verzeichnen ist; waren doch hauptsächlich auch die „Gelehrten" nicht darüber einig; so gab bekanntlich Obermedizinrat Scheurlen nach seinem erstmaligen Hiersein sein Gutachten in erster Linie für „Schnepfs Feld", allerdings, ohne daß er die später kommende Straße obenherum und Haltestelle in Betracht gezogen. Obermedizinalrat Walz sprach sich gegen diesen Platz aus, Professor Schmohl (Vorstand der Baugewerkschule) für die „Unteren Hausücker", während der neuerdings gehörte Oberbaurat Maier-Stuttgart in erster Linie für die Höhenlage, und erst in dritter Linie für Schnepf's Feld sich aussprach. Nach dem heutigen Beschluß erhält die Stadt nun das Bezirkskrankenhaus auf eigenem Grund und Boden; es müssen jedoch noch einige Feldstücke dazu erworben werden. Die in den Unteren Hausäckern angekauften Grundstücke können zu gleichen Preisen den Besitzern entsprechend ihrem Vorkaufsrecht zurückgegeben werden. — Als weitere Beschlüsse sind zu erwähnen: Wegen Anstellung eines Distriktsarztes für die Gemeinde Enzklösterle und die Wildbader Parzellen Sprollen- Haus-Nonuenmiß usw. an Stelle des Distriktsarztes Dr. Lorenz in Wildbad, welcher diese Stelle abzugeben erklärt hat, sollen zunächst Verhandlungen gepflogen werden wegen Beteiligung weiterer Gemeinden der angrenzenden Bezirke. Den Gemeinden des Distriktsarztsbezirks Feldrennach wird ein Beitrag von 200 ML verwilligt. Die durch den Weggang des Hrn. Oberamtsarztes Dr. Herrmann erledigte Oberamtswundarztstelle soll versuchsweise zunächst nicht besetzt werden. Zum Distriktsarzt (Orts- und Armenarzt) für die Gemeinden Neuenbürg, Engelsbrand, Salmbach, Langenbrand, Arnbach, Ober- und Unterniebelsbach mit einem Wartgeld von 700 ML wurde Dr. Happoldt hier gewählt. Der Gehalt des O.A.-Arztes Dr. Hä rlin als Bezirkskrankenhausarzt wurde von bisher 500 ct» auf 800 ./Ki erhöht, dagegen wird der Gehalt des Stellvertreters dieses Arztes, zu welchem Dr. Happoldt gewählt wurde, auf 100 ML ermäßigt. Das Wartgeld des Dr. Schmidt in Liebenzell, Distriktsarzts für die oberen Waldgemeinden, wird von 620 ML auf 800 ML und nach Einbeziehung der Gemeinde Schömberg auf 1000 ML erhöht. — Eine längere Debatte verursachte die Abänderung des Bezirksstraßenstatuts, worauf die Aufhebung des Abs. 2 des Z 5 des Statuts beschlossen wurde. Einige Abänderungen erfuhren die Sätze für Schuß- und Fanggelder schädlicher Tiere. Zur Kenntnis der Versammlung gebracht wurde ein Dankschreiben des Württ. Kriegerbundes für den von der letzten Amtsversammlung verwilligten Beitrag von 300 ML zugunsten der Sammlung „König Wilhelm-Trost". Schließlich wurde nach dein Bortrag des Amtspflege-Etats pro 1906/07, bei welchen sich die Einnahmen auf 46 600 ML, die Ausgaben auf zus. 70 552 .Ml belaufen, eine Amtsschadensumlage von 70 000 .--Kl (im Vorjahr 65 000 ML) genehmigt. — Im Anschluß fand ein gemeinsamer Mittagstisch im Gasthof zum „Bären" statt.
Pforzheim, 15. Sept. Ein Automobil, das einem Amerikaner gehört, wurde gestern nachmittag hier beim Gaswerk angehalten, weil von Vaihingen hierher telephoniert worden war, daß ein Automobil
Heinrich Martiii s.ige Nacht.
Von Alfred Meißner.
4) -(Nachdruck verboten).
Der Alte fuhr ungestört fort:
„Ich wünsche Ihren Tod nicht, er kann mir keinen Vorteil bringen, ich wünsche nur, was ich verlangen darf, die Ehrenrettung meiner Nichte. Ich gebe Ihnen noch eine Stunde zur Ueberlegung. Bleiben Sie bei Ihrem Entschlüsse, so haben Sie Ihr Leben selbst verwirkt. Sie haben sich selbst Ihr Urteil gesprochen und fallen, ohne daß, ich sage es Ihnen, jemand Ihren letzten Seufzer hört! Nein, es kann mir nur unangenehm sein. Sie tot zu wissen, aber besser doch, als daß unsere Unehre einem Lebenden bekannt sein sollte. Blanca wird dann über das, was sich zugetragen, in einem Kloster Nachdenken können."
