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145 .

Neuenbürg, Samstag den 15. September 1906

64. Jahrgang.

«un-schau.

Durch Kaiserliche Kabinettsorder sind folgende Stellenbesetzungen in der Marine verfügt worden: von Köster, Großadmiral, General- inspekteur der Marine und Chef der aktiven Schlacht- flotte, wird von letztgenannter Stellung enthoben; derselbe tritt bis auf weiteres zur Verfügung des Kaisers. Prinz Heinrich von Preußen, Admiral, Chef der Marinestation der Ostsee, wird zum Chef der aktiven Schlachtflotte ernannt.

Der Kaiser hat den Herzog von Connaught, den Bruder des Königs Eduard, der bekanntlich den Kaisermanövern beiwohnt, zum Generalseldmar- fchall ernannt.

Generalfeldmarfchall Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, ist, wie schon mitgeteilt, am Donnerstag früh auf Schloß Camenz in Schlesien an den Folgen des schweren Schlag- ansalles, der ihn zwei Tage zuvor betroffen hatte, verschieden. Der Verewigte mar am 8. Mai 1837 als Sohn des Prinzen Albrecht von Preußen und der Prinzessin Marianne der Niederlande geboren und mit zehn Jahren, gemäß dem Brauche im Hohenzollernhause, als Leutnant in die preußische Armee eingetreten, er avancierte dann verhältnis­mäßig schnell. Dell Feldzug gegen Dänemark im Jahre 1864 machte der Prinz im Hauptquartier des Prinzen Friedrich Karl mit, im böhmischen Feldzuge von 1866 befehligte er als Generalmajor die erste schwere Kavalleriedivision, mit welcher er erfolgreich an den Gefechten bei Skalitz und Schweinschädel und an der Schlacht bei Königgrätz teilnahm, im Kriege gegen Frankreich zeichnete er sich als Reiter­führer bei Gravelotte, Sedan und St. Quentin ans. Nach dem Kriege wurde Prinz Albrecht Kommandeur der 20. Division, 1873 erfolgte seine Ernennung zum General der Kavallerie und zum Kommandeur des 10. Armeekorps, 1888 wurde er zum General- feldmarschall und zum Generalinspekteur der 1. Armee-Inspektion ernannt. Als im Jahre 1885 der Thron von Braunschweig durch den Tod des kinderlosen Herzogs Wilhelm zur Erledigung kam, wurde Prinz Albrecht am 21. Okt. durch Beschluß des Bundesrates zum Regenten des Herzogtums gewählt, da der Bundesrat die Thronfolge des Herzogs von Cnmberland in Braunschweig bei den Prinzipien dieses Prätendenten als ungeeignet er­klärte. Die braunschweigische Thronfolge ist nun aufs neue aufgerollt worden; bei den bekannten Aspirationen des wölfischen Prätendenten, des Her­zogs August von Cumberland, kann indessen nicht an dessen Thronbesteigung in Brannschweig gedacht werden, es wird also abermals eine Regentschaft Platz zu greisen haben.

Die Kaisermanöver in Schlesien nehmen ihren kriegsgemüßen Fortgang. Am Mittwoch, dem dritten Manövertage, hatte das 6. Korps (rot) früh Stellung bei Oyas-Wahlstatt eingenommen und ging mit einem Teile seiner Kruste gegen das 3. Korps (blau) vor, welches östlich von Liegnitz stand, um die Vereinigung dieses Korps mit dem von Westen anrückenden 5. Korps (blau) zu verhindern. Das 3. Korps schlug jedoch diesen Angriff ab, so daß die rote Partei, von den beiden feindlichen Korps be­drängt, sich gegen Breslau zurückziehen mußte. Der Kaiser beobachtete bei Seifersdorf den Angriff des 6. Korps und begleitete am Nachmittag dessen Rück­zug. Dann fuhr er mittels Automobils von Kam- pern aus über den Rosenig nach Liegnitz zurück, wo er sich in das königliche Schloß begab.

Die Fahrkartensteuer hat nach den vor­läufigen Feststellungen im Eisenbahndirektionsbezirk Berlin im Monat August 225 000 eingebracht. Da die Fahrgeldeinnahme des Berliner Bezirks un­gefähr den fünften Teil der Gesamt-Einnahme im ganzen Reich ausmacht, so würde die Steuer in einem so verkehrsreichen Monat, wie der August es

zu sein pflegt, insgesamt etwa 1,11 Millionen Mark gebracht haben.

