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Neuenbürg, Mittwoch den 12. September M)6

yrqang.

Bei der Tafel für die Provinz Schlesien am Samstag abend hat der Kaiser eine bemerkens­werte Rede gegen die Schwarzseher gehalten.

Liegnitz, 10. Sept. Der Kaiser stieg hente morgen in Bielwiese zu Pferd, begab sich in das Manövergelände nach Oberheidan und fuhr nach­mittags im Automobil über Parchwitz und Wahl­statt nach Liegnitz, wo er um 5'/s Uhr eintraf, begleitet vom Prinzen Oskar und dem Gefolge und von der Bevölkerung stürmisch begrüßt. Vor dem neuen Rathause begrüßte Regierungspräsident Frei­herr v. Seherr-Thoß den Kaiser. Der Kaiser erwiderte, indem er auf seine am Samstag bei der Ziviltafel in Breslau gehaltene Rede hinwies.

Schöneberg, 10. Sept. Der Kronprinz traf gestern abend im Manövergelände des Gardekorps ein und nahm auf dem Gute des Ministers von Podbielski in Dalmin Wohnung.

Eine Korrespondenz will wissen, daß der Kron­prinz nach dem Schlüsse des Manövers, vielleicht am 15. Septbr., zum Major avancieren werde. Das Avancement erfolgt verhältnismäßig spät. Der Kronprinz steht bereits im 24. Lebensjahre. Sein Vater und sein Großvater avancierten im 22. Jahr zum Major, sein Urgroßvater bereits im 17.

Mainau, 10. Sept. Der Großherzog und die Großherzogin sind von Badenweiler hier ein­getroffen. Am Samstag erfolgt die Abreise nach Karlsruhe.

Karlsruhe, 10. Sept. DieKarlsr. Ztg." veröffentlicht folgenden Erlaß des Großherzogs: An mein teueres, badisches Volk! Die zahlreichen Kundgebungen treuer, liebreicher Wünsche, die mir zur Vollendung des 80. Lebensjahres zuteil gewor­den sind, legen mir die werte Pflicht auf, meiner Dankbarkeit entsprechenden Ausdruck zu verleihen. Ich glaube diesem Bedürfnis in sichtbarer Weise zu entsprechen, wenn ich im Hinblick auf die Regier­ungsjahre, in denen es mir vergönnt war, meine Kraft den Interessen meines geliebten Landes zu widmen, ein Vorbild erwähne, das meinem Wirken vorschwebte. Zur Zeit, da es meinem verehrten Großvater Friedrich gelungen war, das Großherzog­tum Baden zu der Bedeutung zu erheben, welche es berechtigte, entsprechenden Anteil an dem Wieder­erstehen des deutschen Reiches zu nehmen, sprach er die unvergänglichen Worte:Es muß als unum­stößlicher Grundsatz bei unseren spüleren Nachkommen gelten, daß das Glück des Regenten von der Wohl­fahrt des Landes unzertrennlich sei." Dieser vor 100 Jahren ausgesprochenen Mahnung nachzustreben ist die denkbar schönste Aufgabe für die Nachfolger des großen Fürsten und es gehört die ganze Geistes­kraft eines starten Willens dazu, hiernach gesegneten Erfolg zu erreichen. In meiner langjährigen Wirk­samkeit fand ich immer von neuem, daß die wichtige Beurteilung der Gegenwart von der genauen .Kennt­nis der Vergangenheit abhängt und es daher erfor­derlich ist, die Regierungstätigkeit der fürstlichen Vorgänger so genau ins Auge zu fassen, um die wahren Bedürfnisse, deren Pflege ihnen anvertraut ist, richtig nachzndenken. Daß mir schon frühzeitig vergönnt war, die Pflicht des fürstlichen Berufes kennen zu lernen und mich der geschichtlichen Ent­wickelung des politischen Lebens zu widmen, mußte ich erkennen, daß die Erfahrung das entscheidende Wort ist. Von dem Bewußtsein getragen, daß die Interessen eines Landes nur durch Zusammenwirken aller berechtigten und verpflichteten Kräfte zum rich­tigen Ziele geführt werden könne, hoffe ich auf die Fortdauer des mir bisher erwiesenen Vertrauens und will, so Gott mir die Gnade fernerer Wirksam­keit schenken sollte, meine mir von ihm auferlegte Pflicht treu und in aller Hingebung in Zukunft zu ^füllen bestrebt sein. In vollem Gefühle danke ich

allen denen, die in so liebreicher Weise meiner gedacht haben. Schloß Badenweiler 1906. Gez. Friedrich."

