttgart, statt. Dem Verband sind die Einkaufsgenossenschaften der Kolonialwarenhändler von Mannheim, Mainz, Offenbach, Frankfurt-Sachsenhausen, München, Ulm und Stuttgart angegliedert. Diese Gründung ist ein bedeutsamer Fortschritt in der Organisation, in der Selbsthilfe des Kleinhandels und zugleich ein Beweis des wachsenden Zusammengehörigkeitsgefühls der Kaufmannschaft. Dem Vorstand gehören folgende Württemberger an: Kaufmann C. A. Herrmann- Stuttgart, Kaufmann G. Nestel-Ludwigsburg, dem Aufsichtsrat als 1. Vorsitzender: Kaufmann Carl Frobenius-Stuttgart, als Schriftführer Kaufmann C. Gabler-Feuerbach und als dessen Stellvertreter Kaufmann Eugen Bendele-Ulm.
Friedrichshasen, 10. Okt. Nachmittags um 2 Uhr unternahm Graf Zeppelin einen neuen Fahrversuch mit feinem lenkbaren Luftschiff. Nach dem Aufstieg flog das Luftschiff zunächst landeinwärts, dann durch Einsetzung von Motorkraft im raschesten Tempo wieder seewärts geführt, nahm es seinen Weg über Meersburg nach Konstanz, entlang dem Schweizer Ufer über Romanshorn, Rorschach und Alienrhein und wandte sich dann, als es sich wieder über dem See befand, nach Langenargen und der Ballonhalle zu, in deren Nähe es nach 2 Stunden 15 Minuten glatt landete. Gegen eine ziemlich heftige Seebrise gelang es dem Luftschiff mit einer relativen Geschwindigkeit von reichlich 12 Meter in der Sekunde anzufahren.
Eine Heilbronner Dame, die nicht genannt sein will, hat der Stadt Heilbronn 50 000 geschenkt. Die Zinsen dieses Kapitals sollen in Heil- hronn geborenen Studierenden der Medizin, der Naturwissenschaften, Technikern und Jüngern der freien Künste in Beträgen von je 300 bis 500 zugut kommen. Wenn keine Bewerber da sind, sollen Einrichtungen und Anstalten für bedürftige Kinder den Ertrag der Zinsen erhalten.
und Mutter, die Herzensfreundin Marga von Rohr und — er. Ihr Blick hing wie gebannt an den Zügendesjugendlich-schlankenGarde-Ulanen-Offiziers, der da ganz am Ende der langen Bilderreihe Platz gefunden hatte.
Sie drückte das Bild fest ans Herz.
Ob Henrik ihrer wohl dachte, wie sie seiner? Hatten sie sich nicht mit tausend heiligen Schwüren ewige Treue gelobt?
Und konnten seine guten, klaren Augen lügen?
Ein tiefer Seufzer hob Inges Brust, sie wollte eben einen hinter dem Bilde verborgenen Brief vorziehen — als rasche Schritte über den Vorplatz kamen und Sophie, die Tür öffnend, rief: „Inge — Inge — komm — wir wollen essen."
Und Inge, der noch eben sterbensweh ums Herz war, sah sich bald darauf unten im gemütlichen Eßzimmer, wo sich an wunderschön gedeckter Tafel die sämtlichen Familienmitglieder und Gäste versammelten.
Konrad, der gerade auf Urlaub bei den Eltern weilte, durfte der Kousine freundschaftlich die Hand schütteln. Die Begrüßung mit den vorgestellten beiden Forstassessoren und dem Feldjägerleutnant fiel zeremonieller aus.
Inge blickte kaum hinüber, wo die „vier Grünen", wie Konrad sagte, beisammen saßen und mit dem Forstmeister zunächst ein Fachthema wegen Vermessungsarbeiten erörterten. Sie hatte die Namen kaum verstanden.
Aber dann wurde das Gespräch allgemein. Der ! Feldjägerleutnant kam auch aus Berlin, er hieß
Herbstnachrichten.
Hessigheim a. N., II. Okt. Weitere vorläufige Käufe zu 145 »16, 150 »kt, 155 pro 3 Hektoliter. Die bisherige Ernte bestätigt das geschätzte Quantum. Bis Samstag ist Lese beendigt.
Mundelsheim, 11. Okt. Lese bei herrlichem Wetter in vollem Gang. Menge schlägt bedeutend zurück, Güte viel besser als erwartet. Trollinger, aus dem Zuber entnommen, wieat 66—88 Grad nach Oechsle (1905 60—62 Grad, 1904 67 — 69 Grad.) NoL kein Kauf. Die Wein- gärtnergesellichast bringt zirka 200 Hektoliter anfangs nächster Woche zur Versteigerung.
