er öffnete die Tür und befand sich in einem hohen, mäßig großen Gemache. Die geschwärzten Wände waren von hohen Bogenfenstern durchbrochen, die mit schweren Laden geschlossen waren. Uralte, schwarze, kaum mehr in ihren Umrissen erkennbare Bilder hingen in Rahmen von verblaßter Vergoldung zwischen den Bogenfenstern und reichten beinahe an den Boden. Es war eine alte, vornehme, aber ganz verblichene und herabgekommene Pracht.
Im Hintergründe des Gemaches, an einem Tischlein, auf dem ein schwerer, vierarmiger Leuchter stand, aber den Raum mit seinen Kerzen nur schwach erhellte, saß ein alter Mann in einem Pelzrock. Er hatte sich offenbar die Zeit damit vertrieben, daß er sich eine Patience legte; die welke, gelbe Hand zog noch gedankenlos Karte von Karte ab.
Der Alaun im Pelzrock mochte den Siebzigen nahe sein. Sein graues, volles Haar war kurz geschoren, er war bartlos nach Art alter Herren. Das gelbe Gesicht stach scharf von der weißen Kravatte ab. Der Ausdruck seines Gesichtes war unheimlich; lauernde List und eine wilde Schadenfreude war darin zu lesen.
Martin war, als er den alten Herrn erblickte, einen Moment auf der Schwelle stillgestanden.
„Nur vorwärts, junger Mann," sagte der alte Herr und maß den Eingetretenen vom Kops bis zum Fuß mit seinen Falkenaugen. „Vorwärts, vorwärts. Es freut mich, daß Sie unserer Einladung gefolgt sind. Aber Sie haben mich ziemlich lange warten lassen."
Er hatte sich nicht erhoben, begleitete aber seine Worte mit einer höflichen Verneigung des Kopfes.
Martin fühlte sich durch das Wesen des alten Herrn im höchsten Grade abgestoßen, angewidert.
„Ich muß annehmen," sagte er, „daß Sie sich in meiner Person irren. Ich kann unmöglicherweise der sein, den sie erwartet haben. Nichts in der Welt konnte mir ferner liegen, als Sie um diese Zeit mit meiner Gegenwart . . . ."
„Zu erfreuen," ergänzte der Alte höchst unerwartet und kicherte dabei höhnisch. „Nun, nun mich oder jemand anderen! Nun sind Sie hier. Treten Sie näher. Wir wollen die kleine Angelegenheit, die wir miteinander haben, rasch ordnen."
Martin sah, daß die Sache, statt sich zu klären, sich nur noch mehr verwickle, und erwiderte: „Sie bestehen auf einein Irrtum, mein Herr, und verwechseln mich mit einem andern. Ich heiße Heinrich Martin, bin ein deutscher Maler und wenn ich in dieser ungewöhnlichen Stunde vor Ihnen stehe — so ist eine seltsame Combination von Umständen daran schuld."
„Ja wohl! Heinrich Martin! Ein deutscher Maler!" antwortete der alte Herr im Tone des Hohnes. „Das wissen wir besser!"
Martin war nun ganz überzeugt, es mit einem Geistesgestörten zu tun zu haben.
„Herr," sagte er festen Tones, „Sie weigern sich, meine Entschuldigung über diese nächtliche Störung annehmen zu wollen. Ich bitte, mir Ihre Haustüre öffnen zu lassen. Ich gehe."
„Wagen Sie sich nicht von der Stelle!" rief der Alte emporspringend. „Keinen Schritt! Meine Leute sind nahe."
„Ich bin doch nicht Ihr Gefangener?"
„Wie Sie es nehmen wollen."
Martin blieb stehen, äußerlich ruhig, innerlich vor Wut kochend. Er sah jetzt mit einemmale, daß er keinen Wahnsinnigen, wohl aber einen Mann mit bösen Absichten vor sich habe. Eine böse Ahnung befiel ihn — was wollte man von ihm?
Während er noch darüber nachdachte, ging die Tür aus, ein hochgewachsener Mann trat ein. Die schwarze Soutane, die schwarzen Strümpfe und Schnallenschuhe, das weiße Colar gaben ihn als einen Geistlichen zu erkennen. Auf seinem breiten Gesicht lag stumpfe Apathie.
„Nun?" wandte sich der Alte an ihn.
„Sie ist etwas gefaßter," war die Antwort.
„Das höre ich gerne."
„Aber diese Lage."
„Mag für ein junges Mädchen allerdings schrecklich sein, doch daran hätte sie zuvor denken sollen, Sie soll ungesäumt kommen, wir erwarten sie mit Ungeduld."
Nun würde Martin doch endlich wissen, woran er war. — (Fortsetzung folgt.) —
jUmschrieben.j „Nun, Mar, wie ist denn euer ueuer Lehrer?" — „Der Mann hat mich sehr unangenehm berührt!"
kimtliche Bekanntmachungen uns privat-tinZLigsn.
Die Orlsp»ll;ndkhördri>
werden angewiesen, das ihnen unterstellte Polizeipersonal mit der am 1. Oktober ds. Js. in Kraft tretenden Verfügung der Ministerien der auswärtigen Angelegenheiten, Verkehrsabteilung, des Innern und der Finanzen, vom 23. Juli 1906, betreffend Vorschriften über die Art der Ausübung der Jagd, sowie über den Versand und Verkauf von Wild, (Reg.-Blatt 1906, Seite 217) bekannt zu machen und dasselbe zu beauftragen, die Einhaltung der neuen Vorschriften strenge zu überwachen.
