Bremen, 22. Sept. In der Oelfabrik Großgerau-Bremen brach heute früh Feuer aus, das die sämtlichen dem Holzhafen gegenüberliegenden Gebäude zerstört hat. Die dahinter gelegenen Lagerschuppen und Verwaltungsgebäude, sowie die benachbarten Holzschuppen, ebenso wie mehrere andere in der Nähe befindliche Schuppen konnten gerettet werden. Das Feuer wütet besonders in den Kellerräumen noch fort.
Newpork. Der „Behörde für den öffentlichen Unterricht" in den Ver. Staaten hat Rockefeiler die Summe von 50 Mill. überwiesen, damit sie in gemeinnütziger Weise verwendet werde. Bis jetzt sind an 9 große Unterrichtsanstalten Geschenke von 125 000 bis 275 000 verteilt worden, damit Vervollkommnungen aller Art in ihnen geschaffen werden könnten.
New-Jork, 21. Septbr. Einem Telegramm aus Knoxville (Tennessee) zufolge sind durch eine Dynamiterplosion auf einem Waggon der Bahn Louisville - Nashville in der Stadt Jellico eine Anzahl Personen, vermutlich 15, getötet, etwa 30 verwundet und nahezu sämtliche Gebäude des Ge- schästsviertels stark beschädigt worden. Eine weitere Meldung stellt fest, daß die Stadt so gut wie zerstört ist. Neun Personen sind tot, fünfzig verletzt, 500 obdachlos; der angerichtete Schaden wird auf eine Million Dollar geschätzt.
New-Jork, 20. Sept. Zu den Diebstählen, die sich auch in diesem Herbst in den Palästen der New-Iorker Milliardäre erreignet haben, wird gemeldet: Alle Bemühungen von Geheimpolizisten, die sich in bester Gesellschaftskleidung unter die Gäste mischten und alles auf das genaueste beobachteten, haben nicht dazu geführt, die geheimnisvollen Täter zu entdecken; so neigt man sich denn immer mehr der Annahme zu, daß die Diebe selbst den feinsten Kreisen der Gesellschaft angehören und mit der größten Geschicklichkeit und Frechheit, wie sie selbst die erfahrensten Taschendiebe nicht besitzen, zu Werke gehen. Die Summe, die die verlorenen, das heißt gestohlenen Kostbarkeiten darstellen, übersteigt in diesem Herbst eine Million Mark. Besonderes Aufsehen erregte der Diebstahl eines kostbaren Schmuckes der Frau Ogden Goelet, der 200 000 wert war und ihr aus ihrem Landhause in New Port gestohlen wurde. Noch größer jedoch war die Verwunderung, als Frau Goelet wenige Wochen später erklärte, sie hätte die vermißten Kostbarkeiten in ihrem New-Iorker Palast wiedergefunden, wo sie sie vergessen hatte. Ein so merkwürdiger Fall von Vergeßlichkeit mußte selbst bei einer Millionärin auffallen, und man vermutet daher allgemein, daß der Diebstahl wohl von einem Frau Goelet nahestehenden Mitglied der Gesellschaft verübt worden sei und daß eine Aufdeckung des geheimnisvollen Vorfalls möglichst verhindert werden sollte.
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Stuttgart, 22. Septbr. Mit dem heutigen Manöver gegen einen markierten Feind, zu dem der König die Aufgaben gestellt hat, finden die diesjährigen Manöver ihren Abschluß. Die Stäbe und Fußtruppen werden von Eutingen, Ergenzingen, Hochdorf, Gündringen, Horb und Mühlen aus mit der Eisenbahn in ihre Standorte zurückbefördert, während die berittenen Waffen in mehrtägigen Märschen ihre Standorte erreichen. Die Stuttgarter Truppen treffen heute abend ein. Das Dragoner-Regiment König und die 2. Abteilung des Feldartillerie-Regiments 13 treffen am 24. ds. in Stuttgart bezw. Cannstatt ein. Die berittenen Truppen des Standorts Ludwigsburg treffen am 25., die des Standorts Ulm am 27. dort ein.
