Amesi, einer von den Negern, die unsere Träger waren, ging voran und trug die Acetylenlaterne. Wir näherten uns der toten Giraffe, wagten jedoch nicht bis zu ihr zu gehen. Aber wir sahen nichts, und kein Laut störte die Stille. Da stieß Sandberg plötzlich einen leisen Ruf aus und bat mich auf die Seite zu blicken. In weitern Abstande erblickte ich dort eine Reihe glühender Punkte. Es waren zehn leuchtende Augenpaare, die uns betrachteten. Die Lage war unangenehm genug. Amesi zitterte vor Schreck, ich ergriff ihn am Arm und leitete ihn. Limba mingi" (viele Löwen), flüsterte er. Rück­wärts gehend zogen rvir uns langsam zum Zelt zu­rück. Dort hielten wir darauf, mit dem Geivehr in der Hand, die ganze Nacht Wache. Die Löwen machten keinen Versuch uns zu beunruhigen. Dies dürfte dadurch zu erklären sein, daß sie in jenen menschenleeren Jagdgebieten ihren Hunger an Ga­zellen und Antilopen bequem stillen können. Und wenn ein Löwe nicht vom Hunger getrieben wird oder an Menschensleisch Geschmack gefunden hat, fällt er Menschen ungern an, sogar, wenn die Aus­sichten für ihn so sehr auf seiner Seite sind, wie sie es in jener grauenvollen Nacht waren. Am folgen­den Morgen fanden wir eine stattliche Löwin neben der Giraffe ausgestreckt liegen. Es war ein guter Schuß gewesen. Der Tod war ersichtlich augen­blicklich eingetreten.

(Ein Türke, der Perlen verschluckt.) Alls Paris wird berichtet: In einem Juwelierladen auf dem Boulevard Sant Martin wurde dieser Tage ein Türke verhaftet, der eine merkwürdige Vorliebe für den Genuß von Perlen zu haben scheint. Er kam in den Laden und wollte für seine Braut ein Perlen­halsband im Werte von 10000 kaufen. Wäh­rend er einige Halsbänder genau besichtigte, bemerkte ein Angestellter, daß er augenscheinlich die Perlen beleckte. Der Verkäufer nahm daher eines der Halsbänder, das der Türke fortgelegt hatte, und als er bemerke, daß die Schnur durchgebissen war, schlug er Alarm. Man rief die Polizei und ließ den Türken verhaften, der energisch seine Unschuld beteuerte. Beim Durchsuchen seiner Kleidung fand man auch keine Perle; aber als inan ihm auf der Polizei ein starkes Brechmittel eingab, kamen zwei schöne Perlen im Werte von 1600 und 1200 ^ wieder zum Vorschein.

Wirkung des Schlafmangels. Wir wissen, daß Schlafmangel außerordentlich ungünstige Ein­wirkungen auf Menschen und Tiere ausübt. Nicht zu verwechseln ist indeß mit demselben die Gewöhn­ung mancher Menschen, wenig zu schlafen, wie z. B. von Friedrich dem Großen und Napoleon erzählt wird. Immerhin fehlten in der Wissenschaft exakte Versuche über die nachteiligen Wirkungen, weshalb die Ausführungen von Privatdozent Dr. Weygandt beachtenswert sind. Zunächst ergab sich bei den Schlafmangelversuchen eine Verschlechterung der Auffassung. Die Silben einzelner Worte wurden nicht nur falsch erkannt, sondern vielfach ganz aus­gelassen. Besonders bei dem ersten Versuche, der in die sonst übliche Schlafzeit fiel, zeigte die Leistung ein starkes Sinken, woraufhin sie sich nur noch lang- !

nichts vorwärts will, wo alles um uns her wie er­starrt dasteht, und wieder Zeiten, wo ein Leid um das andere nach uns zielt. Habs erfahren!"

