WünttemSerg»
Stuttgart, 13. Sept. Anläßlich des Ablebens des Prinzen Albrecht von Preußen ist Hoftrauer vom 13. ds. an auf 8 Tage in 4. Abstufung der Hoftrauerordnung angeordnet.
Stuttgart, 12. Septbr. Im Alter von 74 Jahren ist gestern abend 5',-r Uhr auf feinem Schloß Assumstadt der frühere Reichs- und Landtagsabgeordnete Oberst a. D. Frhr. Joseph v. Ellrichs - Hausen gestorben. Der Verstorbene hat an den Kriegen von 1866 und 1870/71 teilgenommen, wobei er sich insbesondere bei Wörth ausgezeichnet hat. Im Reichstag vertrat er von 1887—1890 den 3. württ. Reichstagswahlkreis als Mitglied der Reichspartei: von 1882 bis 1894 gehörte er der württ. Abgeordnetenkammer als Vertreter der Ritterschaft des Neckarkreises an.
Stuttgart, 12. Septbr. Inspektor Philipp Held, der durch seine landwirtschaftlichen Vortrüge in Württemberg in guter Erinnerung lebende Vorstand der K. Gartenbauschule in Hohenheim, ist gestern früh im Alter von 50 Jahren gestorben.
Stuttgart, 11. Sept. In seiner heutigen Sitzung beschäftigte sich der 21. Delegiertentag des Jnnungsverbands deutscher Baugewerkmeister zuvörderst mit der Frage der Baukontrolle. Aus Antrag des Referenten Zimmermeister A. Nieß- Braunschweig faßte die Versammlung eine Resolution, in welcher gegen die aus parteipolitischen Rücksichten entstandenen Forderungen der 11. Reichstagskommission protestiert wird. Diesen Protest soll der geschäftsführende Ausschuß bei allen Körperschaften und Behörden zur Kenntnis bringen. In der Begründung dieser Resolution wurde ganz energisch betont, daß man keine neue Einbruchsstelle der Sozialdemokratie befördern wolle, denn darauf laufe die ganze Agitation hinaus. Weiter wurde noch der Wunsch ausgesprochen, in der Resolution daraus hinzuweisen, daß die Unfallverhütungs-Vorschriften unter Hinzuziehung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern aufgestellt werden. Ferner stand auf der Tagesordnung die Frage, welche Bestimmungen zu wessen sind, wodurch dem Lehrling die Teilnahme an Streikversammlungen und ähnlichen Veranstaltungen verboten werden kann. Man war der Ansicht, daß man sich gegen solche Vorkommnisse schützen könne durch Aufnahme besonderer Bestimmungen in den Lehrvertrag und ferner wurde hervorgehoben, daß bei Einrichtung eines geordneten Arbeitsnachweises es auch unmöglich sein werde, daß Lehrlinge, die davon gelaufen sind, als Gehilfen eingestellt werden. Zur Frage des Submissionswesens wurde ein von Herzog-Danzig gestellter Antrag angenommen, der sich darauf bezieht, bei den Staats- und Kommnnalbehörden immer wieder von neuem dahin zu wirken, daß die Streikklausel in die Verträge für Bauarbeiten und Lieferungsverträge ausgenommen wird. Als Ort der nächsten Versammlung wurde Halle bestimmt.
Stuttgart, 12. Septbr. Die fiir Errichtung eines Tiergartens neben der Doggenburg von Hrn. Schirmfabrikant Theodor Widmann eingerichteten Baupläne sind vom Gemeinderat genehmigt worden. Mit der Ausführung der Bauten wird in den nächsten Tagen begonnen werden.
Oeh ringen, 13. Septbr. Nächsten Sonntag findet hier die Landesversammlung des Evang. Bundes statt. Auf derselben werden u. a. sprechen Professor Dr. Hieber und Lic. Everling aus Halle a. Saale.