Zwischen Norwegen und Deutschland ist eine neue Kabelverbindung hergestellt worden. Die Auslegung des neuen telegraphischen Kabels zwischen Norwegen und Deutschland wurde in der Nacht zwischen dem 8. und 9. September beendet. Das erste Telegramm wurde aus dem Kabel am 9. September kurz nach Mitternacht befördert und war ein Telegramm des Königs Haakon an den deutschen Kaiser. Der König sandte dem Kaiser seine besten Grüße und sprach die besten Wünsche für die neue Verbindung aus.

Wien, 10. Septbr. Der Kaiser begibt sich morgen zu hinein 1012tägigen Aufenthalt nach Ischl, um dort völlige Genesung von der letzten Erkältung zu finden. Vormittags wohnte der Kaiser dem Seelenamt für die Kaiserin Elisabeth bei. Heute am Sterbetag der Kaiserin Elisabeth fuhr der Kaiser im Laufe des Vormittags an der Kapuzinerkirche vor und verweilte etwa 10 Minuten in der Gruft. Der Kaiser legte an den Särgen der Kaiserin und des Kronprinzen Rudolf, wo er kurze Gebete ver­richtete, Kränze nieder.

Petersburg, 10. Septbr. In den nächsten Tagen wird im Ministerium des Innern eine besondere Kommission, bestehend aus den höchsten Beamten des Ministeriums unter dem Vorsitz Stolypins zusammentreten zur Feststellung von Grundsätzen für eine allgemeine Reform der Gouvernementsversammlung und Ausarbeitung eines Programms für die weiteren Arbeiten zur bevorstehenden Reform der örtlichen Verwaltung.

In dem Befinden der 14jährigen Tochter des russischen Ministerpräsidenten Stolppin, die bei dem Attentate aufs schwerste verwundet wurde, ist eine entscheidende Wendung zum Besseren einge­treten. Die Aerzte waren im ersten Augenblicke der Ansicht, daß das Leben des jungen Mädchens nur durch Ablösung beider Beine gerettet werden könnte. Sie schoben diesen Eingriff indessen auf die Bitten des Vaters hin zunächst noch hinaus. Und jetzt kann als gewiß gelten, daß das junge Mädchen ohne die Amputation genesen wird, die es für das ganze Leben zum hilflosen Krüppel gemacht hätte. Unter denjenigen Opfern des Attentates, die so furchtbar verstümmelt waren, daß es nicht möglich schien, ihre Persönlichkeit festzustellen, ist jetzt eine Fürstin En- doxia Cantacuzene erkannt worden; es bleiben noch 3 Leichen, von denen man nicht das geringste weiß und auch je kaum erfahren wird.

Kiew, 10. Septbr. Heute früh überfielen in dem Flecken Bjelajazerkow mehrere bewaffnete Männer die Filiale der Diskontobank und raubten trotz der Anwesenheit mehrerer Personen 80 000 Rubel, töteten einen der Anwesenden. Einer der Täter beging aus Furcht festgenommen zu werden, Selbstmord.

Eine böse Katastrophe wird aus dem Kau­kasus gemeldet: Nach einem Telegramm aus Tiflis ist die 5 Kilometer ausgedehnte Ortschaft Kwared (Kr. Telaw) durch Sand, Schlamm und Steine, die von den Bergen herabkamen, fast ganz zerstört worden. Unter dem Schlamm sind bisher 55 Leichen hervorgezogen worden. Man nimmt an, daß außerdem 200 Personen umgekommen sind. Auch viel Vieh ist zu Grunde gegangen; viel Getreide, sowie die in diesem Jahr eine besonders reiche Ernte versprechenden Weingärten sind ver­nichtet.

Nach Meldungen aus Sidlec schoß heute vormittag 8 Uhr das Militär dort mit Kanonen. Es sollen zwei Häuser zerstört und etwa 100 Personen getötet und 200 verwundet worden sein. Die Zahl der Verhafteten beträgt etwa 1000. Die Stadt ist wie ausgestorben; niemand wird eingelassen.