Die englische Armee bekommt jetzt auch ihren Generalstab, eine Folge der Berliner Studienreise des Kriegsministers Haldane. Nach einein am Mittwoch abend in London erschienenen Armee­befehl wird der Generalstab in den den allgemeinen Betrieb der Armee leitenden großen Generalstab und die bei den einzelnen Kommandostellen wirken­den Generalstäbe eingeteilt. Die Angehörigen des letzteren sollen die Kommandeure, denen sie beige­geben sind, besonders bei der Ausbildung der Offi­ziere und Truppen unterstützen. In der dem Armee­befehl beigegebenen Denkschrift betont der Kriegs­minister, daß es Pflicht des Generalstabes sei, dafür zu sorgen, daß das Militärspstem aus moderner Höhe stehe und die militärische Wissenschaft in allen ihren Zweigen gewürdigt und berücksichtigt werde. Haldane bezieht sich aus den Erfolg des deutschen Generalstabs und führt Stellen aus den Schriften Bronsart v. Schellendorffs an. Englische Blätter aller Parteischattierungen sprechen ihre lebhafte Be­friedigung und Anerkennung über den Plan des Kriegsministers zur Schaffung eines Generalstabes aus. Sie erklären, daß damit die britische Armee das längst erforderlicheGehirn" erhalten habe. Einige Blätter bedauern, daß der Generalstab nicht gänzlich nach preußischem Muster organisiert sei.

Das englische Parlament will gleichfalls eine vollständige Sonntagsruhe, namentlich in den Ladengeschäften herbeiführen. Die bis jetzt bestehen­den .Strafandrohungen gegen das Offenhalten der Laden an Sonntagen find bis jetzt gering, um wirk­sam zu sein. Das künftige englische Gesetz will nur diejenigen Geschäfte von der Sonntagsruhe entbinden, die Erfrischungen verabreichen, Zeitungen verkaufen oder Medizinen oder Milch.

In Rußland hat die neueste umfassende Kund­gebung der Regierung bewiesen, daß es dem Minister­präsidenten Stolypin, der nach dem Attentat und inmitten des Unglücks, das ihn betroffen, eine wahr­haft antike Seelengröße an den Tag legt, ernst ist mit der Verwirklichung der verheißenen Reformen. Die Maßregeln, welche das Communique der russi­schen Regierung ankündigt, beweisen eingehendes Verständnis für die zur Zeit in Rußland bestehende Situation. Es erfährt durch diese Maßnahmen einmal der Schutz des Volkes gegen revolutionäre Ausschreitungen eine angemessene Verstärkung, und zu gleicher Zeit geschieht dem Streben Genüge, eine neue, auf Gesetz und vernünftige Freiheit begründete Ordnung zu schaffen. Daß die revolutionären Par.eien mit dem Inhalte des Manifestes nicht zu­frieden sind, versteht sich von selbst; ihnen ist ja die Revolution Selbstzweck. In den besonnenen Kreisen der Nation aber dürfte die Regierungs­kundgebung einen durchaus günstigen Eindruck machen, und es steht zu hoffen, daß sie zur Ueberwindung des revolutionären Rausches erheblich beitragen wird.

Obwohl über die Pariser Bischofsversamm­lung keine authentischen Mitteilungen vorliegen, wird doch mehrfach übereinstimmend gemeldet, daß die französischen Bischöfe beschlossen hätten, die Haltung des Papstes zu der ihrigen zu machen und der Ausführung des Trennungsgesetzes passiven Widerstand zu leisten. Da anderseits die französi­sche Regierung fest entschlossen scheint, bei allem äußern Entgegenkommen auf der strikten Durchführ­ung des Gesetzes zu bestehen, so darf man gespannt sein, wie sich die innere Lage Frankreichs wahrend der nächsten Zeit gestalten wird.

Rennes, 13. Sept. Therese Humbert, die berühmte" Millionenschwindlerin, deren bedingungs­weise Freilassung ungeordnet worden ist, hat heute die Strafanstalt verlassen.

Berlin, 13. Septbr. Aus Paris wird dem Lok.-Anz." gemeldet: Die neue Flugmaschine von Santos-Dumont wurde bei dem heutigen

Versuch einer Auffahrt völlig zerstört. Santos- Dnmont selbst wurde nicht verletzt.

