schwören mußten, allen Elsäßer, er sei rot oder weiß, bleiben zu lassen, wie er ab Wagen oder Karren in den Keller komme. Aehnlich hatten an anderen Orten die Wirte zu beeiden, Elsäßer für Elsäßer und Breisgauer für Breisgauer, ebenso Landwein für Landwein zu verschenken, wobei freilich die einigermaßen neckisch klingende Ausnahme zugelassen wurde, daß sie den besseren Elsäßer oder Breisgauer in den geringeren Landwein tun und dieses Gemisch für Landwein verkaufen durften. Welcher Gast gemischten Wein trinken wollte, sollte ihn sich sonst selber mischen.
Das sehende Telephon. Eine epochemachende Erfindung hat vor kurzem ein Amerikaner, Dr. Graham mit Namen, ge,nacht. Er erfand einen telephonischen Apparat, der nicht nur die gesprochenen Worte vermittelt, sondern ermöglicht, den Partner während der Unterhaltung zu sehen. Dr. Graham hat in den letzten Jahren durch seine bedeutenden Erfindungen von sich reden gemacht.
Die Verhaftung des Oberhauptes der amerikanischen Mormonen, Josef Smith, der eben die Geburt seines 43. Kindes feierte, erregt in ganz Amerika großes Aufsehen.
Milch gegen Alkohol. Aus der Halberger Hütte wurde auf Anordnung des Inhabers im Dezember 1905 der Versuch gemacht, warme Milch an die Arbeiter zu verabfolgen. Diese begegnete zuerst den üblichen Vorurteilen, allein schon im Mai d. I. betrug der Verbrauch 250—300 Liter täglich bei einer Arbeiterzahl von 3000 Mann. Die Kaffeeküche erwies sich bald zu klein, es wurde daher ein besonderes Milchhüuschen erbaut. Ein Hüttenmann erklärte, er habe seit vier Wochen häufiger Milch getrunken und seitdem 4 Pfund zugenommen. Der Genuß von geistigen Getränken durch die Hüttenleute ist durch diese Einrichtung ganz beträchtlich eingeschränkt worden. Der Branntweingenuß morgens in nüchternem Zustand hat fast ganz aufgehört. Demnächst wird ein zweites Milchhäuschen fertiggestellt werden. — Auch im gelobten Land der Biertrinker scheint sich der Ausschank warmer Milch einzubürgern. In einzelnen Filialen der Zentralmolkerei sowie in einigen größeren Milchläden in München befindet sich seit einiger Zeit ein in die Augen fallendes Plakat: „Glasweiser Ausschank warmer Milch — Verein für Volkshygiene." Dieses dem Beispiel rheinischer Städte folgende Vorgehen ist, da die Milch gleichzeitig nährt und erfrischt, sowohl im Interesse der Volksernährung wie in dem der Zu- rückdrängung der alkoholischen Getränke aufs freudigste zu begrüßen. In der Tat lassen denn auch die Erfolge schon der ersten Zeit eine starke Hebung des Milchverbrauchs und die Einführung dieser Einrichtung auch in anderen bayrischen Städten erhoffen. Auch die Landwirtschaft kann eine Zunahme des Milchkonsums auch durch die Erwachsenen nur mit Freuden begrüßen.
Coupons als Zahlungsmittel. Schon wiederholt wurde auf die Unsitte hingewiesen, Coupons als Zahlungsmittel zu verwenden, obschon dieselben ihrer Natur nach absolut nicht dazu geeignet sind.
Und doch war in den gemütlichen Zimmern keine Spur von der eleganten Einrichtung ihres elterlichen Hauses. Die Möbel waren schlicht und alt, aber sorgsam gepflegt und gut erhalten, die Teppiche einfach gemustert, die Gardinen nach alter Sitte von weißem, durchsichtigem Stoff, aber blendend weiß und sauber.