Als sich die Freunde nun trennten es mochte nach elf Uhr sein ging Martin, der letzte, an der Küche vorbei und trommelte an der Scheibe, dem Koch, der halbschlummernd, die weiße Mütze auf dem Kopfe, in einer Ecke saß, zu bedeuten, daß er hinausgelassen werden wolle. Dieser raffte sich gähnend empor, trat an Martin heran und tagte:Ich will Sie durch die Hintertüre hinaus­lassen, Signor! Ich denke, es ist besser so. Den ganzen Abend hindurch hat man zwei Kerle von verdächtigem Aussehen in der vordem Gasse herum­lungern sehen. Man hat zwar in der letzten Zeit wenig von derlei gehört indessen, Vorsicht schadet nie und besser ist besser Lwogim esser eauto!"

Damit öffnete er die Türe und Martin ging. Einen Augenblick dachte er daran wieder umzu­kehren und sich Jemanden als Begleiter mitgeben zu lassen; aber bescheiden wie er war, und furcht­loser Natur dabei, unterdrückte er den Gedanken und schritt die enge dunkle Gasse hinab.

Zwei verdächtig aussehende Kerle" dachte er bei sich.Wars mir doch, als ich abends in des Geldwechslers Laden stand und mir die große Banknote wechslen ließ, als ob zwei Galgengesichter zum Fenster hereinsähen und mich beobachteten! Sollten mir die Strolche nachgegangen sein? Ich hatte es mir doch in Italien zum Grundsatz ge­macht, nie abends Geld wechseln zu lassen und es

sam verschlechterte. Ganz erheblich war auch das Auswendiglernen erschwert. Jedoch war diese Ver­schlechterung keine gleichmäßig fortschreitende, sondern sie setzte am stärksten ein bei Beginn der Schlafzeit, um dann nur müßig weiter zu sinken. Die Einzel­leistung war so, daß jedesmal in den ersten fünf Minuten infolge des Eingreifens bewußter Willens­impulse, des Antriebes noch eine leidliche Gedächtnis­arbeit zu stände kam, dann aber die Leistung viel schlechter wurde, bis sie in den letzten fünf Minuten jedes Versuchsabschnittes wieder etwas anstieg, offenbar eine Folge des sogenannten Schlußantriebes. Dieser Schlußantrieb war besonders deutlich am Ende der ganzen Versuchsnacht, in den letzten fünf Minuten Lernarbeit, die morgens 6'/- Uhr lagen. Im ganzen ist die Wirkung des Schlafmangels allgemeiner und greift tiefer als die des Nahrungs­mangels. Namentlich im Gehirn scheinen bei Schlafmangel die allerschwersten Veränderungen vor sich zu gehen. Nach Hitzig wird die Erschöpfung infolge Schlafmangels durch das Uebermaß von Reizen bedingt, denen das Nervensystem ohne die notwendige Ruhe ausgesetzt wurde. Daß dadurch schließlich auch der körperliche Zustand wesentlich in Mitleidenschaft gezogen wird, liegt auf der Hand. Geistige Nachtarbeit hat also nach diesen Unter­suchungen wenig Zweck, wenn sie übertrieben wird.

Das Gähnen ist ein vorzügliches Mittel zur Kräftigung des menschlichen Organismus. Tiefe Atemzüge sind als die Brust- und Lungestärkend längst anerkannt. Von ärztlicher Seite wird versichert, daß das Strecken der Arme und das Ausdehnen des Brustskeletts in Begleitung des Gähnens, wobei sich auch die Lunge ausdehnen muß, die beste Form, die beste Form der Zimmergymnastik für alle sei, vorzüglich aber für diejenigen, welche an erschwerter Atmung leiden.

(Ranziges Salatöl wieder herzustellen.) Man gießt einige Tropfen Salpetergeist in das Oel; da­nach wird es 20 Minuten in heißes Wasser gestellt, damit es warm ,aber nicht heiß werde. Ist das so behandelte Salatöl erkaltet, so schmeckt es wieder wie frisch.

