Eine Nachfeier vereinigte noch ein paar Stunden lang zahlreiche Gaste im Saal selbst. Er konnte frei­lich die Menge der Besucher nicht fassen; dafür breitete ein gewaltiger Nußbaum sein schützendes Dach über die Draußenstehenden und die geöffneten Saalfenster vermittelten die Verbindung. Hier entbot zunächst nach einigen Begrüßungsworten des Ortspfarrers Hr. Dekan Uhl die Segenswünsche der Diözese der Gemeinde, die nun als die erste von allen in den Besitz eines solchen Raumes gelangt sei, der zwar, dem 2. Tempel vergleichbar, einfach und bescheiden sei und doch im rechten Sinn und Geist gebraucht eine Quelle des Segens werden könne. Nach weiteren Ansprachen des Bezirksvorstands, Hrn. Maushardt, sowie von Pfarrer Heim, unter­brochen von Posaunenklängen, gemeinsamen Gesängen, auch einigen Deklamationen hiesiger Mitglieder be­schloß ein unter grünem Blätterdach improvisierter Festkaffee die stimmungsvolle Feier. Möchte sie nicht nur eine freundliche Erinnerung bilden, sondern auch bleibende Früchte tragen!

Neuenbürg, 10. Okt. Von der Versicher­ungsanstalt werden die zum Militär einrückenden Versicherten darauf hingewiesen, ihre Jnvalidenkarten, auch wenn diese nur teilweise mit Marken gefüllt sind, behufs Aufrechnung bei den Ortsbehörden für die Arbeiterversicherung abzugeben, um dadurch Ver­luste der Karten zu verhüten. Nach beendeter Mili­tärdienstzeit ist besonders darauf zu achten, daß diese in der neu auszustellenden Quittungskarte zur Auf­rechnung kommt. Bekanntlich wird ja die Militär­dienstzeit als Beitragsleistung der zweiten Klasse in Anrechnung gebracht.

Neuenbürg. DemStaats-Anz." wird ge­schrieben: Es wird von dem reisenden Publikum in neuerer Zeit darüber geklagt, daß es nicht mehr möglich sei, unterwegs bei dem Zugpersonal Fahrkarten zu lösen. Diese Annahme ist aber nicht ganz zutreffend. Es mußte der Verkauf solcher Karten nur bei Beträgen von mehr als 55 vom 1. August an wegen der Fahrkartensteuer 'eingestellt werden, weil die Berechnung der Steuer durch das Zugpersonal und die Kontrolle über ihre richtige Erhebung nicht durchführbar wäre. Dagegen ist die Abgabe von Fahrkarten bei Beiträgen bis zu 55 Z einschließlich und von Schnellzugzuschlagkarten ohne Unterschied des Fahrpreises durch das Zugpersonal nach wie vor zulässig, da diese Karten nicht steuer­pflichtig sind. Die anderen größeren deutschen Staatsbahnverwaltungen besitzen diese Einrichtung überhaupt nicht.

Neuenbürg, 10. Okt. Prächtige Herbst­tage sind uns gegenwärtig beschieden und es herrscht wohl unter allen Naturfreunden Einverständnis da­rüber, daß der Herbst hier im allgemeinen die schönste Jahreszeit ist. Der Winter ist reichlich lang, der Frühling kommt bei uns zu spät und geht zu rasch in den Sommer über, dieser selbst bringt uns wohl schöne Tage, aber auch das darf man wohl sagen, wenn man nur sich selbst und nicht die großen Vorteile davon im Auge hat zuviel des Leben . . . es bleibt der Herbst und da üben besonders die stillen Tage eines schönen Herbstes mit ihren im Tale ruhenden und wallenden Nebeln und der auf der Höhe strahlenden Sonne einen gar eigenen Zauber aus. Wohin man geht und schaut, in den Lüften ist zwar ein seltsam aber durchaus behagliches

Weben und Wogen und das Auge, das weiter reicht als sonst wohin es blickt, überall sieht es be­strickende Farbenpracht. Das leuchtende Grün der Wiesen, Bäume und Sträucher aus dem vollen Farbentopf des Sommers ist als Ganzes matter, gemildert, aber das Gesamtbild ist umso anziehender durch die wundervollen Verfärbungen des Herbstes, zu denen das tiefe Schwarzblau der Tannen einen einzigartigen Hintergrund abgibt.

Nagold, 10. Okt. Auf Anregung des Ober­amts fand eine Versammlung der Wasserwerks­besitzer und Fischereiberechtigten des Nagold­tals und der Seitentäler der Nagold statt, um bezüglich der Klagen zwischen beiden Interessenten­kreisen wenn möglich Abhilfe zu schaffen. Die Verhandlungen ergaben, daß eine genügende Klärung der strittigen Frage, betr. Ziehen und Schließen der Wehrfallen und Floßgassen, noch nicht vorhanden war. Es sollen deshalb an einem Sonntag prak­tische Versuche gemacht und dann weiter verhandelt werden.