Tübingen, 13. Septbr. Am 15. Oktober beginnt vor der hiesigen Strafkammer die Verhandlung gegen Werkmeister Rückgauer wegen des am 5. April in Nagold eingestürzten Gast- Hofes z. „Hirsch". Die Anklage lautet auf fahrlässige Tötung. Die Verhandlungen dürften ziemlich umfangreich werden, da eine große Anzahl Zeugen hiezu geladen ist.
Tuttlingen, 11. Sept. Das Landesfeuerwehrfest hat, wie nunmehr festgestellt ist, ein Defizit von 1920 -4L ergeben, das von der städtischen Feuerlöschkasse gedeckt wird.
Böblingen, 13. Sept. Sicherem Vernehmen nach hat der 50 Jahre alte Stadtschultheiß Staiger nach 23 jähriger Dienstzeit in Böblingen sein Pensionierungsgesuch bei seiner Vorgesetzten Behörde eingereicht.
Rottweil, 11. September. Der neuernannte Jesuitengeneral Xaver Wernz ist von Nationalität ein Württemberger. Sein verstorbener Vater war Kaufmann in Rottweil. Bisher hat Xaver Wernz als Rektor der Gregorianischen Universität in Rom fungiert. — Aus französischen Blättern ist übrigens
auch in deutsche Preßorgane die Nachricht übergegangen, der Kaiser habe ans die Wahl des Jesuitengenerals einen Einfluß ausgeübt. Einzelne Blätter beschränken sich aus die Andeutung, die Wahl sei im Sinne einer kaiserfreundlichen Kundgebung des Jesuitenordens erfolgt, andere gehen weiter und faseln von direkten Schritten des Kaisers, ja sogar von einem Brief des Kaisers an das Konklave. Wir glauben, so schreibt die „Str. P.", daß mit diesen Ausstreuungen der Rekord des Unsinns glücklich erreicht worden ist. Etwas Blödsinnigeres läßt sich kauin denken. Es stehe dahin, ob der Kaiser, der sich in der letzten Zeit unausgesetzt aus Reisen befindet und gegenwärtig im Manöver ist, überhaupt etwas davon gewußt hat, daß in diesen Tagen die Wahl des Jesuitengenerals erfolgen sollte. Jedenfalls wäre der letzte Mensch auf der Welt, der das Bedürfnis empfunden hätte, sich in die Wahl des katholischen Jesuitengenerals einzumischen, gerade der evangelische deutsche Kaiser und König von Preußen gewesen!
Eßlingen, 12. Septbr. Am 19. Juli rettete der 17 Jahre alte Former Heinrich Hildenbrand von hier eine Frau vom Tode des Ertrinkens. Es wurde ihm aus diesem Anlaß heute vom K. Oberamt mit Ermächtigung des K. Ministeriums des Innern eine öffentliche Belobung erteilt.
Freudenstadt, 11. Sept. Ein hiesiger Wirt hat eine Anordnung getroffen, welche nachahmenswert ist. Er hat in seinen Wirtschaftsräumen Zettel angebracht, auf denen zu lesen ist, daß Teller, die zum Füttern von Hunden benutzt werden, in das Eigentum des betr. Gastes übergehen und bezahlt werden müssen.
Kirchheim u. T., 11. Septbr. Das hiesige Gemeindeobst, tariert zu 395 Simri, wurde bei der öffentlichen Versteigerung meistbietend um 1261 Mark verkauft. Das Simri Obst kostet sonach 3,20 Mark, ein ganz außerordentlicher Preis, namentlich für eine Gegend mit so großen Obstanlagen, wie dies in Stadt und Bezirk Kirchheim der Fall ist.
Fleidenhausen OA. Welzheim, 13. Sept. Um deni /Mißmut über die schlimme Lage der Weinberge Ausdruck zu geben, ging vor Monatsfrist ein hiesiger Weinbergsbesitzer mit seiner Reuthaue hinaus und hieb ein Stück seines Weinberges, jung angelegt vor 3 bis 4 Jahren, samt den hinzugestellten Rebpfählen dem Erdboden gleich um. Das Unkraut ließ er stehen. (Vielleicht hat auch eine Portion Alkoholgenuß mitgewirkt.)