(Um das Lackleder gut zu erhalten,) bedient man sich folgender Zusammensetzung: 7 Teile gereinigtes Wachs, 3 Teile kohlensaures Natron, ein genügendes Quantum Pflanzenkohle. Diese Mischung gibt einen Lack, der einen ausgezeichneten Glanz gibt und das Lackleder konserviert.

(Kurzweil für Jung und Alt.)Die bösen Sieben!" Zu diesem Spiele werden alle willigen Anwesenden herangezogen. Es besteht in der Kunst, die Zahl 7 durchaus beim Vorwärtszählen zu ver­meiden, auch konsequent jede Zahl auszulassen, die irgendwie mit derbösen Sieben", sei es beim Mul­tiplizieren, Addieren oder Dividieren, zusammenhüngt. Da der Reihe nach so rasch wie möglich weiter ge­zählt wird, und der Zögernde sofort ein Pfand geben muß, bringt man es nicht weit bei dieser Zählweise, amüsiert sich aber recht über die Gedücht- nisschürfung und damit ist ihr Zweck erreicht.

immer direkt nach Hause zu tragen .... Wie war ich nur diesmal so unvorsichtig? Ich wollte, ich wäre schon daheim bei den Mo xellagrini!"

Er beschleunigte seine Schritte.

Die Gasse war dunkel; von modernem Gaslicht oder auch nur von Lampenbeleuchtung keine Spur. Es war, als seien alle Fenster vermauert, nirgends blinkte auch nur das kleinste Lichtlein. Alles war still, kein Wagen rollte mehr, keine Seele war weit und breit zu hören.

Er ging und ging und mußte sich schließlich sagen, daß er eine falsche Richtung eingeschlagen. Er kam ins Freie und sah, daß er auf einem Hügelrücken stand, zu dem aus der Tiefe die flachen Dächer emporragten. Den ganzen Himmel bezog ein dunkler, eisengrauer Flor, aus dem von Zeit zu Zeit ein Wetterleuchten hervorzüngelte. Er er­kannte bei diesem Schein die Gegend von Assisi.

Wieder wendete er sich einer schmalen Gasse zu, die in die Tiefe führte. Hier stand ein schwarzer Palazzo neben dem andern. Hier mußten vornehme Adelsfamilien wohnen.

Plötzlich hörte er rauhe, heisere Stimmen, zwei Menschen schlichen durch ein Seitengäßlein, das sich unfern öffnete, heran. Heinrich Martin erwartete von ihnen nichts Gutes und ging ein paar Schritte zurück. Sollte das nicht das unheimliche Paar sein, das ihm vor der Taverne aufgelauert hatte? Es hatte den Anschein. Und Martin trug nicht einmal einen Stock bei sich. Ein kleines Messer, mit dem er seine Bleistifte zu spitzen pflegte, war die einzige

Redaktion. Druck mid Verlag sn» L. Mrrh tn Aesendürg-

(Trost in Tränen.) Meister Schulze ist, wie die Tägl. Rdsch." schreibt, von seiner Reise, die er sich ausStandesrücksichten" leisten mußte, zurückgekehrt, machte es sich auf dem Sofa bequem und harrt der ersten kühlen Blonden, die ihm die Gattin spenden soll. Da kommt sein Jüngster, Marre, in die Stube und schreit:Vater, Mutter hat mir schon wieder mit det olle Holz jeyauen!"Na", sagt Vater Schulze tröstend,beruhige Dir man, Marxe, von morjen an verhaue ick Dir wieder."

(Er weiß Bescheid.) An einem Volksfeste tritt, wie dieLeipz. N. N." schreiben ein Einheimischer als schwarzbemalterWilder" auf und verzehrt mit scharfen, fletschenden Zähnen rohe Tauben und Fische. Ein Knabe nähert sich demWilden." Da ruft der Impresario:Geh iveg, der frißt Dich!" Ant­wort des Knaben:Der frißt mi nit, des isch mei Voatter!"