Die prächtigen Geweihe und Rehkronen, di; die Diele und das Zimmer des Hausherrn schmückten, und die so recht dem Ganzen den Stempel aufdrückten, imponierten Inge sehr, und sie versprach, als sie diese als „Hörner" bezeichnet hatte und der Forstmeister mit einem kräftigen „Halloh — das Wild hat keine Hörner — so darf keine Weidmannsnichte sagen," dazwischen fuhr, sich alle Mühe zu geben, um sich im Forsthause auch angemessener ausdrücken zu lernen.
„Komm, Inge, ich zeige Dir Dein Zimmer," sagte Sophie, „es ist dicht neben dem meinen, oben im Giebel."
Inge hatte ihre Mutter öfter von gemütlichen Giebelstunden sprechen hören, sie selbst, das Großstadtkind, wußte aus eigener Erfahrung noch nichts davon.
Sie stiegen die breite Treppe zum oberen Stockwerk empor, über einen großen, Hellen Vorplatz ging's, dann öffnete Sophie eine der beiden dicht nebeneinanderliegenden Türen, und ein freudiges „Ach!" des Staunens entfuhr Inge. Nein, so lieb und traut und so elegant hatte sie sich das Giebelstübchen nicht gedacht. Der kleine Raum war mit
Hauptsächlich haben Private die Gewohnheit die abgeschnittenen Zinsscheine ihrer Wertpapiere Geschäftsleuten in Zahlung zu geben, diese geben sie dann wieder ihren Lieferanten, und so kommt es vor, daß Coupons oftmals ein Jahr und noch länger herumschwimmen , ehe sie der Einlösungsstelle vorgezeigt werden. — Dies liegt aber ganz und gar nicht im Interesse der Besitzer des betr. Wertpapiers, denn wenn dieses Stück verlost, oder zur Heimzahlung oder Zinsabstempelung aufgerufen wird, so kann der Besitzer fast nie benachrichtigt werden. Er weiß also nicht, daß sein Wertpapier verlost ist und schneidet ruhig weiter Coupons ab, bis er das Stück eines Tages verkaufen will und ihm nunmehr die Zinsen für sämtliche zuviel getrennten Zinsscheine vom Kapitalbetrag abgezogen werden, denn die Verzinsung eines Wertpapiere hört mit dem Tage, auf den es verlost oder gekündigt ist, auf. So kam es kürzlich vor, daß der Besitzer einer Obligation auf diese Weise die Zinsen von 24 Jahren verlor, so- daß er vom Kapital fast nichts mehr erhielt. Aber selbst, wenn die betr. Gesellschaft die zur Zahlung vorgezeigten, zu verlosten Stücken gehörigen Coupons zurückweist, sodaß dieselben an den Besitzer zurückgehen, entsteht für letzteren ein Schaden, der mindestens ein halbes Jahr Zinsen des betr. Kapitals ausmacht. Es ist daher dringend zu empfehlen, sämtliche Coupons einer Bank zum Umwechfeln zu übergeben, die ja nichts dafür rechnet und zudem die Coupons gewöhnlich schon 14 Tage vor Verfall annimmt. Außerdem notieren sich die Banken die betr. Nummern, um den Besitzer benachrichtigen zu können, wenn ein Stück verlost wird.