Altensteig, 10. Okt. Am Montag fand hier die feierliche Eröffnung und Einweihung der neu erstellten städtischen Schlachthofanlage statt. Die Anlage besteht aus 3 Schlachthallen, einer Fleisch­hackerei, Kesselraum und 3 Stallungen. Die ge­samten Einrichtungen entsprechen allen Anforder­ungen der Neuzeit.

** Pforzheim, 11. Okt. Heute nachmittag '/-2 Uhr lief das l'/sjährige Kind des Hilfs­arbeiters Gg. Stirn in der Edisonstraße so un­glücklich direkt in ein Lastfuhrwerk, daß es über­fahren wurde und an den Verletzungen nach einer Stunde verschieden ist. Vor dem Hause Baum­straße 2 erfolgte heute früh vor 12 Uhr ein Gas­rohrbruch, der eine Gasexplosion im Friseur­geschäft daselbst nach sich zog, die aber zum Glück nur unbedeutenden Schaden anrichtete. Die Wecker­linie der Feuerwehr wurde alarmiert.

Calw, 10. Okt. Der heutige Viehmarkt war mit 343 Stück Rindvieh befahren. Die Preise hielten den seitherigen Stand; es wurde gehandelt: Jungvieh zu 130230, Kühe zu 270 bis 450 ^ per Stück, Ochsen von 7001050 ^ per Paar. Gesamtverkauf in Rindvieh ca. 200 St. Auf dem Schweinemarkt waren zugeführt 92 Körbe Milch­schweine, 185 Stück Läufer. Verkauf infolge der starken Zufuhr der letzteren schleppend. Erlöster Preis für Milchschweine 2043 für Läufer

50120 -/L per Paar.

Pforzheim, 10. Okt. (Schweinemarkt). Zu­fuhr 169 St. Milchschweine, wovon 80 Stück ver­kauft wurden zum Preise von 2334 per Paar.

vermischtes.

Mannheim, 8. Okt. Ein heiteres Stückchen trug sich lautMannh. Generalanz." am Donnerstag auf dem hiesigen Wochenmarkt zu. Beim Nachprüfen des Gewichts durch die Polizei schlug auch einer Schifferstadter Marktfrau das böse Gewissen. Als die Polizei in ihre Nähe kam, ergänzte sie das Ge­wicht ihrer zu knapp gewogenen Butter mit einem Zweimarkstück, das sie in die Butter einschob. Eine daneben stehende Frau bemerkte dies und verlangte im Beisein der Polizei die so etwas preiswerter ge­wordene Butter, die ihr auch, jedoch etwas zögernd, ausgehändigt wurde.

Nach dem Genuß von gehacktem Fleisch sind in Hildesheim 57 Personen erkrankt. Unter diesen befinden sich auch 2 Kinder des Metzgers, der das Fleisch geliefert hat.

Düsseldorf. Mit einem Automobil überfuhr der Restaurateur Könen auf der Grafenberger Brücke eine Frau mit ihrem 5jührigen Töchterchen. Die Frau war sofort tot, das Kind lebensgefährlich verletzt.

Ein von dem Herzog von Montpensier be­nutztes Automobil überfuhr in Nancy am Mitt­woch vormittag einen Straßenbahnangestellten, wel­cher augenblicklich verstarb.

In Meiderich (Westfalen) schlug, wie das Berl. Tagebl." meldet, ein 12jähr. Schüler vorige Woche in der Schule den Lehrer mit einer in einen Strumpf eingewickelten Bleikugel gegen den Kopf und verletzte ihn so schwer, daß nach einigen Tagen der Tod eintrat.

Sonne und Mond im Oktober. Die Sonne tritt im Oktober und zwar am 24. Oktober, 9 Uhr vormittags, in das Zeichen des Skorpions. Die Verkürzung der Tagesdauer und die Zunahme der Nachtlänge ist im Oktober eine ziemlich rapide. Fassen wir den ersten und den letzten Tag unseres Monats ins Auge, so schrumpft der Tag von 11 Stunden 35 Minuten auf 9 Stunden 36 Minuten zusammen, wohingegen die Nacht von 12 Stunden 25 Minuten auf 14 Stunden 24 Minuten anwächst. Verkürzung resp. Zunahme beträgt also nicht weniger als 1 Stunde 59 Minuten innerhalb eines Zeit­raums von 31 Tagen. Was die Mondphasen an­langt, so tritt am 2. Oktober, 2 Uhr nachmittags Vollmond, am 10. Oktober, 5 Uhr nachmittags Letztes Viertel, am 17. Oktober, 12 Uhr Mitternacht Neumond und am 24. Oktober, 3 Uhr nachmittags Erstes Viertel ein. Am 7. Oktober steht unser nächtlicher Trabant in Erdferne, am 19. Oktober in Erdnähe.