(Probates Mittel.) Reisender (in einer Univer­sitätsstadt):Wie kommt es denn, daß es jetzt des Nachts auf den Straßen so ruhig ist? Die Ruhestörungen werden wohl jetzt schwerer bestraft?" Wirt:Das nicht, aber wir haben die Nacht­wächter abgeschafft, und seitdem haben die Studenten keine Lust mehr am Radaumachen."

Zahlen-Rätsel.

Ein altes Spiel ist aus, sobald Das l, 2, 3 und 8 erschallt.

2, 3, 4, 5, 6 ill dir ist.

Solange du am Leben bist.

Doch schreibst du 3, 4, 5, 62 Oder auch 7 einerlei

So hast du, was dem Schüler oft Viel Kummer macht, ganz unverhofft.

Du kannst es nimmermehr verfehlen Und brauchst dich nicht damit zu quälen.

Hast du 1, 2, 1, 2 geschrieben.

So Haft du auch 1, 2, 6, 7.

Was diese Ziffern hier besagen.

Kannst du von jedem Kind erfragen.

Sobald es nur erst sprechen kann.

2, 1, 6, 5 geben dir an.

Was Kinder oft noch inniger lieben Als ihre 1 , 2, 6 und 7.

Ein Name ist 5, 6, 1, 2,

Nun rate, was das Ganze sei

Doch halt! Noch fehlen 9 und 10,

Wenn 5, 3, 4 vor ihnen stehen.

So kommt ein Wort daraus zustande.

Das in der Griechen schönem Lande Seit alten Zeiten zwar zu Haus,

Doch prägte seinen Inhalt aus Erst völlig die Philosophie,

Der Christentum den Adel lieh.

1, 2, 3, 4, 5, 6 und 7,

8, 9, 10 wird mit Fleiß betrieben Von Jedermann in jedem Land,

Nur wird's nicht immer so benannt!

Auflösung der Rätselfrage in Nr. 141.

Die Jungfrau von Orleans.

Richtig gelöst von Wilhelm Kainer in Neuenbürg.

Waffe, die er bei sich führte und wahrlich eine un­genügende. Ein Versteck, in welchem er sich den Blicken der beiden Herankommenden entziehen könne, war nicht zu entdecken. So wich er, sich fortwährend vorsichtig umschauend, Schritt für Schritt zurück, bis er in den tiefschwarzen Schatten kam, den ein weitvorragender Balkon aufs Pflaster warf.

Wie er so völlig ratlos, zögernd dastand und sich sagte, daß, wenn er zu laufen begänne, dies ein Signal zu seiner Verfolgung sein werde, falls diese Leute die gefährlichen Zwei seien während er so mit sich selbst beriet, stieß der Maler an einen Gegenstand, der im Schatten, seitwärts vom Balkons niederhing und ihn gerade ans Schienbein schlug. Es war eine Strickleiter. Er prüfte sie, sie hing fest. Wer sich in solcher Lage wie Martin befindet, überlegt nicht lange.Auf dem Balkon bin ich sicher und gehorgen!" fuhr es blitzschnell durch seinen Kopf und oben war er im Nu, den Schutz preisend, den der alte, hart und abstoßend aussehende Palazzo ihm so unerwartet gewährte.

Mit einem Satz war er über der Ballustrade.

Instinktiv wollte er nun die Strickleiter, die ja auch von den andern bemerkt werden konnte, nach sich ziehen. Aber er war mit dem Mechanis­mus derselben unbekannt, seine Absicht schlug fehl. Halb auf dem Weg in die Höhe, hackte das Ding sich aus und fiel hinunter. Das war Martin höchst unangenehm, aber was auf der Straße vorging, ließ ihm keine Zeit darüber nachzndenken. Die Strolche standen gerade unter dem Balkone. (Fortsetzung folgt.)