Herzog Albrecht von Württemberg, Generalleutnant und Kommandeur der 26.'Division (1. Kgl. Württ.), ist durch Kgl. Order vom 22. d. M. unter Belastung L In suite des Grenadier-Regiments Königin Olga Nr. 119 und des Ulanen-Regi- giments König Karl Nr. 19 zum General der Kavallerie befördert worden.
Stuttgart, 22. Sept. Der „Schw. Merk." bringt als Nachtrag seiner Berichte über die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte folgende interessante Notiz: Daß bei dem glänzend verlaufenen Rathausfest die Stadt sich auch als trefflicher Gastgeber gezeigt, der dem leiblichen Bedürfnis seiner Gäste aufs beste gerecht zu werden weiß, beweist am besten wohl die Menge des Verbrauchs an jenem Abend. Nicht etwa, daß man jedem Besucher die Brötchen nachgezählt oder gewissenhaft die Zahl seiner „Schoppen" angekreidet hätte, das wäre sicherlich keine löbliche Statistik, sondern lediglich das, was man vorbereitet hatte, was Küche und Keller hergab, ehe die Gäste kamen, unterlag
zahlenmäßiger Kontrolle. Darnach wurden aufgestellt: 4000 Liter Wein, 1000 Liter Bier, 1500 Flaschen Wasser und 20 000 belegte Brötchen, sowie für 200 süßes Gebäck für die Damen. Die Fama behauptet nun, daß, nachdem am frühen Morgen des 21. Sept. — es soll M 5 Uhr gewesen sein — der letzte Gast die lichtdurchfluteten Räume verlassen, auch die 4000 Liter Wein, die 1000 Liter Bier, das Wasser, das süße Gebäck und die 20 000 Brötchen verschwunden gewesen seien.
Stuttgart, 19. Sept. In einer gemeinschaftlichen verschiedener Abteilungen des 78. Deutschen Naturforscher- und Aerztetags hielt heute Graf Zeppelin einen interessanten Vortrag über „motorische Luftschiffahrt". Unter den Zuhörern befanden sich u. a. Ingenieur Gradewitz von der Studiergesellschaft für Motorluftschiffahrt Berlin, die Vorstände verschiedener meteorologische Institute, sowie die Präsidenten v. Mosthaf, und v. Nestle. Der Redner führte aus, daß nur ein schwacher Anfang angebahnt ist in der Verbreitung klarer Gedanken über die Naturgesetze, die dem Befahren des Luftraumes zugrunde liegen. Diese Naturgesetze führen zu der Frage, welches die zweckmäßigste Gestalt für ein Luftschiff ist. Klar ist man sich darüber, daß dieses ein möglichst langgestreckter, den kleinmöglichsten Querschnitt bietender Rotationskörper sein muß; aber darüber, ob dem Hauptkörper zylindrische oder die sogenannte Tränenform zu geben sei, sind die Gelehrten noch keineswegs einig. Die Gestalt der Spitze ist derart zu wühlen, daß die Luft bei der Vorausfahrt durch eine möglichst große Flüche verdrängt wird und es empfiehlt sich, dem Hinteren Ende des Luftschiffes dieselbe Gestalt zu geben, wie der Spitze. Die Tragkraft eines in der Hauptsache zylindrischen Gasraumes wächst im quadratischen Verhältnis des zunehmenden Halbmessers, wodurch die Fahrgeschwindigkeit gesteigert werden kann, weil die größere Tragkraft so viel stärkere Motoren mitzuführen gestattet. Bei dem Entworfen von Luftschiffen ist immer daran zu denken, daß der totbringende Absturz so sicher vermieden sein muß, wie das Untersinken eines Schiffes. Es ist deshalb für die Erreichung genügender Sicherheit unbedingtes Erfordernis, auf einem Luftschiff mindestens 2 von einander unabhängige Motore zu haben. Am wirksamsten wird die Motorkraft bis jetzt in luftabstoßende Kraft mittelst der Luftschraube umgesetzt. Ob man ein Luftschiff