Heirat mit Hindernissen. Wir lesen in der „Täglichen Rundschau": Ein Fleckchen Erde .in Deutschland, dessen Bewohner selten heiraten, ist die Insel Rüden im Greifswalder Bodden. Das kleine Eiland ist für gewöhnlich nur von einigen Lotsen, deren Familien und einem Lehrer bewohnt. Vor 40 Jahren fand dort die letzte Hochzeit statt; die letzte wurde am 5. Oktober gefeiert. Auf einer solchen kleinen abgelegenen Insel in den „Hafen der Ehe" zu gelangen, ist gar nicht so leicht; denn nicht bloß der Wille ist dort maßgebend, sondern auch Wind und Wetter sprechen ein Machtwort mit. So auch bei der Hochzeit vor 40 Jahren. Die Insel gehört zum Kirchfpiel Kröslin; der Pfarrer muß also immer erst eine Seereise von mehreren Kilometern machen, bevor er zur Trauung kommt. Alle Vorbereitungen zur Hochzeit waren damals getroffen, allein der Geistliche fehlte. Er wurde durch ungünstige Winde auf der Greifswalder Oie festgehalten. Das junge Rudener Paar wandte sich nun an den Pfarrer in Wusterhusen, der als Notvertreter die Trauung vollzog. „Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten." Die See wurde immex unruhiger, und so wurde dem Wusterhusener Pfarrer die Rückkehr zum Festlande unmöglich. Die See tobte mehrere Tage, und so mußten die beiden Pastoren, jeder auf einer einsamen Insel, eine mehrere Tage währende unfreiwillige Gefangenschaft durchmachen. Hoffentlich ist das Brautpaar, um das es sich in diesem Jahr gehan-
rosa Cretonnemöbeln behaglich ausgestattet, Bett und Toilettentisch umwallten rosa Gardinen, die mit denen der beiden Fenster genau übereinstimmten, und durch die Fenster flutete der goldige Schein der sinkenden Sonne über alle Gegenstände.
„Gefällt es Dir, Inge?" fragte die blonde Kousine, „sieh, für Dich konnte uns nichts zu hübsch sein, damit Du gern bei uns bist. Und nun lasse ich Dich allein, einen Augenblick nur, ich muß noch einmal unten in der Küche nach dem Rechten sehen."
Inges Koffer war schon hier, sie schloß ihn auf, fing an, diese und jene Kleinigkeit herauszunehmen; dann fiel ihr ein, daß sie gewiß von der Reise zerzaust und bestäubt sei, sie machte Toilette, ordnete das kastanienbraune, reiche Haar noch einmal, vertauschte die Reisebluse mit einer eleganteren von schottischer Seide und trat dann einen Augenblick an das Fenster. Wie weit man hier sehen konnte! Zuerst noch einen Teil des Dorfes, dann weiter hinauf einen breiten Fahrweg, dazwischen Wiesen und Feld, auf dem noch gelbes, reifes Korn wogte, und dort drüben, wie angelehnt an eine kleine Höhe, fast versteckt in grünen Baumkronen ein reizendes Schlößchen mit hohem Turm, spitzgegiebeltem Dach und hohen, gotische Form zeigenden Fenstern, in denen sich gerade jetzt der letzte fahlrote Schein der Sonne spiegelte. Soweit Inge erkennen konnte, umzog eine schöne Mauer mit Gitterwerk das Gehöft. Das Ganze machte ihr den Eindruck eines Märchenschlosses, und sie fühlte ihr Interesse für den kleinen Besitz erwachen.
delt hat, glücklicher und mit weniger Umstünden in den Hafen der Ehe gekommen.
Eine originelle Wette wurde kürzlich von Willy Burmester in Turin, wo er zwei Konzerte gegeben hatte, gewonnen. Bei einem Bankett, das zu seinen Ehren veranstaltet wurde, sprach jemand die Ansicht aus, daß ein wahrer Virtuose einem guten Instrument im Werte von 200 Lire einen ebenso melodiösen Ton entlocken könnte, als einer echten Stradivariusgeige. Der bekannte Instrumentenmacher Antonio Bonelli, der dem Bankett beiwohnte, protestierte gegen diese Behauptung und erbot sich, 20 000 Lire einem wohltätigen Zwecke zu stiften, wenn Burmester imstande wäre, dies zu vollbringen. Burmester nahm die Herausforderung an, und Bonelli ließ eine ganz neue Geige und eine Stradivarius holen. Von drei Zeugen begleitet, begab sich der Virtuose darauf hinter einen Wandschirm und spielte eine halbe Stunde lang abwechselnd auf beiden Geigen, indem er sie alle zwei oder drei Minuten austauschte, ohne daß die Anwesenden, Bonelli einbegriffen, imstande gewesen wären, mit Bestimmtheit zu sagen, ob er auf der Stradivarius oder auf der gewöhnlichen Geige spielte.
jAus der Speisekarte einer Tegernseer Wirtschaft.) Dommatensuppe, Bullion — Rindsbraten mit Scha- biohn (Champignon) — Kalbskopf a la cia cka (?) — Anntifisalat — Fielebraten und Kartoffelbire!