Heinrich Martin hatte, von dem bösen Auge des Greises fasciniert, zugehört, eine Pause folgte. Der Alte Hub wieder an:
„Ich gebe Ihnen eine volle Stunde Bedenkzeit und verlasse Sie. Meine Nichte scheint Ihnen auch noch etwas sagen zu wollen — ich möchte in keiner Weise hinderlich sein."
Heinrich Martin warf einen fragenden Blick auf Blanca, diese sah ihn mit einer hilfeheischenden Geberde' an.
„Wenn Sie mir," sagte der Alte, „versprechen keinen Kopsstreich zu versuchen, der nur Ihnen
auf dem Weg hierher bei Enzweihingen einen Mann überfahren habe. Der Amerikaner konnte sich aber ausweisen, daß er mit dem Täter nichts gemein hat. Inzwischen erfuhr man, daß ein kleineres Automobil, das nach der Beschreibung eher mit dem Gesuchten identisch sein könnte, bei Eutingen den Waldweg eingeschlagen und sich so der Kontrolle hier entzogen hat.
Pforzheim, 15. Sept. (Schweinemarkt.) Zufuhr 175 Stück Milchschweine. Verkauft 100 Stück. Preis 25—40 ML pro Paar.
Vermischtes.
(Der Luftsport überflügelt in England den Automobilsport.) Je „vulgärer" ein Sport wird, desto mehr wendet sich im allgemeinen die vornehme Welt von ihm ab. Der Automobilismus ist in Amerika und England ganz außerordentlich entwickelt und aus diesem Grunde scheinen sich die besten Kreise Englands neuerdings von ihm ab- und dem Luftsport zugewandt zu haben. Der Luftschiffern wohl- bekannte englische Aeronaut Percival Spencer hat das Verdienst, durch Schrift und Praxis auf die Genüsse aufmerksam gemacht zu haben, welche eine Ballonfahrt bei gutem Wetter zu bieten vermag. Es finden jetzt an vielen Orten Englands Fahrten statt, an denen sich die vornehmsten Kreise lebhaft beteiligen. Es kann ja keinem Zweifel unterliegen, daß der Luftsport gesundheitlich turmhoch über dem Automobilismus steht. Das Luftschiff mag eine noch so große Geschwmdigkeit haben, nie verliert der Luftschiffer den prächtigen Ueberblick über die Erde — vorausgesetzt, daß gutes Wetter herrscht. Dabei umgibt ihn eine Luft, welche reiner ist, auf den höchsten Bergen. Man betraclj den Autofahrer! Derselbe jagt, wie in Luftschifferzeitung" so treffend bemerkt wii Wolke von Staub und Benzindämpfen das und Gesicht durch die bizarrsten Ver, gegen den Straßenschmutz und Wind schi sammenstöße sind bei den Automobilist Tagesordnung, und alle Augenblicke werdi und Tiere von den unsinnig einherrase, fahrwagen zu schänden gefahren. Dagegs Luftfahren eine wirkliche Gefahr höchster Landung bei starkem Winde vorhandenj hierbei eintretenden Unglücksfälle sind Das Publikum bringt den Automobilfas wenig Zuneigung entgegen, im Gegenteil, aller Orten große Erbitterung gegen ^ Automobilisten." Ereignet sich beim ein Unglück, so betrifft es fast ausschließli fassen, nicht aber unbeteiligte harmlose Sm Obgleich man irr England erst seit etwa ei in den vornehmen Kreisen dem Luftsport huldigt, konnten doch schon im vergangenen Juli nicht weniger als sieben Ballons sich zu einer Zielfahrt zusammenfinden. An dieser Fahrt um einen von dein Blatte „Evening News" gestifteten Silberpokal beteiligten sich auch mehrere Damen, die Prinzessin Tenno, die Gattin eines Obersten Capper und eine Miß Moore. Man mag nun Fachmann sein oder nicht, auf jeden
Fall sind dem Unbeteiligten sichere Ballonwettfahrten sympathischer als solche von Automobilen. Den Weg der Ballons kann man außerdem auch länger verfolgen. Unsere Leser werden aus den vielen Nachrichten über Wettfahrten usw. wohl selbst bemerken, daß der Luftsport sehr an Ausbreitung und Interesse gewinnt.
Einen Fleck vom Salatöl aus Papier (Buch) zu entfernen. Antwort: Legen Sie unter das Blatt mit dem Fettfleck ein Stück Papier. Sodann verreiben Sie auf dem Fettfleck ein kleines Stückchen Benzinmagnesium bis zum Trocknen. Die Magnesia wird mit einem weichen Lappen wieder abgewischt.