Reutlingen, 12. Septbr. Der gestrige Viehmarkt hatte eine äußerst rege Zufuhr und war bei guten Preisen lebhafter Handel. Zugeführt waren: Ochsen, fette, 70—80 Paar, Preis 1070—1303 ML, Arbeitsochsen 80—90 Paar, Preis 700 — 800 -4L, Stiere 50—65 Paar, Preis 520 -680 ML, Kühe 150—170 Stück, Preis 260—575 ML, Kalbeln 85 bis 90 Stück, Preis 420—510 -,44, Schmalvieh 65 bis 90 Stück, Preis 90—200 --44, Pferde 70—75 Stück, Preis 70—720 -M, Milchschweine 300 bis 320 Paar, Preis 33—55 -4L, Lüuferschweine 50 bis 60 Paar, Preis 50—125 ML
Winnenden, 13. Sept. Dem gestrigen Obstmarkt wurden zugesührt: 150 Säcke Mostobst und 90 Körbe Tafelobst, darunter 10 Körbe Zwetschgen. Für Mostobst wurde anfangs 4,SO -44 bezahlt, bei starker Nachfrage stieg aber der Preis per Zentner bis auf 5,70 Tafelobst kostete per Zentner 6—9 -4L, Zwetschgen 6-8 »L Verkauf rasch.
Heilbronn, 11. Sept. lObstmarkt.) Mostobst 4,60 bis 5,20 Tafelobst 6 bis 9,50
Älus Stadt, Bezirk uns Umgebung-
Vom 17. Sept. ds. Js. an wird in Herrenalb der Telegraphen- und Fernsprechdienst wieder auf die Zeit von 7.00 bis 12.00 vorm, und 2.00 bis 7.00 nachm, an den Werktagen und von 11.00 vorm, bis 12.30 nachm, an den Sonn- und Festtagen eingeschränkt.
Die 2. Schulstelle in Feld renn ach ist dem Unterlehrer Karl Stauger in Musberg, Bezirks Plieningen, übertragen worden.
Neuenbürg, 12. Sept. Auf dem zum zweitenmal abgemähten Wiesenplan zeigt sich jetzt die Herbstzeitlose, eine der letzten Blumengaben, welche Flora uns im Laufe des Jahres spendet. Durch ihre Gestalt und Form erinnert die Zeitlose an die erste Frühlingsblume in unfern Gärten, an den Krokus, und da sie im nächsten Jahr erst Blätter und Früchte treibt, so reicht in der Herbstzeitlose gleichsam das eine Jahr dem andern die Hand. Die Pflanze soll ursprünglich aus Kolchis am Schwarzen Meere stammen und hiernach auch ihren botanischen Namen „Colchicum" erhalten haben. Nach einer Sage verjüngte einst Medea bei der Rückkehr der Argonauten den alten Jason durch
einen Zaubertrank, von dem einige Tropfen zur Erde fielen, aus denen die Herbstzeitlose emporkeimte. — Die Kinder haben eine Freude an der schönen, fleischfarbigen Blume unserer Wiesen und spielen gerne mit ihr. Sie sollten aber stets darauf aufmerksam gemacht werden, daß die Pflanze in allen ihren Teilen stark giftig ist. Ein alter Kräuterkundiger schreibt: „Es treten nach dem Genüsse Entzündungen des Schlundes, des Magens und eine Abschälung der Gedärme ein, verbunden mit heftigen Krämpfen, Erbrechen, Zittern der Glieder, wobei sich eine Kraftlosigkeit und ein übermäßiger, klebriger Schweiß bemerkbar macht."
Calw, 12. Sept. (Viehmarkt.) Heutige Zufuhr von Rindvieh 354 Stück. Der Handel ging lebhaft, namentlich Jungvieh. Ochsen wurden zu Preisen von 900 und viele Paare mit über 1000 bis zu 1250 Alk. pro Paar bezahlt. Gesamtverkauf 230 Stück Rindvieh. Zufuhr auf den Schweinemarkt 58 Körbe Milchschweine, 52 Stück Läufer; Preis für ein Paar Milchschweine 25—50 Mk., für Läufer 60—133 Alk. Handel lebhaft, alles verkauft.