(Ungestört.) „ . . . Warum seid ihr denn eigentlich auf eurer Hochzeitsreise durch so schöne Gegenden gefahren . . . viel hinausgeschaut habt ihr doch sicher nicht!?" — „„Aber die anderen!""
Worträtsel.
Beim Leid gibts Trost dem wunden Herzen.
Am Tag ist es die Essensstunde.
Gefühl hat es bei Andrer Schmerzen,
Doch bei der Teilung gibt es Kunde.
Auslösung des Citatcn-Nätsels in Nr. 156.
Kein Meister fällt vom Himmel.
Auflösung des Logogriph Scherze in Nr. 157.
1. Graf, Gram, grau. Grab. 2. Geste, Gaste, Guste. 3. Main, Maid, Mais. 4. Stern, Stein. 5. Stumme, Stamme, Stimme.
Ist Kaffee ein Nahrungs, oder Gcnutzmittcl?
Bohnenkaffee hat bekanntlich keinen Nährwert, wirkt vielmehr durch seinen Coffelngehall stark reizend und daher bei dauerndem Genuß nachteilig auf das Nervensystem. Besonders schädlich ist der Bohnenkaffee bei Kindern, Rekonvaleszenten, Nervenschwache, sowie Herz- und Magenleidende. Den denkbar besten Ersatz für Bohnenkaffee bietet Seelig's kandierter Korn-Kasfee. Dieser Kaffee wird nach eigenem Verfahren hergestcllt und zeichnet sich durch kräftigen, aromatischen Geschmack, sowie Hohen Nährwert aus, ohne die gesundheitsschädigenden Eigenschaften des Bohnenkaffees zu besitzen. Diese bedeutenden Vorzüge, namentlich vor den bekannteren, nicht kandierten Malz, kaffees dürften die sparsame Hausfrau zu einem Versuch veranlassen und sei deshalb darauf hingewiesen, daß Seelig's kandierter Kornkaffee (nur in geschlossenen Paketenl in den besseren Lebensmittelgeschäften erhältlich ist.
Kostensreie Proben und Niederlagenverzeichnis erhält man auf Anfrage bei den Fabrikanten Emil Seelig, A.-G., Heilbronn.
Wer dort wohl wohnte? Ob glückliche Menschen? Ein zaghaftes Klopfen ertönte an der Tür, und auf Inges „Herein" erschien ein junges, hellgekleidetes Stubenmädchen mit einer riesengroßen Wasserkanne, die sie in Inges leere Waschkanne zu füllen begann. Dann hantierte sie noch hin und her im Zimmer, nahm sorgfältig die rosa Bettdecke zusammen und streifte dabei am Fenster vorüber, an dem Inge noch immer stand.
„Wie heißen Sie?" fragte diese plötzlich, und die Kleine, aus deren krausem Blondhaar ganz gravitätisch ein weißes Tüllhäubchen thronte, erwiderte knixend: „Trina — gnädiges Fräulein — — und ob gnädiges.Fräulein sonst noch etwas wünschten?"
„Nein!" Inge sprach gegen ihre Gewohnheit langsam. „Aber ich möchte wissen" — sie zeigte mit der Hand hinüber nach dem Schlößchen, dessen Türme und Erker sich weiß von dem dunklen Abendhimmel abhoben — wie das Schloß heißt?
Ihre Neugierde war zu mächtig geworden, sie hatte mit der Frage nicht warten können.
(Fortsetzung folgt.)
(Erkundigung.) Treiber (zu einem Sonntagsjäger, von dem er schon viel Schmerzensgeld erhalten): „Euer Gnaden haben mich heut net 'nauf- g'schossen, bin i bei Euer Gnaden vielleicht in Ungnade g'fallen?"
Druck und Verlag von L. Meeh tu Neuenbürg,