Aus Baden, 8. Okt. «Wein.) Die Weinlese geht bald zu Ende. Mit dem Menge-Ergebnis, sowie mit der Güte des heurigen Gewächses ist man in Mittel- und Obcrbaden recht zufrieden. Die Mostgewichte bewegen sich zwischen 65 und 90 Grad nach Oechsle bei mäßigem Säuregehalt. Die Nachfrage nach neuem Wein hielt bis heute ununterbrochen an, was eine Preissteigerung zur Folge hatte. So wurden in den letzten Tagen >906 er Weine in Bahlingen, Gottenheim, Niederimsingen, Eichstetten, Schel- ingen, Sasbach, Endingen, Kiechlinsbergen und Riegel zu 33—36 »L, in Breisach zu 40 ,/L, in Bickenhohl, Wachenweiler, Jhringen und Achkarren zu 40—50 »«, in Könd- ringen,-Malterdingen, Nimburg und Mahlberg zu 32 bis 36 »16, in Ringshcim, Lahr und Heuweiler zu 36—40 »1«, in Egringen, Hügelheim, Rögisheim, Rheinweiler, Buggingen, Lausen, Müllheim, Staufen und Sulzburg zu 36 bis 48 .1t und in Offenburg, Bühl, Durlach, Fassenbach, Zell, Weinsbach, Zunsweier und Oberkirch zu 40—65 »it die 100 Liter gehandelt.
ölus StaSt, VeZtrti uns Umgebung
Die von der Amtsversammlung in Neuenbürg am 15. September ds. Js. vorgenommene Wahl des approbierten Arztes Dr. Happoldt in Neuenbürg zum Distrikts- und Armenarzt für die Gemeinden Neuenbürg, Arnbach, Engelsbrand, Langenbrand, Oberniebelsbach, Salmbach und Unterniebelsbach ist am 8. Oktober 1906 von der K. Regierung des Schwarzwaldkreises bestätigt worden.
Ottenhausen, 7. Okt. Eine ernste und doch liebliche Feier durfte die hiesige Gemeinde am vergangenen Sonntag begehen. Es galt die Einweihung eines im Lauf des Sommers im Erdgeschoß des Pfarrhauses hergerichteten Gemeinde saals. Dort hat sich mit Hilfe der von der Oberkirchenbehörde dar^ereichten Mittel ein düsterer Holzstall in einen schmucken, freundlichen Raum verwandelt, der, wenn auch nur von mäßiger Größe, doch groß genug ist, den verschiedenen Bestrebungen, die seither heimatlos waren, ein angenehmes Heim zu hieten. Die Feier, mit der auch eine Bezirkskonferenz der Jünglingsvereine verbunden war, begann mit einem Festgottesdienst in der Kirche, der von den Posaunen der badischen Nachbarvereine verschönt wurde. Die Predigt, von Pfarrer Heim in Korntal gehalten, legte der sehr zahlreich erschienenen Gemeinde in gewaltigem Ernste das „Bleibet in mir" nach Joh. 15 ans Herz; sodann lud der frühere Hirte der Gemeinde, Pfarrer Matter, wehmütig vergangener Tage gedenkend, zum letztenmal ein: „Wen da dürstet, der komme zum Wasser!", während der Ortspsarrer zum Schluß Mitteilungen über die Ermöglichung und den Zweck des „Saalbaues" machte, der als Konfirmandensaal, als Vereinslokal für Jünglings- und Jungsrauenvereine, als Sitzungszimmer des Kirchengemeinderats usw. dienen soll.
Hoppe, wie er selbst sagte, wenn er sich nach den beiden adeligen Assessoren umstellte, „schlechtweg Hoppe" und war auf allen Gebieten, die in Inges Jnteressenkreis fielen, Bälle, Wohltätigkeitsbazare und Feste, Eisbahn und Lawn-Tennis, Kunstausstellung und Sezession, modernes Kunstgewerbe und Frauenbewegung, ziemlich beschlagen. Einer der beiden Assessoren, Hr. v. Dorgerlow, war ernst und still und wurde nur lebhaft, wenn das Thema irgend einen Berührungspunkt mit seinem Beruf bot, während Hr. v. Spechthausen eine humoristische Ader hatte und so fröhlich und herzlich zu lachen verstand.
Inge teilte ihre Aufmerksamkeit zwischen dem Gespräch und den Speisen, denen sie nach der langen Fahrt gebührende Ehre antat. Der Trennungsschmerz hatte dem trefflichen Appetit der Jugend nicht geschadet.
Da Trina und ein zweites Mädchen, wie Sophie Inge zpflüsterte, das Lehrstubenmüdchen, servierten, so entschied sich Inge dafür, daß draußen jedenfalls eine perfekte Köchin ihres Amtes waltete, die diese delikaten Hühner gebraten und diese köstlichen Erbsen und Karotten gekocht habe. Ihr fiel ein, wie die Mutter einst gesagt, sie beneide Tante Christine um die Gabe, die einfachsten Landmädchen so vorzüglich anzulernen.
Die arme Mama — sie bekam auch niemals eine Köchin, die ordentlich allein kochen konnte.
(Fortsetzung folgt.)