Zum Befähigungsnachweis faßte der Ver­band bayerischer Gewerbevereine in seiner Hauptversammlung in Nürnberg folgende Reso­lution: 1. Entsprechend dem auf dem 6. Deutschen Handwerkskammertag in Köln angenommenen soge­nanntenHamburger Entwurf" wünscht der Verband unter Ablehnung des obligatorischen allgenreinen Befähigungsnachweises die freiwillige Meisterprüfung dadurch zu fördern, daß rr) nur derjenige Lehrlinge anzulernen berechtigt ist, welcher den Meistertitel führt, b) bei Vergebung von öffentlichen Arbeiten bei annähernder Gleichwertigkeit der Leistungen oder annähernd gleicher Höhe der Forderungen die Meister den Borzug vor den ungeprüften Handwerkern er­halten sollen, e) bei Bestellung Sachverständiger, sowie bei Besetzung der Vorstände, der Ausschuß­kuratorien an Fach- und Fortbildungsschulen durch Handwerker diejenigen bevorzugt werden sollen, die berechtigt sind den Meistertitel zu führen. 2. Der Verband hält nach wie vor die Einführung des Befähigungsnachweises für das Baugewerbe, d. i. Maurer, Zimmerer und Steinmetzen, für notwendig. Er will sich jedoch im Hinblick aus die Erklärung des Vetreters der Reichsregierung in der Elser- Kommission des Reichstages mit der Vorlage dieser Kommission über die sogenannte Konzessionspslicht im Baugewerbe als einer Abschlagszahlung vor­läufig begnügen und ihre Wirkungen in der Praxis abwarlen.

Eine eigenartige Arbeitsstörung passierte, wie man aus Straßburg meldet, in der Markircher Bonbonsabrik von Bippert. Große Schwärme von unzähligen tausend Bienen überfluteten die Arbeits­räume und setzten sich an den Fenstern, Decken, Wänden und Geräten fest, so daß ein Weiterarbeiten ein Ding der Unmöglichkeit war. Viele der Tiere fielen kraftlos zu Boden, eine Folge des durch die allenthalben herrschenden Dürre hervorgerufenen Nahrungsmangels, der sie sicher zu ihrer Wander­ung veranlaßt haben wird.

Vom Rhein, 9. September. (Holzmarkt- Bericht.) Der rheinische Hobelholzmarkt hatte im allgemeinen lebhaften Verkehr, da von allen Seiten rege Nachfrage hervortrat. Nordische und ameri­kanische Herkünste waren begehrt. Der Kleinhandel verfügt nicht über größere Mengen Hobelwaren und muß daher seinen naheliegenden Bedarf ständig decken; dadurch fließen den Werken des Rheins Auf­träge in größerer Anzahl zu. Dies, vor allem aber die Stetigkeit der Auslandmürkte, wirkt befestigend aus den Markt. Der süddeutsche Brettermarkt zeigte noch anhaltend annehmbaren Verkehr. In der Hauptsache wurden wieder breite Bretter vom Ver­brauch verlangt; das Angebot darin blieb indes schwach. Im Verkauf nach den rheinischen und westfalischen Bezirken waren die Preise neuerdings sehr gedrückt. Die schmalen Bretter werden vielfach für die Hobelholzhcrstellung verwandt infolge der sehr teuren ausländischen Ware. Am oberrheinischen Rundholzmarkl zeigte sich im Verkehr etwas mehr Bewegung, nachdem die Langholzhändler Süddeutsch­lands den Abnehmern im Preise Entgegenkommen gezeigt haben. Die Bestände, namentlich am Markte in Mainz, sind durch die jüngsten erheblichen An­käufe der rheinischen und westfälischen Sägewerke bedeutend gelichtet morden. Am kleinsten sind gegen­wärtig die Bestünde am Mannheimer Markte. Der Bedarf der rheinischen Sägewerke ist im allgemeinen groß. Der Banholzmarkt hatte ununterbrochen reges Leben, da die Nachfrage nicht wesentlich nachließ. Sofern es sich um Listen mit längern Lieferzeiten handelte, konnten sich die Schwarzwälder Sägen die Aufträge holen aus Grund billigerer Preise gegen­über den rheinischen Betrieben. Im großen und ganzen waren die Sägewerke bisher noch recht be­friedigend beschäftigt. Während sich die Verkaufs-