klein oder groß, unstarr oder starr baut, das hängt lediglich von den Aufgaben ab, die dasselbe lösen soll. Unstarre Luftschiffe werden immer nur dem Sport oder wissenschaftlichen Zwecken von solcher Bedeutung dienen, daß ein Wagnis gewollt, gerechtfertigt oder geboten ist. Der Redner verteidigt dann sein Luftschiff, den einzigen Repräsentanten des starren Systems, dessen Bau er beschreibt, und hervorhebt, daß dasselbe am 17. Jan. mit einer über sein Eigengewicht hinausgehenden Belastung von 3090 Kilogramm 850 Meter über Meereshöhe aufgestiegen ist. Mit seinem Luftschiff können unter ungünstigsten Windverhältnissen 1700 Kilometer entfernte Ziele sicher erreicht werden bezw. kann man sich von einem Ort, zu welchem man zurückkehren will, bis 850 Kilometer entfernen. Redner schilderte dann den strategischen Wert seines Systems und betont weiter, daß die Starrheit gewaltige Ausmaße verlange. Das ist beim Schiffbau längst erkannt worden. Mit der Größe wachsen Fahrsicherheit und Fahrtdauer und vermindern sich verhältnismäßig die Beschiffungs- und Betriebskosten. Ein Luftschiff um ein geringes kleiner als er es gebaut, tauge überhaupt nichts mehr, aber 1 Meter Durchmesser des Tragzylinders mehr und entsprechende Verlängerung des ganzen Fahrzeugs bedeuten einen Gewinn von 3000 Kilogramm weiteren verfügbaren Auftrieb und es lassen sich 50—60 Passagiere aufnehmen. Auf diese Weise wird es mit Sicherheit möglich sein, mit Etappen den Nordpol zu erreichen, die Verbindung zwischen unseren oft- und westafrikanischen Kolonien herzustellen, unseren Truppen in Südwestafrika Lebensmittel, Wasser und Munition zuzutragen und sich zur Beobachtung von Sonnenfinsternissen über die Wolken zu erheben.
Tübingen, 22. Sept. Etwa 200 Herren und Damen vom Kongreß der Aerzte und Naturforscher kamen heute per Ertrazug zur Besichtigung der Universitätsinstitute hier an. Nach einem gemeinsamen Mittagsmahl wurde ein Ausflug auf den Hohenzollern unternommen.
Stuttgart, 22. Sept. Die feierliche Eröffnung der Landesobstausstellung fand heute vormittag 11 Uhr in der prächtig geschmückten Gewerbehalle statt. Minister v. Pi schek überbrachte
die besten Grüße und Wünsche für einen reichen Erfolg der Ausstellung im Auftrag des Königs, den er als einen der ersten Obstzüchter des Landes bezeichnete. Ihn beseele das Gefühl freudigen Dankens für die bisherigen Leistungen des Obstbauvereins. Die ganze Landwirtschaft fei ja im Grunde angewandte Naturwissenschaft und da nehme dann der Obstbau eine ganz besonders bevorzugte Stellung ein. Der Minister wies im weiteren Verlauf seiner Rede auf die erzieherische und veredelnde Wirkung des Obstbaues hin und betonte, daß Württemberg auf diesem Gebiete der Landwirtschaft die weitaus erste Stellung unter den deutschen Bundesstaaten einnimmt. Mit dem Wunsche, daß die Ausstellung dazu beitragen möge, den Bestrebungen der Obstbauvereine neuen fruchtbaren Boden zu gewinnen zum Wohl und Nutzen unseres Landes, schloß der Minister seine mit Beifall aufgenommene Ansprache.
Cannstatter Volksfest. Zur Bewältigung des Personenverkehrs an den Volksfesttagen werden in der Zeit vorn Donnerstag, 27. bis Sonntag, 30. September Nor- und Nachzüge zur Entlastung der fahrplanmäßigen Züge, sowie Sonderzüge nach Bedarf auf den Strecken Stuttgart-Cannstatt, Eßlingen-Cannstatt und Waiblingen-Cannstatt aus- geführt.