Neuenbürg, den 12. Septbr. 1906. K. Oberamt.
Hornung.
De Ortspo 1 i;eibehör - eu
werden unter Bezugnahme aut den Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 11. August 1906 Nr. 4130 (A.-Blatt 1906, Seite 247) beauftragt, die Namen der in ihren Gemeinden wohnhaften gewerbsmäßigen Güterhändler und gewerbsmäßigen Bermittlungsagenten für Verträge über ländliche Grundstücke sestzustellen und bis 25. ds. Mts. hieher mitzuteilcn.
Zutreffenden Falles ist zu diesem Termin Fehlanzeige zu erstatten.
Neuenbürg, den 12. Sept. 1906. K. Oberamt.
Hornung.
Neuenbürg.
Au die K. Ev. Pfarrämter.
Die diesjährige Diözesansynode und die Disputation sind aus 17. nnd 18. Oktober in Aussicht genommen.
Den 12. Sept. 1906. K. Ev. Dekanatamt.
Uhl.
Wegen Abbruch meines Magazins gebe bedeutende Preisermäßigung aus
Kinderwagen,
Sport- und Leiterwagen.
'VV'iUi. ISross,
LkttmtiokstrLSSS 3.
Mitglied des Rabatt-Spar «Vereins.
Für die Kgl. evang. Pfarrämter:
Jorrnukcrre
zu Provisorats-Tabellen
in neuer Auflage zu haben in der
Druckerei des „Enztälers".
K. Forstamt Calmbach.
TallnellmdtWerdauf
am Mittwoch, den 19. Sept., vormittags 10 Uhr in Calmbach (Rathaus) aus Staatswald Eiberg, Abt. Hoher Rain, Winkelskopf und Reichertsklinge: 172 Rm. tann. Brennrinde.
K. Forstamt Wildbad.
Keighch-, Reisig- und Rinde-Verkauf
am Donnerstag, den 20. Sept. ds. Js., vormittags 9 Uhr auf
dem Rathaus in Wildbad aus Schlag, Schaibleswiese (Eyachtal), mittl. Langwald, Wanne, Pflanzgarten:
Htm.: Buchen: 1 Ausschuß- Scheiter und -Prügel, 23 Anbruch u. Abfall; Nadelholz: 85 Ausschuß-Scheiter und -Prügel, 479 Anbruch und Abfall; Rm.: Nadelholz: 115 Reisprügel und 181 Rinde (davon 5 unten am Stürmlesloch (Scheidholz.)
Forstamt Simmersfeld.
LchMkrmtkrial'MM
am Freitag, 28. Sept., nachmittags 2 Uhr im „Löwen" in Simmmersfeld. Es wird vergeben:
Das Brechen von 33 «l»in Kieselsandsteinen;
Die Lieferung u. Beifnhr
von ca.
180 edm Kalksteinen 45 „ Gneißsteinen 20 „ Aplitsteinen 35 „ Kiesclsandsteinen Das Kleinschlagen von ca. 110 cbm Kalksteinen 45 „ Gneißsteinen
20 „ Aplitsteinen 25 „ Kieselsandsreinen.
Schwann.
Eine neue
Windmühle
setzt dem Verkauf aus
Ludwig Wild, Bäcker.
Neuenbürg.
6 Mädchen.
3 Kaglöhuvr
gegen dauernde Arbeit baldigst
gesucht.
Fr. Waldbauer.
Neuenbürg.
Einen noch gut erhaltenen
Regulitt-Mchn
setzt dem Verkauf aus
G. Lustnauer.
Rundholz Einteiler- Gesuch.
Tüchtiger, solider Holzeinteiler kann bei höchstem Lohn sofort eintreten. (Nur tüchtige wollen sich melden.)
Gebr. Feiler, Sägewerk, Pforzheim-Würmtal.
Neuenbürg.
seiner
sämtlichen Ladenwaren (Küchengeschirr) zu den billigsten Preisen.
M. Gnßlin.
Gesucht
ein wachsamer
Hofhund.
Hotel „Mayenberg",
Herrenalb.
8
8
8alLt unä Linmaolisn
sie «L dskSnunllokstsL.
Ev. Arbeiter-Verein
Neuenbürg.
Sonntag, den 16. Sept.,
nachmittags 4 Uhr
Versammlung
bei Mitglied I. Keck. Zugleich Verabschiedung von unsrem verehrten Schriftführer, Hru. Stadtvikar Paulus.
Eingclausen sind Verbands» satzungen u. Fabrikinspektionsbericht.
Der Worstcrnd.
Eine Pforzheimer Doubl«, kettenfabrik sucht in der weiteren Umgebung Pforzheims ein geeignetes
Lokal
zur Aufstellung von 4—5 Werk« brettern, zur Herstellung von Fächer- und Herrenketten.
Bevorzugt sind Orte, wo eingearbeitete Leute ansässig sind.
Offerten unter Nr. 160 an die Exped. ds. Bl.
Calmbach.
Hund Verlaufen.
Foxterrier, weiß mit schwarzen Zeichen an Kopf und Schwanz. Vor Ankauf wird gewarnt. Friedr. Seyfried, Maurer, bei der „Rose".
Pforzheim. Reinliches und fleißiges
Mensi-Wichen
zu zwei Personen auf 1. Okt, gesucht.
Gust. Rau Wtw.,
Blcichstr. 54.
Mädchen,
das schon in besserem Hause gedient hat, zu kinderlosem Ehepaar auf 1. oder 15. Oktober gesucht. Angebote nebst Zeugnis-Abschrift an Frau Otto Krüger, Calw.
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Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.