LetZlc Nachrichten u. Telegramme»

Berlin, 11. Ott. DieVoss. Ztg." schreibt: Erstaunen muß erregen, daß der Hof den Kaiser von der beabsichtigten Veröffentlichung nicht längst in Kenntnis gesetzt hat; sind doch einzelne Teile der Aufzeichnungen seit Wochen in Zeitungen und Zeit­schriften abgedruckt und das Erscheinen der Buch­ausgabe seit Wochen angekündigt worden. Der Großherzog von Baden hat die Wiedergabe seiner Briefe gestattet, die Prinzessin Konstantin Hohenlohe und die Prinzessin Salm haben Beiträge geliefert, und dem Kaiser wurde von der beabsichtigten Her­ausgabe des Werkes keine Mitteilung gemacht?"

Berlin, 11. Okt. DieNordd. Allg. Ztg." schreibt: In einer Besprechung der Memoiren des Fürsten Chlodwig Hohenlohe führen dieHamb. Nachrichten" an, der Kaiser habe eines Tags, als er mit dem Fürsten zum Reichskanzlerpalais fuhr und die russische Sache wieder lebhaft erörtert wurde, den Wagen plötzlich halten und den Fürsten aus­steigen lassen. Wir sind ermächtigt, diese Erzählung für eine Fabel zu erklären. Unrichtig ist auch die Mitteilung derNationalzeitung", daß die Geschichte der Märztage auf Befehl des Kaisers von einem damals noch aktiven Staatsmann niedergeschrieben worden sei. Richtig ist, daß eine auf jene Zeit bezügliche Niederschrift besteht, die Seine Majestät selbst einem Adjutanten diktiert hat.

Amtliche Bekanntmachungen uns Privat-Knzeigan.

Neuenbürg.

An die Gevlkindrbehör-eu.

Die Vorlage des Gemeindeetats für 1906/07 wird den Gemeindebehörden, welche mit ihr noch im Rückstand sind, in Erinnerung gebracht (vergl. Erlaß vom 12. Mai ds. Js., Enz- täler Nr. 76). Bis spätestens 25. ds. Mts. hat die Vorlage zu erfolgen, oder sind die entgegenstehenden Hindernisse zu berichten.

Den 10. Oktober 1906. K. Oberamt.

Hornung.

K r d a n»t m»ch«n g,

betreffend die Unterstützung von Familien der zu Friedensübnngen einberufenen Mannschaften.

Die Beteiligten werden in ihrem Interesse auf die Gesetzes­bestimmung aufmerksam gemacht, wonach der Anspruch auf Unterstützung von Familien der zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften erlischt, wenn die Anmeldung derselben nicht binnen 4 Wochen nach Beendigung der Uebung bei dem Orts­vorsteher erfolgt.

Neuenbürg, den 10. Oktober 1906. K. Oberamt.

Hornung.

K. Forstamt Langenbrand. Wiederholter

Kreuuhorr-Uttkaus

am Dienstag, den 16. Oktober, vormittags 10 Uhr imGrünen Baum" in Langenbrand aus Distrikt V Grösselberg, Abt. 15 Heusteig und 2 Hint. Heukopf: 31 Nadelholz-Prügel und 8 Nadelholz-Anbruch.

Neuenbürg. Sämtliche im Jahr

1836 Geborenen

von hier und im Bezirk ver­sammeln sich am Sonntag, den 14. Oktober, nachm. 2 Uhr zu einer gesellige» Unterhalt­ung in der Restauration von August Müller.

Mehrere 1836 er.

K. Amtsgericht Ueuenlmrg.

Im Handelsregister, Abteilung für Einzelfirmen, ist heute eingetragen worden:

Die Firma Johannes Paucke, Buch-, Kunst- und

Musikalienhandlung, Leihbibliothek in Wildbad. Inhaber:

Johannes Paucke, Buchhändler daselbst.

Den 8. Oktober 1906. Oberamtsrichter

Doderer.

K. Amtsgericht Neuenbürg.

Konkursverfahren.

In dem Konkursverfahren über den Nachlaß der Melanie Decker, geb. Barth, gew. Ehefrau des Matthäus Decker, Kaufmanns in Calmbach, ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters und zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichnis der bei der Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen der Schlußtermin auf Dienstag, den 36. Oktober 1966, vorm. 11 Uhr vor dem Kgl. Amtsgerichte Hierselbst bestimmt.

Den 6. Oktober 1906. Amtsgerichtssekretär

Knödel.