Feuerbach, 24. August. Ein von Stuttgart kommender Leerzug blieb in dem Feuerbacher Tunnel, infolge Versagens der Maschine, stecken. Der um Ni 5 Uhr morgens hier eintreffende Personenzug Stuttgart-Heilbronn fuhr von hinten auf den Leerzug auf, wobei die beiden letzten Wagen des Leerzugs zertrümmert wurden, auch die Maschine des Personenzugs wurde stark beschädigt. Verletzt ist glücklicherweise niemand.
— (Anm. der Red.: Der Schnellzug 4 (Stuttgart ab 6.03 morgens) traf mit einer Ni ständigen Verspätung in Pforzheim ein. Sämtliche Vormittagsposten ins Enztal sind ausgeblieben.)
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Auf den l. Oktober, den Beginn des Winterfahrplans der K. württ. Staatseifenbahn, sind die Postverbindungen des Landes neu geregelt worden. Die Personenpost Herren alb-Höfen wird aus die Strecke Herren alb-Neuenbürg verlegt.
Neuenbürg, 24. Sept. Wenn auch von der herbstlichen Witterung wenig begünstigt, hielt doch unser allezeit rühriger „Schützenverein" am gestrigen Sonntag ein Nachbarschaftsschießen ab, das, von zahlreichen Schützengüsten aus Wildbad, Pforzheim, Calw rc. besucht, seinen programmgeinäßen, äußerst gelungenen Verlauf nahm. Schon vormittags t 1 Uhr trafen die Gäste mit der Festmusik, der flotten Pforzheimer Schützenkapelle Asch, im festlichen Quartier, dem Gasthof zum „Bären", ein. Während des Frühschoppens konzertierte die Kapelle unter ihren: tüchtigen Dirigenten, Hrn. Asch, auf dem Marktplatz und brachte die besten Darbietungen, was dankbaren, lebhaften Beifall fand. Nach dem Mittagstisch, Punkt 1 Uhr, zogen die Schützen mit der Festmusik hinauf zun: Schützenhaus, wo gleich- bald das Schießen durch ein Salvenfeuer eröffnet wurde, ein deutlicher Beweis, wie fest die HH. Schützen ins Zeug gingen. Lustig knallten während des ganzen Mittags die Büchsen, bis bald nach 6 Uhr, als es, namentlich bei dem regnerischen Wetter, schon bald zu dämmern begann, wieder eine Gewehrsalve den Schluß machte. Es sei ausnahmslos gut geschossen worden, wird gesagt, so gut, daß z. B. auf der Meisterscheibe, auf welcher bekanntlich bis zu 60 Ringen geschossen werden können, erstmals 56 Ringe (Guinand-Pforzheim) erzielt wurden. Um 7 Uhr abends fand im Festlokal (Bären) Abendessen und die Preisverteilung statt. Hr. Stadtschultheiß Stirn hielt eine mit Dank und Beifall aufgenommene Begrüßungsansprache, weitere Trinksprüche wurden ausgetauscht zwischen Hrn. Oberschützenmstr. Schmidt und Schützengästen aus Calw und Pforzheim. Bon letzteren wurde mehrfach lebhaft anerkannt, daß sich hier die Schützensache in bewährt sachkundigen Händen befindet und daß sich der hiesige Schützenverein auch einer regen Anteilnahme seitens der Bürgerschaft erfreuen dürfe. Die unermüdliche Festkapelle, welche nachmittags im „Ankersaale" ein gutbesuchtes Konzert gab, spielte ihre flotten Weisen. Die Eisenbahnzüge zwischen 9 und 10 Uhr abends entführten uns wieder die Nachbarschaftsschützen. Alles in Allem ist auch die diesmalige Veranstaltung aufs schönste verlaufen.
— Die 15 ersten Schützen auf Meisterscheibe: 1. Guinand-Pforzheim 56 Ringe, 2. Jung-Pforzheim 53 Rg., 3. Höfer-Calw 52 Rg., 4. A. Schmidt-