(Kein Fehler.) Kunde: „Die Dame spricht etwas durch die Nase, sagen Sie?" — Heiratsvermittler: „Ja, aber durch ein reizendes Stumpfnäschen!"
sAus der Zeit der Kraftwagen.) „Ist hier ein Autler namens Klemens Meier abgestiegen?" — Hotelportier: „Abgestiegen?! Gebracht haben sie ihn!"
)Der Eindringling.) Der kleine Hans (der seit vierzehn Tagen einen neuen Papa hat, vertraulich zur Tante): „Tante, der neue Papa tut aber gerade, als ob er hier zu Hause wäre!"
Letzte Nachrichten u. Telegramme
Breslau, 16. Sept. Der Kaiser empfing heute vormittag den stellvertretenden Kolonialdirektor Dernburg, der dann an der Frühstückstafel teilnahm. Zu derselben hatte außerdem noch Generalleutnant Kluck Einladung erhalten. — Nachmittags fuhr der Kaiser nach Trebnitz, wo die zum
reichender Weise entsprechen. Einen wirklich vollkommenen Ersatz für Bohnenkaffee bietet nur Seelig's kandierter, d. h. nach eigenem Verfahren in Zucker gerösteter Kornkaffee, der sich durch aromatischen Wohlgeschmack vor allen bekannteren Surrogaten, namentlich von den nicht kandierten Malzkaffees, auszeichnet, ohne die gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen des Bohnenkaffees zu entfalten.
Kostenfreie Proben und Niederlagenverzeichnisse erhält man aus Anfragen bei den Fabrikanten: Emil Seelig A.-G. Heilbronn a. N.
allein verderblich sein würde, will ich mich zurückziehen, damit Sie noch in größter Ruhe mit dem Fräulein verhandeln können." i Blanca warf dem jungen Maler abermals einen ! bittenden Blick zu.
! Der alte Herr verschwand.
; Blanca war kaum mit dem jungen Alaune i allein, als sie ihm in echt italienischer Heftigkeit mit > ausgebreiteten Armen eutgegenslog.
! „Sie dürfen nicht sterben!" rief sie. „Heiraten ! Sie mich!"
! „Sie scheinen mich für sehr furchtsam zu halten!"
! entgegnete Martin.
! „Ich sehe wohl, daß es Ihnen an Mut nicht ! fehlt," erwiderte das Mädchen, „aber ich will Ihren ' Tod nicht auf meinem Gewissen haben!"
! „Pah!" sagte Martin. „Ich bin wohl ein Tor, ! daß ich mich von einem gebrechlichen Greise so einschüchtern lasse!"
„Wohl ist er gebrechlich," erwiderte Blanca, „aber er hat Helfer, Leute, die ihm aufs Wort gehorchen."
„Wie viel Diener sind im Hause?"
„Allerdings nur zwei, aber Leute, die vor keiner Tat zurückschrecken!"
„Was war das vorhin," fragte Martin leiser — „für ein Knacken, wie wenn ein Flintenhahn gespannt würde? Sie werden es auch gehört haben?"
„Gewiß," sagte das Mädchen, ihn beiseite führend, in demselben Tone. „Da sehen Sie sich in diesem Zimmer um. Sie sehen die alten,
schwarzen, verstaubten Bilder. Ich habe öfter gehört, daß eines derselben eine verborgene Tür deckt; welches Bild es ist, weiß ich nicht. Er wird jemanden im Verborgenen aufgestellt haben —"
„Merkwürdig!" dachte Martin jetzt still bei sich. „Der Alte ist wunderbar. Wie ein sehr geschickter Taschenspieler läßt er seine Helfershelfer nicht sehen, aber man ahnt ihre Gegenwart. Wie entkomme ich diesem Hause? Der Alte hat offenbar Leute in seinem Solde, die vor einer bösen Tat nicht zurückschaudern. Ich kann hier wirklich ganz unbemerkt zu Grunde gehen. Drei, vier Tage können vergehen, ehe meinen Bekannten nur der Gedanke kommt, nach nur zu fragen — und wenn sie fragen? Sie sind von mir längere Abwesenheiten gewohnt."
„Das Mädchen riß ihn aus seinem Sinnen. Sie hatte seine Hand gefaßt und sagte noch einmal, still aber eindringlich:
„Heiraten Sie mich!"
„Mein Fräulein," erwiderte der Maler, „Sie nehmen es doch zu leicht. Vielleicht bin ich zu stolz, ihr Opfer anzunehmen. In einen: Momente der Aufwallung vergessen Sie, was Sie einem andern schulden!"
Dieser Vorwurf schien das Mädchen schwer zu treffen. Sie stand eine Weile gesenkten Hauptes und schweigend da, dann brach sie in Tränen aus. Sie sank auf einen Stuhl.
„Wie unglücklich bin ich" — hörte Martin sie murmeln. „Ich wünschte, mich und mein Leid in dem fernsten Winkel der Erde verbergen zu können."