China erhebt von neuem Protest gegen die Errichtung japanischer Gerichtshöfe in Kwan- tung mit der Begründung, daß nach den früheren Abmachungen mit Rußland die chinesischen Staats­angehörigen nicht gehalten gewesen seien, den Ge­setzen des Staates, an den das Gebiet verpachtet ist, zu gehorchen. China protestiert auch gegen den Titel Generalgonvernenr, der dem obersten japani­schen Beamten in der Provinz Kwantnng beigelegt worden ist.

Ansichtskarten im Weltverkehr. An­sichtskarten mit brieflichen Mitteilungen aus der Vorderseite sind jetzt im Berkehr mit der ganzen Welt zur Beförderung gegen die Postkartentare zu­zulassen. Das Reichspostamt hat die Postämter soeben angewiesen, solche Karten auch im Verkehr nach außereuropäischen Ländern nicht mehr mit Nach­porto zu belasten und derartige Karlen aus außer­europäischen Ländern ohne Nachtare auszuhündigen, mögen sie mit Strafporto belegt sein oder nicht. Von besonderer Bedeutung ist die Neuerung für den Verkehr mit den Vereinigten Staaten von Nord­amerika, wo der Generalpostmeister schon vor einigen Wochen eine entsprechende Verfügung erlassen hat. Bei gewöhnlichen Postkarten werden Mitteilungen auf der Vorderseite vom 1. Ott. 1907 an zugelassen.

Nürnberg, 9. Septbr. Jetzt, nachdem die Landesausstellung in einigen Wochen (15. Ott.) zu Ende geht, nimmt der Fremdenverkehr eine ganz riesige Gestaltung an. Heute nacht hatte der Wohnungsausschu^ der Landesausstellung, welcher vor Beginn der Landesausstellung für Beschaffung von 7000 Privatwohnungen Sorge zu tragen hatte, vollständigausverkaust", da er gestern allein 4000 Wohnungen vergab. Daß durch den ungemein großen Ausstellungsbesuch und den starken Fremden­verkehr viele Millionen Mark unserer Stadt zu­fließen, ist einleuchtend.

Am Samstag früh wurde der Major von Langsdorfs vom 3. Bataillon des Infanterie- Regiments 169, das zur Zeit in Stockach im Manöver liegt, von einem Schlaganfalle betroffen. Der Major stürzte vom Pferde und brach das Ge­nick. Der Tod trat sofort ein-

Das Landgericht Weimar verurteilte 7 Teut- lebener Einwohner, darunter den Bürgermeister, wegen Aussetzung eines totkranken Handwerks­burschen zu je fünf Monaten Gefängnis.

Metz, 9. Sept. Eine aussehenerregende Ver­haftung wurde gestern hier vorgenommen. Im Bürgerbräu" nahmen gegen 1 Uhr mittags Ge­heimpolizisten drei elegant gekleidete Franzosen, die seit mehreren Wochen dort verkehren, fest. Die drei Verhafteten haben in letzter Zeit in Rietz und Umgegend falsche oder doch wertlose ausländische Wertpapiere unter anscheinend günstigem Angebot abgesetzt; sie sollen dabei gute Geschäfte gemacht und manchen hereingelegt haben. Die Geschädigten werden anfgesordert, der Polizei oder Staats­anwaltschaft ihre Angaben zu machen.

Achern, 10. Sept. Im Granitsteinbruch bei Ringel wurde durch einen einzigen Sprengschuß ein Granitblock losgelöst, der einen Rauminhalt von etwa 5000 Kubikmeter hat. Das gesprengte Stein­material zerschlug sich in mehrere Teile, wobei ein Block davon etwa 20 Nieter lang, 10 Meter breit und 8 Meter hoch ist. Das riesige Monstrum zu bearbeiten, würde rund 50 Arbeiter etwa 3 Jahre lang beschäftigen. Das Bohrloch in dem Felsen, von dem die Masse gesprengt wurde, war 11 Meter tief und faßte 20 Zentner Pulver, welches Quantum die große Wirkung bei der Sprengung erzielte. Dieser einzige Schuß mit seinen Vorarbeiten habe einen Kostenaufwand von 1500 verursacht.

Der Millionensegen der diesjährigen Schweizer. Aus Bern wird englischen Blättern berichtet: Man hatte in der Schweiz gefürchtet, daß die strengen Maßnahmen gegen das Automobil-

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