Altensteig, 12. Sept. Der gestrige Markt war mit Vieh in allen Gattungen gut befahren. Auswärtige Mastviehhändler waren nur in bescheidener Anzahl am Platz. Der Handel war deswegen nur müßig zu einem Umsatz bei seitherigen Preisen. Die Bauern wollten nicht losschlagen mit ihrem Vieh, da die Heu- und Oehmdernte, sowie die Getreide-Ernte günstig ausfiel. Die Preise für Jungschweine waren höhere als beim letzten Monatsmarkt und betrugen für Läufer 45—100 Al., für Milchschweine 25—38 Alk.
Pforzheim, 12. Sept. (Schweinemarkt.) Zufuhr 157 St. Milchschweine, wovon 110 Stück verkauft wurden zum Preise von 28—28 ML per Paar.
Dermischrss.
H eilige nberg, 11. Sept. Die hiesige Jagd, die bisher zu 80 -4L verpachtet war, ist Straßburgern Offizieren zu dem Preise von nahezu 2000 ML zugeschlagen worden. Da kann die Gemeindekasse sich freuen!
Masscnvergistungen durch Schabefleisch sind in der Nähe des Berliner Zentralviehhofes vorgekommen. Ganze Familien sollen erkrankt sein.
Das Bekenntnis eines „Wunderdoktors." Wie aus Braun schweig gemeldet wird, hatte der „Wunderdoktor" Christian Marock, der zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt wurde, in sein Tagebuch folgenden Spruch geschrieben: „So lange die Toren nicht aus der Welt verschwinden, wird unter ihnen stets ein Kluger sein Brot noch finden." Ob dieses Bekenntnis denen, die nicht alle werden, die Augen öffnen wird? Wir glauben nicht.
Ein Postpaket mit 110000 ML verloren. Ein Geschäftsmann in Hannover gab bei dem Postamt 1 daselbst vor etwa acht Tagen ein Paket auf, das er „einschreiben" ließ und schlechtweg frankierte. Jetzt stellt es sich heraus, daß das Paket an seinem Bestimmungsorte und bei dem Adressaten, einer größeren Bank, nicht eingetroffen ist. Es enthielt den Betrag von 110000 ML. in Papiergeld und Wertpapieren. Alle Nachforschungen sind bisher vergeblich gewesen, das Paket ist verloren. Dem Absender wird nur der für verlorene Einschreibepakete übliche Betrag von 42 ML zurückerstattet. Hätte der Absender den Wert angegeben, den Inhalt deklariert und versichert, so hätte er zwar 20 ML Portokosten mehr'gehabt, aber auch den vollen Betrag wieder erhalten.
Ein Rathaus mit dinglicher Wirtschaftsgerechtigkeit weist die Gemeinde Kirche nkir nberg, Oberamt Welzheim auf. Diese Gerechtigkeit ruht noch aus früherer Zeit auf dem Rathaus. Nach geltendem Recht gilt bekanntlich eine Wirtschaftskonzession als erloschen, wenn sie längere Zeit hindurch nicht ausgeübt wird. Um nun dieses Erlöschen der Konzession zu verhindern, veranstaltete man im Garten des Rathauses und in diesem selbst einen Bierausschank, der sich guten Zuspruchs zu erfreuen hatte.
(Deutsch sollst Du sprechen.) Nummer 234 der „Aargauer Nachrichten, freisinnig-demokratisches Organ des Kantons Aargau" vom 29. August 1906 enthält folgendes Inserat: „Aufforderung. Wenn der arme Flegel, der die Polizei veranlaßte, bei uns eine Haussuchung vorzunehmen, nicht in den beiden Aargauer Tagesblättern erklärt, daß die Anklage aus Verleumdung beruhte, so wird ihm die Schnauze geputzt von Emil Hemmeler-Lange, Frau und Söhnen." — Man wird Herrn Emil Hemmeler-Lange jedenfalls nicht den Vorwurf machen können, daß er sich unklar ausdrückt!